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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2018

Unrühmliche Geschichte

Falkenberg
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Ich bin großer Fan der Regionalkrimis aus dem Gmeiner Verlag. Dieser hier spielt in Hamburg, ein netter alter Herr wird kurz vor seiner Heirat brutal verstümmelt und ermordet, augenscheinlich mit rechtsradikalen ...

Ich bin großer Fan der Regionalkrimis aus dem Gmeiner Verlag. Dieser hier spielt in Hamburg, ein netter alter Herr wird kurz vor seiner Heirat brutal verstümmelt und ermordet, augenscheinlich mit rechtsradikalen Hintergründen. Die polizeibekannte Szene ist schnell überprüft, aber selbst nach einem anonymen Hinweis haben die Ermittlerinnen ihre Zweifel. Für den Leser ist schnell klar, dass es andere Zusammenhänge geben muss, den die Autorin führt ihn durch eingestreute Tagebucheinträge zurück in die Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs.


Die Autorin erzählt die Geschichte sehr eindringlich und bedrückend auf den verschiedenen Zeitebenen. Gerade die Tagebucheinträge aus der Vergangenheit lösen viele Emotionen beim Leser aus, angesichts der Kenntnisse über den Verlauf der Geschichte. In welchem Zusammenhang die Geschehnisse von damals mit dem aktuellen Mord stehen, löst die Autorin allerdings erst zum Ende hin auf. Der aufmerksame Leser wird sicher eine Ahnung haben was das Motiv der Tat betrifft, mit dem Täter hat die Autorin mich aber total überrascht.

Die Geschichte ist spannend erzählt, kommt dabei aber ohne übertriebene Gewalt aus. Passend zur Story werden viele historische Fakten eingebunden. Die Figuren sind so dargestellt, dass der Leser schnell Sympathie und Antipathie aufbaut. Um die Story aufzulockern und dem Ermittlerteam den notwendigen Hintergrund und Substanz zu geben, wird einiges aus dem Privatleben der beiden ungleichen Frauen erzählt. Der Leser kann so die einzelnen Charaktere besser erfassen und verstehen.

Das Buch ist sehr stimmig geschrieben, ganz im Stil eines klassischen Krimis, spannend und mit Potential zur Serie.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Perfides Mörderspiel

Leid und letzter Tag
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Es ist nicht das erste Buch von Elias Haller das ich gelesen habe, aber wieder hat es der Autor geschafft mich zu überraschen. Auch in diesem Buch haben wir unerwartete Wendungen, spezielle Ermittlerfiguren ...

Es ist nicht das erste Buch von Elias Haller das ich gelesen habe, aber wieder hat es der Autor geschafft mich zu überraschen. Auch in diesem Buch haben wir unerwartete Wendungen, spezielle Ermittlerfiguren und vorallem einen brutalen Killer und seine Spielchen. Kenner des Genres werden sich wahrscheinlich sehr an die Filme der Saw-Reihe erinnert fühlen bei den grausamen Taten des Mörders.


Der Autor verbindet einen, wie ich finde, sehr amerikanischen Schreibstil mit der Kulisse einer normalen deutschen Großstadt, und der eher etwas angestrengten deutschen Polizeiarbeit. Er tut dies mit einer solchen Selbstverständlichkeit und ohne Übertreibung, so dass ich ihm das Szenario ohne Zweifel abnehme.

Die Figur des Ermittlers Erik Donner ist genau wie ich es mag, etwas verkorkst und problembeladen, mit Ecken und Kanten, gerade dabei sein Leben endlich wieder in geordnete Bahnen zu bringen, gerade heraus, unbequem und unbeliebt. Die anderen Figuren sind so angelegt, dass es zwangsläufig zu Reibereien kommen muss bei der Zusammenarbeit.

Die Geschichte verbindet mehrere Zeitebenen. Der aktuelle Fall zeigt Parallelen zu den Taten eines bereits verurteilten Serienmörders, der im Gefängnis sitzt. Gleichzeitig erfährt der Leser von Bezügen zu Geschehnissen aus der Vergangenheit. Diese Zeitsprünge halten die Geschichte spannend, auch außerhalb der nervenaufreibenden Beschreibungen der einzelnen Todesspiele des Killers. Für diese perfiden Spiele baut der Killer äußerst monströse Maschinerien um seine Opfer zu töten und die Ermittler müssen versuchen diese zu stoppen.

