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Veröffentlicht am 02.03.2019

Ein spannender und unvorhersehbarer Krimi, der einen mit seinen faszinierenden Charakteren einfängt!

Schwarze Seele
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Auf dieses Buch bin ich sofort durch das wunderschöne Buchcover und einen spannenden Klappentext aufmerksam geworden. Der Krimi lebt von seinen faszinierenden Charakteren und der tollen und fesselnden ...

Auf dieses Buch bin ich sofort durch das wunderschöne Buchcover und einen spannenden Klappentext aufmerksam geworden. Der Krimi lebt von seinen faszinierenden Charakteren und der tollen und fesselnden Erzählweise der Autorin!

Patsy Logan ist eine taffe Kriminalkommissarin bei der Münchner Mordkommission, die durch ihr gutes Bauchgefühl so manches Gewaltverbrechen schnell aufklären konnte. Doch beim Fund einer Männerleiche am Ufer des Schwabinger Bachs ist sie sich am Anfang nicht sicher, ob sein Tod ein tragischer Unglücksfall war oder mehr dahinter steckt. Persönliche Probleme und Schwierigkeiten lenken sie von ersten Verdachtsmomenten und Motiven ab. Die Aufklärung entwickelt sich zäh und Patsy bekommt kein richtiges Packende. Als dann jedoch ein weiterer Mord geschieht kommt sie dem Täter immer näher.

Für mich war der Start ins Buch als Quereinsteigerin in die Reihe um die Kriminalkommissarin Patsy Logan überhaupt kein Problem. Die frische und flotte Erzählweise von Ellen Dunne hat mich sofort eingefangen. Kurze und stakkatohafte Sätze am Anfang der Geschichte waren für mich etwas gewöhnungsbedürftig, haben jedoch die Dramatik gesteigert und einen in das Geschehen hineingetrieben. Die letzten Gedanken eines Ertrinkenden im Prolog erzeugten bei mir sofort Entsetzen, Neugierde und die Frage, was da wohl an Halloween passiert sein könnte. In zeitlich unterschiedlichen Episoden beleuchtet die Autorin sehr abwechslungsreich und gekonnt die Ereignisse vor, während und nach dem tragischen Tod von Donal MacFadden und stellt dabei die vielen verdächtigen Personen sehr faszinierend dar. Sehr schön und passend fand ich auch die kurzen Ausschnitte von Tom MacRaes „Karaoke Soul“ am Anfang eines jeden Kapitels. Durch Patsy Logans Erzählweise in der Ich-Form erlebt man die ganze Geschichte intensiv aus ihrer Sicht und rätselt, fühlt und leidet mit ihr mit. Sie ist ein sehr reizvoller Charakter, den ich mit der Zeit immer mehr in mein Herz geschlossen habe. Ich mag ihr forsches und direktes Auftreten und ihre Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Verletzlich und innerlich zerrissen macht sie ihr unerfüllter Kinderwunsch, den auch ihre Ehe auf Dauer zu belasten scheint.

Unheimlich polarisiert hat mich das Mordopfer, das man durch die Aussagen und Blickwinkel der Verdächtigen kennenlernt. Was für ein narzisstischer, selbstverliebter und total unsympathischer Typ. Es gab so viele, die ein Motiv für seine Ermordung hatten. Seine unbeherrschte, unnahbare und kalte Schwester Siobhan, die krankhaft besessen davon ist, das Familienerbe an sich zu reißen, Donals Ehefrau Fiona, die schüchtern, zurückhaltend und naiv rüberkommt, Luis, ein Sohn aus reichem Hause, der psychisch etwas gestört zu sein scheint oder vielleicht auch Steve, der attraktive Typ, für den Fiona ihren Mann verlassen hat? Ellen Dunne gibt einem Rätsel auf, führt einen in die Irre und lässt einen erst zum Schluss hin erahnen, wer von ihnen der mögliche Täter sein kann.

Patsy nimmt sich nach der Aufklärung des Falles eine Auszeit von ihrem Mann und Ihrem Job und reist für eine Weile nach Irland. Ich bin schon sehr neugierig darauf, wie sich ihr weiteres Leben entwickelt!

Mein Fazit:

Ellen Dunne hat mich mit „Schwarze Seele“ sehr gut unterhalten. Ich mag ihre forsche und saloppe Erzählweise und bin begeistert von ihrem tollen Charakter Patsy Logan. Sie hat mich neugierig auf den ersten Teil der Reihe und weitere Folgebände gemacht! Verdient vergebe ich eine 4 Sternebewertung!

