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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2016

Ein Jahr voller Filme

Unser allerbestes Jahr
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Diese Story dreht sich tatsächlich um den Autor und seinen Sohn. David Gilmour, geschieden und mehr Gelegenheits-Autor, -Filmkritiker und –Journalist, steht vor dem Problem, dass sein 16jähriger Sohn die ...

Diese Story dreht sich tatsächlich um den Autor und seinen Sohn. David Gilmour, geschieden und mehr Gelegenheits-Autor, -Filmkritiker und –Journalist, steht vor dem Problem, dass sein 16jähriger Sohn die Schule schmeißen will. Was in Deutschland undenkbar ist, ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kein Problem. Er spricht sich mit seiner Exfrau ab und genehmigt Jessie die Auszeit – unter der Voraussetzung, sie sehen jede Woche drei Filme und sprechen darüber. Das Ergebnis verblüfft wohl alle – Jessie, David und auch den Leser.

Es werden hier eine Unzahl Filme erwähnt, darüber gesprochen und sie bewertet – aber auf eine Art, die man mögen muss. Ich persönlich genieße Filme, ich muss sie nicht unbedingt interpretieren und die Kniffe und Drehs der Regisseure besprechen. Klar, interessant war das zwischendurch schon, aber in der Masse dann doch eher fad, zumal ich sehr viele der Filme gar nicht kannte. Davids Idee war, Jessie mit den ausgewählten Filmen gewisse Lektionen zu geben, ohne dass dieser sich belehrt vorkam. Auf gewisse Weise hat das auch bestens funktioniert, wenn auch nicht ganz so, wie es geplant war. Auch gab es natürlich immer wieder typische Teenager-Eskapaden, die man als Erwachsener gern vermieden hätte.

Interessant dagegen war, wie sich Jessie ohne Schule – vielleicht sogar genau deshalb – entwickelt hat und wie sehr auch sein Vater David davon profitiert hat. Nicht nur der Sohn, auch die Eltern haben sich in dieser Zeit verändert. Jessie hat den ersten und zweiten Liebeskummer erlebt, David hat sich an seine Jugendlieben erinnert, man erkennt die Verbindungen und die Unterschiede – die nicht zuletzt darin begründet liegen, dass sich die Welt in den Jahren zwischen der Jugend des Vaters und der Jugend des Sohnes doch um einiges weitergedreht hat.

Reiner Schöne verleiht dem Hörbuch eine ganz besondere Note durch seine einzigartige Stimme. Er versteht es, die Story zu beleben und Davids Gefühle und Gedanken perfekt zu intonieren.

Das Hörbuch ist nicht wirklich schlecht, doch wenn man nur wenige der Filme kennt und Filme auf andere Weise genießt, als es David in seiner Eigenschaft als Filmkritiker macht, dann hört man einfach nur zu und ist am Ende nicht wesentlich klüger als zuvor. Bei mir hat Davids Lektion jedenfalls nichts hinterlassen. Schade eigentlich. Deshalb gibt es von mir auch nur drei Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Brandaktuelle Thematik

Der Bruder
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Yasmine Ajam hat sich von ihrem alten Leben gelöst, doch dann holt sie die Vergangenheit doch ein: ihr Bruder gilt als tot und das kann sie einfach nicht glauben. Sie macht sich auf die Suche und begegnet ...

Yasmine Ajam hat sich von ihrem alten Leben gelöst, doch dann holt sie die Vergangenheit doch ein: ihr Bruder gilt als tot und das kann sie einfach nicht glauben. Sie macht sich auf die Suche und begegnet in Stockholm Klara Waldéen, die für eine Menschenrechtsorganisation forscht und deren Laptop auf seltsame Weise gestohlen wird und wieder auftaucht. Beide wollen gemeinsam den Rätseln auf den Grund gehen und geraten in große Gefahr.

Nachdem mir „Der Schwimmer“ sehr zugesagt hatte, wollte ich natürlich auch den Nachfolger und damit Klara Waldéens zweiten Fall kennenlernen. Doch leider sind die Abschnitte mit Klara rar gesät und dann meist zäh und wenig fesselnd.

Die Stimme von Dirk Petrick ist sehr angenehm, passt für meinen Geschmack aber weniger zu Fadis Part und den Geschehnissen in diesen Abschnitten. Ulrike Hübschmann höre ich sehr gern, dennoch tat ich mich hier in der Story mit ihr schwer.

Der Plot ist brandheiß: Radikalisierung, Anschläge, Migration, Geheimdienste, Korruption. Das Leben von Migranten wird anschaulich dargestellt, wie sie versuchen, eine neue Heimat zu finden und wirklich dazuzugehören, und wie sie dabei scheitern. Welche Folgen das haben kann und wo die Probleme liegen, führt Zander deutlich vor Augen, dennoch bin ich der Meinung, dass er einige Dinge zu einfach abstempelt, Klischees verstärkt und zu schnell Schuld zuweist. Ganz so einfach ist es in meinen Augen nicht.

