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Veröffentlicht am 23.11.2018

Der Titel ist eine Lüge. Meisterwek!

Ein einfaches Leben
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Worum es geht:

Sunja wächst behütet in einem kleinen Dorf nahe Busan als Tochter einer Pensionsinhaberin auf. Anfang der dreiziger Jahre als Teenager verliebt sie sich zu ihrem Fehler in einen verheirateten ...

Worum es geht:

Sunja wächst behütet in einem kleinen Dorf nahe Busan als Tochter einer Pensionsinhaberin auf. Anfang der dreiziger Jahre als Teenager verliebt sie sich zu ihrem Fehler in einen verheirateten Mann und wird schwanger. Ihre einzige Hoffnung ist der Junge Pastor Isak Beak, ebenfalls Koreaner, auf dem Weg nach Osaka. Er bietet ihr die Ehe und damit Sicherheit und einen Namen für ihr ungeborenes Kind an. Dafür soll sie mit nach Japan, ein ihr unbekanntes Land, und ebenfalls einen ihr unbekannten Gott glauben. Während Japan Korea weiterhin unterdrückt und Sunja in Osaka nur Fremdenhass wiederfährt, versucht sie das Beste aus ihrer Situation und für ihre Familie zu machen um zu überleben und vielleicht ein wenig Glück zu finden. Aber wie Yangjin ja schon meinte: Die Aufgabe der Frauen ist es zu leiden...

"Für jedes Schiff voller Idioten, die nach Korea zurückwollen, kommen hier zwei Schiffe mit Flüchtlingen an, weil es da nichts zu essen gibt. Die Lage der Leute, die direkt aus Korea kommen, ist noch verzweifelter als Ihre hier. Sie arbeiten für hartes Brot. Frauen prostituieren sich nach zwei Tagen Hunger oder schon nach einem, wenn sie Kinder zu ernähren haben. Sie träumen von einer Heimat die es nicht mehr gibt."

Meine Meinung:

Pachinko, wie das Buch auf English heisst und das japanische Wort für Glücksspielautomaten ist, hat in der englischen Version schon für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt. Nominiert für den Nation Book Award hat das Epos Jin Lee's ebenfalls den "Goodsreads Best Fiction 2017" Preis gewonnen.

Bereits 1989 hatte die Autorin die erste Idee zu Pachinko, eine Geschichte die sich auf fast 100 Jahre erstrecken sollte. Beginnen wir mit der Reise Sunja's, die 1920 ungewollt Schwanger wird und von Südkorea nach Osaka zieht, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Bis 1989 begleitet der Leser Sunjas Geschichte, mal mehr mals weniger, bis zu ihrem Enkel Solomon. Krieg, Unterdrückung, Armut, Rassismus... Während Sunjas Familie immer nur das eine versucht, dazuzugehören, wird doch immer deutlich, dass sie als Zainichi ungewollte Bürger zweiter Klasse sind. Als nicht Japaner gehört man einfach nicht dazu, egal die wievielte Generation man ist, die in dem Land geboren und aufgewachsen ist. Ab dem 14. Geburtstag muss jeder Zainichi alle 3 Jahre eine neue Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Ein Leben mit der ständigen Angst deportiert zu werden. Eine Angst die in jedem Kapitel, jeder Handlung zur Geltung kommt. So wie bei den Pachinkomaschinen rumgetrickst wird, wird auch immer im Leben der Koreaner rumgetrickst, um sicherzustellen, dass man einfach nicht gewinnen kann.

"Es stimmte zwar, dass die meisten Menschen in dem Lokal hofften, an den Maschinen kleine Summen zu gewinnen, aber die Spieler kamen auch, um der unheimlichen Stille auf den Strassen zu entkommen, wo kaum jemand grüsste, oder um dem lieblosen Zuhause fernzubleiben, wo Mütter bei den Kindern schliefen statt mit ihrem Mann, oder um die überheizten Pendlerzüge zu vermeiden, wo es gebilligt wurde, dass Wildfremde einander anrempeln, nicht aber, dass sie ein Gespräch miteinander anfingen."