Veröffentlicht am 02.01.2019

Sehr berührend, spannend und mystisch!

Die Ballade von Max und Amelie
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„Die Ballade von Max und Amelie“ war mein erstes Buch von David Safier, mit dem er mich durch seine einzigartig erzählte Geschichte über eine große und herzerwärmende Liebe von zwei wundervollen Hunden ...

„Die Ballade von Max und Amelie“ war mein erstes Buch von David Safier, mit dem er mich durch seine einzigartig erzählte Geschichte über eine große und herzerwärmende Liebe von zwei wundervollen Hunden begeistert hat! Er hat einen unglaublich bildlichen, feinfühligen und zwischendurch auch poetischen Schreibstil, der bei mir ein ganz intensives Leseerlebnis erzeugt hat. Angst, Sorge, Mitgefühl und eine starke Verbundenheit mit diesen zwei faszinierenden Lebewesen wurden hier ausgelöst.

Alles fing mit einer schicksalhaften Begegnung von Max und Narbe auf einer Müllkippe an, die ein trauriger und zugleich erschreckender Ort ist, an dem es täglich nur um den Kampf des Überlebens geht. Er ist das zu Hause der einäugigen Hündin, die dort durch gewaltbereite Kinder, die auf einen wehrlosen Artgenossen einschlagen, auf Max aufmerksam wird. Ein inneres Band führt sie zu ihm und seine unglaublich vertrauensvolle Art löst Gefühle bei ihr aus, die sie schon lange nicht mehr empfunden hat. Sie haben nur eine Möglichkeit allem zu entkommen und begeben sich auf eine gemeinsame Flucht und Suche nach Max‘s Familie und seinem verlorenen zu Hause. Auf ihrer Reise verspüren sie immer mehr eine starke seelische Verbundenheit, die durch plötzlich auftretende beängstigende Träume noch verstärkt wird. Narbe entdeckt endlich die wunderschöne Welt mit all ihren Gefahren, lernt Freunde und Verbündete kennen und muss um ihre beginnende Liebe und ihr Leben fürchten, als beide das Gefühl haben, dass sie verfolgt werden.

Diese wunderschöne rührende Liebesgeschichte hat mich von der ersten Seite an magisch ins Buch gezogen und ich konnte es fast nicht mehr aus der Hand legen. Ein Pageturner, mit dem David Safier mich durch seine unglaublich menschlich dargestellten Gefühle, Emotionen und Gedanken, die aus Sicht eines Hundes erzählt werden, voll ins Herz getroffen hat. Es war so wundervoll mitzuerleben, wie sich Max und Narbe Gefahren stellen, die Welt und ihre Liebe entdecken, sich gegenseitig Vertrauen und Unterstützung schenken, zusammenhalten und nicht aufgeben wollen, als sie demjenigen begegnen, der ihnen aus Rache nach dem Leben trachtet. Der Schlüssel hierfür liegt weit zurück in ihrer Vergangenheit und einem Ereignis, dass so ein gewaltiges Maß an Leid erzeugt hat, dass die Wut, der Hass und der Wunsch nach Rache Jahre und Generationen überdauern konnten. David Safier hat dieses Geschehen und die daraus resultierenden Ereignisse in eine immer wiederkehrende Reinkarnation gepackt, bei der man die ganze Zeit hofft, dass alles endlich ein friedvolles und gutes Ende nimmt. Zwischendurch waren mir diese mystischen Träume von Max und Narbe und die Rachegelüste eines ganz lange unbekannten Wesens ein bisschen zu viel des Guten, besonders, als es zum Ende des Buches hin ging. Sehr dramatisch, herzbewegend und gefühlvoll hat der Autor schließlich den Schluss von seinem Roman gestaltet, der mich mit dem Gesang der Ballade von Max und Amelie noch einmal sehr berührt hat.

Mein Fazit:

Es war ein unglaublich tolles Erlebnis ein Buch zu lesen, das aus Sicht eines Hundes erzählt wurde. Bei manchen Szenen musste ich Schmunzeln, bei anderen hatte ich richtiges Herzklopfen vor lauter Spannung und fast im ganzen Roman einfach nur ein unheimlich schönes herzerwärmendes Gefühl. Für mich ist David Safier ein Autor, den ich neu entdeckt habe und von dem ich sehr gerne noch weitere Bücher lesen möchte. Dieser wundervolle Roman erhält von mir 4 verdiente Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Eine spannende Ermittlungsreise nach Tokio! Ist Jo Weidinger schlauer wie die Polizei?

