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Veröffentlicht am 25.11.2018

Poetisch anmutende Geschichte mit vielen Metaphern zur Achtsamkeit

Die Ziege auf dem Mond
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„Einmal war es schön.“ so fängt das Buch „Die Ziege auf dem Mond“ von Stefan Beuse mit Illustrationen von Sophie Greve an. Die Erzählung beginnt nicht nur märchenhaft, sondern das, was der Ziege passiert, ...

„Einmal war es schön.“ so fängt das Buch „Die Ziege auf dem Mond“ von Stefan Beuse mit Illustrationen von Sophie Greve an. Die Erzählung beginnt nicht nur märchenhaft, sondern das, was der Ziege passiert, ist es auch.

Sie lebt auf dem Mond, in einer unwirtlichen Landschaft, doch indem sie sich auf ihr eigenes Anliegen besinnt, ist sie mehr als zufrieden. Sie hat genug zu essen, sie beschäftigt sich mit den dortigen Sukkulenten und die ständig neu auf dem Mond landenden Dinge machen sie neugierig. Sie hat alle Zeit der Welt, sich auf Geräusche und Gerüche, auf’s Sehen und Fühlen zu konzentrieren. In ihren Träumen wünscht sie sich an angenehme Orte und denkt an bekannte und unbekannte Dinge, an schöne und hässliche. Doch eines Tages landet etwas Mysteriöses auf der Mondoberfläche, das ihre allgemeine Ordnung durcheinander bringt. Es erfordert den ganzen Mut der Ziege, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

„Die Ziege auf dem Mond“ ist nicht nur ein Kinderbuch zum Vor- und Selberlesen, sondern verzaubert auch Erwachsene. Der Untertitel lautet „oder das Leben im Augenblick“, denn genau das ist es, was das Leben der Ziege ausmacht. Sie ist namenlos und so wird kein Leser von irgendwelchen Attribuierungen gestört, die ein Name hervorbringen würde. Längst hat die Ziege gelernt, mit dem zu leben, was die Umgebung ihr zu bieten hat. Immer wieder landen Dinge auf dem Mond, aber Wünsche zu äußern ist sinnlos, allein die Konzentration auf das Hier und Jetzt gibt ihr Zufriedenheit. Daher bringt das mysteriöse Etwas ihren Alltag und damit sie selbst in Unordnung.

Das Buch lehrt uns, sich auf den Augenblick zu besinnen und ihn jederzeit zu genießen. Die unbegründete Angst raubt die Freude am Moment. Es ist für Groß und Klein bemerkenswert, welche Schlüsse die Ziege durch ihre Erfahrung in Bezug auf diesen Umstand zieht.

Sophie Greve hat den Text von Stefan Beuse, der träumen und glücklich sein lässt, mit traumhaft schönen Bildern versehen. So ist eine poetisch anmutende Geschichte mit vielen Metaphern über Achtsamkeit entstanden, welche ich allen uneingeschränkt gerne empfehle.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Schätze der Natur entdecken und schonend zu schmackhaften Gerichten verarbeiten

Unsere Waldküche
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Martina Meuth und ihr Mann Bernd Neuner-Duttenhofer, auch Moritz genannt, sind vielen vor allem als Moderatoren und Köche der WDR-Sendung „Kochen mit Martina und Moritz bekannt. Ihr Buch „Unsere Waldküche ...

Martina Meuth und ihr Mann Bernd Neuner-Duttenhofer, auch Moritz genannt, sind vielen vor allem als Moderatoren und Köche der WDR-Sendung „Kochen mit Martina und Moritz bekannt. Ihr Buch „Unsere Waldküche – Kulinarische Schätze aus der Natur“ ist kein Kochbuch im klassischen Sinne, sondern mehr ein Erlebnisspaziergang im Wald bei dem jahreszeitliche Zutaten geerntet und anschließend zu einem Gericht verarbeitet werden. Nach einem kurzen Vorwort folgt eine Einleitung, die gleichzeitig eine Hommage an den Wald ist, doch auch die Intention des Buches klärt.