Was das Buch so reich macht, sind ausserdem die springenden Persektiven innerhalb der Familie. Sowie eine Figur an Bedeutung gewinnt oder eingeführt wird, bekommt der Leser exklusive Einblicke in dessen Leben. Begonnen mit Sunja, durch und durch Koreanerin die nie ein anderes Land oder Sprache gekannt hat. Ihre angeheiratete Familie, die sich ein Leben in Osaka aufgebaut haben. Übergang auf die Kinder, welche nur noch gebrochen koreanisch können, dafür fliessend Japanisch und sich trotz Mobbing in der Schule einordnen wollen. Vor allem Noa, Sunja's Sohn tut sich schwer mit der Ausgrenzung. Selbst mit der Verleumdung seiner Herkunft und Gründung einer Familie schafft er es nie sein Glück zu finden. Schlussendlich Solomon, Sunja's Enkel. Geboren und Aufgewachsen in Japan, Schüler an den besten und teuersten Schule, erlebt bis zum Ende den Rassismus, wobei jemand kaum mehr integriert sein könnte.
Neben dem Druck von Aussen müssen die Protagonisten allerdings auch mit Scham und Schuld leben. Meistens ist es der Stolz, der sie daran hindert ihr Leben zu verbessern, festgefahren in ihrer Kultur und einer bestimmten Art zu denken. Statt Hilfe anzunehmen, wird sich lieber fast zu Tode gehungert, weil der Mann ja nicht als Unfähig dastehen darf. Die grosse Angst vor "Was werden die Leute sagen" lebt in jeder Figur und hat mich so manches Mal aufgeregt. Hier wird man in eine Kultur und dessen Gebräuche eingeführt, die so ganz anders sind, als das was man kennt, dass Verständnis manchmal schwer fällt.

Ich wage mich vor und behaupte, dass "Ein einfaches Leben" ( Der Titel ist eine Lüge! ) das beste Buch ist, das ich dieses Jahr gelesen habe. Für mich wurde hier wirklich alles vereint. Familiendrama, Japan, Geschichte, tolle Figuren. Man leidet mit. Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits: Mir hat mal wieder das Knistern gefehlt. Mehrere Liebesgeschichten und es las sich teilweise recht faktisch und wird meistens nur oberflächlich gestreift... Einzig Kim mit seiner Liebe zu Kyunghee hat mich für sich gewonnen. Dennoch ist "Ein einfaches Leben" ein Page Turner par excellence!

"Jeden Morgen manipulierten Mozasu und seine Angestellten die Maschinen, um die Ausschüttungen zu reduzieren - wenige Gewinner und viele Verlierer, das war die Regel. Etsuko hatte in einem wesentlichen Punkt versagt - sie hatte ihren Kindern nicht beigebracht, zu hoffen und an die vielleicht absurde Möglichkeit zu glauben, dass sie gewinnen könnten. Pachinko war ein dummes Spiel, das Leben aber nicht."

Veröffentlicht am 23.11.2018

Was für eine starke Frau!

Hemingway und ich
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Worum es geht:

"Wir hätten Kuba niemals verlassen sollen"

Während des Spanischen Bürgerkrieges verlieben sich eine Frau und ein Mann. Die Namen kennt man: Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Jahrelang ...

Worum es geht:

"Wir hätten Kuba niemals verlassen sollen"

Während des Spanischen Bürgerkrieges verlieben sich eine Frau und ein Mann. Die Namen kennt man: Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Jahrelang kämpft sie nicht nur um schriftstellerische Aufmerksamkeit sondern auch um ihn. Doch er ist bereits verheiratet und seine Frau gibt ihn nicht so leicht her. Schauplatz dieser Liebe ist der Krieg in wechselnden Ländern, aber auch der Krieg in einem selbst, denn wie viel sind wir bereit von uns aufzugeben für den Menschen den wir am meisten lieben?

Meine Meinung:
Niemand bringt mich mehr dazu, mich in in Ernest Hemingway zu verlieben, wie McLain. Bin ich eigentlich kein Fan von Hemingway, hatte sie mich in "the Paris Wife" bekehrt. Dazu kommt, dass historische Fiktion eigentlich nicht mag. Noch so eine Ausnahme die ich für McLain mache. Dank ihres Debüt habe ich mich in die 20er Jahre vernarrt, habe Hemingways Werke gelesen, ebenso wie Fitzgerald und allmögliche Romane die das eine sowie beides vereinen.

