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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2019

Ermittlungen in Südtirol

Wut kommt selten allein
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„...Wild und schroff ging es vom Weg aus steil bergab. Der Blick schraubte sich gleich dem Verlauf des Weges am Porphyrfelsen entlang und wurde mit der Aussicht auf eine Landschaft belohnt, die die besten ...

„...Wild und schroff ging es vom Weg aus steil bergab. Der Blick schraubte sich gleich dem Verlauf des Weges am Porphyrfelsen entlang und wurde mit der Aussicht auf eine Landschaft belohnt, die die besten Maler der Romantik nicht besser hätten komponieren können...“

Commisssario Fabio Fameo hat sich mit seiner Frau in Südtirol den Ansitz Esser gekauft,
ein denkmalgeschütztes Gebäude. Nun ringt er um die Finanzierung der geforderten Fenster. Dann aber wird er ins Dorf Tirol an die Falknerpromenade gerufen. Dort wurde ein Toter gefunden.
Sein Freund Carabiniere Tommaso Caruso dagegen hat es wahrscheinlich mit einem Unfall zu tun. Die 65jährige Maria Steiniger war vom Jägersteig gestürzt. Tommaso ist skeptisch. Was hatte die Frau auf der extrem steilen und schmalen Stelle gesucht? Er findet geschickt eine Möglichkeit, dass die Leiche gerichtsmedizinisch untersucht wird.
Und dann gibt es ein drittes Problem. Bienenzüchtern wurden vermehrt ihre Völker gestohlen.
Der Autor hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Wie das Eingangszitat zeigt, wird die Landschaft mit schönen und aussagekräftigen Metaphern beschrieben. Auch historische Fakten sind geschickt in der Handlung integriert, so die Geschichte des Dorfes Tirol.
Die beiden Kriminalfälle dagegen erweisen sich als schwierig. Nicht nur, dass der Tote auf sehr ungewöhnliche Art ums Leben kam, es fehlt sowohl Motiv als auch mögliche Täter. Er war mit drei Freunden zum Urlaub im Ort. Die kommen auf Grund der Todesart nicht infrage.
Bei Maria Steinegger fällt zwar der Verdacht auf ihren Mann Naz Nußbaum, doch der hat ein Alibi.
Neben der Mordermittlung werde ich als Leser mit dem Kulturleben vertraut gemacht. Zenz Nußbaum ist als Regisseur zurück in seine Heimat gekommen. Er will mit dem hiesigen Laientheater neue Wege gehen und macht sich dabei nicht nur Freunde. Das liegt allerdings auch an seinem Charakter. Empathie kennt er nicht. Es zählt, was er will. Wer stört, wird abserviert. Doch Hermann hat richtig erkannt:

„...Schauspieler sind alle irgendwie wie Kinder. Sie wechseln ihre Gefühle schnell. Was eben noch schrecklich war, ist im nächsten Moment vergessen...“

Ab und an gestattet mir der Autor Einblicke in Fabios Familienleben. Mir gefällt die Begeisterung seines kleinen Sohnes für Bücher.
Als sich Fabio mit einem befreundeten Kommissar in Düsseldorf kurzschließt, nimmt die Ermittlung eine unerwartete Wendung.
Eine Danksagung eine kleine Literaturliste und Erläuterungen ergänzen das Buch.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Manchmal kommt es anders ...

Das Weihnachtsdorf
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„...Hören Sie auf das, was Ihr Körper ihnen sagt. Wenn er müde ist, dann teilt er Ihnen das deutlich mit...“

Nach einer schweren Erkrankung hat Therese ihr Leben geändert. Das Eingangszitat gab man ihr ...

