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Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Haus Gottes - ein Heimatort

Das Haus Gottes
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Wo fühlt man sich am wohlsten ? In einem Haus, dass uns bekannt ist, in dem wir uns wohlfühlen und in dem all unsere Bedürfnisse gestillt werden.
Max Lucardo hat das Vater unser aufgeteilt. Hat den einzelnen ...

Wo fühlt man sich am wohlsten ? In einem Haus, dass uns bekannt ist, in dem wir uns wohlfühlen und in dem all unsere Bedürfnisse gestillt werden.
Max Lucardo hat das Vater unser aufgeteilt. Hat den einzelnen Segmenten Zimmer zugeordnet.
Z.B. treffen wir unseren Vater als erstes im Wohnzimmer. Dort ist es heimelich, es brennt ein Feuer im Kamin und wir können in Ruhe Platz nehmen und ein "Gespräch" führen. Unser Vater im Himmel hört uns zu.
Es gibt die das Fundament des Hauses, die Sternwarte, die Kapelle, den Thron, das Studierzimmer, den Heizkessel, die Küche und das Dach. Die Diele, ein Familienzimmer, die Mauern.....alles zusammen ist ein Zuhause für unser Herz.


Viele Kapitel hat Lucardo sehr anschaulich erklärt. allerdings bin ich nicht so ein Kopfmensch, der sich Räumlichkeiten gut merken kann. Aber klar, bei vielen Sachen ist es von vornherein klar, dass "unser Brot gib uns heute" in der Küche spielt. Doch Sternwarte, Kapelle, Diele....da muss ich im nachhinein überlegen, was war wo ? Ich bin eher ein Zahlenmensch, Bilder kann ich nicht so gut abspeichern. Aber bei vielen ist es ja anders. Und in seinen Kapiteln erklärt der Autor nicht nur, sondern er lässt eigene Erfahrungen mit einfliessen, er theoretisiert nicht nur, sondern zeigt mit anschaulichen Worten auf, was das Vater unser bedeutet. Wie es uns anleitet richtig zu beten.
Die Sprache Lucardos ist verständlich, er zeigt uns den Weg. Es ist ein Buch, das einem Kraft gibt beim Beten, dass anleiten möchte, Hilfestellung bieten, aber auf eine sehr schöne und verständliche Art.

Im Anhang gibt es Anregungen zur Arbeit von Steve Halliday als Vertiefung, als Arbeitsmaterial gedacht. Diese sind auch für Gruppenarbeiten oder Hauskreise ein lohnenswerter Anleitungsbogen durch das Vater unser und das Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

rasant, ungewöhnlich, aber traurig

Kopfzecke
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"Meine Mutter singt mit oder bewegt nur die Lippen. Wenn sie sich wohlfühlt, trägt sie Lippenstift. Ich halte mir die Ohren zu und wenn es endlich still ist, fehlt mir die Musik." S. 48

Die Geschichte ...

"Meine Mutter singt mit oder bewegt nur die Lippen. Wenn sie sich wohlfühlt, trägt sie Lippenstift. Ich halte mir die Ohren zu und wenn es endlich still ist, fehlt mir die Musik." S. 48

Die Geschichte ist ein langsamer Abschied von der Mutter, nicht leicht zu lesen, nicht leicht zu verdauen, schwere Kost. Anders geschrieben, sehr bildhaft, sehr ausdrucksstark, ungewöhnlich aber auf alle Fälle.

Moni, inzwischen selber weit über 50 und nicht mehr weit von der eigenen Rente, kümmert sich um ihre demente Mutter. Sie wohnen nicht zusammen, aber neben der täglichen Pflegekraft, die auch vorbeischaut, ist sie die einzige Bezugsperson. Sie weiß, die Erinnerungen ihrer Mutter sind löchrig geworden, sie versucht durch viele Gespräche ihre eigenen Gedächtnislücken aus der Vergangenheit zu füllen. Sie will sich noch ein vollständiges Bild ihrer Mutter machen, bevor es zu spät ist. Doch noch sind es Puzzleteile, nicht alles passt zusammen, viele Teile fehlen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.
Dabei kommen auch Moni viele Erinnerungen an ihre Kindheit. Den fehlenden Vater, die strenge Mutter. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war und ist nicht immer einfach. Dennoch kann sich Moni von der Mutter nicht richtig lösen.

Iris Blauensteiner hat eine aussergewöhnliche, ungewöhnliche Sprache. Die Seiten im Buch sind nicht vollgeschrieben. Immer wieder nur ein Absatz oben auf der Seite. Dann Leere. Passend zur Geschichte - manchmal nur wie Fragmente wirkende Passagen. Dann wieder Wechsel zur Vergangenheit. Erinnerungen, Erlebnisse, zurückreichend auch zu den Großeltern.

