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Veröffentlicht am 24.11.2018

Durchaus lesenswert

Queen Victoria
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Victoria, 1819 geboren, war von 1837 bis 1901 britische Königin und gab einer ganzen Epoche ihren Namen, einer Epoche, die durch ihre Prüderie, aber auch durch ihre wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse ...

Victoria, 1819 geboren, war von 1837 bis 1901 britische Königin und gab einer ganzen Epoche ihren Namen, einer Epoche, die durch ihre Prüderie, aber auch durch ihre wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse bekannt wurde. Victoria kennen viele vor allem als trauernde Witwe, die ihren Ehemann um 40 Jahre überlebt hat, aber vielleicht auch als Frau, deren Nachkommen in die meisten europäischen Monarchien eingeheiratet haben. Wer Victoria wirklich war, möchte Julia Baird in dieser Biografie aufzeigen.

Die Biografie ist in fünf Teile gegliedert, die sich mit den verschiedenen Lebensphasen Victorias beschäftigen, ihr Leben als Prinzessin, als junger Königin, als Ehefrau, als Witwe und als alte Frau, es gibt die eine oder andere Überschneidung, aber mir gefällt dieser Aufbau sehr gut. Die einzelnen Teile werden weiter in insgesamt 30 Kapitel unterteilt, die mit einem jeweils sehr passenden Zitat eingeleitet werden.

Victoria war von Anfang an eine eher schwierige Persönlichkeit, oft stur und eigensinnig, sie hatte ihre eigenen Vorstellungen und tat alles, diese durchzusetzen, auch wenn es ihr eigentlich nicht zustand. Albert, ihr Ehemann war ihre große Liebe, und sie hätte gerne mehr Zeit mit ihm als reines Ehepaar gehabt, doch schon kurz nach der Hochzeit war sie schwanger, und als Albert starb war Beatrice, das jüngste von neun Kindern, erst 4 Jahre alt. Nach Alberts Tod verklärte sie ihn und macht ihre Trauer zu einer Art Lebensinhalt. Ob sie nach ihm jemals wieder eine intime Beziehung zu einem anderen Mann hatte, ist fraglich, aber es besteht durchaus die Möglichkeit.

Doch natürlich wird hier nicht nur über ihr privates Leben erzählt, als Königin beeinflusste sie die Politik und hatte einige Krisen durchzustehen, so fiel z. B. der Krimkrieg in diese Zeit und die Jack-the-Ripper-Morde (die hier nur am Rande gestreift werden, aber immerhin wurde einer ihrer Enkel eine Zeit lang verdächtigt). Über 60 Jahre war Victoria die Monarchin eines Weltreiches, und in dieser Zeit gab es eine Reihe von Veränderungen, wirtschaftlicher, politischer, wissenschaftlicher und sozialer Art, die sie nicht alle guthieß, die sie (oder auch ihr Ehemann) aber teilweise auch mit beeinflusste. Sie erlebte mehrere Premierminister, und nicht mit jedem kam sie gut aus, sie war mit verschiedenen anderen Herrscherhäusern verwandt, aber auch das war nicht immer positiv, sie musste viele Verluste erleiden, hat sich aber letztlich nie unterkriegen lassen, immerhin war ihr Wahlspruch „Ich werde nicht versagen“.

Julia Baird hat umfassend recherchiert, und konnte auch weniger bekannte Dokumente einsehen. Sie zeigt auch auf, wie Dokumente über Victoria teilweise geschönt oder gar vernichtet wurden, und dass manches anders gewesen ist, als es zunächst scheint. Julia Baird musste sich gegen manche Widerstände durchsetzen, um all dies in ihre Biografie einfließen lassen zu können. Dennoch kann auch sie manchmal nur spekulieren. Insgesamt ist ihre Biografie gut geschrieben und transparent genug, dass der Leser sich ein eigenes Bild machen kann. Mich persönlich hat manchmal allerdings der etwas unwissenschaftliche, romanhafte Stil gestört, wenn z. B. auf S. 134 „Die rührselige Herzogen schwafelte ...“ über Victorias Mutter geschrieben wird oder auf S. 279 „... säuselte die Königin“ über Victoria selbst.

Neben einem Familienstammbaum zu Beginn des Buches gibt es im Anhang ein interessantes Nachwort der Autorin, hier sind auch die umfangreichen Anmerkungen/Fußnoten aufgelistet, zum Teil bibliografische Nachweise, zum Teil aber auch zusätzliche inhaltliche Informationen, die man nicht überspringen sollte. Die obligaten Bibliografie, Bildnachweise und Register schließen das Buch ab. Passend zu einzelnen Kapiteln gibt es Karten, Fotos und Zeichnungen.

