Grace ist eine erfolglose Klatschreporterin, deren einzig wirklich interessante Kolumne wiederholte Interviews mit Elena Craig, Exfrau des aktuellen Präsidentschaftskandidaten der USA sind. Als sie mehr über Elenas Vergangenheit herausfinden möchte, gerät sie selbst ins Fadenkreuz des KGB. Grace findet heraus, dass Elena als junges Mädchen angeworben und als „Schwalbe“ ausgebildet wurde, um in hohen politischen Kreisen zu spionieren. Doch während Grace versucht ihre Story zu beweisen, muss sie um ihr Leben fürchten.
Seit langem habe ich mal wieder einen Spionageroman zur Hand genommen. Neben der doch recht spärlichen Inhaltsangabe, die etwas Raum für Spekulationen lässt, wird vor allem auch mit dem anonymen Autor und dem Hinweis am Buchende, dass der Autor dadurch seine Quellen schützen will, Einiges an Spannung und auch Erwartung geschürt. Ausnahmsweise, denn ich bin wahrlich kein Fan von sinnlosen Untertiteln, finde ich, dass „The Kingfishers Secret“ noch mal eine ganz andere Relation zu Elenas Codenamen gibt. Der Eisvogel klingt zwar sehr schön, „Kingfisher“ als englisches Pendant zeigt jedoch für meine Begriffe viel deutlicher, dass sie auf die höchsten Positionen und wichtigsten Männer der Politik angesetzt werden sollte.
Das Buch wechselt in der Erzählung zwischen Elena, die ihre Vergangenheit und ihren Werdegang beim KGB bzw. seinem tschechischen Ableger wiedergibt, und Grace, die in der Gegenwart versucht Elenas Geschichte zu ergründen und zu beweisen. Ich muss sagen, dass ich insgesamt deutlich mehr von der Geschichte erwartet habe, als ich letztlich bekommen habe. Das Buch wirbt vor allem mit Geheimnissen und einer Parallele zu aktuellen Ereignissen, was eine gewisse Spannung schürt. Leider konnte mich keine der beiden Protagonistinnen so richtig überzeugen. Grace wird mehrfach bedroht, aber nie wirklich angegriffen. Dafür werden die Menschen in ihrer Nähe ohne Umschweife getötet, was für mich nicht sehr viel Sinn ergibt. In vielen Passagen war die Handlung sehr vorhersehbar und für mich konnte sich dadurch insgesamt nicht viel Spannung aufbauen. Ich habe deutlich mehr Geheimnisse erwartet, die es aufzudecken gilt. So richtig einordnen konnte ich Elenas Position als Spion ebenfalls nicht. Bis auf eine Situation in welcher sie Namen von Politikern mit Ambitionen an Sergej weitergibt, ist sie in meinen Augen nicht sehr hilfreich. Sie stellt zwar den Kontakt zu Anthony her, letztlich hätte man das aber aufgrund seiner schwierigen finanziellen Situation auch auf jedem anderen Weg machen können. Mir ist bis zum Ende nie so richtig klar geworden, was genau eigentlich ihre Aufgabe war.
Insgesamt hat das Buch durch seine sehr geheimnisvolle „Verpackung“ deutlich mehr Erwartungen geschürt, als es einhalten konnte. Ich war von den immerwährenden Verfolgungen und Drohungen irgendwann doch ein wenig gelangweilt. Insgesamt ein solides Buch, das vor allem mit seiner „realitätsnähe“ wirbt, mich aber als eigenständigen Roman nicht wirklich begeistern konnte.