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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2018

Nur für Hardcore-Fans der Autorin

Heimliche Versuchung
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Im Büro bei Commissario Guido Brunetti spricht eine Bekannte von Paola vor, weil sie sich um ihren Sohn sorgt, der anscheinend Drogen nimmt. Da Brunetti Kinder in dem Alter hat, versteht er ihre Ängste ...

Im Büro bei Commissario Guido Brunetti spricht eine Bekannte von Paola vor, weil sie sich um ihren Sohn sorgt, der anscheinend Drogen nimmt. Da Brunetti Kinder in dem Alter hat, versteht er ihre Ängste und kümmert sich neben seiner normalen Arbeit um die Angelegenheit. Kurze Zeit später wird er wegen eines Überfalls mit einem Schwerverletzten aus dem Bett geklingelt. Der Patient stellt sich als der Ehemann der Bekannten von Paola heraus. Da dieser wegen seiner schweren Schädelverletzung im Koma liegt, deshalb nicht sprechen kann und man auch nicht weiß, ob das jemals wieder der Fall sein wird, steht Brunetti vor einem schwierigen Fall. Erste Vermutungen gehen wegen des Sohnes in Richtung Drogenszene. Intensive Unterstützung bei seinen Ermittlungen findet er wie immer bei Elettra. Bevor dieser Fall jedoch erfolgreich und schlüssig aufgeklärt werden kann, eröffnet die Autorin noch etliche unnötige Handlungsstränge, die am Ende ungeklärt in der Luft hängen bleiben.

Nach etlichen Jahren der Abstinenz hatte ich das vorherige Buch „Stille Wasser“ gelesen und war positiv überrascht, deshalb habe ich jetzt auch diesen 27. Band gelesen. Ok, die Autorin kennt ihr Venedig, deshalb führt sie die Leser in jedem Buch über diverse Brücken, Calli und lässt sie mit dem Vaporetto zu den einzelnen Orten fahren. Positiv finde ich ihre gesellschaftspolitische Kritik und daß sie diese immer in ihre Krimis mit einfließen läßt. Durch die Filme habe ich bei den Büchern die Schauspieler vor Augen, was durchaus Spaß macht und ich vor allem Elettra und ihr Auftreten hervorragend nachvollziehen kann. Sie hat ja eine ganz spezielle Art zu helfen, indem sie sich z.B. mit einem Lächeln in diverse, fremde Internet-Seiten hackt, um an Informationen zu kommen und in diesem Fall auch noch das Zimmer von Patta verwanzt. Ok, dieser Part sollte im realen Leben so nicht vorkommen, bringt aber Brunetti weiter und mich im Buch zum Schmunzeln. Die Idee des Krimis fand ich nicht schlecht und auch die Lösung hat mir gut gefallen, nur die vielen kleinen Nebenschauplätze, u. a. auch Brunettis Vorliebe für die griechische Tragödie lassen die zielführende Ermittlung in den Hintergrund treten und damit kam für mich Langeweile auf.

Dieser Band ist m. E. nur etwas für eingefleischte Donna-Leon-Fans, anderen Krimilesern fehlt eindeutig die Spannung. Ich werde in nächster Zeit wieder Abstand von ihren Büchern nehmen.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Wunder sind nichts anderes als absolute Zufälle

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Der Roman beginnt im Jahr 1969 und der Schauplatz ist ein Dorf im ländlichen Italien. Das Leben und seine Bewohner werden bildhaft geschildert und man fühlt sich in diese Zeit hineinversetzt. Protagonist ...

Der Roman beginnt im Jahr 1969 und der Schauplatz ist ein Dorf im ländlichen Italien. Das Leben und seine Bewohner werden bildhaft geschildert und man fühlt sich in diese Zeit hineinversetzt. Protagonist ist der namenlose Postbote, ein feinfühliger, poetischer Philosoph und Einzelgänger. Neben seiner Arbeit besteht sein Leben hauptsächlich aus seiner geheimen Tätigkeit am Nachmittag, nämlich die eingehenden Briefe zu öffnen, zu lesen, abzuschreiben, zu archivieren und wieder zu verschließen bzw. sogar zu versiegeln. Dies wird zu einer regelrechten Sucht. Er greift dadurch auch aktiv in das Schicksal einzelner Personen bzw. der Politik ein und lenkt es in Bahnen, die er für richtig hält. So bringt er es z.B. auch nicht fertig, daß eine Mutter die Todesnachricht ihres Sohnes erhält. Diesen Brief ändert er ab, indem er den Sohn auf eine Reise in eine abgelegene Region schickt, von welcher er nicht schreiben kann. Er betreibt diese Leidenschaft mit absoluter Akribie, so besorgt er sich auch authentisches Briefpapier aus der Schweiz und Deutschland, um seine Werke authentischer zu gestalten. Er hebt Zeitungsartikel auf, um Geschehnisse in seine Briefe einfließen zu lassen und er kann Handschriften zu imitieren.