Das Problem beim Hören ist, dass die drei einzelnen Stränge zeitlich auf verschiedenen Ebenen angesiedelt sind und erst am Ende zusammenkommen. Das strengt beim Hören sehr an, man muss gedanklich immer wieder hin und her springen.

Alles in allem macht am Ende alles zwar Sinn, aber der Weg dahin ist sehr beschwerlich. Für mich ist dies deshalb leider nur ein drei-Sterne-Hörbuch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sommerliche Liebesgeschichte ohne Tiefgang

Der Duft von Eisblumen
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Rebekka ist eine Karrierefrau. In der Agentur hat sie einen tollen Posten und wird gebraucht. Denkt sie. Doch dann taucht ihr Ex auf und sie erkennt, dass sie nur die Quotenfrau ist und man ihr nicht wirklich ...

Rebekka ist eine Karrierefrau. In der Agentur hat sie einen tollen Posten und wird gebraucht. Denkt sie. Doch dann taucht ihr Ex auf und sie erkennt, dass sie nur die Quotenfrau ist und man ihr nicht wirklich etwas zutraut, sie dafür aber umso lieber als Sündenbock benutzt. Voller Frust lässt sie sich zu einer sinnlosen, dummen Tat hinreißen und landet vor dem Richter. Der brummt ihr Sozialstunden auf. So landet sie bei Dorothea von Katten – und wird gezwungen, ganz anders zu leben, als bisher …

Dies ist eine typische Liebesgeschichte, die quasi zwei Erzählstränge aufzeigt. Die unglückliche, dramatische Liebe von Dorothea von Katten zu ihm Iggy und der verschlungene Weg zum Liebesglück von Rebekka Winter. Beide grundverschieden und doch so ähnlich. Leider auch sehr vorhersehbar …!

Während ich die Art von Frau von Katten noch halbwegs nachvollziehen kann, ist mir Rebekka zutiefst unsympathisch und bleibt das auch bis zum Ende. Sie verändert sich zwar, doch für meinen Geschmack einfach zu spät und zu langsam. Für sie gibt es außer ihrer Sicht der Dinge keine Wahrheiten und sie kennt auch keine Rücksicht oder Geduld. Das mag für Teenager noch angehen, aber bei einer Mittdreißigerin ist das dann doch etwas ungut. Taye bringt ein wenig von der Lebensart seiner Heimat in die Stimmung, aber das ist schon wieder zu einseitig für mich. Es fehlen ihm Ecken und Kanten, er ist einfach zu glatt. Die Charaktere aus der Agentur fallen ebenfalls ein wenig zu stereotyp aus. Einzig Moneypenny ist witzig, aber auch zu oft in dieser Art schon gesehen.

Die Story selbst – sie ist vorhersehbar, aber eine Geschichte, die man zum Abschalten und Runterkommen prima lesen kann. Mir fällt allerdings auf, dass der Stil sehr arg an die typischen Groschenromane der 1980er Jahre angelehnt ist. Etwas schwülstig, etwas übertrieben, etwas hochgestochen. Mir fehlen die Leichtigkeit der Blumenbeete und das duftige der Blumen.

Sehr nett ist, dass alle Kapitel mit einer Blume betitelt sind. Die Bedeutung dieser Blumen findet sich im Anhang und sie bezeichnen sehr treffend die Grundstimmung der Kapitel.

Kurz: ich mochte das Buch, aber es verflüchtigt sich schon kurz nach dem Lesen, wie sich Eisblumen verflüchtigen, wenn Sonnenstrahlen die Fensterscheibe erwärmen. Macht bei mir: drei Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Modernes Märchen

FLOWER
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Charlotte ist 18 und fest entschlossen, der Liebe aus dem Weg zu gehen. An ihrer Familie sieht sie, dass das bei den Reeds nie gut ausgeht: Großmutter, Mutter und Schwester bekamen sehr früh Kinder und ...

Charlotte ist 18 und fest entschlossen, der Liebe aus dem Weg zu gehen. An ihrer Familie sieht sie, dass das bei den Reeds nie gut ausgeht: Großmutter, Mutter und Schwester bekamen sehr früh Kinder und wurden vom Mann im Stich gelassen. Das will Charlotte nicht, sie will nach Stanford und studieren. Ausgerechnet im Blumenladen, in dem sie sich stundenweise etwas Geld verdient, trifft sie auf einen Jungen, der sie seltsam anzieht. Tate setzt alle Hebel in Bewegung, Charlottes Festung einzureißen. Als sie endlich zustimmt, mit ihm essen zu gehen, endet der Abend mit der Erkenntnis, dass sie ein Date mit dem aktuell größten Rockstar hatte. Alles verkompliziert sich jetzt noch viel mehr …

Dieser Jugendroman lässt sich nur schwer einordnen. Er liest sich sehr leicht und locker, er spricht auch einige Themen an, die immer aktuell sind. Aber er ist auch extrem klischeehaft. Da wird einfach nichts ausgelassen, vom Blumenmeer über Drogen bis zum Stipendium für das arme Aschenputtel –alles da. Sogar der schwule beste Freund findet einen wichtigen Platz im Buch. Es wurde wirklich nichts ausgelassen.