Die nachfolgenden Kapitel sind entsprechend den vier Jahreszeiten eingeteilt. Zutaten der Rezepte im Buch sind unter anderem Bärlauch, Löwenzahn, Holunder, Beeren, Nüsse und verschiedene Arten Pilze sowie Wild, das im Wald heimisch ist, und Fisch. Alles wird mit ansprechenden Fotos begleitet, auf denen sich leicht die jeweilige Zutat erkennen und auf diese Weise auffinden lässt. Nach Erläuterung und genauer Beschreibung der Zutat wird die schonende Verarbeitung erklärt, aber auch Gefahren bei unsachgemäßer Nutzung. Alles ist unterhaltsam geschrieben in einem angenehm leicht zu lesenden Schreibstil. Es folgen entsprechend ein oder mehrere Rezepte dazu, die ebenfalls bebildert sind und Appetit aufs Nachkochen machen. Die Palette der Anleitungen reicht von Dips und Brotaufstrich, Vorspeisen und Beilagen bis hin zu Hauptspeisen, Desserts und Getränken. Erstaunlich ist es, wie viele Möglichkeiten es gibt, dass Nahrungsangebot der Natur zu nutzen.

Das Buch „Unsere Waldküche“ verhilft dem Leser dazu, die Schätze, die die Natur uns gibt, zu entdecken und zu nutzen. Dabei fehlt es nicht an Ratschlägen, was auf welche Art zubereitet werden kann und worauf dabei zu achten ist. Koch- und Naturfreunde werden Freude beim Aussuchen der Zutaten und den zahlreichen Rezepten haben, die stimmungsvoll und reichhaltig bebildert sind.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Stimmt nachdenklich über unsere Verbindung zur Natur und das Leben im Zeitablauf

Eines Tages in der Provence
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„Eines Tages in der Provence“ von Karine Lambert beschreibt den rührenden Einsatz der Bewohner eines Dorfs in Südfrankreich für den Erhalt der Platane, die den Marktplatz ihres Ortes schmückt. Es sind ...

„Eines Tages in der Provence“ von Karine Lambert beschreibt den rührenden Einsatz der Bewohner eines Dorfs in Südfrankreich für den Erhalt der Platane, die den Marktplatz ihres Ortes schmückt. Es sind nur wenige Tage, genauer gesagt 21, von der Ankündigung des Fällens bis zu dessen Vollzug die den Anwohnern bleibt.

Die Autorin überraschte mich von Beginn an dadurch, dass sie den betroffenen Baum als Ich-Erzähler sprechen lässt. Aufgrund dieser Sichtweise machte sie mir als Leser deutlich, welche Kraft ein solch lange existierender Baum aussenden kann und wie machtlos er ist gegen den Unbill der Zeit. Die Einwohner des Dorfs fühlen sich ihm auf vielfache Weise verbunden beispielsweise als Träger von Lampions zu besonderen Festen, durch das Sitzen in seinem Schatten oder dem Zuhören beim Rascheln seiner Blätter im Wind.

Es sind die unterschiedlichsten Charaktere die Karine Lambert zum Widerstand gegen die Fällung zusammen kommen lässt. Den Impuls dazu gibt der erst 10 Jahre alte Clément. Mit dabei sind unter anderem aber auch zwei über neunzigjährige Schwestern, die Barbesitzerin am Marktplatz und die Foodstylistin Fanny, die im dritten Stock eines Gebäudes mit Blick auf die Platane wohnt. Einzig der Gemeindediener Francois handelt entsprechend der Anweisungen seines städtischen Arbeitgebers. Er hält den Platz sauber und daher ist ihm das Abholzen gar nicht so unrecht, denn dann braucht er im Herbst nicht so viel Laub zu fegen …

Vielleicht hat so ein einzelner Baum nicht die gleiche Bedeutung für uns wie zum Beispiel der Hambacher Forst. Aber Karine Lambert hat eine so warmherzige Erzählweise, dass ich mich von der ersten Seite ebenso wie die Dorfbewohner um die Platane sorgte. Der Originaltitel des Romans, der übersetzt „Ein Baum, ein Tag“ lautet, machte mir deutlich, wie es innerhalb weniger Stunden zu einer kompletten Veränderung im öffentlichen Erscheinungsbild eines Ortes kommen kann durch das Verschwinden einer inzwischen zur Institution gewordenen Platane. Ich hoffte von Beginn an, dass es gelingen wird, den Baum zu retten, was eine gewisse Spannung in den Roman brachte. Von Bedeutung bei dieser Geschichte ist vor allem, dass grundsätzlich das Reden und Handeln miteinander über Dinge für die man sich gemeinsam interessiert einander näher bringen.

