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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2018

Noch besser als Teil 1!

Die Frauen vom Löwenhof - Mathildas Geheimnis (Die Löwenhof-Saga 2)
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In Teil 2 der Löwenhof-Saga begleiten wir Matilda auf ihrem Lebensweg. Die Hauptfigur aus Teil 1, Gräfin Agneta Lejongard, taucht hier als gestandene Frau und Gutsherrin wieder auf und spielt auch noch ...

In Teil 2 der Löwenhof-Saga begleiten wir Matilda auf ihrem Lebensweg. Die Hauptfigur aus Teil 1, Gräfin Agneta Lejongard, taucht hier als gestandene Frau und Gutsherrin wieder auf und spielt auch noch eine wichtige Rolle in diesem Buch. Die Verknüpfung der beiden Teile ist also wunderbar gelungen.

Mir hat die Geschichte von Matilda noch besser gefallen als die von Agneta. Vielleicht hat es auch daran gelegen, dass ich diesen zweiten Band als Hörbuch genossen haben, während ich bei Band 1 ein Tablet mit einem 700 Seiten langen ebook in der Hand hatte. Für mich ist nun ganz klar: diese Saga hört sich für mich besser als dass sie sich liest  Deshalb werde ich wohl auch beim Abschlussband wieder zum Hörbuch greifen.

Matildas Geschichte beginnt damit, dass ihre Mutter verstirbt und Agneta als Vormund auf den Plan tritt, bis Matilda volljährig ist. Matilda ist sehr verwundert, dass eine Gräfin zu ihrem Vormund bestimmt wird und findet die Zusammenhänge erst recht spät heraus. Sie muss während des zweiten Weltkriegs eine schwierige Zeit durchmachen, verliert liebe Menschen und kämpft gleichzeitig darum, als Frau im Arbeitsleben anerkannt zu werden. Ihr Lebensweg ist sicher exemplarisch für viele junge Menschen aus dieser Zeit. Umso spannender war es, diesem Lebensweg zu folgen und der – aus meiner Sicht wirklich guten – Sprecherin zu lauschen.

Ganz am Ende macht der Leser die Bekanntschaft von Solveig – der künftigen Romanheldin in Teil 3. Ich freue mich jetzt schon auf ihre Geschichte.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Den liest man in einem Rutsch!

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Nele Neuhaus‘ neuer Krimi „Muttertag“ hat ähnlich wie der Vorgänger „Im Wald“ einen verzwickten Plot mit vielen Figuren und Wendungen – so wie auch schon die Vorgänger, die ich kenne. Ich bin als „Späteinsteiger“ ...

Nele Neuhaus‘ neuer Krimi „Muttertag“ hat ähnlich wie der Vorgänger „Im Wald“ einen verzwickten Plot mit vielen Figuren und Wendungen – so wie auch schon die Vorgänger, die ich kenne. Ich bin als „Späteinsteiger“ ca. ab Band 4 in die Serie eingestiegen, verbinde aber zwischenzeitlich mit der Taunus-Krimireihe gute und spannende Unterhaltung.

Auch diesmal hat Nele Neuhaus es geschafft, mich sofort mitzunehmen und mich „mitermitteln“ zu lassen. Unweigerlich habe ich im Kopf ab und zu verschiedene Konstellationen durchgespielt und mir überlegt, wie alles zusammenhängen könnte... dabei hab ich des Öfteren die Zeit vergessen und das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen. Genau das macht für mich einen guten Kriminalroman aus.

Die Figuren Pia Sander und Oliver von Bodenstein sind mittlerweile ja auch feste Größen in der deutschen Krimilandschaft. Nachdem beim letzten Mal Oliver und seine Vergangenheit im Mittelpunkt stand, geht es diesmal (auch) um das Umfeld von Pia. Ob es wirklich glaubhaft ist, dass beide Ermittler durch ihre Vergangenheit (oder die ihrer Familie) in ihre eigenen Kriminalfälle mit hineingezogen werden, mag mal dahingestellt sein. Spannend ist es auf jeden Fall und mal ehrlich – wie soll man denn beim 8. Fall immer noch einen draufsetzen, ohne dass man mal ein Stück von dem abweicht, was wahrscheinlich ist? Ich kann’s auf jeden Fall gut verschmerzen, denn der Fall war sehr gut aufgebaut und durch die vielen Möglichkeiten (Täter? Beteiligte?) auch hervorragend umgesetzt.

Einzig am Ende (Achtung, Spoiler!) die Szene mit dem Flugzeug fand ich etwas übertrieben. Aber vielleicht wurde da schon an den gigantischen Effekt bei einer möglichen Verfilmung gedacht... Sei’s drum – ich fand auch diesen Taunus-Krimi wieder richtig klasse und freue mich schon auf den nächsten Band!