"Er würde mir das Herz brechen. Das wusste ich bereits, auch wenn ich sonst nichts wusste."

Nun beginnt sich McLain mit "Hemingway und ich" ( auf English: Love and Ruin ) wieder auf die Spuren einer außergewöhnlichen Frau und Hemingway. Mit Martha Gellhorn schafft sie es nicht nur, Kriege und Abenteuer aus der Sicht einer Frau zu porträtieren, sondern ebenfalls Fans vom ersten Buch einen weiteren Lebensabschnitt Hemingways zu liefern, ohne ihn als Hauptfigur zu benutzen.
Das Thema der starken Frau in einer Männerwelt, einer Frau die ihrer Zeit vorraus war, ist ein roter Faden in all ihren Werken, wie auch wundervoll umgesetzt in "Lady Afrika". Bei dieser fiktionalen Biografie weiss der Leser zwar vorab wie es enden wird, dieser Umstand hat allerdings auch die Kinogänger 1997 nicht aufgehalten Titanic zum meist gesehenen Film seiner Zeit werden zu lassen. Sanft vermischen sich jahrelange Recherche, Fakten und Wunschvorstellung.

"Wir hatten alle Zeit der Welt, um einen fürchterlichen Fehler zu begehen."

"Hemingway und ich" ist ein Kriegsbuch, ein Abenteuerroman, eine Liebesgeschichte, ein Epos. Die Gabe eine Welt entstehen zu lassen bringt den Leser dazu sich vor Granaten zu ducken, die Landschaften Chinas vor Augen zu sehen, sich von Hemingway losreißen zu wollen um sich einen eigenen Namen zu machen.
Denn so wie man sich in ihn verliebt, sosehr will man sich mit Martha von ihm distanzieren. Die einzige Frau die es bereute mit ihm verheiratet gewesen zu sein. Die ihr ganzes restliches Leben vermied mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden. Marthas Geschichte hält mehr bereit als nur die Ehefrau Hemingways gewesen zu sein. Hier erleben wir die Darstellung einer Frau die um sich selbst kämpft. Um ihren Namen, ihr Vermächtnis.
Ein weiterer Punkt, der mich persönlich sehr ansprach waren die Reiselust und fehlenden Muttergefühle. Schön beschrieben wird hier wie eine Frau immer noch herzlich und von Wert sein kann, selbst ohne den Wunsch nach Sesshaftigkeit und Kindern. Ein Skandal zu ihrer Zeit. Aber Martha war immer im Kampf zwischen Konventionen und sich selbst treu bleiben. Zum Glück gewann ihr Wunsch nach Authentizitä́t . Wie auch schon der Umstand, dass die beiden 4 Jahre "in Sünde" gelebt hatten bevor es zur Hochzeit kam. Oder dass sie als verheiratete Frau nach China ins Kriegsgebiet wollte.
McLain sagt offen, dass ihre Martha ein Wunschbild ist und so gut sie auch recherchierte, war die richtige Martha doch sehr gründlich im zerstören von Unterlagen und Briefen. Allerdings beließ sie kleine Fehler auch sein. So hat Martha in ihren Berichten etwa einen Namen falsch geschrieben. McLain beließ den Schreibfehler. Ein sehr süßes Detail wie ich finde.

"Es ist wirklich schön, Rabbit, aber es gibt da auch eine noch jene anderen Seiten in mir, und ich weiss nicht recht, ob diese Seiten zusammenpassen, ob sie es überhaupt können. Ich will leidenschaftlich an die Dinge herangehen und meinen Geist füttern und die Welt bereisen. Ich möchte lieber auf eine düstere, gefährliche Weise glücklich sein, wie auf Messers Schneide, als von meinem Weg abzukommen und mich selbst zu verleugnen."