Im nächsten Jahr jährt sich Königin Victorias Geburtstag zum 200. Mal. Wer sich über sie informieren möchte und sich für das viktorianische Zeitalter interessiert, liegt mit dieser Biografie nicht falsch. Wer schon ein bisschen über die Queen weiß, erhält hier womöglich eine neue Sicht auf sie. Gut lesen lässt sich das Buch allemal, hat aber schon einen gewissen Anspruch. Ich kann es empfehlen und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 10.11.2018

Spannender dritter Band

Das Blut des Löwen
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Zu Beginn des Romans trifft der Leser Robert von Loxley, Robin Hood genannt, und seine Frau Marian glücklich und zufrieden in der Gascogne wieder, wo sie Fulke, das Kind, das ihnen Eleonore von Aquitanien ...

Zu Beginn des Romans trifft der Leser Robert von Loxley, Robin Hood genannt, und seine Frau Marian glücklich und zufrieden in der Gascogne wieder, wo sie Fulke, das Kind, das ihnen Eleonore von Aquitanien anvertraute, großziehen. Doch das Glück ist nicht mehr von langer Dauer, König John streckt seine Fühler aus und Fulke gerät in Gefahr, so dass er schnellstmöglich zu König Sancho von Navarra gebracht wird, der versprochen hatte, ihn als Knappe aufzunehmen.

So kommt es dazu, dass Robin, bevor er wieder in England landet, erst noch in einen anderen Krieg nach Spanien ziehen muss. In England schließlich arbeiten einige Barone an der Magna Carta, die John unterschreiben soll, um seine Willkürherrschaft zu beenden, doch zuvor hat Robin noch einiges dazu zu sagen.

Dies ist bereits der dritte Band der Reihe, zwei weitere sollen noch folgen. Robin und Marian sind älter geworden, das merkt man auch hie und da, lassen sich beide aber nicht unterkriegen. Lediglich Marian ist es langsam leid, immer nur Krieg und Elend um sich herum zu sehen, und wäre am liebsten in der Gascogne geblieben – leider sieht Robin das ganz anders, denn sein Land ist immer noch England, und wenn es den Menschen dort schlecht geht, fühlt er sich berufen, das zu ändern.

Fulke ist ein echter Nachfahre seines Vaters, er hat nicht nur sein Aussehen, sondern auch viel von dessen Charakter geerbt, auch wenn Robin und vor allem Marian hier wohl mäßigenden Einfluss hatten. Seine Szenen in diesem Band sind noch relativ beschränkt, das wird sich aber sicher in den nachfolgenden Bänden noch ändern, und ich freue mich schon darauf, mehr über ihn zu lesen.

Schön ist es auch, alle alten Kameraden wiederzutreffen, und zu sehen, wie es ihnen in der Zwischenzeit erging.

John ist in diesem Band der große Antagonist, und Mac P. Lorne zeigt ihn in seiner ganzen Widerlichkeit, bereits der Prolog lässt da keine andere Sichtweise übrig. John wird zwar mittlerweile von Historikern etwas ambivalenter gesehen, aber in einen Robin-Hood-Roman passt er so wie hier sehr gut.

Erzählt wird wieder sehr spannend, jedoch ärgerte ich mich über manch unnötige Wiederholungen, z. B. darf man mehrfach lesen, dass seit König Henry sich jeder Mann im Bogenschießen üben musste und dafür vom sonntäglichen Kirchgang befreit war – kapiert habe ich (und sicher die meisten Leser) das bereits beim ersten Lesen.

Gut gefallen hat mir auch, dass wir neben den historischen Ereignissen, die der Autor wieder perfekt mit Robin und seiner Familie verzahnt, auch einiges über das Alltagsleben erfahren, z. B. über Pferdezucht (die ja auch die Profession des Autors ist) und Weinanbau (immerhin spielt ein Teil der Handlung in der Gascogne). Auch der Bonusanteil ist wieder sehr umfangreich, Neben einem Personenregistern, das historische Persönlichkeiten kennzeichnet und einem Glossar, gibt es interessante Anmerkungen des Autors, eine Zeittafel, eine Bibliografie sowie Karten von Spanien und England.