"Mein Gesicht ist zu eng, es knittert und bricht. Ich denke, es ist die Pflege, ja und auch etwas anderes, etwas das stochert und ununterbrochen kurz vorm Platzen ist. Ausgesprochen wäre es in der Welt und würde wüten. ....Und dann merke ich, dass ich mich zu weit ausgedehnt habe und konturenlos bin..." S. 14

Nicht immer leicht zu lesen, man muss innehalten um zu verstehen, auch wenn die Autorin von "brechenden Salatherzen", oder vom essenden Großvater erzählt, dessen " Mund ist eine Höhle. Sie beginnt am Tellerrand" (S. 73) oder "ich spüre ein Stechen in der Brust, als würde es bersten, hohe, zerlaufene Töne" (S.155) schreibt.

Ein trauriger Roman, bei dem es um einen langen Abschied geht.
Ein melancholischer Roman, am Ende mit einem kleinen hoffnungsvollem Zeichen.
Ein nachdenklich machender Roman, der zeigt, dass man nicht ewig Zeit hat um sein eigenes "Puzzle" zu vervollständigen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schockierend, beklemmend und doch genial erzählt

Hotel Iris
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Mari ist 17. Die Mutter ist herrschsüchtig, dominant, gängelt Mari jede Minute. Lässt ihr keinen Freiraum. Maris Vater erging es ähnlich, er flüchtete in den Alkohol und kam ums Leben als Mari 8 Jahre ...

Mari ist 17. Die Mutter ist herrschsüchtig, dominant, gängelt Mari jede Minute. Lässt ihr keinen Freiraum. Maris Vater erging es ähnlich, er flüchtete in den Alkohol und kam ums Leben als Mari 8 Jahre war. Dennoch sind Maris besten Kindheitserinnerungen diejenigen, in denen ihr Vater und ihr Großvater eine Rolle spielten. Als ein wesentlich älterer Mann, der ihr Großvater hätte sein können, im Hotel Iris, dem Hotel ihrer Familie, nachts einen lautstarken Streit mit einer Prostituierten bekommt, der eskaliert, ist Mari nicht abgeschreckt, sondern fasziniert. Als sie ihm kurze Zeit später zufällig wiederbegegnet, entwickelt sich zwischen diesen beiden ungleichen Personen eine Beziehung der ganz besonderen Art. Mari lässt sich von ihm demütigen, sado-maso Spiele beflügeln ihre Lust. Immer weiter hinein gerät sie in den Strudel der fast unerklärlichen Anziehung zu diesem alten Mann........

223 Seiten, die durch die ganz besondere Erzählweise der japanischen Autorin Yoko Ogawa schnell gelesen sind. Faszinierend, wie sich das Geschehen langsam aufbaut, der Strudel, in den sich Mari verfängt, sie immer mehr an den Abgrund treibt. Erzählt wird in der Rückblende aus der Sicht von Mari, nüchtern berichtet sie, schonungslos und der Autorin gelingt es in die Haut der jungen, unbedarften, unerfahrenen und von der Dominanz der Mutter geprägten Protagonistin zu schlüpfen. Auch wenn man sich nicht mit ihr identifizieren kann, ja teilweise abgeschreckt von ihr ist, hat mich die Geschichte gefesselt. Die weiteren Protagonisten bleiben in ihrer Art weitgehend im Dunkel - was ihre Beweggründe waren, was ihre Vergangenheit, ihre Gefühle betrifft. Dies zeichnet sich schon an ihren fehlenden Namen ab - die Mutter, der Übersetzer, der Neffe, die Zugehfrau, namenlos, schattenlos und nur durch die Wahrnehumung von Mari dargestellt.

Viele Szenen dunkler Begierde gehen unter die Haut, schrecken ab, beunruhigen, sind aber dennoch irgendwie nüchtern und gefühllos beschrieben, so dass sie bizarr und mit der ausdrucksstarken Schreibweise der Autorin dennoch lesbar und ertragbar sind.

Fazit:
Ein gut gezeichnetes Psychogramm eines jungen Mädchens, das in einen dunklen Strudel aus Lust, Begierde und Schmerz gerät.
Schockierend, beklemmend und doch genial erzählt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kinderbuch mit Spannung und ernsten, aber auch lustigen Elementen

Pelle von Pimpernell, 1, Der Geisterhund
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Pelle von Pimpernell war der Lieblingshund von Winnie von Pimpernell. War ? Ja war, denn Pelle ist gestorben. Doch, was Winnie nicht weiß, er lebt als Geisterhund weiter in Haus Sternenblick. Zusammen ...

Pelle von Pimpernell war der Lieblingshund von Winnie von Pimpernell. War ? Ja war, denn Pelle ist gestorben. Doch, was Winnie nicht weiß, er lebt als Geisterhund weiter in Haus Sternenblick. Zusammen mit anderen ehemaligen Lieblings-Tieren, die im Verlauf der letzten Jahrhunderte in dem alten Haus lebten und auch bereits gestorben sind. Winnie´s Familie ist ein bisschen chaotisch und weltfremd, daher ein leichter Fang für Nora Sockpuppet, der Dame von der Stadtverwaltung, die das Haus unbedingt haben möchte und daher den Pimpernells eine an den Haaren herbeigezogene Rechnung über eine Million Pfund zuschickt, die die Pimpernells natürlich nicht bezahlen können. Gut, dass es die GVS (Geistertiere von Sternenblick) gibt, denn sie setzen sich mit aller Macht für den Verbleib der Pimpernells ein - wird es ihnen gelingen ?


