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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2018

Ende oder Neubeginn

Schnee in Amsterdam
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Ein verlängertes Wochenende im winterlichen Amsterdam soll für Stella und Gerry ihre in Gewohnheit erstarrte Ehe etwas auflockern. Der einzige Sohn lebt in Übersee und jetzt im Ruhestand tritt die Unzufriedenheit ...

Ein verlängertes Wochenende im winterlichen Amsterdam soll für Stella und Gerry ihre in Gewohnheit erstarrte Ehe etwas auflockern. Der einzige Sohn lebt in Übersee und jetzt im Ruhestand tritt die Unzufriedenheit mit ihrer Beziehung zu Tage. Ein Satz Stellas veranschaulicht dies: „ Wie gut, dass wir einander zum Ignorieren haben.“
Doch in der neuen Umgebung werden die tiefen Risse in ihrer Ehe deutlich, ist es eigentlich noch Liebe oder nur noch Gewohnheit, die die Beiden zusammenhält? Es ist nicht nur die eisige Kälte der Wintertage die dieses Buch durchzieht, mit jedem Satz spürt man auch die Kühle in dieser Ehe. Gerry ist Alkoholiker, obwohl beide wohl vermeiden, es auszusprechen. Aber es geht ihm nur noch um den nächsten Drink, den rechtzeitigen Nachschub und das heimliche Entsorgen von geleerten Flaschen. Auch wenn er es wahlweise nur einen Aufwärm-, Entspannungs-, oder Gute-Nacht-Schluck nennt. Stella mag es nicht länger ignorieren. Aber auch Stella ist nicht ehrlich, längst verfolgt sie für sich ein anderes Ziel und zieht Gerry nicht in ihre Überlegung ein. Eine tiefe Frömmigkeit ist ihr Rückzugsort, geprägt auch vom Religionskonflikt in Nordirland, mit dem Beide aufwuchsen und der auch ihr Leben entscheidend geprägt hat.
Es ist eine ganz einfach erzählte Geschichte, zwischen den Zeilen entwickelt der Autor ein ganzes Lebenspanorama. Aber in dieser Einfachheit liegt auch die große Kunst und die literarische Stärke. MacLavertys. Allerdings passiert es mir selten, dass mir die Protagonisten so fremd, ja sogar gleichgültig bleiben. Zunehmend empfand ich Stellas und Gerrys Gesprächsversuche als larmoyant. Das änderte sich auch nicht, als das große Lebensgeheimnis Stellas ans Licht kommt. Eine Begebenheit, die ihrem Leben eine ganz andere Richtung gab und mit deren Last sie nicht zurecht kommt.
Auch wenn ich die stilistische und sprachliche Kunst des Autors anerkenne, gepackt hat mich sein Roman nicht wirklich.
Das Buch bleibt zum Schluss offen – ob Stella und Gerry noch einen Weg finden, wer weiß? Einen kleinen Hoffnungsschimmer scheint es zu geben.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Das Leben der Schäferin

Das Geheimnis der letzten Schäferin
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Nina ist eine bekannte Salzburger Haubenköchin mit eigener Kochshow im TV. Nun soll sie an einem Projekt teilnehmen:“ Kochen anno dazumal“, gedreht auf einem historischem Bauernhof in Niederbayern, da ...

