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Veröffentlicht am 25.11.2018

Frauenwahlrecht dank Suffragettenbewegung

Zeit des Mutes
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1913 Braunschweig. Die unscheinbare Emma zu Sommerfeldt fällt bei ihrer gutsituierten Familie in Ungnade, als sie sich in den Musiklehrer verliebt, der sie fallen lässt und seinen Mund nicht halten kann. ...

1913 Braunschweig. Die unscheinbare Emma zu Sommerfeldt fällt bei ihrer gutsituierten Familie in Ungnade, als sie sich in den Musiklehrer verliebt, der sie fallen lässt und seinen Mund nicht halten kann. Schockiert über diese Tat und das verlorene Ansehen schickt ihre Familie sie nach England zu Verwandten auf den Landsitz Hazelwell Manor. Dort fühlt Emma sich einsam, doch als sie den Sohn des Hauses, Lord Percival, kennenlernt, ist es um ihr Herz geschehen. Allerdings würdigt Percival keines Blickes, zu sehr ist er doch mit eigenen Vergnügungen beschäftigt. Als er mit seinem Freund Reginald ein Unglück heraufbeschwört, dessen Opfer seine eigene jüngere Schwester wird, sieht Emma ihre Chance gekommen, denn sie hat alles beobachtet. Während das treue Dienstmädchen Lucy aufgrund der Vorkommnisse Hazelwell Manor verlassen und sich in London ein neues Leben aufbauen muss, erpresst Emma Percival, sie zu heiraten, andernfalls würde sie den Vorfall offen legen. Doch die Ehe mit Percy ist nicht das Glück, dass sich Emma erhofft hat. Als sie mit ihm nach London reist, trifft sie Lucy dort wieder. Die hat sich inzwischen den Suffragetten angeschlossen und kämpft mit vielen anderen Frauen für das Wahlrecht. Die Bekanntschaft mit Lady Eleonor lässt auch in Emma den Mut wachsen, sich der Frauenbewegung anzuschließen, was Percy gar nicht recht ist. Werden Emma und die Suffragetten erfolgreich sein?
Christiane Lind hat mit ihrem Buch „Zeit des Mutes“ einen wunderbaren historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur gut unterhält, sondern ihn während der Lektüre über den Kampf und den Erwerb des Frauenwahlrechts im letzten Jahrhundert bestens informiert. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser direkt mit ins Geschehen hinein, um an der Seite von Emma in der damaligen Zeit zu wandeln, sie hautnah bei ihren Erlebnissen zu begleiten und mit Hilfe der vielen detaillierten Informationen der Autorin einen guten Einblick in die zeitgemäßen gesellschaftlichen Strukturen und Ansichten zu bekommen, die damals vorherrschten. Die akribische Recherchearbeit der Autorin zahlt sich aus, denn der historische Hintergrund ist wunderbar mit der Handlung verwachsen und lässt die vergangene Zeit vor dem inneren Auge des Lesers wiederauferstehen. Die Bewegung der Suffragetten, die 1903 in England von Emmeline Pankhurst gegründet wurde, führte die Frauen in den Kampf um das Wahlrecht für Frauen, für das wir heute, ein Jahrhundert später, alle dankbar sein dürfen. Welchen Gewalt- und Gräueltaten sowie Beschimpfungen die demonstrierenden Frauen ausgesetzt waren, wird von der Autorin ansatzweise beschrieben. Von Zwangsernährung bis hin zu körperlicher Gewalt und zwangsweise Einweisung war alles mit dabei, weil die damalige Männerwelt sich bedroht fühlte und Frauen das Recht und die Intelligenz absprach, Politik zu verstehen. Neben den historischen Schilderungen bezaubern auch die örtlichen Beschreibungen eines herrschaftlichen Gutes mit vielen Bediensteten, wo der Klassenunterschied einmal mehr deutlich wird zwischen Arm und Reich.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie wirken mit ihren Eigenschaften durchweg individuell und realitätsnah, so dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Emma ist eine Träumerin, die sich wünscht, für ihr Leben eigene Entscheidungen zu treffen. Sie ist allerdings zu Beginn sehr naiv und wirkt oftmals auch nicht gerade sympathisch, da sie sich unlauterer Mittel bedient, um ihren Willen zu erreichen. Doch sie wächst mit ihren Erlebnissen und wird mutiger und stärker, erhebt die Stimme und denkt nicht mehr nur an sich, sondern vor allem an andere. Lucy ist eine fleißige junge Frau, die es allen recht machen möchte, vor allem sorgt sie sich rührend um ihre Familie. Sie ist ehrlich, tapfer und hat ein gutes Herz. Percival ist ein widerlicher Mann, der nur an sich und sein eigenes Vergnügen denkt. Er ist feige, versteckt dies aber hinter einer arroganten Maske. Eleonor ist eine Kämpferin für die gute Sache. Sie nimmt Gleichgesinnte und verlorene Geschöpfe in ihrem Haus auf und besitzt eine Menge Mut. Emmas Eltern sind kaltherzig und nur auf ihr Ansehen bedacht. Lady Ashworth ist eine kluge Frau, die sich allerdings ihrer Gesellschaftsschicht unterwirft.
„Zeit des Mutes“ ist ein durchweg überzeugender historischer Roman, der den Leser mit seiner spannenden Erzählweise gut unterhält und mutige, starke Frauen sehr gut in Szene setzt. Ein tolles Buch über die Suffragetten, die uns die Wahl erkämpft haben. Verdiente absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.11.2018