Karine Lambert schreibt einfühlsam in einem leicht lesbaren und einnehmenden Schreibstil, der jedoch einer heiteren Leichtigkeit in manchen Szenen nicht entbehrt. Der Roman stimmt nachdenklich über unsere Verbindung zur Natur und das Leben im Zeitablauf an sich. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ein Roman, in dessen Verzweigungen man sich gerne verliert

Bruder und Schwester Lenobel
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Das Cover des Romans „Bruder und Schwester Lenobel“ zeigt eine Ansicht der Stadt Wien. Michael Köhlmeier hat seine Geschichte hier angesiedelt. Über der Stadt spannt sich der Himmel weit auf, so wie die ...

Das Cover des Romans „Bruder und Schwester Lenobel“ zeigt eine Ansicht der Stadt Wien. Michael Köhlmeier hat seine Geschichte hier angesiedelt. Über der Stadt spannt sich der Himmel weit auf, so wie die Erzählkunst des Autors sich im Buch entfaltet. Doktor Robert Lenobel, der Bruder in diesem Buch, ist Psychiater in Wien. Seine Schwester Henriette, Jetti genannt, lebt aber inzwischen in Dublin. Das überraschende Verschwinden von Robert und die Suche nach ihm ziehen sich als roter Faden durch den Roman.

Jetti folgt der Aufforderung ihrer Schwägerin Hanna, die sie per E-Mail erhält. Hanna wünscht sich, dass sie zu ihr nach Wien kommen soll, denn ihr Mann würde verrückt. Als sie zwei Tage später in der Stadt eintrifft ist er verschwunden, gemeinsam geben sie eine Vermisstenanzeige auf. Beide glauben nicht, dass Robert den Freitod gewählt hat, aber Gründe für eine planlose Reise können sie sich auch nicht vorstellen.

Der 55 Jahre alte Robert und die sechs Jahre jüngere Jetti sind sich von Kindheit an in besonderer Weise verbunden. Der Bruder ersetzte der Schwester in einigen Dingen den Vater, der noch eine zweite Familie hatte und irgendwann ganz fern blieb. Jetti unterstützte Robert während seines Studiums als sich bei der Mutter die Symptome einer psychischen Erkrankung verstärkten. Nachdem Robert mit Hanna liiert war, haben die beiden ihre Fürsorge auf diese ausgedehnt und auch bereits zu dritt manche Krise miteinander.

Das Ehepaar hat zwei Kinder, doch Hannas erste Wahl, ein Familienmitglied über das Verschwinden ihres Manns zu informieren, fiel auf Jetti. So stark die Bande zu ihren Kindern auch sein mögen, umso stärker ist Hannas Vertrauen in Jetti von der sie sich Hilfe erhofft, die Gründe für Roberts Handeln zu verstehen. Doch die beiden kennen sich gut, zu gut erschien es mir manchmal, denn sie agieren ohne große Worte, beobachten einander und deuten jedes kleinste Tun auf der Basis vergangener Erfahrungen miteinander. Dabei erinnern beide sich nicht nur an positive Ereignisse, was zu deutlichen Spannungen führt. Schließlich sucht Jetti den Kontakt zu Roberts Freund Sebastian Lukasser, einem Wiener Schriftsteller, der schon in früheren Romanen Köhlmeiers eine tragende Rolle spielte. Es stellt sich heraus, dass er nicht nur für Robert ein Anlaufpunkt ist, sondern auch zu den beiden Frauen eine einzigartige Beziehung pflegt. Stückchenweise erfuhr ich als Leser schließlich auch die Beweggründe Roberts die dazu führten, dass er Abstand von einer Familie suchte.

Michael Köhlmeiers Erzählkunst ist detailreich. Er verfolgt jede Handlung möglichst aus der Sicht aller beteiligter Personen. Die Gedankengänge seiner Figuren zeigt er mit den Abwägungen über das Für oder Wider auf. Obwohl der Roman in der Gegenwart zeitlich nur wenige Wochen beinhaltet, schildert er die Vergangenheit aller Familienmitglieder und fächert die Erlebnisse des Einzelnen breit auf. 13 Kapiteln in vier Teilen stellt er zu Beginn jeweils ein Märchen voraus, welches man in der Nachbetrachtung durchaus in Bezug auf die folgende Handlung interpretieren kann.