Veröffentlicht am 23.11.2018

Das Leben auskosten

Die Unsterblichen
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Worum es geht:

Die Geschwister Gold erleben 1969 einen ziemlich langweiligen Sommer. Dies ändert sich als Daniel von einer Wahrsagerin erfährt. Diese kann nur eines, nämlich den Todestag vorhersagen, ...

Worum es geht:

Die Geschwister Gold erleben 1969 einen ziemlich langweiligen Sommer. Dies ändert sich als Daniel von einer Wahrsagerin erfährt. Diese kann nur eines, nämlich den Todestag vorhersagen, aber das dafür unfehlbar. Die Kinder suchen sie auf und erfahren wann ihr letzter Tag auf Erden sein soll. Keiner konnte ahnen wie sich das Leben der vier dadurch verändern soll... Simon, den Jüngsten, zieht es Anfang der 1980-er Jahre nach San Francisco, wo er nach Liebe sucht und alle Vorsicht über Bord wirft. Klara, verwundbar und träumerisch, wird als Zauberkünstlerin zur Grenzgängerin zwischen Realität und Illusion. Daniel findet nach 9/11 Sicherheit als Arzt bei der Armee. Varya wiederum widmet sich der Altersforschung und lotet die Grenzen des Lebens aus. Doch um welchen Preis?
- Teilnutzung des Originalklappentextes @btb

Meine Meinung:

"Vielleicht wäre nichts geschehen, wäre es nicht mitten in den Sommerferien gewesen, hätten nicht anderthalb Monate Langeweile hinter ihnen und anderthalb Monate Langeweile vor ihnen gelegen"

Was würdest du tun, wenn du den Tag deines Todes kennen würdest?
Die Gold Kinder reagieren alle recht unterschiedlich darauf, basierend auf die Länge des vorhergesagten Lebens. Simon bekommt mit 7 Jahren gesagt, dass er kaum über die zwanzig Jahre hinauskommt. Ein Wissen welches ihn dazu verleihtet waghalsig so viel Leben wie möglich in sich aufzunehmen. Hätte er es nicht geglaubt, hätte er anders gelebt? Obwohl er in ständiger Angst vor dem Datum gelebt hat, hat er versucht sein Ding durchzuziehen. Die dunkle Wolke mit der Vorahnung, dem Wissen, dass das Datum stimmt verfolgte ihn aber sein ganzes Leben.
Arbeitete er darauf hin, oder kam, was kommen musste?
Das gleiche könnte man sich zu Klara fragen. Hat sie letztendlich nur getan, was sie glaubte tun zu müssen um die Vorhersagung zu erfüllen?

"Aber noch etwas anderes erzeugte die Atmosphäre, die für diese Pilgerfahrt notwendig war: In diesem Sommer sind sie noch auf eine Weise Geschwister, wie sie es nie wieder sein werden. Im nächsten Jahr wird Varya mit ihrer Freundin Aviva in die Catskill fahren. Daniel wird in die geheimen Rituale der Nachbarsjungs eintauchen, und Klara und Simon werden sich selbst überlassen sein. Aber im Sommer 1969 sind sie noch vereint, ein fest zusammen geschweißter Haufen."

Die Frage ob der Glaube die Wahrsagung wahr macht oder man ihr nicht entkommen kann wird hier in 4 Beispielen schön ausgeführt. Jedes Kind bekommt seinen Abschnitt, in der Reihenfolge der Tode. Die 4 Leben die dem Leser hier präsentiert werden, könnte alle auch nicht unterschiedlicher sein. Simon beginnt sich in die Welt des Tanzes, während der 80er Jahre als Homosexueller in San Fransisco.
Klara entführt uns in die Welt der Magie, Zaubershows und Las Vegas. Daniel wirkt dagegen sehr brav. Als Arzt für die Armee stellt sich ihm die Frage nach Prinzipien durchsetzen oder Befehle befolgen. Varya entschied sich für Laborstudien zur Langlebigkeit.
In jedem der Abschnitte werden dem Leser überraschende Wendungen von vorherigen Momenten übermittelt, die das Buch so besonders machen. Hat man eben noch in Klaras Welt "gelebt" und gedacht man wisse alles, kommen bis zum Schluss unerwartete Offenbarungen.
Teilweise ist es leider recht vorhersehbar. Vor bei Simon war sehr schnell klar was passieren würde. Und manchmal wiederholt Benjamin sich ein bisschen zu sehr um einen Punkt rüber zu bringen. Dennoch hält die Geschichte einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.
Das Buch durchzieht einen Grundton an Traurigkeit. Nicht nur die unumweichlichen Verluste durch den Tot, auch das sich verlieren als Familie. Das gemeinsame Wissen treibt die Kinder auseinander. Nur Klara und Simon hielten zuerst zusammen. Mehr als Einmal hatte ich Tränen in den Augen während der Lektüre. Umso schöner dann als gegen Ende die übrige Familie sich sucht und sich um Zusammenhang bemüht. Eine Art Happy End, trotz allem.