Der Muttertagsmörder

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Der Zeitungszusteller muss eine schreckliche Entdeckung machen, denn er findet den 84-jährigen Theodor Reifenrath tot in dessen Haus, wo er anscheinend schon einige Tage liegt, da er sehr zurückgezogen ...

Der Zeitungszusteller muss eine schreckliche Entdeckung machen, denn er findet den 84-jährigen Theodor Reifenrath tot in dessen Haus, wo er anscheinend schon einige Tage liegt, da er sehr zurückgezogen lebte und ihn niemand vermisste. Als Kriminalhauptkommissarin Pia Sander mit ihrem Chef Oliver von Bodenstein am Tatort eintrifft, müssen sie eine weitere schreckliche Entdeckung machen, denn im Hundezwinger liegt nicht nur ein fast toter Hund, sondern es finden sich dort auch menschliche Knochen. Unter der darunter eingelassenen Bodenplatte werden zudem drei Frauenleichen gefunden. Schnell findet Pia heraus, dass Reifenraths Frau Rita vor 20 Jahren Selbstmord beging, und das Ehepaar über einen langen Zeitraum schwer vermittelbare Pflegekinder aufgenommen hat, nachdem ihre eigene Tochter an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Was hat es mit den toten Frauen auf sich, von wem sind die menschlichen Überreste im Zwinger? Was hat hinter den Mauern der gutbürgerlichen Fassade stattgefunden? Als noch mehr Leichen gefunden werdne, hat das Team um Bodenstein und Sander alle Hände voll zu tun, den Fall aufzuklären…
Nele Neuhaus hat mit ihrem Buch „Muttertag“ den 9. Fall um ihr Ermittlerteam Bodenstein und Sander vorgelegt, der von der ersten bis zur letzten Seite mit viel Spannung zu fesseln weiß und sehr komplex ist. Der Schreibstil ist flüssig, packend und diesmal vor allem atmosphärisch düster, der Leser kann sich einer dauerhaften Gänsehaut fast nicht erwehren immer mit dem Gedanken daran, dass die Autorin sich für ihre Geschichte einen authentischen deutschen Kriminalfall als Inspiration herangezogen hat. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von fast 40 Jahren und lässt den Leser schon im Prolog am ersten Mord teilhaben. Der Leser begleitet während der Lektüre nicht nur Sander und Bodenstein bei ihren Ermittlungen, bei denen sie von einem amerikanischen Profiler unterstützt werden, sondern bekommt auch die Sichtweise des Mörders exklusiv geliefert durch kursiv gedruckte Einschübe. Ebenfalls lernt der Leser die verschiedenen ehemaligen Pflegekinder kennen, die bei den Reifenraths untergebracht waren und aufgrund ihrer Erlebnisse alle irgendwie verdächtig erscheinen. Ein weiterer Erzählstrang handelt von Fiona und gibt zusätzliche Rätsel auf. Der Leser hat also alle Hände voll zu tun, unter Zeitdruck mit dem Ermittlerduo die Spuren zu verfolgen und dem Täter auf die Schliche zu kommen. Geschickte Wendungen der Autorin geben immer wieder Anlass, die Situationen neu zu überdenken und eine weitere Richtung zu verfolgen.
Wer die Serie um Sander und Bodenstein konstant mitverfolgt hat, wird sich freuen, altbekannten Charakteren wieder zu begegnen. Sowohl Pia als auch Bodenstein sind seit Jahren ein gutes eingespieltes Team, kennen die Stärken und Schwächen des anderen. Sie wirken lebensnah und authentisch, weshalb der Leser sich mit ihnen sofort wohl fühlt. In diesem Band gibt sich auch Pias Schwester, die Psychologin Dr. Nicola Engel, wieder die Ehre und sorgt für einigen Unterhaltungswert. Auch Pias Ex-Mann Henning Kirchhoff ist wieder mit von der Partie sowie der amerikanische Profiler Dr. Harding.
„Muttertag“ ist ein rundum gelungener spannender Roman, der den Leser an den Seiten kleben und die Nacht durchlesen lässt. Menschliche Abgründe, Miträtseln sowie eine schlüssige Auflösung lassen dieses Buch wieder zu einem Pageturner werden und den Leser mitreißen. Absolute Leseempfehlung für einen der besten Neuhaus-Romane!

