Anfänglich hatte ich ein paar Probleme damit, in die Geschichte hineinzukommen, was vermutlich viel an den langen Kapiteln gelegen hat. Dadurch, dass ich nicht einfach mittendrin aufhören wollte, habe ich immer die Kapitel zu Ende gelesen, die aber teilweise 60-70 Seiten lang waren. Das hat mir das Lesen manchmal etwas erschwert. Trotzdem bin ich nach einer Weile besser damit klargekommen und auch in der Geschichte konnte ich mich nach und nach besser zurecht finden.
Der Schreibstil an sich hat mir aber wirklich gut gefallen. Er war super flüssig und hat sich sehr leicht lesen lassen.
Die beiden Protagonisten, Caroline und West, lernt man sehr genau kennen. Ihre Gedanken und Gefühle erfährt man als Leser manchmal haargenau und bis ins kleinste Detail. An manchen Stellen war es oftmals zu viel Information, sodass sich das Ganze ziemlich in die Länge gezogen hat. Ich bin sonst total dafür, dass man die Charaktere sehr gut kennenlernt, um die Chance zu bekommen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, doch hier war es ein wenig zu viel.
Generell hatte ich mit den beiden ein paar Schwierigkeiten. Dass Caroline eine etwas schwierigerere Protagonistin sein würde, habe ich mir, nachdem ich den Klappentext gelesen habe, schon gedacht. Durch die Bilder, die von ihr im Internet die Runde machen, verliert sie ihren Freundeskreis und zieht sich vollkommen zurück. Bei ihr finde ich, dass ihre Situation, ihre Gefühle und Gedanken, sowieso ihre Handlungen absolut verständlich und nachvollziehbar dargestellt und beschrieben worden sind. Trotzdem habe ich es einfach nicht geschafft, eine wirkliche Verbindung zu ihr aufzubauen, was ich sehr schade fand. Gut möglich, dass dies an dem Überfluss an Informationen gelegen hat.
Auch bei West hatte ich so meine Probleme. Zunächst wirkt er wie der klassische Bad Boy, doch schon binnen kürzester Zeit merkt man, dass er alles andere als das ist. Ihn lernt man als sehr selbstzweifelnden, mürrischen und zwiegespaltenen Menschen kennen, was mich an sich nicht gestört hätte, wenn hierbei nicht manchmal echt so maßlos übertrieben worden wäre. Ich bin sonst echt ein Fan von tiefgründigen Geschichten und auch von schwierigen Charakteren, aber bei West ging mir das Ganze nach einer Weile nur noch auf die Nerven. Irgendwann gab es diesen Punkt, wo es genug gewesen wäre und seine charakterliche Entwicklung sich hätte in eine andere Richtung bewegen können - doch leider ist das nicht passiert. Bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er wirklich in mancherlei Hinsicht feststeckt und nicht weiterkommt. Auch wenn es immer mal so ausgesehen hat, als würde sich jetzt endlich etwas tun, hat sich doch leider nichts grundlegendes geändert.
Was ist, wenn du der Liebe deines Lebens folgst und sie dich ruiniert?
Was ist, wenn du es nicht tust und dann merkst, das du schon ruiniert bist?
Die Liebesgeschichte der beide hat mir aber, trotz meiner Schwierigkeiten die ich hatte, absolut super gefallen!
Durch die Probleme, die beide haben, ist es natürlich auch zwischen ihnen sehr kompliziert. Während einer der beiden immer mehr Gefühle entwickelt, erlaubt sich der andere nicht, diese Gefühle bei sich selber zuzulassen. Sowohl Caroline als auch West sind im Grunde genommen auf der Suche nach sich selbst. Sie wissen nicht, wer genau sie sind und sein wollen, ebenso wenig wie sie wissen, wo genau eigentlich die Prioritäten in ihrem Leben liegen. Caroline ist West hierbei zwar ein paar Schritte voraus, doch auch sie hat viele Dinge, über die sie sich im Klaren werden muss.
Und dabei begleitet man die beiden das ganze Buch über, was mir sehr gut gefallen hat. Sie finden einander und auch, wenn es anfänglich nicht so läuft, wie es laufen sollte, ist es zum Ende hin doch so, dass sie sich gegenseitig wieder auf die richtige Spur bringen.
Doch als wir zusammen waren - … -, war es so gut, dass sich jeder Tag wie ein Festtag anfühlte. Jeder Tag war besonders, wäre es wert gewesen, in einem Album verewigt, in Bernstein eingeschlossen und sicher verwahrt zu werden.
Da es einen Folgeband gibt, endet dieses Buch natürlich nicht mit einem Happy End. Ich würde das Ende zwar nicht als richtigen Cliffhanger bezeichnen, aber mit einem leicht angeknacksten Herzen wird man trotzdem zurückgelassen.
Alles in allem eine schöne Geschichte mit viel Tiefgang und Stoff, der zum Nachdenken anregt - bei der aber hin und wieder der Spruch "Manchmal ist weniger, mehr." angebracht gewesen wäre.