„...Hören Sie auf das, was Ihr Körper ihnen sagt. Wenn er müde ist, dann teilt er Ihnen das deutlich mit...“

Nach einer schweren Erkrankung hat Therese ihr Leben geändert. Das Eingangszitat gab man ihr in der Rehaklinik mit. Sie hat gelernt, sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Nun freut sie sich auf den Weihnachtsmarkt, den Greta, ihre Cousine, organisiert hat. Außerdem gibt es wieder einen Partner in ihrem Leben.
Greta Roth hatte aus dem verschlafenen Örtchen einen Ort mit Zukunft gemacht.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Weihnachtsgeschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Am Anfang lerne ich neben Therese und Greta weitere Personen des Ortes mit ihren Freuden und Sorgen kennen.
Eine der wenigen Ausnahmen ist Thereses Freundin Christine. Nach der Scheidung von ihrem Mann sieht sie das Leben vorwiegend negativ. Therese wird deutlich:

„...Du kannst dich nicht ewig verstecken! Je eher du dich den Leuten stellst, desto besser...“

Gemeinsam bereiten alle den Weihnachtsmarkt vor. Er soll etwas Besonderes sein und durch einheimische Produkte dominiert werden.
Von ihrer Zeitung wird die Journalistin Heidi Hutter in den Ort geschickt, um die Veranstaltung zu filmen und einen kurzen Text darüber zu schreiben. Sie wirkt allerdings eher störend und nervig.
Jeder im Ort hat anschließend seine persönlichen Pläne, wie er die Weihnachtsfeiertage verbringen will. Doch wie so oft im Leben kommt manches anders. Auch eine gut gemeinte Überraschung droht fast nach hinten los zu gehen.
Das Buch wird ergänzt durch etliche Rezepte und Ratschläge für Weihnachten.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie spielt mitten im Leben und spiegelt die Vielfalt der Emotionen wider.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Eine junge Frau wählt die Freiheit

Die Villa an der Elbe
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„...Ich würde sofort heiraten, wenn ein reicher Mann um meine Hand anhielte, auch wenn er dick und alt wäre...“

Jonas Clausen hat nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die Reederei in Hamburg übernommen. ...

„...Ich würde sofort heiraten, wenn ein reicher Mann um meine Hand anhielte, auch wenn er dick und alt wäre...“

Jonas Clausen hat nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die Reederei in Hamburg übernommen. Dabei stellt er fest, dass es mit den Finanzen nicht zum Besten steht.
In New York muss Amely zur gleichen Zeit erleben, dass in ihre Wohnung eingebrochen wurde. Ihre Ersparnisse sind verschwunden. Dabei wollte sich die junge Frau baldmöglichst mit einem Catering - Unternehmen selbstständig machen. Nun hofft sie auf die Hilfe ihrer Familie.
Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1900. Die Familien van der Haard und Clausen sind mit einem Schiff auf den Weg nach New York. Bei einem Ball wird die Verlobung von Helena van der Haard mit dem Reedersohn Gustav Clausen verkündet.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und der Wechsel zwischen den Handlungssträngen erhöhen die Spannung.
Das Eingangszitat stammt von Clara, der Zofe von Helena. Doch Helena ist Anderer Meinung wie Clara. Sie ist mit ihrer Verlobung unglücklich. Gustav macht schnell seine Besitzansprüche deutlich. Ein gewisses Feingefühl fehlt ihm.
Im Hafen von New York kommt es zu einem verheerenden Brand. Helena war währenddessen auf eine anderen Schiff. Ihre Familie weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Nur ihre kleine Schwester Anni glaubt, sie am Pier gesehen zu haben, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Anni warf einen letzten Blick auf die immer höher schlagenden Flammen im Hafen und die Menschen, die um ihr Leben kämpften. Und dann sah sie es. Sie war sich ganz sicher: Helenas gelbes Kleid...“

Sehr detailliert werden die Lebensverhältnisse in New York in der damaligen Zeit geschildert. Jeder muss sehen, wo er bleibt. Doch mit Fleiß und Begabung bieten sich nah und nach Chancen, das Leben zu verbessern.
Gustav Clausen hat sich schnell getröstet. Bald erscheint eine andere Frau an seiner Seite. Für das Überleben der Reederei allerdings kämpft sein jüngerer Bruder Albert. Gustav hat sich zum Spieler und Trinker entwickelt.
In den Handlungssträngen der Gegenwart wird schnell deutlich, dass es eine Verbindung zwischen dem Haus Clausen und Amely in Amerika geben muss. Beide stoßen fast zeitgleich auf alte Dokumente. Sie müssen jedoch tief in der Vergangenheit graben, bevor sich erste Spuren ergeben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Vor allem der Handlungsstrang der Vergangenheit hat mich schnell in seinen Bann gezogen.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Eher historischer Roman als Krimi

Alchimie einer Mordnacht
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„...Natürlich sollte eine Zeit kommen, da ich gezwungen sein würde, reumütig zuzugeben, dass sie klug waren, wo ich dumm war, denn hätte ich aufmerksamer darauf geachtet, was vor sich ging […], ich hätte ...