Veröffentlicht am 24.11.2018

Die mit dem Wolfskind tanzt

Das Mädchen mit dem Schmetterling
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Kinderpsychologin Julia Cates ist beruflich ruiniert, als publik wird, dass eine ihrer Patientinnen Selbstmord begeht und dabei auch andere mit in den Tod reißt. Obwohl sie von Gerichts wegen keine Schuld ...

Kinderpsychologin Julia Cates ist beruflich ruiniert, als publik wird, dass eine ihrer Patientinnen Selbstmord begeht und dabei auch andere mit in den Tod reißt. Obwohl sie von Gerichts wegen keine Schuld an der Tat hat, plagen Julia doch große Schuldgefühle, die sie nicht verdrängen kann. Als ihre Schwester Ellie, die als Polizeichefin in ihrem Heimatort Rain Valley am Mystik Lake arbeitet, Julia anruft und bezüglich eines aufgefundenen verwahrlosten Kindes um ihre Hilfe bittet, kehrt Julia Los Angeles den Rücken und fährt zu Ellie, mit der sie nicht gerade ein enges Verhältnis hat. Julia soll sich um das kleine Mädchen kümmern, dass anscheinend schwer misshandelt wurde und gewinnt schnell dessen Vertrauen. Leider stürzen sich auch die Medien auf die Geschichte, will man doch herausfinden, zu wem die Kleine gehört. Das macht Julia schwer zu schaffen, erinnert es sie doch an immer wieder an ihre Schuldgefühle und die Schlagzeilen, wegen derer sie aus Los Angeles geflohen ist. Gemeinsam mit dem Dorfarzt Max versucht Julia alles, das kleine Mädchen aus der Reserve zu locken und herauszufinden, was mit ihr passiert ist…
Kristin Hannah hat mit ihrem Buch „Das Mädchen mit dem Schmetterling“ einen sehr berührenden, gefühlvollen und tiefgründigen Roman vorgelegt, der bereits im Jahr 2008 unter dem Titel „Wohin das Herz uns trägt“ veröffentlicht und nun im neuen Kleid neu aufgelegt wurde. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und bildhaft, der den Leser mitreißt und sofort mitten in die Handlung hineinwirft um dort die Möglichkeit zu erhalten, aus verschiedenen Perspektiven die Geschichte mitzuerleben. So bekommt man Einblick in die Sichtweisen von Julia, Ellie, Max und dem kleinen Mädchen und bekommt aufgrund derer Gedanken- und Gefühlswelt einen wunderbaren Rundumblick über die Gesamtsituation. Aufgrund der Perspektivwechsel wird nicht nur die Spannung und Dichte innerhalb der Geschichte gesteuert, sondern lässt den Leser wie ein Puzzlespiel Steinchen für Steinchen zusammenfügen, um am Ende ein Gesamtbild zu erhalten. Sehr schön lässt die Autorin den Leser teilhaben an der psychologischen Arbeit Julias, zu dem Kind Vertrauen aufzubauen und behutsam die benötigten Informationen zu erhalten, um ihm wirklich helfen zu können.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll und individuell erschaffen, wirken durchweg authentisch und sehr lebendig. Der Leser kann sich in sie hineinversetzen und erlebt mit ihnen so einige sehr emotionale Momente, die kein Auge trocken lassen. Julia ist eine Frau, die beruflich erfolgreich war und sich einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben hat. Doch durch den Selbstmord einer Patientin hadert sie mit ihren Fähigkeiten, fühlt sich schuldig, die Anzeichen nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Sie kann sich selbst nicht verzeihen. Doch sie ist keine Frau, die aufgibt, sondern sich für die Schwächsten einsetzt und nicht aufgibt, bis sie ihnen helfen kann. Sehr schön zu beobachten ist ihre eigene Entwicklung, während sie sich um das kleine Mädchen kümmert. Dabei arbeitet sie ihre eigene Vergangenheit auf und tritt gestärkt daraus hervor. Ellie ist eine etwas herbe Frau, die ihren Beruf bei der Polizei sehr ernst nimmt. Das Verhältnis zu Julia ist schon lange gespannt, die beiden Frauen sind einfach zu gegensätzlich, als dass sie etwas gemeinsam hätten. Max hat den Ruf eines Schürzenjägers, er will sich einfach nicht binden. Auch er hat seine Geheimnisse, und die müssen erst einmal herauskommen, um ihn besser zu verstehen.
„Das Mädchen mit dem Schmetterling“ ist ein fesselnder und gefühlvoller Roman, der den Leser völlig in den Bann zieht! Ein Pageturner, der seine absolute Leseempfehlung in jeder Hinsicht verdient!