Mit „Das Blut des Löwen“ führt der Autor die Reihe spannend und interessant weiter, und macht dem Leser Lust auf die weiteren Bände. Man erfährt viel über die historischen Ereignisse jener Zeit, besonders der Ausflug nach Spanien war sehr interessant. Wer die Vorgängerromane gelesen hat, wird sicher die Reihe sowieso weiterlesen wollen, allen anderen Fans gut recherchierter historischer Romane kann ich sie auf jeden Fall ans Herz legen. Von mir gibt es gute 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Charaktere, die emotional berühren, während die Geschichte mich nicht hunderprozentig überzeugt

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
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Esslingen, 1905: Mimi Reventlow steht vor einer wichtigen Entscheidung. Soll sie sich weiterhin ihrem Lebenswunsch, Fotografin zu werden, widmen, oder soll sie heiraten und eine Familie gründen? Die Entscheidung ...

Esslingen, 1905: Mimi Reventlow steht vor einer wichtigen Entscheidung. Soll sie sich weiterhin ihrem Lebenswunsch, Fotografin zu werden, widmen, oder soll sie heiraten und eine Familie gründen? Die Entscheidung fällt ihr leicht.

1911 ist Mimi glücklich und zufrieden, sie liebt ihr Leben, und erst kürzlich ist ihr ein Mann über den Weg gelaufen, mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen könnte, als sie ein Hilferuf ereilt. Ihr Onkel Josef, der sich vor Jahren in Laichingen auf der Schwäbischen Alb niedergelassen hat, ist schwer erkrankt und benötigt ihr Hilfe. Kurze Zeit kann sie ihre Verpflichtungen verschieben, aber dann kann sie Laichingen nicht so schnell wieder verlassen.

Endlich hat Petra Durst-Benning wieder einen historischen Roman verfasst, und wieder steht eine starke, selbstbewusste und unabhängige Frau im Mittelpunkt. Erzählt wird allerdings nicht nur aus Mimis Perspektive, es gibt noch weitere Charaktere, deren Leben man verfolgen kann, und die, ähnlich wie Mimi zu Beginn der Geschichte, ihrem „vorbestimmten“ Leben entfliehen oder es zumindest verbessern möchten.

Laichingen ist eine Leineweberstadt, die Besitzer der Webereien sind kleine Herrscher, die Arbeiter von ihnen abhängig, und von deren Kindern wird erwartet, dass sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Einer dieser Webereibesitzer ist Hermann Gehringer, dem es gar nicht gefällt, als Mimi frischen Wind in den Ort zu bringen versucht. Eveline Schubert und ihre Familie müssen jeden Pfennig umdrehen, und gerade haben sie ein Kind verloren. Sohn Alexander hat ein besonderes Talent, und Eveline würde ihm gerne ermöglichen, etwas daraus zu machen, erwartet wird von ihm jedoch, wie sein Vater in Gehringers Weberei zu arbeiten. Auch Anton, der Gastwirtsohn und Alexanders bester Freund, würde gerne mehr aus seinem Leben machen, doch seine Mutter will seine Ideen nicht hören. Als Leser entwickelt man schnell Emotionen für alle diese Menschen.

Die Autorin zieht den Leser schon nach wenigen Seiten in den Bann ihrer Geschichte, man mag den Roman nur ungern aus der Hand legen und wird sehr gut unterhalten. Besonders gefreut habe ich mich, als eine Protagonistin aus einem anderen Roman Petra Durst-Bennings ein kleines Gastspiel gibt, eine gelungene Überraschung.

Neben der Geschichte an sich erhält der Leser auch einen Einblick in die Arbeit eines Fotografen jener Zeit, und die am Ende von der Autorin angefügten Fotos tragen das ihre dazu bei. Auch über die Arbeit der Weber und ihrer Familien erfährt man so einiges. Die historischen Anmerkungen der Autorin sind ebenfalls lesenswert.

Gestört hat mich vor allem eins: Man bekommt den Eindruck, Gehringer sei der einzige Fabrikant des Ortes, und somit der ganze Ort von ihm abhängig. Nur so nebenbei erfährt man, dass es auch noch andere Fabrikbesitzer geben muss, dass also gar nicht alle Einwohner von Gehringer abhängig sein können. Leider funktioniert die Geschichte für mich dadurch nicht mehr hundertprozentig, ich finde diese Reduzierung nicht gelungen, es hat mich ziemlich gestört, dass hier ein falsches Bild vermittelt wurde.

Insgesamt hat mir der Roman aber gefallen und mich gut unterhalten. Leider ist er ein erster Band, der etwas abrupt und relativ offen endet, so dass man ihn etwas unzufrieden zuschlägt. Aber es ist vor allem meine oben genannte Kritik, die mich dem Roman „nur“ 4 Sterne geben lässt. Eine Leseempfehlung für alle, die historische Romane und/oder die Romane der Autorin mögen gibt es aber trotzdem.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein Faust-Roman - lesenswert!