Ich habe das Buch meinem 8jährigen Sohn noch vorgelesen. Es ist eine Geschichte, die erst einmal traurig anfängt, denn Pelle erzählt, wie er gestorben ist. Er lebt zwar als Geisterhund weiter, aber das weiß Winnie nicht. Ein guter Einstieg, um auch mit seinen Kindern über den Tod zu reden. Denn wer ein Tier besitzt, muss irgendwann auch damit rechnen, dass er stirbt. Mein Sohn kam aber mit dem Einstieg gut klar und wollte immer, dass ich weiterlese.
Es gibt dann auch lustige Szenen, bei denen mein Sohn laut gelacht hat, denn die Tiere in dieser Geschichte machen auch Unsinn.
Es ist eine spannende Geschichte, denn die Pimpernells werden ganz schön hintergangen und ihnen droht der Verlust des Hauses. Und auch die Tiere sind in Gefahr als ein sogenannter Geisterjäger ins Haus kommt. Doch Pelle und die anderen Geistertiere halten zusammen und hinterher geht natürlich alles gut aus.


Das Format des Buches ist klasse, irgendwie ziemlich kompakt, daher gut zum mitnehmen, zum in der Hand halten. Die Geschichte ist schwarz-weiß bebildert, aber die Geistertiere sind darauf immer in hellblau gezeichnet, das macht die Bilder zu etwas besonderem.

Fazit:
Ein Buch aus tierischer Sicht - uns hat die Geschichte gefallen, es ist nicht nur lustig, sondern auch spannend und man möchte einfach immer weiter lesen. Es ist ein bisschen überdreht (was meinem Sohn am besten gefallen hat), aber auch ernste Themen wie der Tod (von Haustieren) werden hier gut verarbeitet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mischung aus Liebe und Spannung

In einer Sommernacht wie dieser
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Leo ist 17, sie besucht ihren Vater in den Sommerferien an seinem neuen Wochenendsitz am Potsdamer See. Das alte Haus liegt einsam und noch sind die Arbeiter am renovieren. Gerade als Leo ankommt, fällt ...

Leo ist 17, sie besucht ihren Vater in den Sommerferien an seinem neuen Wochenendsitz am Potsdamer See. Das alte Haus liegt einsam und noch sind die Arbeiter am renovieren. Gerade als Leo ankommt, fällt einer der Arbeiter vom Baugerüst. Der Bauleiter Bender reagiert ziemlich heftig auf Leos Ansinnen, einen Krankenwagen holen zu wollen. Schnell findet Leo den Grund dafür heraus: die Arbeiter sind Schwarz-Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien. Fasziniert ist Leo hingegen gleich von Alexei, der ihr in der Szene beisteht,
In den nächsten Tagen versucht Leo mehr über Alexei herauszufinden, er arbeitet als Gehilfe des Gärtners auf dem Grundstück ihres Vaters. Sie fühlt sich von Anfang an angezogen von ihm, doch viel weiß sie über ihn nicht. Als es dann einen Toten gibt und Alexei unter Verdacht steht, muss sie sich entscheiden, ob sie ihrem Instinkt trauen kann.

Dies ist ein Jugendthriller, der mit den Elementen Liebe, Spannung, aber auch Flashbacks punktet, auch wenn der Spannungsbogen nicht konstant hoch gehalten werden kann. Am Anfang muss man sich erst einmal etwas reinlesen, bis man mit den Personen vertraut ist, doch schnell sind die Hauptfiguren eingeführt und man erfährt durch Leo, oder in manchen Abschnitten, durch Alexei, was diejenigen fühlen, erleben und was um sie herum passiert. Anfangs ist das noch nicht so spannend, eher ein Abtasten untereinander, Doch immer wieder gibt es diese Rückblenden, die Waldszenen, die den Leser fragen, was ist da passiert ?
Gegen Mitte des Romans werden die Fragen und damit die Spannung immer größer, wer ist der Mörder ? Kann Leo Alexei vertrauen ? Warum ist er so, wie er ist ?
Am Ende dann überschlagen sich die Ereignisse.

Ganz warm bin ich mit den Protagonisten alledings nicht geworden, daher ziehe ich einen Stern bei meiner Bewertung ab. Ich kann es nicht ganz greifbar machen, was mir gefehlt hat, denn eigentlich sind auch Entwicklung der Protas, Geheimnisse, Spannung und immer neue Wendungen vorhanden. Vielleicht liegt es an meinem Alter, das nicht der Zielgruppe entspricht oder an dem Ende, dass mich trotz allem finalen Feuerwerk, nicht 100% zufrieden zurück ließ.

Der Schreibstil der Autorin ist immer flüssig, ich kam gut mit dieser Geschichte mit, es gab keine Ungereimtheiten und die 363 Seiten lieseen sich gut lesen.


Fazit:
Jugendkrimi mit Mischung aus Liebe und Spannung und unerwartetem Ende