Veröffentlicht am 23.11.2018

Immer wieder eine Freude

Den Himmel stürmen
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Worum es geht:


Teresa wird von klein auf aufgefordert ihren Vater in den Sommerferien in seine Heimat in Apulien zu begleitet und ihre Oma zu besuchen. Eines Nachts wird sie wach von den Geräuschen ...

Worum es geht:


Teresa wird von klein auf aufgefordert ihren Vater in den Sommerferien in seine Heimat in Apulien zu begleitet und ihre Oma zu besuchen. Eines Nachts wird sie wach von den Geräuschen dreier Jungs, die gerade in ihren Pool einbrechen und Spass haben.

Bern, Tommas, Nicola und Teresa werden Freunde und jeden Sommer wird das Verhältniss intensiver, bis sie mit 18 mit einem der Jungs mehr wird als nur Freunde. Bern ist ihre erste grosse Liebe, nur um Sang und Klanglos zu verschwinden. Bis zum Gebräbnis ihrer Oma...

Meine Meinung:


Paolo Giordano hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Dementsprechend schwer fällt es mir eine Rezension zu seinen Büchern zu schreiben. Ich werde alles lesen, was er mir vorlegt. Mit "Den Himmel stürmen" wusste ich noch nicht mal die Inhaltsangabe bevor ich zu lesen begann, und das ist vielleicht auch die richtige Angehensweise. Lasst euch überraschen, so wie ich.

Ich habe definitiv nicht erwartet, soviel über Olivenbäume zu erfahren, oder Bibelverse.
Bern und Teresas Beziehung ist intensiv und mehr als einmal fragte ich mich: "Glaubt Paolo ernsthaft so eine Figur wär der Traum aller Mädchen?" Ja, ich hatte Probleme mit Bern. Nichts an ihm fand ich ansprechend, und doch... Er hat gefesselt.
Paolo meinte zu Bern, er sei wie ein astronomisches schwarzes Loch, welches alles und jeden in seiner Umlaufbahn in den Bann zieht, beschleunigt und zur Höchstform bringt, nur damit sie am Ende verglühen...

Und ich konnte das nachvollziehen am Ende des Buches. Bern hat einen Sog ausgeübt, ob man wollte oder nicht. Alle Figuren waren mir recht unsympathisch.

Die 4 Freunde bauen sich eine Selbsterhaltungskomune auf, immer drum bemüht so weit weg vom Konsum und Umweltverschmutzung zu kommen wie möglich. Während der Streiks und Tier sowie Baumrettungsversuche, reiben die unterschiedlichen Charaktäre öfters mal aneinander. Vor allem Teresa und Tomasso scheinen beide um Bern zu buhlen, während Nicola immer mehr ausgegrenzt wird, und auch er ist unglücklich verliebt.
Mit Spannung verfolgt der Leser das Zusammenleben dieser Zeitbomben, die alle durch Berns Überzeugung zusammen gefunden haben. Er steigert sich von einem Glauben in den nächsten, unfähig etwas in Maßen anzugehen. Eifersucht ist ein grosses Thema, aber mehr noch die Liebe und wieweit man gehen würde.
In abwechselnden Perspektiven und in Rückblenden wird die Geschichte langsam aufgearbeitet. Durch die Einschüsse anderer Einsichten entwickeln sich Szene zu immer detailierteren Bildern. So entstehen viele Überraschungen die der Leser entdecken kann. Kaum etwas war wie es schien und nur mit allen Blickwinkeln kann man sich ein fast komplettes Bild machen.
Ein wundervolles Abenteuer von einem Buch. Definitiv ein Highlight dieses Herbstes.