Ein zweites Hobby von ihm ist ein Notizbuch über Zufälle, die er sogar noch in Kategorien unterteilt. Hier notiert er alles, was in seinem täglichen Leben geschieht und er für Zufall hält.


Die Idee zu diesem Roman gefiel mir zu Beginn gut, ebenso das Entschleunigen durch das Dorfleben im Jahr 1969. Aber nach ca. der Hälfte wurden es mir zu viele Geschichtchen, die aneinander gereiht wurden und es fehlte jegliche Spannung in der Erzählung. Ich wollte gar nicht wissen, was weiter passiert. Der Autor hat für mich viele Banalitäten (vor allem bei dem Notizbuch der Zufälle) aneinandergereiht und konnte mich dadurch nicht bei der Stange halten. Vielleicht hätte eine Kürzung auf nur 240 Seiten gut getan. Trotz begeisterter Stimmen aus Italien gibt es von mir für dieses Buch leider keine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Ein Rachefeldzug

Tannenstein
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In Tannenstein (an der deutsch/tschechischen Grenze) werden in einer Gastwirtschaft 10 Gäste erschossen, nur der Wirt bleibt am Leben. Täter war der sog. Wanderer. Er hatte sich schon längere Zeit in dem ...

In Tannenstein (an der deutsch/tschechischen Grenze) werden in einer Gastwirtschaft 10 Gäste erschossen, nur der Wirt bleibt am Leben. Täter war der sog. Wanderer. Er hatte sich schon längere Zeit in dem Ort einquartiert, allerdings keinen Kontakt zu den Bewohnern gesucht und nach der Tat verschwindet er über die Grenze in die Tschechische Republik. Er bleibt verschwunden.

Auf der anderen Seite wird der Ex-Polizist Alexander Born in Berlin aus der Haft entlassen und ist auf der erbitterten Sucht nach dem Mörder seiner Freundin und früheren Kollegin Lydia. Da er gute Kontakte zu Informanten in der Unterwelt Osteuropas hat, berühren sich die Handlungsstränge.

Im Laufe der Geschichte wechselt die Perspektive zwischen Berlin, Potsdam, Branchenburg, Kempten, Altenberg/Sachsen, Russland, Polen und dem Wanderer. Trotz der kurzen Kapitel und dem ständigen Wechsel zwischen den Handlungssträngen hat sich bei mir keinerlei Spannung bzw. Lesesog aufgebaut. Thema sind vor allem Zwangsprostitution und Menschenhandel, folglich geht es hier nicht zimperlich zu. Der Autor beschreibt auch etliche Brutalitäten sehr detailliert, allerdings zum Ende und zur Auflösung hin hat er noch einige Überraschungen parat.


Ich habe alle Jan-Römer-Krimis des Autors gern geschmökert, deshalb wollte ich auch sein neues Buch unbedingt lesen. Mit seinem Thrillerdebüt konnte er mich jedoch nicht überzeugen. Das Thema Prostitution, Menschenhandel, Mord und auch Selbstjustiz wurde schon in vielen Krimis/Thrillern behandelt. In diesen Bereichen wurden für mich zu viele Klischees bedient. Die Figur des Wanderers wurde zu oberflächlich beschrieben, von ihm hätte ich gerne mehr erfahren. Alexander Born war mir von Beginn an unsympathisch, das hat sich auch im Laufe der Geschichte nicht geändert. Wohlgemerkt, ein Protagonist muß mir nicht sympathisch sein, damit mir ein Buch gefällt. Ich denke da an Sebastian Bergman, der keine Sympathiepunkte von mir bekommt, aber die Bücher mit ihm gefallen mir ausgesprochen gut. Das Nachwort fand ich zwar interessant, das ließ mich jedoch meine Meinung nicht mehr revidieren. Von mir gibt es leider keine Leseempfehlung.