„...Natürlich sollte eine Zeit kommen, da ich gezwungen sein würde, reumütig zuzugeben, dass sie klug waren, wo ich dumm war, denn hätte ich aufmerksamer darauf geachtet, was vor sich ging […], ich hätte mir eine Menge Schwierigkeiten und Kummer erspart....“

Christian Stern ist gerade in Prag angekommen, als er eine tote junge Frau findet. Er begibt sich zur Festung, um die Wächter zu bewegen, ihn zur Toten zu begleiten. Die aber erschrecken, denn die Tote ist die Tochter der kaiserlichen Arztes Dr. Kroll und außerdem die neueste Mätresse des Kaisers. Felix Wenzel lässt Christian als möglichen Täter verhaften. Nach der Intervention von Philipp Lang kommt er frei. Er erhält sogar vom Kaiser den Auftrag, den Mörder zu finden.
Der Autor hat eine imposanten Zeitgemälde vom Leben am Hofe Kaiser Rudolfs geschrieben. Die Krimihandlung geht dabei aber fast unter.
Der Autor verwendet einen gehobenen Schriftstil. Er lässt Christian Stein sein Erleben selbst erzählen. Das Eingangszitat fällt nach der ersten Begegnung mit wichtigen Männern am Hofe.
Das Buch zeichnet sich durch eine sehr detaillierte Beschreibung von Personen und Orten aus. Kaiser Rudolf erscheint als eine widersprüchliche Persönlichkeit. Er verleiht schnell sein Gunst, lässt aber Menschen genauso schnell fallen. Christian lernt seine exotische Sammlung kennen. Von Alchimie und Astrologie lässt sich der Kaiser begeistern und verführen. Die folgenden Sätze stammen aus einem Gespräch,dass der Kaiser mit Christian führt:

„...Wir haben weder in Menschen noch in Gott auch nur das geringste Vertrauen. Die Welt besteht nur aus Schlechtigkeit und Narretei, und Himmel und Hölle sind nichts als eine Lüge, um uns zu beruhigen oder uns Angst einzujagen...“

Es gibt weitere Gespräche zwischen beiden, die vor allem ein Schlaglicht auf den Charakter des Kaisers und seine Lebenseinstellungen werfen. Christian selbst hat sich von der Alchimie verabschiedet und beschäftigt sich mit Naturphilosophie.
Am Hofe lernt er Kepler kennen. Dabei spürt er auch die Spannungen, die zwischen diesen und Brahe bestehen. Kepler ist sehr scharfzüngig. Er weiß um seine Fähigkeiten und ist gewillt, seine Ziele zu erreichen. Der Dialog von Stern und Kepler unterscheidet sich schon durch seine Tiefe von den eher oberflächlichen Gesprächen mit dem Kaiser.
Es braucht Zeit, bis Christian die Verhältnisse am Hof durchschaut. Freund und Feind auseinanderzuhalten ist schwierig, ja fast unmöglich, denn die Beziehungen sind nicht statisch. Jeder versucht, Christian für seine Zwecke einzuspannen. Die Frauen machen dabei keine Ausnahme. Die Moral am kaiserlichen Hof ist eher als leicht zu bezeichnen. Kepler warnt ihn deutlich:

„...Mein Freund, glaubt Ihr denn, an diesem Hof gibt es irgendwelche Geheimnisse?...“

Bei des Kaisers Geliebten klingt das so:

„...Das Leben am Hof, wie Ihr es nennt, ist der Unsittlichkeit recht förderlich. Sie ist alles, was wir haben, um den Überdruss abzuwenden, die Monotonie, die Langeweile des Ganzen hier...“