Wie finde ich das nun? Mir persönlich ist es zu viel, zu dick aufgetragen, zu vorhersehbar. Aber ich bin aus dem Alter der Zielgruppe schon ein paar Tage raus und hab wohl die eine oder andere ähnliche Geschichte zu oft gelesen. Für die Zielgruppe dürfte dieses Buch aber schon toll sein – erste Liebe, Rockstar, Aschenputtel und der Prinz, Romeo und Julia.

Die Protagonisten sind sehr einfarbig gezeichnet, aber sie entwickeln sich weiter. Bei Charlotte bin ich mir aber nicht so ganz sicher, ob sie nicht übers Ziel hinausschießt. Mia ist mir ein wenig zu kurz gekommen – und auch eine der klischeehaftesten Figuren. Carlos erfüllt eine Art Quote, befürchte ich. Im Grunde ist er der einzige männliche Protagonist neben Tate und dessen Leibwächter. Und dann noch schwul dazu – also kommt er als Freund für Charlotte schon gar nicht infrage. Deshalb ist der Weg, den die Story nimmt, doch recht stark vorgezeichnet.

Der Titel liegt mir ein wenig schwer im Magen. Außer, dass Charlotte in einem Blumenshop arbeitet, gibt es keinen Bezug zum Buch. Man kann vielleicht mit ganz viel gutem Willen sagen, dass Charlotte im Laufe der Story ein wenig aufblüht – aber so wirklich passen mag der Titel nicht.

Was also bleibt als Fazit? Für mich ist FLOWER ein drei-Sterne-Buch. Es ist nett zu lesen und es ist eine Liebesgeschichte. Aber vom Hocker hat sie mich doch nicht gehauen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht nur der Saphir ist kalt

Der kalte Saphir
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Nach jahrzehntelangem Schweigen öffnet sich Sebastian Winter der Journalistin Jule Sommer nach und nach. Nur ihr will er endlich die Story der Band „Klarstein“ und dem Tod von Jerome. Doch er erzählt nicht ...

Nach jahrzehntelangem Schweigen öffnet sich Sebastian Winter der Journalistin Jule Sommer nach und nach. Nur ihr will er endlich die Story der Band „Klarstein“ und dem Tod von Jerome. Doch er erzählt nicht nur den Kern der Geschichte, sondern er holt sehr weit aus.

Mich persönlich hat es sehr angestrengt, seinen Ausführungen zu folgen. Auch die kurzen Perspektivwechsel-Einschübe brachten mich ein wenig aus dem Fluss (wenn denn endlich mal einer da war). Die Reise, die Winter aufgrund von Briefen von Zed Anfang des Jahres des Interviews quer durch Europa unternommen hat, verwirrte mehr, als sie Dinge klar stellen konnte. Es war, als wolle er doch lieber nicht über die Sache reden. Das war zäh und … kalt!

Ja, das trifft es sehr: das Buch war/ist einfach durch und durch kalt. Ich konnte zu keiner einzigen Person eine emotionale Bindung aufbauen. Da war ständig noch diese Glaswand, die mich zurückhielt. Das Geschehen drehte sich irgendwie um alles, nur nicht um irgendetwas Interessantes. Jerome geriet mehr und mehr in den Hintergrund und alles drehte sich um Zed. Diese wurde mir nicht eine Sekunde sympathisch. Sie spielte mit allen und war einfach nur auf ihren Vorteil aus. Das ganze Zusammenleben in diesem Haus fand ich anfangs toll, doch immer mehr nervte es mich nur und machte das Buch zu einer Art irrem Drogentrip in den 1980ern.

Mich hat auch dieser „Zufall“ gestört, dass beide Interviewpartner einen Namen haben, der eine Jahreszeit bezeichnet. Ich mag es nicht, wenn durcheinander erzählt wird und die einzelnen Fäden kilometerweit auseinander sind und man nicht ahnt, wie nun was warum zusammenhängt. Und ich mag es nicht, wenn ich am Ende voller Fragen zurückbleibe.

Die Idee, eine Band im Netz „aufleben“ zu lassen zum Buch, ist gut. Das macht das Buch mysteriöser, als es ist. Aber alles in allem war mir das zu anstrengend und ich konnte die Lektüre nicht genießen. Die Idee ist super, aber das Buch passt schlicht nicht zu mir. Das ist schade. Da ich aber erkenne, welch Gespinst der Autor gewoben hat und das anerkenne, gebe ich drei Sterne. Ganz bestimmt findet diese Story ihre Freunde. Nur werde ich kein Klarstein-Fan. Ich habe die 80er auch völlig anders in Erinnerung.