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Wer kennt ihn nicht, Goethes Faust? Oliver Pötzsch hat sich dem historischen Faust angenommen und erzählt seine Geschichte von Kindheit an. 1486 treffen wir Johann Georg zum ersten Mal, er ist noch ein ...

Wer kennt ihn nicht, Goethes Faust? Oliver Pötzsch hat sich dem historischen Faust angenommen und erzählt seine Geschichte von Kindheit an. 1486 treffen wir Johann Georg zum ersten Mal, er ist noch ein kleiner Junge, der sich an Gauklern, die seine Heimatstadt Knittlingen besuchen, erfreut. An diesem Tag trifft er, und der Leser, auch zum ersten Mal auf Tonio del Moravia, der den Jungen für etwas Besonderes hält und ihn zeitweise unter seine Fittiche nimmt. Seine Absichten scheinen allerdings eher ungut zu sein.

Johann, den seine Mutter Faustus, der Glückliche, nennt, hat es nicht leicht, sein Vater hält wenig von ihm, die Mutter ist schwer krank, im Dorf ist er nicht gut gelitten. Der Name Faustus scheint fast Hohn zu sein – und wird es auch weiterhin bleiben. Leicht ist nämlich auch sein weiteres Leben nicht, er selbst macht es sich dabei oft selbst schwer, lügt und betrügt, und tut den Menschen, die er mag, oft nicht gut. Er wird getrieben von Wissensdurst, und erhält auch immer wieder die Chance, sein Wissen zu mehren. Doch es scheint auch etwas Dunkles um ihn zu sein, etwas, das vielleicht mit seiner Geburtsstunde zu tun hat?

Der Autor hat seinen Roman in einen Prolog und fünf Akte aufgeteilt, die jeweils über einen Lebensabschnitt Fausts berichten. Sehr gut hat mir bereits der erste Satz gefallen „Im Herbst, als die Kinder verschwanden, kamen die Gaukler in die Stadt“ - na, wenn das nicht direkt neugierig auf den Roman macht! Oliver Pötzsch erzählt sehr bildhaft und atmosphärisch und zieht den Leser schnell in den Roman hinein. Manche Szene ist recht gruselig, aber das gehört bei Faust halt auch mit dazu. Sehr interessant ist auch der historische Background, es gibt viel Zeitkolorit und der Leser lernt manches dazu.

Die Geschichte ist spannend, Faust und mit ihm der Leser erlebt sehr viel, und dennoch habe ich manchmal das Gefühl, es zieht sich, manche Abschnitte sind deutlich besser, spannender und interessanter als andere. Leichte Probleme hatte ich mit dem großen Zeitsprung, der den 5. Akt einläutete, hatte man Johann zuvor noch praktisch ständig begleitet, sind nun auf einmal 13 Jahre vergangen, und der Protagonist zunächst kaum wieder zu erkennen. Es brauchte seine Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte, und sicher wäre die Zeit dazwischen auch nicht uninteressant gewesen. Dennoch erscheint es mir im Nachhinein ganz gut, dass der Autor hier gestrafft hat und somit dichter an der Geschichte bleibt, die er eigentlich erzählen will.

Man lernt Johann sehr gut kennen, gerade zu Anfang leidet man oft mit ihm mit, später wird das schwieriger, Johanns Entwicklung geht teilweise in eine eher ungute Richtung, sein Handeln zu verstehen fällt manchmal schwer. Das macht ihn dafür aber interessanter. Selten bleibt er an einem Ort, er ist viel unterwegs, in Begleitung, aber auch allein, sein Leben ist abwechslungsreich, mal ist er Gaukler, mal Student ... Er trifft auf viele unterschiedliche Menschen, auch historische Persönlichkeiten (es lohnt sich, die einzelnen Personen zu googeln). Gut gefällt mir, dass die Charaktere, auf die man hier trifft, einschließlich Faust, fast alle sehr vielschichtig gestaltet sind, reines Schwarz oder Weiß ist selten. Mehr als ein Charakter ist auch für die eine oder andere Überraschung gut – einschließlich Faust selbst.

Als Bonusmaterial gibt es Karten, ein interessantes Nachwort, einen Reiseführer auf Fausts Spuren und „Faust für Klugschwätzer“, bei letzterem kann man vergleichen, wie viele Faust-Zitate man im Roman entdeckt hat. Leider fehlt ein Personenverzeichnis, man bringt zwar die Personen des Romans nicht durcheinander, ich hätte es aber schön gefunden, noch einmal nachschlagen zu können.

