Cover-Bild Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Mann, Gebr.
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 328
  • Ersterscheinung: 10.09.2018
  • ISBN: 9783786127994

Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen

Ein Zeitgemälde in Tagebüchern und Briefen der Marie Bruns-Bode (1885-1952)
Rainer Noltenius (Herausgeber)

Marie Bode wurde in eine äußerst anregende kulturelle Atmosphäre hineingeboren. Ihr Vater war Wilhelm von Bode, der Generaldirektor der Berliner Museen. Durch seine Vermittlung wurde sie 1907 als Lehrerin für Kunstgeschichte an den Kaiserhof berufen. 1915 heiratete sie Viktor Bruns, internationaler Richter beim Völkerbund in Den Haag und Begründer des Kaiser Wilhelm Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin.
In ihren Tagebüchern und Briefen entsteht das Bild einer kreativen und humor- vollen Frau, die trotz der restriktiven Atmosphäre autoritär männlich geprägter Gesellschaften in erstaunlicher Weise emanzipatorisch denkt und wirkt. »Erobere die Festung! Wozu sind wir Frauen emanzipiert?« Eingebunden in das gesellschaftliche Leben des Berliner Bildungsbürgertums zeichnet sie dessen Porträt, von den Zeiten Kaiser Wilhelms II. bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Maries Schwiegermutter war eine geborene Weizsäcker, und drei Generationen dieser Familie treten in den Tagebüchern auf. Enge Kontakte gab es u. a. zu Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Pastor Martin Niemöller und Leopold Reidemeister. Den Hintergrund von Maries Schilderungen bildet stets das an Freundschaften und Festivitäten reiche Leben ihrer eigenen Familie. Ihre Tagebücher sind mit eigenhändigen Aquarellen und Zeichnungen illustriert sowie mit zeitgenössischen Postkarten und Fotografien.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2018

Frauenschicksal in bewegten Zeiten

0

Das biographische Werk „Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen. Ein Zeitgemälde in Tagebüchern und Briefen der Marie Bruns-Bode (1885 – 1952)“, herausgegeben von Rainer Noltenius, erschien im September ...

Das biographische Werk „Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen. Ein Zeitgemälde in Tagebüchern und Briefen der Marie Bruns-Bode (1885 – 1952)“, herausgegeben von Rainer Noltenius, erschien im September 2018 im Gebr. Mann-Verlag und umfasst 328 Seiten.
Der Name Bode dürfte kulturell Interessierten vor allem durch das Bode-Museum in Berlin bekannt sein. In diesem Buch wird das Leben des Bildungsbürgertums vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts anhand einer Auswahl von Tagebuchaufzeichnungen und Briefen von Wilhelm Bodes Tochter Marie aufgezeichnet. Der Herausgeber selbst entstammt ebenfalls dieser Familie und ist ein Enkel Marie Bruns-Bodes.
Im Zentrum dieses Buches stehen, wie schon erwähnt, Tagebücher und Briefe, die einen Einblick in den Alltag dieser Familie geben. Gerahmt werden diese von einer „Bilderreise durch Marie Bruns-Bodes Leben“ und einem umfangreichen Nachwort mit Erläuterungen, biografischen Angaben der gesamten Familie, Quellenangaben sowie einem Personen- und Institutionenregister.
Im Nachwort erfährt der interessierte Leser Wissenswertes über die Bedeutung von Tagbüchern und Briefen in vergangenen Zeiten sowie das Leben in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und dem Dritten Reich, sodass man über das Leben und die Familie dieser Frau hinaus noch interessante Fakten über das Bürgertum dieser Epoche erfährt.
Neben der oben erwähnten Familie tauchen auch andere bekannte Namen auf, so z.B. die Familie von Weizsäcker, zu der verwandtschaftliche Beziehungen bestanden, die Kaiserfamilie, deren jüngste Tochter von Marie Bode unterrichtet wurde, oder Sauerbruch – ein Zeichen, wie eng doch die Beziehungen in der damaligen Zeit innerhalb des Bildungsbürgertums waren. Auch kann man anhand dieses Buches nachvollziehen, wie sich die Rolle der Frau in diesen Jahren verändert hat: Am Ende des 19. Jahrhunderts war es selbst – oder gerade – in gebildeten Schichten noch unüblich, den Mädchen eine höhere Bildung zwecks Broterwerb angedeihen zu lassen. Dieses bedeutete allerdings nicht, dass diese Frauen dumm oder ungebildet waren und sich nicht zu beschäftigen wussten, wie das Beispiel Marie Bruns-Bode eindrücklich zeigt. Die Eltern Bruns-Bode machten sich bei der Erziehung ihrer Töchter schon völlig andere Gedanken.
Obwohl die Aufzeichnungen teils schon über 100 Jahre alt sind, waren sie sehr flüssig zu lesen und boten nicht zuletzt auch einen guten Einblick in die Schriftkultur jeder Jahre.
Zahlreiche Zeichnungen und Bilddokumente illustrieren das Gelesene, führen es dem Betrachter vor Augen und machen Lust, das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen.
Insgesamt handelt es sich bei diesem Buch sicher um kein Werk, das eine breite Leserschaft erreichen wird – dieses ist gewiss auch nicht intendiert. Denjenigen aber, die sich für Zeitgeschichte, Kultur und nicht zuletzt auch das Frauenleben dieser Epoche interessieren, wird es einige interessante Lesestunden bereiten. Mir jedenfalls ging es so, weshalb ich dieses Buch allen Interessierten empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Eine ungewöhnliche Frau

