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Veröffentlicht am 26.05.2019

Zu unausgegoren

Die Inselfreundinnen
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Ich habe auf literarischem Wege schon so einige deutsche Inseln besucht, nach Wangerooge hat es mich dabei noch nie verschlagen. Von daher war es schön, besonders zu Beginn des Buches einen kleinen Überblick ...

Ich habe auf literarischem Wege schon so einige deutsche Inseln besucht, nach Wangerooge hat es mich dabei noch nie verschlagen. Von daher war es schön, besonders zu Beginn des Buches einen kleinen Überblick über die Insel (und auch einen Teil ihrer Geschichte) zu bekommen.

Mehr erhofft hatte ich mir allerdings von der Geschichte der drei Freundinnen, vom Umbauprojekt auf der Insel und auch von etwaigen Liebesgeschichten. Clara, Rachel und Vicki entwickeln nur in den ersten beiden Kapiteln eine wirkliche Dynamik als Freundesgespann. Mit ihren unterschiedlichen Charakteren und auch Altersgruppen erinnerten sie mich ein bisschen an die Dienstagsfrauen (für mich ein durchaus positiver Vergleich). Aber später haben sie so gut wie keine gemeinsamen Szenen mehr, zwei der Freundinnen werden gar nur noch ab und zu mal erwähnt aber treten gar nicht mehr wirklich in Erscheinung. Schade, aber das hätte ich noch 'verschmerzen' können.

Gespannt war ich nämlich auch, was die Damen mit der alten Dorfschule anfangen. Leider kommt auch das nur absolut am Rande in der Geschichte vor (indem mal erwähnt wird, dass die Renovierungsarbeiten langsam aber stetig voran gehen). Das geplante Hotel wird am Ende des Buches dann auch eröffnet, doch das war es auch schon. Ich nahm irgendwie an, dass sich der Hauptteil des Buches um dieses neue Hotel (und vielleicht deren) Gäste drehen würde. Da waren meine Erwartungen anhand der Kurzbeschreibung wohl etwas daneben. Gut, das kann ja auch durchaus an mir liegen.

Aber dann gibt wenigstens eine tolle Liebesgeschichte, oder? Mit irgendwas muss die Autorin ja schließlich ihre Seiten füllen! Tja, es gibt auch eine, aber leider wird die überhaupt nicht nachvollziehbar entwickelt, z.B. durch mehrere Treffen/Gespräche der Betroffenen. (Und ich schreibe hier bewusst nachvollziehbar statt realistisch, denn ersteres hätte mir durchaus schon gereicht). Stattdessen gibt es da eine Frau und einen Mann, die beide etwa im selben Alter sind. Und zack - haben beiden starke Gefühle füreinander. Mir war bis dahin noch nicht mal bewusst, dass die sich schon mal Aug in Aug gegenüber gestanden haben und sich nicht nur von weitem mal gesehen haben. Aber anscheinend ist den Protagonisten selbst diese 'große Liebe', die ihnen die Autorin da andichten will, nicht ganz geheuer. Und so rennen sie lieber ständig weg... was mit der Zeit auch kindisch wurde. Außerdem ist sie doch überhaupt erst nach Wangerooge gekommen, um den Männern abzuschwören, mal ganz für sich zu sein. Und dann weckt das erste männliche Wesen, dem sie begegnet, gleich wieder die große Liebe in ihr?

Zu guter letzt war mir die Insulanerin Rieke auch noch unsympathisch. Manche mögen sie ja vielleicht beschreiben mit "ein Original, forsch aber mit dem Herz am rechten Fleck". Ich fand es absolut unhöflich, wie sie mit den drei Frauen gleich bei ihrer Ankunft auf der Insel redet. Auch wenn man es entschuldigen möchte mit 'sie hat halt eine direkte Art', soo redet man mit Gästen einfach nicht. Sollte sie als Pension-Wirtin eigentlich wissen, es ist ja nicht so dass sie eine Eigenbrötlerin ist die seit 20 Jahren keinen Menschen mehr gesehen hat. Dass sie dann die Freundinnen auch noch von ihrer ursprünglichen Hotel-Idee abbringt, fand ich auch sehr schade. Gerade das wäre doch das tolle an der Sache gewesen, ein Alleinstellungsmerkmal im Wust der ganzen anderen Hotels und Pensionen!

Eine schöne Grundidee, die in meinen Augen leider vertan wurde. Es hätte dem mit 320 Seiten eh sehr kurzen Roman wirklich gut getan, wenn mehr investiert worden wäre in die Figurenzeichnung und um Fleisch an die Geschichte zu kriegen.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Eher für Fans von Gaby Hauptmann als Petra Hülsmann!

Da machen wir´nen Flicken drauf
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Die Cover-Illustration passt perfekt zum Titel und ja, auch zum Inhalt. Es hat aber auch irgendwie einen Retro-Touch der 90er Jahre. Und genauso erinnerte mich die Geschichte ein bisschen an die Frauenromane ...

