Toller Entwicklungsroman!
In „Jeder von uns ist ein Rätsel“ lernt der Leser Alvie kennen. Bereits auf den ersten Seiten wird man mit Alvies Unkonventionalität konfrontiert. Alvie ist anders als die Menschen in ihrer Umgebung. Was ...
In „Jeder von uns ist ein Rätsel“ lernt der Leser Alvie kennen. Bereits auf den ersten Seiten wird man mit Alvies Unkonventionalität konfrontiert. Alvie ist anders als die Menschen in ihrer Umgebung. Was sie ist, kann sich der Leser sehr viel früher zusammenreimen als es ihm auf den Seiten offenbart wird. Alvie ist vom Asperger-Syndrom betroffen, einer Form des Autismus, das es Alvie erschwert andere Menschen, insbesondere ihre Gefühle, zu deuten.
Man erfährt, dass Alvie 17 Jahre alt ist, hauptberuflich im Tierpark arbeitet, alleine wohnt und hin und wieder Besuch von einem Sozialarbeiter bekommt. Bereits in diesem Stadium spekuliert man als Leser über die Hintergründe dieser Umstände und möchte unbedingt mehr über Alvies Vergangenheit erfahren. Zunächst jedoch lernt man zusammen mit Alvie den merkwürdigen Jungen aus dem Park kennen, Stanley. Alvie beobachtet Stanley dabei wie dieser sein Telefon in den See wirft und fragt sich, warum er dies getan hat. Obwohl Alvie Wasser verabscheut, fischt sie sein Telefon aus dem See und nimmt es mit nach Hause. Auf dem Gerät stehen Name, Wohnort und eMail-Adresse von Stanley. Eigentlich hätte sie keinen Grund mit Stanley in Kontakt zu treten, hätte ihr Sozialarbeiter ihr nicht geraten sich zu öffnen und sowas wie Freunde zu finden. Alvie plant von einem Gericht ihre frühzeitige volle Geschäftsfähigkeit zu erhalten, so dass sie bereits ein Jahr früher offiziell selbst für ihr Leben verantwortlich ist ohne Einmischung einer Vormundschaftsstelle, nur deswegen nimmt sie die sich bietende Gelegenheit wahr und kontaktiert Stanley via eMail. Was zunächst als loser Kontakt beginnt, nimmt mehr und mehr Wichtigkeit in Alvies Leben ein, und schon bald entspinnt sich zwischen den beiden Charakteren ein zartes Band der Verbundenheit. Alvie ahnt, dass auch Stanley eine tragische Vergangenheit hat, und gemeinsam erkunden sie ihr fragiles Verhältnis, denn Alvie will sich wie ein scheues Reh immer wieder zurückziehen.
Ich finde, dass A.J. Steiger einen wunderbaren Entwicklungsroman mit dieser herzergreifenden Charakterkonstellation geschaffen hat. Zunächst haben mich Alvie und ihre Lebensumstände ein wenig deprimiert und ich habe mich schwer getan kontinuierlich weiterzulesen (was sicher aber auch damit zu tun hatte, dass ich selbst nicht ganz auf dem Damm war, als ich dieses Buch begonnen habe). Alvie ist jedoch ein ganz einnehmender Charakter, den man unbedingt weiterverfolgen möchte.
Vor dem Ende wird es nochmal richtig spannend, und ich konnte besonders auf den letzten Seiten gar nicht aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen wollte wie die Geschichte ausgeht.