Tödliches Sushi
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Jo Weidinger liebt es Gäste in seinem Restaurant kulinarisch zu verwöhnen, doch der Küchenchef des Waidhaus hat auch noch andere Vorzüge. Als Hobbydetektiv mischt er sich sehr gerne in die Ermittlungsarbeit ...

Jo Weidinger liebt es Gäste in seinem Restaurant kulinarisch zu verwöhnen, doch der Küchenchef des Waidhaus hat auch noch andere Vorzüge. Als Hobbydetektiv mischt er sich sehr gerne in die Ermittlungsarbeit der Polizei ein. Als er erfährt, dass Herr Watanabe kurze Zeit nach dem Verlassen seines Lokals auf der Loreley kaltblütig ermordet wurde und der Täter eine Trophäe mitgenommen hat, kribbelt es ihm schon wieder in den Fingern. Trotz der Aufforderung der Behörden, sich nicht einzumischen, macht er sich auf den Weg nach Düsseldorf. Hier hofft er, im Umfeld seines ehemaligen Gastes, Hinweise zu finden. Als ein weiterer Mord an einem japanischen Geschäftsmann passiert, stößt er auf geheimnisvolle Spuren, die bis nach Tokio reichen. Zufälligerweise lebt dort ein sehr guter Bekannter von ihm und er reist unter dem Deckmantel eines Freundschaftsbesuches in das Land der aufgehenden Sonne. Dort entdeckt er seine Faszination für Japan, eine überaus attraktive Geschichtsprofessorin und ein uraltes verstecktes Geheimnis, dass auch für ihn tödlich werden kann. Schafft er es den Killer zu finden? Die Uhr tickt, da mit weiteren Morden zu rechnen ist.

Als Quereinsteiger in die Krimi- Reihe um Jo Weidinger ist mir der Start ins 3. Buch der Reihe leicht gefallen. Christof A. Niedermeiers spannende, sehr bildliche und detailreiche Erzählweise hat mich mit auf ein kulinarisches und aufregendes Leseabenteuer genommen. Jos Charakter fand ich unheimlich interessant. Er ist ein vorausschauender, gut überlegter und wissbegieriger Typ. Die Mischung aus Koch und Detektiv aus Leidenschaft ist überaus reizvoll, genauso wie seine Kreation von Menüs, bei deren Verkostung man gerne selber mit am Tisch gesessen hätte. Sehr gelungen werden hier die Konflikte von Jo und den polizeilichen Behörden dargestellt, die sich durch ihn behindert fühlen und seine unkonventionelle Aufklärungsweise fürchten. Für mich war die Ermittlungsarbeit mit Jo und seine Reise vom Rhein nach Tokio mit vielen Déjà vus verbunden. Sehr realitätsnah bringt der Autor das faszinierende Flair der Stadt und die Traditionen und Verhaltensweisen der dort lebenden Menschen rüber. Er schafft dadurch eine tolle exotische Atmosphäre. Bei seiner Recherchearbeit wird Jo von der überaus quirligen, klugen und attraktiven japanischen Professorin Kiki begleitet, die ihm mit ihrer Leidenschaft für mittelalterliche Geschichte und der Entschlüsselung von Geheimnissen sehr hilfreich ist. Toll, wie hier Legenden von einem geheimnisvollen Schwert, alten Samurai Familien, und dem Antrieb, den schrecklichen Gedanken und der grausamen Handlungsweise des Mörders eingebunden wurde. Die Spannung steigt und man möchte zum Schluss das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Jo und Kiki meistern so manche gefahrvolle Situation und entdecken dabei auch noch ihre Anziehungskraft für einander. Dumm nur, dass ihnen die japanischen Behörden an den Fersen kleben, die sich überhaupt nicht über diese Einmischung in ihre Arbeit freuen. Wer von ihnen wird schneller am Ziel sein?

Mein Fazit:

Für mich war „Tödliches Sushi“ ein spannendes Leseerlebnis. Starke Charaktere, kulinarisch beschriebene Erlebnisse, die vielleicht für manchen hier etwas zu ausschweifend sein könnten und die faszinierende und spannende Aufklärung mysteriöser Morde haben mich sehr begeistert. Ich bin neugierig auf die vorherigen Bänder der Krimi-Reihe geworden, die ich auf jeden Fall auch noch lesen möchte. Verdient vergebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Ein aufregender und spannender Politthriller lässt einen in die Welt der Geheimdienste abtauchen!