Die Cover-Illustration passt perfekt zum Titel und ja, auch zum Inhalt. Es hat aber auch irgendwie einen Retro-Touch der 90er Jahre. Und genauso erinnerte mich die Geschichte ein bisschen an die Frauenromane der 90er, die damals dank Hera Lind und Gaby Hauptmann einen kleinen Boom erlebten. Die Story von Gina Greifenstein wirkt etwas altbacken, und Protagonistin Moni ein bisschen bieder. Obwohl sie 2 Jahre jünger ist als ich, und sich sogar auf ein Motorrad wagt, kam sie mir mindestens 5 Jahre älter vor als ich es jetzt bin.

Ich bin ja eher der Harmonie-Typ, der nicht wirklich erpicht ist auf Intrigen und unnötige Stoplersteine für die Charaktere. Aber bei Moni lief mir dann doch alles viel zu glatt. Jeder Mann, dem sie fortan begegnet, hat ein Auge auf sie geworfen, flugs hat sie auch schon einen neuen Job, neues Heim, neue Küche und neue Mitbewohner. Vor allem das mit der Küche auf Fingerschnipp ist ja wohl voll unrealistisch, pah!, ich weiß aus eigener Erfahrung wie aufwendig und langwierig dieses Thema ist! Die will angeblich ihr ganzes Eheleben Hausfrau gewesen sein und kauft auf den ersten Blick ne Küche, ohne wenigstens getestet zu haben ob die Schubladen die Soft-Close-Technik haben!

Vor allem aber das Ende verdarb mir das Buch. Ich las schüttelnd den Kopf, wie Moni ihre neu gemalerte Welt ohne zu zögern wieder einriss. Echt jetzt?

Petra Hülsmann, auf die in der Kurzbeschreibung verwiesen wird, finde ich absolut Klasse. Erfrischend und humorvoll. All dies fand ich leider nicht in diesem Roman von Gina Greifenstein wieder. Die Schreibweise ist zwar auch nett zu lesen, keine Frage, spricht aber meiner Meinung eine andere Zielgruppe an als Hülsmanns Romane.

Veröffentlicht am 25.12.2018

Dominosteine bis zum Abwinken

Zwei Herzen und ein Weihnachtswunder
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Die Kurzbeschreibung verrät nicht wirklich viel von der Geschichte, so dass ich nicht darauf vorbereitet war, wie hanebüchend diese wird. Nika täuscht eine Entführung vor, in der Hoffnung dass sich ihr ...

Die Kurzbeschreibung verrät nicht wirklich viel von der Geschichte, so dass ich nicht darauf vorbereitet war, wie hanebüchend diese wird. Nika täuscht eine Entführung vor, in der Hoffnung dass sich ihr Ex-Lover (den man eigentlich noch nicht mal als Freund bezeichnen kann, es war eher eine lockere Affäre) darauf besinnt dass ihm doch was an ihr liegt und die 50.000€ Lösegeld zahlt.
Ob dieser Plan gelingt könnt ihr gerne selbst lesen, ebenso was drumherum und danach noch so passiert. Mich hat die Unglaubwürdigkeit der Geschichte leider abgeschreckt, so dass ich das Buch im Gesamten dann auch nicht mehr wirklich genießen konnte.

Die beiden Autorinnen haben jahrelang Drehbücher für Vorabend-Seifenopern geschrieben. Vielleicht würde diese Story im Rahmen einer Daily Soap ganz gut klappen, für mich - die ich auch solche Serien nicht schaue - war es nicht das Richtige.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Bayrischer Komödienstadl

Ich küss dich tot
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Die Autorin selbst bezeichnet Puxdorf und seine Gestalten als "ein liebenswerter Komödienstadl", und damit trifft sie den Nagel eigentlich auf den Kopf! Denn beim Lesen fühlte ich mich ziemlich oft an ...

Die Autorin selbst bezeichnet Puxdorf und seine Gestalten als "ein liebenswerter Komödienstadl", und damit trifft sie den Nagel eigentlich auf den Kopf! Denn beim Lesen fühlte ich mich ziemlich oft an Peter Steiners Theaterstadtl erinnert. Die habe ich als sehr früher Teenager Samstag abends mit Eltern und/oder Großeltern manchmal geschaut, sicherlich auch mal gelacht. Aber mein Humor ist es eigentlich nicht, sonst hätte ich an diesem Buch sicherlich auch mehr Freude haben können.

Die Grundidee ist noch relativ plausibel. Annabelle kehrt in ihr verschlafenes Heimatdorf zurück, und soll den Eltern helfen das gähnend leere Familienhotel wieder auf Vordermann zu bringen, bevor sich raffgierige Investoren den Kasten unter den Nagel reißen.

Doch wird die ganze Geschichte dann absolut überspitzt dargestellt. Da gibt es zum Beispiel die beiden Dorf-Cops, von denen ich noch nicht mal sagen kann sie sind der Klischeekiste entsprungen. Denn solche Gestalten gehen weit über jedes Klischee hinaus, wenn sie unsere Romanhelden unvermittelt anblaffen "Gestehen Sie! Sofort!" Oder auch die Finanz- und Giftspritze Isabel Berenson, die sich keinesfalls wie eine Dame von Welt verhält sondern wie eine rotzige Göre.