0

Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts gab es für Frauen ein nur eng begrenztes Lebensfeld. So träumte Marie Bode früh davon ein Mann zu sein. Später entdeckte sie dann, wie sie sich als Frau entfalten ...

Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts gab es für Frauen ein nur eng begrenztes Lebensfeld. So träumte Marie Bode früh davon ein Mann zu sein. Später entdeckte sie dann, wie sie sich als Frau entfalten kann. Selbstbewusst und emanzipiert setzt sie ihre Träume von Kreativität und Selbständigkeit durch. Ihre Briefe und Tagebücher zeigen eine Welt, die heute kaum noch vorstellbar ist. Man begleitet Marie Bode durch das strenge ausgehende 19. Jahrhundert in die neuen Freiheiten der Weimarer Republik bis in den Rückschritt der dreißiger Jahre, die in eine harte Kriegs- und Nachkriegszeit führen. Es sind Blitzlichtaufnahmen untergangener Gesellschaften und großer Träume, dabei gleichzeitig ein Einblick in die Tagebuch- und Briefkultur der Vergangenheit, die mit der privaten und geschützten Sphäre der heutigen Zeit nicht mehr als das Medium gemein hat.

Mit diesem Buch macht Rainer Noltenius sehr viel mehr zugänglich als ein Stück seiner Familiengeschichte. Es ist ein Zeitzeugnis, das einen einzigartigen und exemplarischen Einblick in ein Leben gibt, das von mehreren, umfassenden gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen gezeichnet ist. Das große Ganze in einem Einzelschicksal zu lesen ist äußerst spannend. Schwarzweißfotos, Postkarten und Farbtafeln illustrieren diese großartige Zusammenstellung. Die unkommentiert zusammengestellten Briefe und Tagebuchauszüge werden durch ein umfassendes Nachwort ergänzt, das über Einzelschicksale, Hintergründe und historische Besonderheiten informiert.

Fazit: Ein hochspannender Einblick in das Leben einer außergewöhnlichen Frau, der gleichzeitig Aspekte der Geschichte und Kulturgeschichte aufzeigt, die in allgemeinen Werken unterschlagen werden müssen. Persönliche Schicksale in den turbulenten 100 Jahren vom Kaiserreich bis in die 50er Jahre zeigen erst wie umwälzend sich die Ereignisse auf den einzelnen ausgewirkt haben.

Eine mitreißende Zusammenstellung, die sich nicht aus der Hand legen lässt!