Veröffentlicht am 23.11.2018

Bleibt sich treu

Sowas kann auch nur mir passieren
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Worum es geht:

George hat einfach kein Glück. Nachdem sie gekündigt wird sucht sie trost bei ihrem Freund Robin, der eben in dem Moment seine Assistentin vögelt. Arbeitslos und Single versucht Georgina ...

Worum es geht:

George hat einfach kein Glück. Nachdem sie gekündigt wird sucht sie trost bei ihrem Freund Robin, der eben in dem Moment seine Assistentin vögelt. Arbeitslos und Single versucht Georgina trotz allen Widrigkeiten ihr Leben in den Griff zu kriegen und scheint als Kellnerin im neuen Pub The Wicker endlich zumidnest eine Arbeit gefunden zu haben, die sie mag. Wenn da bloss ihr Chef nicht wäre... Lucas, wunderschöner Ire und ihr erste grosse Liebe aus der Schule. Da ist es fast schon ein Glück, dass er sich nicht an sie erinnern kann, oder etwa doch?

Meine Meinung:

Ach Mhairi. Chicklit nach meinem Geschmack. Wer mal so richtig abschalten und bisschen entspannen will, sollte unbedingt hier zugreifen. Ich kanns nur immer und immer wieder sagen: Wundervolle Frauenunterhaltung mit Niveau. Für mich besonders schön ist immer wieder, dass es halt auch in einem Altersrahmen spielt, in dem ich mich gerade befinde.
Neben der Liebesgeschichte, die selten im Vordergrund ist, in meinen Augen, dreht sich hier alles um Selbstaktzeptanz.
Von klein auf besteht das denken, dass "irgendwann" und "später" etwas passiert. Später bin ich alt genug um... Irgendwann hab ich das schöne Haus, den tollen Job, den Supermann als Partner. Georgina lebt als Kellnerin vor sich hin und wartet auf das Irgendwann, wenn alles besser sein wird. Doch je älter sie wird, desto öfter kommt der Gedanke, dass Irgendwann Jetzt ist und sich jetzt bis später vielleicht nicht mehr viel ändern wird. Statt in der Zukunft zu leben, könnte man es ja mal mit dem Jetzt versuchen und zu aktzptieren was man hat und damit versuchen glücklich zu sein.
Nicht ganz so einfach. Vor allem mit den Schicksalsschlägen in ihrem Leben und den momentanen Situationen. Kaum einer, ausser ihren Freunden, scheint wirklich an sie zu glauben oder hinter ihr zu stehen. Statt die Situationen auszuklären, aktzeptiert sie einfach die schlechte Meinungen und neigt dazu, diese auf sich selbst zu projizieren.
Erst aus der toxischen Beziehung befreit, beginnt sie ihr Handeln zu hinterfragen und den Weg der Besserung einzuschlagen. Mit der neuen Arbeit und einem bisher unbekannten Sicherheitsgefühl fängt sie an, an ihren Träumen zu arbeiten. Schriftstellerin werden. Bei einem Geschichtenwettbewerb mit Gewinn einer Kolumne beginnt sie den ersten Schritt in die richtige Richtung. Und es soll nicht der Einzige sein.
Mit "sowas kann auch nur mir passieren" muss ich zugeben hat Mhairi für meinen Geschmack ein wenig übertrieben mit der Situationskomik. George durchlebt ein wenig viel auf einmal. Doch davon mal abgesehen kann man neben dem Lachen auch über das ein oder andere Nachdenken. Sie kann den leser auch das ein oder andere Überraschung. Nein, die Klischeekeule sucht man hier vergeblich. Gerade wenn man glaubt, du wissen in welche Richtung es geht, dreht Mhairi alles auf den Kopf.
Wie immer grosses Kino. Ich freue mich bereits auf den nächsten Roman.