„Bruder und Schwester Lenobel“ ist eine überbordende Geschichte, die wirklichkeitsnahe Gefühle des gelebten Lebens beinhaltet. Hass, tiefe Liebe, Vertrauen, Neid, Zweifel, Eifersucht, Missgunst sind zu finden, das Verzeihen ist von besonderer Dringlichkeit. Ein Roman, in dessen Verzweigungen man sich gerne verliert.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Ein einziger Sommer, der die Gefühle eines Jugendlichen stark bewegt

Junger Mann
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Im Roman „Junger Mann“ lässt Wolf Haas den Ich-Erzähler, einen 13-jährigen Österreicher, über den Sommer 1973 erzählen. Sein Protagonist ist so alt wie der Autor zur damaligen Zeit auch gewesen ist. Neben ...

Im Roman „Junger Mann“ lässt Wolf Haas den Ich-Erzähler, einen 13-jährigen Österreicher, über den Sommer 1973 erzählen. Sein Protagonist ist so alt wie der Autor zur damaligen Zeit auch gewesen ist. Neben dem unbenannten Erzähler spielt auch das junge Ehepaar Elsa und Tscho eine große Rolle. Das Cover ist als Waage mit orangefarbenen Bezug gestaltet, denn eine solche besitzt die Familie des Jugendlichen zur Gewichtskontrolle.

Der junge Mann lebt in Maria Alm am Steinernen Meer in Österreich unweit der Grenze zu Deutschland. Hier besitzt unter anderem der amtierende Bundespräsident Walter Scheel ein Ferienhaus und hier wurde auch der Autor des Romans geboren. Mehrfach hat der junge Mann als Kind sich die Beine gebrochen und bekam sie daher eingegipst, wie damals üblich. Als Seelentrost für die relative Unbeweglichkeit erhielt er Schokolade, dessen Verzehr sich schon früh in Übergewicht bei ihm zeigt. Der Ich-Erzähler kennt Tscho bereits von Kindheit an, denn er ist der große Bruder eines älteren Freunds von ihm. Zusammen mit seiner Frau Elsa ist er Housesitter reicher Amerikaner und fährt außerdem noch LKW. Der junge Mann nimmt einen Job an der örtlichen Tankstelle an, sieht eines Tages die Frau vom Tscho in dessen Pkw und verliebt sich in sie. Ihm wird bewusst, dass er einige Kilogramm zu viel wiegt, um ihr zu gefallen und beschließt deshalb, in den Sommerferien abzunehmen. Während es zu einer schrittweisen Annäherung mit Elsa kommt, hat plötzlich Tscho eine ganz spezielle Aufgabe für den jungen Mann.

Wolf Haas schreibt mit viel Witz und Sarkasmus gerade so, wie ein 13 1/2-Jähriger sich seine Welt, mit der er trotz Pubertätsproblemen klar kommen muss, schön redet. Ich weiß natürlich nicht, wieviel eigene Erlebnisse in den Schilderungen des Autors stecken, aber dadurch, dass er im Setting beheimatet ist und im gleichen Alter wie sein Protagonist, wirkt seine Erzählung authentisch. Ich kann mich selbst auch noch an die staatlich verordneten autofreien Tage erinnern die im Roman thematisiert werden, auch wenn sie in Österreich anders geregelt wurden als in Deutschland. Es ist für mich immer wieder schön, gedanklich in die Vergangenheit, in diesem Fall in die 1970er Jahre zu reisen.

Während ich es zunächst für unmöglich ansah, dass Elsa Interesse an dem noch jungen Ich-Erzähler finden könnte, so fand er doch in kleinen Schritten das Vertrauen von ihr. Kaum zeigte sich die Möglichkeit einer beginnenden Romanze dreht der Autor unerwartet die bis dahin nur in eine Richtung weisende Erzählung in eine ganz andere. Was bis dahin eine überwiegend amüsante Geschichte war, wird zum Roadmovie mit reichlich bewegenden Momenten, wenn auch weiterhin mit heiterem Unterton. Die Dialoge mit durchweg kurzen Sätzen enthalten eine gehörige Portion Schmäh.

Bewusst lässt Wolf Haas seine Figur unbenannt, denn viele Leser werden deren Handlung gut nachvollziehen können und sich an deren Stelle fühlen, weil sie einiges so oder so ähnlich in ihrer eignen Pubertät empfunden haben. „Junger Mann“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der zeigt, dass ein einziger Sommer die Gefühle eines Jugendlichen auf mannigfache Weise stark bewegen kann. Aufgrund der Situationskomik ergibt sich eine Heiterkeit, die auch bei ernsteren Themen nicht weicht. Gerne empfehle ich das Buch weiter.