Veröffentlicht am 20.11.2018

Wir alle sind Teil vieler Zöpfe…

Der Zopf
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„Ich widme meine Arbeit all den Frauen, die durch ihre Haare miteinander verknüpft sind wie zu einem großen Seelengeflecht.“ sagt die Perückenmacherin im Epilog dieses Romans. Und wie kunstvoll eine solche ...

„Ich widme meine Arbeit all den Frauen, die durch ihre Haare miteinander verknüpft sind wie zu einem großen Seelengeflecht.“ sagt die Perückenmacherin im Epilog dieses Romans. Und wie kunstvoll eine solche Verknüpfung beschrieben werden kann, zeigen die drei Geschichten, die in diesem Buch zueinanderfinden.

Es sind die Geschichten von Smita, einer indischen „Unberührbaren“. Von Giulia, einer jungen Sizilianerin, deren Vater eine Perückenknüpferei besitzt. Und von Sarah, einer erfolgreichen Staranwältin aus Montreal. Natürlich ahnt man früh in diesem Buch, wie die Leben dieser drei Frauen miteinander verbunden sind. Aber das wurde anhand der drei interessanten Frauenschicksale für mich auch nebensächlich.

Besonders berührt hat mich die Geschichte von Smita. Ich gehe davon aus, dass die Autorin die Lebensumstände der indischen „Unberührbaren“ gut recherchiert hat und deshalb hat es mich tief getroffen, was ich lesen musste. Während ich jeden Tag gut genährt meiner geregelten Arbeit nachgehe, einen ebenso geregelten Feierabend habe, außerdem genügend Geld für ein schönes Zuhause und die kleinen und großen Annehmlichkeiten des Lebens, hat Smita… nichts. Weder genug zu essen, noch Bildung, noch Perspektiven für ihre kleine Tochter. Es ist zuweilen schon grausam, was die Autorin hier in unaufgeregter Sprache erzählt. Aber ich fürchte es ist die Wahrheit und diese Geschichte war wieder einmal ein Anlass, demütig zu werden und mich beim Schicksal zu bedanken, dass es mir ein so sorgenfreies Leben geschenkt hat.

Auch die beiden anderen Geschichten sind lesenswert. Die junge Giulia muss früh ihren eigenen Weg im Leben finden. Sarah will mit Durchhaltevermögen und eisernem Willen ihrer Krankheit trotzen und merkt, dass sie ihre Kraft für ganz andere Dinge einsetzen muss, als sie in ihrer renommierten Großkanzlei plötzlich nicht mehr als leistungsfähig eingeschätzt wird. Sie macht einen harten Lernprozess durch, der ihr Leben von Grund auf ändert.

Am Ende sind es drei vollkommen unterschiedliche Leben, die hier beschrieben werden. Und doch haben alle ihre Kämpfe auszufechten – die eine mehr, die andere mutmaßlich weniger. Und trotzdem fügen sich ihre Geschichten zu einem versöhnlichen Ende, das eigentlich kein Ende ist (mehr soll nicht verraten werden). Ich habe aus diesem Buch gelernt, dass sich wohl viele Dinge gegenseitig beeinflussen, auch wenn man das selbst vielleicht gar nicht wahrnimmt. Und dass unscheinbare Dinge, die wir tun, anderen eine große Hilfe sein können.

Es tat gut, daran mal wieder erinnert zu werden. In welchem Zopf wohl Taten von mir stecken?

Veröffentlicht am 10.11.2018

Frauenschicksale im noch jungen 20. Jahrhundert

Die Frauen der Familie Marquardt
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Zunächst mal: dieses Buch ist vordergründig Unterhaltungslektüre. Aber: warum sollte Unterhaltungslektüre nicht auch gesellschaftliche Themen aufgreifen, die geschichtlich von großer Bedeutung sind? Ich ...

Zunächst mal: dieses Buch ist vordergründig Unterhaltungslektüre. Aber: warum sollte Unterhaltungslektüre nicht auch gesellschaftliche Themen aufgreifen, die geschichtlich von großer Bedeutung sind? Ich war (positiv!) überrascht, in diesem Roman einige davon zu finden…