Bei all den Aktivitäten bleibt Christian kaum Zeit, sich um den Mord zu kümmern. Sein erster Verdächtiger wird alsbald schon als Leiche gefunden. Dadurch ist das Buch für mich auch eher ein historischer Roman als ein Krimi. Zwar werden die Morde am Ende aufgeklärt, aber ohne irgendwelche relevanten Ermittlungen.
Ein informativer Anhang trennt Realität von Fiktion.
Die Anzahl der Sterne erhält das Buch vor allem wegen seines ausgereiften Schriftstils.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Die Spur führt nach Japan

Tödliches Sushi
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„...Ein japanisches Mädchen sollte brav, bescheiden und zurückhaltend sein. Ich bin laut, selbstbewusst und direkt...“

Herr Watanabe, ein japanisches Geschäftsmann, sitzt auf einer Bank an der Lorelei ...

„...Ein japanisches Mädchen sollte brav, bescheiden und zurückhaltend sein. Ich bin laut, selbstbewusst und direkt...“

Herr Watanabe, ein japanisches Geschäftsmann, sitzt auf einer Bank an der Lorelei und beobachtet die Schiffe auf dem Rhein. Wenige Minuten später ist er tot. Eine Fremdenführerin, die mit einer Gruppe Schüler unterwegs ist, wird ihn am nächsten Tag finden – ohne Kopf. Schnell kursiert ein Handyfoto im Netz.
Der Fall landet bei Hauptkommissar Wenger und Oberkommissar Wieland. Gleichzeitig hat Jo Weidinger, Besitzer des örtlichen Restaurants, den Polizeiauflauf mitbekommen. Als er erfährt, dass der Tote am Abend bei ihm gegessen hat, lässt ihn der Fall keine Ruhe mehr. Er plant für seinen Urlaub eine Reise nach Japan. Unterkommen wird er im Hotel von Kenji Matsuda. Beide kennen sich von ihrer Zeit als Köche auf einem Schiff.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Neben der Teilnahme an den Ermittlungen werde ich mit den Feinheiten von Jos Kochkunst bekannt gemacht.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Ab und an darf ich einen Blick in die kranke Psyche des Täters werfen. Diese Teile wirken bedrückend und grausig.
Erfrischend dagegen sind Jos Gespräche mit Kiki, einer jungen japanischen Geschichtsprofessorin, die mit Kenji verwandt ist. Mit dem Eingangszitat charakterisiert sie sich selbst. Sie unterstützt ihn bei seinen Ermittlungen und öffnet Türen, die sonst geschlossen bleiben würden.
Es gibt ab und an Szenen mit feinem Humor. Ich denke dabei insbesondere an die amerikanischen Gäste in Jos Lokal. Sie bringen Jo fast zur Weißglut. Bei Kati, einer Angestellten, klingt die Erfahrung so:

„...Ich habe ihnen schon gesagt, dass es bei uns nur Kartoffeln gibt, aber einer der Amerikaner hat gesagt, er wüsste schon, dass die Europäer hinterm Mond leben, aber ein paar Pommes Frites würden sie wohl zusammen bekommen...“

Ins Geschehen integriert sind vielfältige sachliche Informationen über bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten von Tokio. Durch Kiki erfahre ich außerdem einiges über die japanische Tradition, die sich durch die Jahrhunderte zieht. Gut herausgearbeitet werden die Unterschiede in den Mentalitäten zwischen Japanern und Deutschen.
In Deutschland hatte man herausgefunden, dass der Tote mit einem 16-fach gefalteten Schwert enthauptet wurde. Um ein solches Schwert rankt sich eine uralte japanische Legende. Sie ist kursiv im Buch enthalten.
Schnell stellt sich heraus, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan schwierig ist. Die Anfragen der Kommissare werden abgeblockt. Auch Jo muss erfahren, dass seine Nachforschungen nicht gern gesehen sind.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Gekonnt wurde die uns fremde Kultur und ihre Eigenheiten in das Geschehen integriert.