Demgegenüber verhält sich die Protagonistin Annabelle noch recht normal, auch wenn es komisch anmutet, dass sie zwar bei einer Leichenbeseitigung hilft, aber sich zu keinem Zeitpunkt fragt wer der Mann ist, wieso er zu Tode kam und wieso vor allem ihre Familie so ein Interesse daran hat ihn verschwinden zu lassen! Vielleicht ist sie aber auch nur etwas begriffstutzig, denn sie fällt tatsächlich aus allen Wolken als sie kapiert, wieso ihre Eltern sie zurück ins verschlafene Puxdorf gelockt haben. Sie soll sich um das "Edelweiß" kümmern! Was!! Wie kommen die Eltern bloß auf die Idee?? Sie, ein Einzelkind - und somit Alleinerbin - mit der allerbesten Ausbildung in der Hotelbranche, soll mal das familieneigene Hotel übernehmen??

Da fallen dann kleinere Logik-Fehler kaum noch ins Gewicht (stören mich aber leider trotzdem). Dass Annabelle z.B. nur wenige Stunden bevor sie NYC für immer verlässt noch so unglaublich viele Vorräte in ihrem Apartment hat, um ihren Überraschungsgästen eine Vielzahl von kleinen Party-Snacks kredenzen zu können. Oder dass der Supermarkt in einer bayrischen Kleinstadt sofort alles stehen und liegen lässt, sobald eine Online Bestellung reinkommt, und sogar so 'exotische Produkte' wie grünen Spargel mitten im Dezember vorrätig hat. Dass das Ganze dann noch per Drohne verschickt wird, wundert mich dann schon gar nicht mehr.

~~~ACHTUNG: Spoiler~~~
Und trotz dieser abstrusen Geschichte, die mich eigentlich hätte vorwarnen sollen, hab ich am Ende doch nicht schlecht gestaunt, wie leicht man im bayrischen Hinmterwald anscheinend einer mehrfachen Mordanklage entgehen kann. Ein "es tut mir wirklich leid" und "ich bete auch für die Opfer und zünd a Kerzen an" reicht vollkommen aus! A Wahnsinn.
~~~Spoiler ENDE~~~

Der Schreibstil ist auf ein breites Publikum ausgerichtet. Die paar Brocken bayrische Mundart, die von Max eingstreut werden, werden des besseren Verständnisses auch sofort übersetzt. Leider verpufft damit aber auch der witzige Effekt, den sie sonst vielleicht gehabt hätten. Wobei mir Max angesichts seines beleidigenden Umgangstons gegenüber Sepp sowieso total unsympathisch war. Er war es, der sich mit seiner rudimentären Ausdrucksweise als 'Depp' entlarvt hat, während sich der von ihm angeschnauzte Sepp immer normal auszudrücken wusste.
Dann sind hier und da noch Witze der Kategorie '"Ich bin Atheist." "In welchem Zirkus?" fragte Oma Martha erstaunt.' eingebaut. Mein Lieblingssatz, den ich aber wirklich gut fand, kam schon nach den ersten paar Seiten. "Ja, genau, deine Klienten bauen Luftschlösser, und du kassierst die Miete dafür." sagt da jemand zur Psychotherapeutin Mary-Jo. Fand ich eine sehr gute Beschreibung für ihre Profession.

Das Cover ist niedlich, hat aber außer dem Schnee keinerlei Bezug zum Inhalt des Buches.

Ich kann zwar durchaus verstehen, dass es zahlreiche LeserInnen gibt, denen solch eine 'humorige volkstümliche Geschichte' gefällt, ganz egal ob realistisch oder nicht. Meinen Geschmack trifft es leider nicht.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Zu wenig Geschichte, zu wenig Sympathie

Das Glück ist selten pünktlich
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Ich mag ja durchaus leichte Kost, die nicht immer anspruchsvoll und übertrieben künstlerisch geschrieben ist. Aber hier war mir die Sprache doch zu einfach. Eine Aneinanderreihung von Sätzen die oft nur ...

Ich mag ja durchaus leichte Kost, die nicht immer anspruchsvoll und übertrieben künstlerisch geschrieben ist. Aber hier war mir die Sprache doch zu einfach. Eine Aneinanderreihung von Sätzen die oft nur aus 4-6 Wörtern bestand. Kurz & knapp. Lässt sich schnell lesen, aber auf Dauer war mir das irgendwie zu wenig. Auch dass viele Ereignisse, die vielleicht interessant hätten sein können, gar nicht 'live' beschrieben wurden sondern nur zusammengefasst in einem Gespräch mit der Freundin z.B. wiedergegeben, hat mir nicht so sehr gefallen. Ich bin ja kein Freund von unnötigem Geschwafel und Geschwätz, aber hier war es mir teilweise doch zu wenig ausführlich.

Dazu kam, dass mir die Protagonistin irgendwie nie richtig sympathisch wurde. Sie hatte zwar mein Mitleid, als sie zu Beginn sehr unvermittelt von ihrem Ehemann verlassen wurde (und dann auch noch für seine jüngere Sekretärin, was für ein Klischee). Aber manche ihrer Ansichten oder Verhalten gegenüber anderen waren nicht immer meins.