Veröffentlicht am 24.11.2018

Abschiedsreise

Abschied von Sullivans Island
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Als Adam stirbt, fällt Liv in ein tiefes Loch, hat sie doch ihren Seelenverwandten und ihre große Liebe verloren. Sie hält es in Charleston einfach nicht mehr aus. Doch dann findet sie Adams Reisetagebuch, ...

Als Adam stirbt, fällt Liv in ein tiefes Loch, hat sie doch ihren Seelenverwandten und ihre große Liebe verloren. Sie hält es in Charleston einfach nicht mehr aus. Doch dann findet sie Adams Reisetagebuch, dass er für sie beide erstellt hat mit all den Zielen, die er mit ihr besuchen wollte. Liz entscheidet sich spontan, diese Ziele allein zu bereisen in Gedanken mit Adam an ihrer Seite. Doch schon auf der ersten Etappe geht alles schief, Liz ist mit allem völlig überfordert und klappt zusammen, da steht ihr, wie ein Wink des Schicksals, der attraktive Jayden bei, der sich gut um sie kümmert. Liz und Jayden sind sich sofort sympathisch und beschließen kurzerhand, die weitere Reise gemeinsam anzutreten. Je länger die beiden unterwegs sind, umso mehr fällt Liz auf, dass Jayden ein Geheimnis umgibt, das ihm sehr zu schaffen macht und ihre gemeinsame Zeit auf die Probe stellt. Werden die beiden ihre Reisepläne durchziehen, oder trennen sich womöglich ihre Wege?
Sheila Reynolds hat mit "Abschied von Sullivan's Island" den zweiten Teil ihrer Charleston-Love-Story-Serie vorgelegt, der dem ersten Band in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, emotional, aber auch mit einigem Humor gespickt. Der Leser wird mit der ersten Seite regelrecht in das Buch hineingesogen, um an der Seite von Liv eine Achterbahn der Gefühle zu erleben auf einer Reise, die ganz anders verläuft, als sie ursprünglich mal geplant war. Die Autorin versteht es sehr gut, die Emotionen von LIv zum Leser zu transportieren. Die Themen Verlust, Trauer und deren Bewältigung werden sehr schön umgesetzt und sind anhand der Reaktionen von Liv für den Leser gut nachvollziehbar. Gut gelungen sind auch die kleinen Rückblenden, die die Beziehung zwischen Liv und Adam deutlich machen und so Verständnis wecken für die abgrundtiefe Trauer von Liv. Ebenso hat die Autorin die Reiseroute sehr gut gewählt und lässt den Leser mit farbenfrohen Beschreibungen mitreisen und sich vor Ort fühlen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken lebendig, individuell und authentisch, weshalb sich der Leser gut in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen kann. Liv ist eine sympathische Frau, die den absoluten Alptraum erlebt, als sie ihre große Liebe verliert. Der Verlust trifft sie tief und stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf. Sie ist verzweifelt, hoffnungslos und erfährt in ihrer düstersten Stunde die Unterstützung von Freunden und von Fremden. Sie muss durch ein tiefes Tal, um endlich wieder Licht am Ende des Tunnels sehen zu können. Doch sie findet die nötige Stärke und den Mut, sich dem Leben zu stellen. Jayden ist ein attraktiver Mann, der selbstlos hilft und unterstützt. Er wirkt oftmals wie auf der Flucht, als wäre der Teufel hinter ihm her. Ihn umgibt etwas Geheimnisvolles, das er unbedingt zu verbergen sucht. Doch auch er muss loslassen und sich den Dingen stellen, um einen neuen Anfang zu wagen. Ebenso wichtig sind die Freundinnen von Liv und ihre Mutter, die der Geschichte zusätzliche Herzenswärme verleihen.
"Abschied von Sullivan's Island" ist ein Roman mit sympathischen Charakteren, der ans Herz geht und den Leser auf eine emotionale Reise schickt. Taschentücher bereit legen und einfach genießen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.11.2018

Wer war Sadie?