Nina ist eine bekannte Salzburger Haubenköchin mit eigener Kochshow im TV. Nun soll sie an einem Projekt teilnehmen:“ Kochen anno dazumal“, gedreht auf einem historischem Bauernhof in Niederbayern, da es ein Gemeinschaftsprojekt des bayerischen Fernsehens mit dem ORF ist. Der zweite Teilnehmer ist der Münchner Kollege Julian Leroy, den Nina wegen seines Auftretens in seiner Show und seines Rufs als Frauenschwarm nicht ausstehen kann.
Eine besondere Bedeutung hat, dass das kleine Dörfchen der Heimatort von Ninas geliebter Großmutter Lieselotte war und je mehr Nina sich in deren Geschichte vertieft umso mehr Familiengeheimnisse erfährt sie.
Die Geschichte fährt zweigleisig, die Geschehnisse um Nina rahmen die Lebens-und Liebesgeschichte von Lieselotte ein. Das ist eine wunderbare, sehr naturverbundene Rückblende in das Leben einer jungen Wanderschäferin, die trotz vieler Widerstände ihr Glück findet. Das erfährt Nina aus den liebevollen Erinnerungen ihres Großvaters und deren Vorbild und Liebe zum Kochen Ninas Berufswahl beeinflusst hat. Dieser Teil des Romans hat mir sehr gut gefallen und da hätte ich mir auch manchmal mehr Raum gewünscht um die weiteren Hintergründe der Familiengeschichte Lieselottes auszuleuchten, während sich dagegen manche, für mich unwichtige Nebenhandlung zu sehr in Details verliert. Gelungen war für mich die Atmosphäre der frühen Almwirtschaft eingefangen, überhaupt die bäuerliche Lebenswelt in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wird sehr farbig und liebevoll beschrieben. Hier merkt man, dass auch die Autorin viel Wissen mitbringt.
Ich mag die Wien-Krimis von Beate Maxian sehr und habe auch dieses Buch gern gelesen. Es ist eine angenehme und flüssig erzählte Geschichte, die sich aber manchmal ein wenig ins Seichte verliert. Ganz besonders in den fast unvermeidlichen Liebeswirren zwischen Julian und Nina. Außerdem habe ich mich an vielen Wiederholungen gestört, wie der immer wieder thematisierte Ordnungsfimmel Ninas oder die mehrfach erläuterte besondere Liebe Liesls zu Schafen.
Meine Erwartungen an dieses Buch waren hoch und wurden nicht ganz befriedigt, nichts desto trotz war es eine untersame Geschichte.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Wer war es

Charlotte Bienert ermittelt / Mord im Museum
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Charlotte Bienert nimmt im Auftrag ihrer Zeitung an einer Veranstaltung teil: Mord im Museum. Die Gäste sollen einen Kriminalfall lösen, der von einer Schauspieltruppe in den Ausstellungsräumen des Stuttgarter ...

Charlotte Bienert nimmt im Auftrag ihrer Zeitung an einer Veranstaltung teil: Mord im Museum. Die Gäste sollen einen Kriminalfall lösen, der von einer Schauspieltruppe in den Ausstellungsräumen des Stuttgarter Museums inszeniert wird. Aber schon bei der zweiten Szene wird tödlicher Ernst aus dem Spiel, ein Schauspieler liegt erschossen vor den Teilnehmern. Überwältigt von Übelkeit und Schwäche geht Charlotte hinter einer Vitrine zu Boden. Dabei bemerkt sie mehr unbewusst eine Bewegung und eine Person, die sich über den Toten beugt.
Aber als die Polizei erscheint, kommt natürlich sofort Charlotte in Verdacht, schließlich hat sie als Einzige nicht den Raum verlassen. Das findet sie empörend von Kommissar Jankovich, aber es kommt noch schlimmer, ihr Redakteur möchte eine tolle Story und so überredet Charlotte den widerstrebenden Jankovich, sie mit in die Ermittlungen einzubeziehen.
Das ist natürlich keine sonderlich realistische Kombination, aber die Mischung aus einer jungen, etwas naiv und schusseliger Dame und abweisendem Kommissar ist ganz gelungen. Der Krimi ist ein typischer Cosy-Krimi, der dieses Mal nicht ein englisches Landhaus zum Hintergrund hat, sondern die Landeshauptstadt Stuttgart. So hat die Polizei schon mal Personalnot, weil die Beamten zur Baustelle „Stuttgart 21“ abgezogen werden.
Wie in diesem Genre üblich, ist die Spannung eher von der gemütlichen Sorte, es entwickelt sich langsam, die Personenzahl ist recht überschaubar und der Krimi animiert zum rätseln. Das Buch ist nicht sehr umfangreich, grade richtig für 2-3 Stunden angenehmer Unterhaltung. Übrigens merkt man der Autorin an, dass sie mit Wort und Sprache umgehen kann, auch keine Selbstverständlichkeit mehr.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Perfekt geröstet

Der letzte Caffè
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Mit diesem Buch habe ich den Protagonisten Dr.Dr.Dr. Adalbert Bietigheim kennengelernt, es gibt schon einige Vorgängerbände, aber man braucht sie keinesfalls um einen Einstieg in die Geschichte zu bekommen.
Bietigheim ...