Denn an sehr vielen Stellen wird die Rolle der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts gespiegelt. Es gibt in diesem Buch ja einige Frauenfiguren, und so ziemlich jede hat an irgendeiner Stelle mit ihrer Rolle oder dem gesellschaftlichen Standesdenken zu hadern. Da ist Louisa, älteste Tochter des Kaufhausbesitzers Caspar Marquardt. Trotz guter Ideen, Engagement und bereits langer Mitarbeit im Kaufhaus des Vaters kann sie das Kaufhaus nicht erben – statt dessen holt der Vater einen entfernten (männlichen) Verwandten nach Köln, der sein Nachfolger werden soll. Ein Schlag ins Gesicht für die ehrgeizige junge Frau. Dann gibt es Mathilda, eine illegitime Tochter von Caspar, die er jedoch anerkannt hat. Er hat ihr eine Stelle im Kaufhaus verschafft – aber trotz ihrer offensichtlichen Qualitäten als Dekorateurin scheut er sich davor, ihr eine gehobene Position anzubieten. Eine Frau als Chefdekorateurin und noch dazu seine uneheliche Tochter – nein, wie soll denn das aussehen? Außerdem ist da Olga, eine noch recht junge Witwe, die sich gezwungen sieht Caspar zu erobern und durch eine Heirat mit ihm ihre Existenz zu sichern, die ansonsten auf wackeligen Füßen stünde. Und es gibt da Frau von Beltz, deren Mann sie liebt. Dennoch werden beide von der Gesellschaft geschnitten, weil das Gerücht geht, sie habe in der Vergangenheit ihren Lebensunterhalt auf zweifelhafte Weise verdient.

Alle Frauen haben unterschiedliche Probleme – und dennoch reduziert sich das Problem letztlich auf die (untergeordnete) Rolle der Frau im beginnenden 20. Jahrhundert. Dabei hat die Autorin das wunderbar in die Geschichte verpackt, so dass es weder aufdringlich noch belehrend wirkt. Und bei allen Debatten um (immer noch) ausstehende Geschlechtergerechtigkeit heutzutage habe ich gesehen, welch weiten Weg die Frauen in den letzten 100 Jahren schon erfolgreich zurückgelegt haben. Schön, dass einem dieser positive Aspekt auch mal in unterhaltender Weise vor Augen gehalten wird.

Kurz gesagt:
Ein Buch, das die Blütezeit der ersten pompösen Kaufhäuser zurückholt. Dazu ein Plädoyer für Frauenrechte. Ein toller historischer Roman!

Veröffentlicht am 27.10.2018

Der perfekte Krimi für einen stürmischen Herbsttag

Die Suche
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Dieses Buch hat einfach alles, was ich von einem guten Krimi erwarte: eine Atmosphäre, die einen sofort in den Bann zieht, undurchsichtige Charaktere, die für Spannung sorgen, vielschichtige Protagonisten ...

Dieses Buch hat einfach alles, was ich von einem guten Krimi erwarte: eine Atmosphäre, die einen sofort in den Bann zieht, undurchsichtige Charaktere, die für Spannung sorgen, vielschichtige Protagonisten und zahlreiche unerwartete Wendungen.

Ich mag den Ermittler Caleb Hale, obwohl er ein Alkoholproblem hat und obwohl er (dadurch?) nicht der beste Kommissar zu sein scheint. Charlotte Link hat den Mut, dem Leser keinen „Super-Ermittler“ vor die Nase zu setzen. Viele Leser erwarten ja von einem Krimi, dass er eine starke Hauptfigur hat, von der sie regelrecht durch den Fall geführt werden. Das ist hier absolut nicht der Fall. Dafür gibt es Kate Linville, die zwar eine wirklich gute Polizistin, aber gleichzeitig ein scheuer Mensch ohne Selbstbewusstsein ist. Sie wirkt auf mich nicht immer sympathisch und ich denke, das kommt daher, weil sie eben nicht „stark“ wirkt. Wie stark sie tatsächlich ist, wird man aber nach der Lektüre dieses Buches wissen. Manchmal gehört weniger Mut dazu, sich mit Verbrechern anzulegen als mit den eigenen Unzulänglichkeiten. Ich finde, Kate macht in diesem Buch eine so tolle Entwicklung als Mensch durch – das hat mir richtig gut gefallen.

Der Fall ist auch vom Feinsten. Im Mittelpunkt stehen 3 entführte junge Mädchen. Eine seit Jahren vermisst, die andere nach einem Jahr tot aufgefunden und ein drittes Mädchen, das an dem Tag verschwindet, als die Leiche des anderen Mädchens auftaucht. Ich fand es genial, wie Charlotte Link diese drei Handlungsstränge verbindet und wie sie mit den Erwartungen des Lesers spielt – denn auch wenn man noch so viele Möglichkeiten in Betracht zieht, ich wette, die wenigsten Leser werden die tatsächlichen Zusammenhänge ahnen.

Nach diesem Krimi hoffe ich sehr, dass die Reihe um Caleb Hale und Kate Linville weitergeht! Denn von solchen Büchern hätte ich gern noch viel mehr!