Mich hat der Autor bis zum Schluss hinters Licht geführt, mit meiner Vermutung lag ich weit daneben. Die Auflösung kommt plötzlich und für mich mit der Ein oder Anderen kleinen Unstimmigkeit, aber da will ich nicht kleinlich sein.
Eine spezielle Geschichte, aber definitiv nichts für schwache Nerven.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Mörderische Urlaubsfahrt

Mord auf der Donau
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Dieser historische Kriminalroman lässt für mich ganz eindeutig die Ära von Agatha Christie wieder aufleben. Schon die Optik des Buches zeigt viele Parallelen und spiegelt den Stil und den Zeitgeist der ...

Dieser historische Kriminalroman lässt für mich ganz eindeutig die Ära von Agatha Christie wieder aufleben. Schon die Optik des Buches zeigt viele Parallelen und spiegelt den Stil und den Zeitgeist der 20er Jahre wieder.


Auch in der Geschichte findet der Leser viele Gemeinsamkeiten zu Christies Figuren, ein etwas ungewöhnliches Paar löst zusammen, aber eher unfreiwillig, Kriminalfälle. Die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihr Freund, der Apotheker Anton Böck. Er eher zurückhaltend, ruhig und skeptisch, sie abenteuerlustig, neugierig und mit einer messerscharfen Beobachtungsgabe gesegnet. Ein sehr amüsantes Paar, das von der Autorin sehr liebevoll gezeichnet wird, genauso wie die anderen Figuren der Geschichte. Aus deren Beschreibungen kann man gut auf den Charakter schließen.

Das Buch enthält bereits den dritten Fall unseres Ermittlerpaares. Die Autorin verlegt die Geschichte ins Österreich der 1920er Jahre. Ihre Beschreibungen der Schauplätze zeigen ein buntes Bild für den Leser, der Zeitgeist der Epoche ist gut wiedergegeben.

Ganz im klassischen Stil folgt der Leser den Geschehnissen und erhält die gleichen Informationen und Hinweise auf Motiv und Täter, wie die Ermittler im Buch. Zur Aufklärung des Falles werden alle Zusammenhänge nochmals dargestellt und man kann die eigene Kombinationsgabe testen.

Für mich ist diese Art Krimi eine schöne Alternative zu den modernen, eher harten Geschichten. Eine spannende, gut erzählte Story mit netten, liebenswerten Figuren. Gute Unterhaltung in malerischer Kulisse.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Auch der Adel hat es nicht leicht

Der Totenversteher
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Hartung Siegward Graf von Quermaten zu Oytinghausen. Wow, was für ein Name. Zum Glück wird er einfach nur Hasi genannt, das macht es dem Leser wesentlich einfacher. Auch andere Figuren des Buches haben ...

Hartung Siegward Graf von Quermaten zu Oytinghausen. Wow, was für ein Name. Zum Glück wird er einfach nur Hasi genannt, das macht es dem Leser wesentlich einfacher. Auch andere Figuren des Buches haben interessante Namen bzw. Spitznamen, meist sind sie genauso speziell wie die Figur selbst. So die verstorbene Tante Pudel, die Hasi immer wieder erscheint und aus dem Jenseits versucht ihrem etwas begriffsstutzigen Neffen eine Nachricht zu übermitteln. Oder der militärisch zackige Cousin Brezel, der es sich zur Aufgabe gemacht hat seinen Schützling Hasi in allen Lebenslagen zu unterstützten.


Das Autorenduo schafft unvergleichliche Figuren mit ganz speziellen, sehr liebenswert schrulligen Charakterzügen. Die Hauptfigur Hasi stolpert nicht zum ersten Mal ziemlich naiv und manchmal weltfremd durch die Geschichte. Er verliert sein Erbe, kommt einem alternden Auftragskiller in die Quere, fällt auf einen windigen Kunsthändler herein, rettet die Ehe seiner verschrobenen Nachbarin, bringt den ermittelnden Kommissar zur Weißglut und tappt dabei die ganze Zeit von einer komischen Situation in die Nächste.