Mit diesem Buch habe ich den Protagonisten Dr.Dr.Dr. Adalbert Bietigheim kennengelernt, es gibt schon einige Vorgängerbände, aber man braucht sie keinesfalls um einen Einstieg in die Geschichte zu bekommen.
Bietigheim ist ein sehr von sich selbst eingenommener Kulinaristik Experte, sein übersteigertes Selbstbewusstsein macht ihn zu einem unangenehmen Zeitgenossen, was er selbst allerdings ganz anders sieht. Zusammen mit seinem verfressenen Foxterrier Benno von Saber reist er nach Triest. Seine Jugendliebe Giulia hat ihn gerufen, ihr Mann, ein berühmter Barista, ist verschwunden und sie hofft nun auf Adalberts überragende kriminalistische Fähigkeiten um ihn zu finden. Doch zuerst findet er eine Leiche, aber er kann Giulia trösten, es ist zwar ebenfalls ein berühmter Barista, aber nicht der geliebte Gatte.
Triest, das Rilke Schloss Duino und natürlich der Kaffee, der in Triest ganz besonders zelebriert wird, spielen in ein große Rolle in diesem eher humorvollen Krimi. Die Figur des Bietigheim ist derart überzeichnet und mit vielerlei Spleens und Marotten ausgestattet, dass es mich öfters zum lauten Lachen reizte. Doch manchmal ist weniger mehr! So hat sich dieses Element nach gut einem Drittel doch ziemlich abgenutzt und begann mich zu langweilen. Bei der Stange gehalten mich das Thema Kaffee, das ungemein kenntnisreich in Szene gesetzt wird. Natürlich ist Bietigheim auch auf diesem Gebiet einer Könner und Kenner und lässt den Leser nur zu gern an seinem Wissen teilhaben. Das gefiel mir und macht Lust auf eine „perfekte Crema“. Der Kriminalfall plätscherte eher so dahin, als Bietigheims Freund Pit auftaucht um dem Professor unter die Arme zu greifen – Bietigheim der Kopf, Pit die Hand – so meint es Adalbert zumindest, kommt noch ein wenig Action ins Spiel.
Ach, und dann gab es noch tolle Rezepte rund um Kaffee am Ende des Buches. Die gefielen mir ganz ausgezeichnet.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Ein kleines Märchen

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
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Juli Mahlo ist eine Frau, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Sie ist still, lebt zurückgezogen, lässt nur wenige Menschen in ihr Leben, das bestimmt wird von Ängsten und Phobien. Aber sie erkennt auch ...

Juli Mahlo ist eine Frau, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Sie ist still, lebt zurückgezogen, lässt nur wenige Menschen in ihr Leben, das bestimmt wird von Ängsten und Phobien. Aber sie erkennt auch die Ängste und Einsamkeit im Leben anderer Leute und da sie sich selbst zurücknimmt, ist sie eine gute Zuhörerin und setzt alles daran, die Menschen von ihren dunklen Erinnerungen zu befreien. Nur bei sich selbst versagt ihre Strategie.
„Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ ist ein modernes Märchen. Wie die gute Fee wirbelt Juli durch das Leben Anderer und sorgt für Glücksmomente. Sie ist durch ein Erbe finanziell unabhängig, muss keinem Brotberuf nachgehen und kann ihre Energie in ihre selbstgestellte Aufgabe stecken. Dass sich die Menschen oft nicht gleich helfen lassen wollen, ficht sie nicht an. Ihre Mission ist ihre Lebensaufgabe. Darüber vergisst sie allerdings fast ihr eigenes Leben, wenn da nicht doch irgendwann ein Prinz um die Ecke kommen würde.
Das alles wird sehr hübsch und gefällig erzählt. Zauberhaft, aber ein wenig wie mit Puderzucker überstäubt wirken die Aktionen. Aber so soll man die Geschichte genießen, leicht und süß wie ein Makrönchen passend zur Vorweihnachtszeit, die in diesem Roman auch eine Rolle spielt. Die Sprache ist leicht zu lesen, aber nie flach. Die Autorin kann mit Worten umgehen und das gefiel mir.
Natürlich darf ein Happy End nicht fehlen und wenn sie nicht gestorben sind……