Das Haus der Malerin
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1970 Surrey/England. Rose Martineau lebt mit ihrem Ehemann Robert und zwei Töchtern ein harmonischen Familienleben, bis ihr Mann plötzlich im Mittelpunkt eines Skandals steht, der Rose erheblich zu schaffen ...

1970 Surrey/England. Rose Martineau lebt mit ihrem Ehemann Robert und zwei Töchtern ein harmonischen Familienleben, bis ihr Mann plötzlich im Mittelpunkt eines Skandals steht, der Rose erheblich zu schaffen macht und ihr bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellt. Fast gleichzeitig erhält sie die Nachricht, dass ihre Großtante Edith ihr ein Haus in den Wäldern von Sussex vermacht hat, um das sich ein Geheimnis rankt. In einem Brief erläutert Edith, dass ihre 10 Jahre jüngere Schwester Sadie, eine Künstlerin, 1934 spurlos verschwand. Rose hat noch nie von Sadie gehört und wird neugierig. Um Abstand von ihrer Ehe und dem Skandal zu bekommen, widmet sich Rose Ediths Nachlass und findet ein altes Foto, das ihre Tante gemeinsam mit ihrer Schwester Sadie zeigt. Rose möchte unbedingt mehr über Sadie erfahren und begibt sich auf Spurensuche. Dabei verändert sich Rose und stellt ihr Leben, so wie es jetzt ist, in Frage…
Judith Lennox hat mit ihrem Buch „Das Haus der Malerin“ einen sehr unterhaltsamen, atmosphärisch dichten und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser mit der ersten Seite in den Bann schlägt und das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt, bis die letzten Zeilen gelesen sind. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen und folgt Rose Schritt auf Tritt bei der Entblätterung des alten Familiengeheimnisses. Gleichzeitig kann er Roses privates Dilemma mitverfolgen, sieht sich ihren Gedanken und Gefühlen ausgesetzt und wünscht sich nur, dass sie die richtigen Entscheidungen für sich treffen wird. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, die eine gibt das Leben von Rose und ihrer Spurensuche in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder, die andere lässt den Leser 40 Jahre weiter zurück in die Vergangenheit von Sadie eintauchen, die in den 30er Jahren stattfand. Durch die wechselnden Erzählperspektiven steigert die Autorin nicht nur geschickt den Spannungslevel ihrer Geschichte, sondern gibt dem Leser auch die Möglichkeit, die einzelnen Protagonisten gut kennenzulernen und sich eigene Gedanken über die Lösung des Rätsels zu machen. Die Autorin bedient sich einer sehr bildhaften Sprache, die dem Leser ein wunderbares Kopfkino beschert und das alte Haus sowie die schöne Landschaft in Surrey vor dem inneren Auge entstehen lässt.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie alle besitzen facettenreiche Eigenschaften, was ihnen Individualität und Authentizität verleiht. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, fühlt und leidet mit ihnen. Rose ist eine freundliche Frau, die mit einem Schlag so einiges zu verdauen hat. So recht zufrieden war sie mit ihrem beschaulichen Familienleben nicht, aber bisher gab es für sie keinen Anlass, daran etwas zu ändern, vielleicht fehlte ihr auch der Mut dazu. Sadie war eine talentierte junge Frau, die für die Kunst lebt und sich in Gegenwart anderer Künstler wohl fühlt. Sie wirkt geheimnisvoll und irgendwie rastlos, aber auch stark und mutig. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls sehr durchdacht inszeniert und während der Lektüre darf der Leser eine kontinuierliche Weiterentwicklung bei allen erleben, was die Spannung der Geschichte noch mehr hervorhebt.
„Das Haus der Malerin“ ist ein Roman mit Familiengeheimnissen, kriminalistischen Elementen, aber auch mit Liebe und Lebensreflexionen. Alle, die gern spannende Bücher über mehrere Zeitebenen lesen, werden hier fündig. Absolute Leseempfehlung für eine tolle Geschichte!