Der Stil des Buches lebt vom schwarzen Humor, manchmal wirklich hart an der Grenze zum Slapstick, aber nie drüber. Immer wenn der Leser glaubt jetzt driftet die Geschichte zu sehr ins Komische ab, machen die Autoren einen gekonnten Schwenk.

Die Geschichte um Hasi ist vom Grundstoff her natürlich ein Krimi, man sollte als Leser das Ganze aber mit einem Augenzwinkern lesen und sich auf den Humor einlassen. Wer bierernste Ermittlungsarbeit erwartet wird enttäuscht werden. Liebhaber des Weimarer oder des Münsteraner Tatorts sind hier aber genau richtig, finde ich.

Ich hatte beim Lesen eine Menge Spaß und freue mich schon auf Hasi's neue Abenteuer. Bis dahin erstmal einen Tee auf der Terasse.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ermittlung bei Weißwurst und Brezel

Das Ludwig Thoma Komplott
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Ich bin beim Lesen von Regionalkrimis schon ziemlich weit herumgekommen in Deutschland. In diesem Buch nun habe ich es nach München geschafft und konnte Hauptkommissar Tom Perlinger kennenlernen.


Die ...

Ich bin beim Lesen von Regionalkrimis schon ziemlich weit herumgekommen in Deutschland. In diesem Buch nun habe ich es nach München geschafft und konnte Hauptkommissar Tom Perlinger kennenlernen.


Die Autorin hat mit ihm eine sehr sympathische, lebensnahe Figur geschaffen. Eine Person, die sich kümmert, integer und korrekt im Beruf, loyal gegenüber Familie und Freunden. Eine Person, die man um Rat fragt wenn man in der Klemme steckt.
Um Rat fragen möchte ihn auch Julia Frey, eine alte Schulfreundin von Tom, doch kurz bevor es zum verabredeten Treffen kommt, wird diese auf offener Straße erschossen und beraubt. Perlinger ermittelt plötzlich in Mitten seiner alten Clique. Freunde, die er jahrelang nicht gesehen hat, treten plötzlich in den Fokus seiner Ermittlungen rund um den Mord an Julia und ein verschwundenes, unveröffentlichtes Manuskript von Ludwig Thoma, die Fortsetzung von "Ein Münchner im Himmel". Tom muss schnell erkennen, dass bei keinem seiner Freunde das Leben so verlaufen ist wie zum Schulabschluss erwartet und mehr als einer von ihnen hat ein Geheimnis.

Es werden relativ viele Figuren in diesem Kriminalfall versammelt, die Alle irgendwie miteinander verbandelt sind. Die Autorin schafft es gut jede Einzelne speziell und authentisch zu charakterisieren, ganz ihrer Rolle in der Geschichte entsprechend.
Auch bei der Handlung schöpft die Autorin aus dem Vollen. Es gibt den angesprochenen Mord, das verschwundene Manuskript, zwielichtige Immobiliengeschäfte mit Verbindung zu einem russischen Mafiaboss, unaufgeklärte Morde an Prostituierten in den 70er Jahren, Beziehungsdramen und den ganz alltäglichen Wahnsinn mit der Familie und den Kollegen. Als Krönung des Ganzen trachtet Claas, ein ehemaliger Kollege und Freund, Tom nach dem Leben. Die Vorgeschichte dazu gibt es im Vorgänger des Buches. Manchmal war mir die starke Motivation hinter Claas Vorhaben nicht ganz verständlich, es gibt aber genügend Hinweise, so das man auch ohne Vorkenntnisse die Zusammenhänge verstehen kann.

Die Geschichte ist ganz im Stil eines klassischen Krimis erzählt. Der Leser lernt alle beteiligten Figuren kennen und bekommt genügend Hinweise aus den polizeilichen Ermittlungen (oder denen am Frühstückstisch im Hackerhaus), um selbst fleissig mitzuermitteln. Die teils etwas verworrenen Fäden der Geschichte werden am Ende sehr nachvollziehbar, und überraschend aufgedröselt. Real existierende Personen werden geschickt in eine fiktive Geschichte mit viel Lokalcholorid und aktuellem Bezug eingebunden.

Die liebenswerten, teils etwas speziellen Charaktere wachsen dem Leser im Verlauf der Geschichte ans Herz und so freut es natürlich, dass das Ende auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
Tom Perlinger zum Dritten - ich bin dabei!