„Der Spielmann“ erzählt nicht Fausts ganze Geschichte, es wird noch mindestens einen Nachfolgeroman geben. „Der Lehrmeister“ ist für September 2019 angekündigt. Natürlich werde ich auch diesen Roman lesen, ich muss doch wissen, wie es mit Faust weitergeht.

Einen Roman über Faustus zu schreiben ist eine großartige Idee, ist dieser Mann doch sehr interessant und bietet alleine durch die vielen Legenden reichhaltigen Stoff. Oliver Pötzsch ist ein guter Roman gelungen, der mich über weite Strecken gefesselt hat, der einen interessanten Protagonisten hat und gutes Kopfkino bietet. Trotzdem bin ich nicht durchweg begeistert, stellenweise zieht sich der Roman in meinen Augen zu sehr. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Faust-Fans und Freunde guter historischer Romane,

Veröffentlicht am 13.10.2018

Gut recherchierte Romanbiographie, die mir aber zu kurz gegriffen ist

Katharina von Bora & Martin Luther
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Martin Luther kennt wohl jeder, von der Frau an seiner Seite kennen viele aber höchstens den Namen. Wer ist Katharina von Bora? Welchen Einfluss hatte sie auf den Reformator?

Sehr ausführlich schildert ...

Martin Luther kennt wohl jeder, von der Frau an seiner Seite kennen viele aber höchstens den Namen. Wer ist Katharina von Bora? Welchen Einfluss hatte sie auf den Reformator?

Sehr ausführlich schildert die Autorin Katharinas Zeit im Kloster, Katharina, genannt Käthe, verliert früh ihre Mutter und wird mit 10 Jahren ins Kloster Mariathron gegeben. Sie hat Glück auch drei ihrer Tanten sind dort, und so kann sie mit einer gewissen Nachsicht rechnen. Leicht fällt dem Mädchen das Klosterleben trotzdem nicht, vor allem das Silentium macht ihr zu schaffen, sie redet gern und ist überaus wissbegierig.

Als Luthers Schriften ins Kloster gelangen, sprechen sie Käthe an, mit einigen anderen liest sie sie, und hält trotz Strafe an ihnen fest. Sie flieht aus dem Kloster, ihr Leben danach ist zunächst nicht einfach, doch schließlich wird sie Martin Luthers Ehefrau und die Mutter seiner Kinder. Auch dieses Leben ist nicht immer einfach, und Käthe muss Mut, Durchsetzungsfähigkeit und Kraft zeigen.

Der Roman lässt sich gut lesen und ist lebendig geschrieben, man legt ihn nur ungern aus der Hand. Es schadet nicht, schon Hintergrundinformationen zu haben, aber auch ohne kommt man gut klar. Die Sprache erscheint der Zeit angepasst, man fühlt sich insgesamt gut ins 16. Jahrhundert versetzt. Sehr gut haben mir die Gedanken über Bücher gefallen, Bücher seien „Nahrung für die Seele“ steht dort zum Beispiel auf S. 72, und jedes, das man genau gelesen habe, gehöre einem für immer und könne einem nicht mehr genommen werden – Bücherfreunden spricht das aus der Seele.

Leider endet der Roman in meinen Augen frühzeitig, nicht Käthes ganzes Leben wird erzählt, die Autorin wollte sie vor allem als junge starke Frau zeigen. Das ist ihr sicher gelungen, aber mir ist, gerade ihre Zeit mit Luther sehr gedrängt dargestellt, und ich hätte Käthe gerne bis an ihr Lebensende begleitet, mir fehlt einfach etwas.

Sehr umfangreich ist das Zusatzmaterial, Glossar, Zeittafel, Verzeichnis wichtiger Personen jener Zeit und eine Leseliste sind sehr nützlich, das Nachwort der Autorin ist interessant, beantwortet aber nicht alle meine Fragen.

Der Roman ist ein guter Einstieg in die Beschäftigung mit Katharina von Bora, ich hätte mir aber gewünscht, dass ihre Zeit mit dem Reformator etwas ausführlicher erzählt wird, und ich sie länger begleiten kann. Von mir gibt es daher „nur“ knappe 4 Sterne. Der Roman lässt sich gut lesen, der Leser fühlt sich ins 16. Jahrhundert versetzt und ich kann ihn für Freunde gut recherchierter Romane ebenso empfehlen wie für Leser, die gerne etwas über die Lutherin erfahren möchten.