Die Watson Legende
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Carl Janson ist ein Mann für spezielle Fälle und verdient sich seinen Lebensunterhalt sehr erfolgreich als Geheimagent und Auftragskiller. Doch seit einiger Zeit verspürt er den Wunsch, dem ganzen zu ...

Carl Janson ist ein Mann für spezielle Fälle und verdient sich seinen Lebensunterhalt sehr erfolgreich als Geheimagent und Auftragskiller. Doch seit einiger Zeit verspürt er den Wunsch, dem ganzen zu entfliehen und sich ein anderes Standbein aufzubauen. Ein äußerst lukratives Angebot der „Organisation“ kommt ihm da gerade recht und er nimmt es an, um sein finanzielles Polster noch einmal aufzubessern. Diese streng geheime Gruppierung braucht einen Mann, der für sie einen Agentenaustausch planen und durchführen soll, mit dem die Geheimdienste nicht in Verbindung gebracht werden dürfen. Doch alles entwickelt sich anders wie gedacht und er gerät zwischen ihre Fronten und ihr intrigantes Spiel. Auch seine Begegnung mit Martha Conrad bleibt nicht ohne Folgen und zusätzlich findet Carl eine Spur, die den Tod seiner Eltern vor zwanzig Jahren in einem ganz andern Licht erscheinen lässt.

„Die Watson Legende“ ist ein aufregender und spannender Politthriller, der einen wie in einem typischen Agentenfilm, mit ins Jahr 1964 nach Berlin nimmt und die Zeit des Kalten Krieges aufgreift. Kai Bliesener hat einen flüssigen, leicht zu lesenden und fesselnden Schreibstil, mit dem er einen durch die Welt der Geheimdienste leitet, bei dem keiner dem anderen traut und gegeneinander gearbeitet wird. Informationen zu ihnen kommen sehr authentisch rüber und werden, genauso wie geschichtliche Einbindungen, gut mit in das Geschehen eingeflochten. Aufmerksames Lesen ist erforderlich, da viele Namen und Personen hier eine wichtige Rolle spielen. Neben den Geheimdiensten macht die Organisation einen besonderen Reiz in der Geschichte aus. Sie ist ein bunt gewürfelter Haufen von hochspezialisierten und äußerst fähigen Köpfen, die immer dann in Erscheinung treten müssen, wenn andere sich nicht die Hände dreckig machen wollen.

Zu ihnen gehört Watson, Carls Protegé und Ziehvater, der ihn nach dem Tod seiner Eltern mit seinen 15 Jahren aufgenommen und zu einer Kampfmaschine ausgebildet hat. Seine zwielichtige Erscheinung wirft viele Fragen auf. Er scheint überall nur seine Vorteile zu suchen und liegt viel Wert auf Geld, Macht, Einfluss und die Liebe zu Alexandra Medrowka vom KGB. Er ist ein Puppenspieler, der seine Figuren sehr gekonnt hin und her schiebt und dabei unberechenbar und undurchsichtig bleibt. Doch es kommt der Zeitpunkt, dass er mit Carl wegen einer sehr wichtigen Sache aneinander gerät und sie zu Gegnern werden lässt.

Überaus interessant und spannend wurde auch der Charakter von Carl dargestellt. Er hat mir sehr gut als Auftragsmörder und Mann für spezielle Aufgaben gefallen, der trotz seiner Kaltblütigkeit in seinem Job sympathisch und mit Rückgrat rüberkommt. Ein Meer von Toten pflastert seine Mission und es war aufregend mitzuerleben, wie er bei all den Geheimdiensten und den Leuten, die sich ihm in den Weg stellten, noch die Oberhand behielt. Nicht zu vergessen ist auch seine sehr reizvolle und spannende Entwicklung, die sich zwischen ihm und der geheimnisvollen Martha Conrad abspielt. Wer weiß, wo die beiden noch der Weg hinführen wird.

Ein spannender Showdown und einige offene Fragen bieten auf jeden Fall viele Möglichkeiten für eine Fortsetzung, die ich sehr gerne lesen würde.

Mein Fazit:

„Die Watson Legende“ hat mir sehr gut gefallen. Ein spannender Politthriller mit vielen Verwicklungen und Personen, bei denen man den Überblick halten musste, bekam durch die Einbindung von geschichtlichen und geheimdienstlichen Informationen seine eigene Dynamik und hat mir aufregende Lesestunden geschenkt. Verdient vergebe ich 4 Sterne.


Veröffentlicht am 31.08.2018

Sehr berührend! Ein fast vergessenes Versprechen führt Schicksale zusammen!

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Montreal 1982
Für Jacobina ist es mehr ein Pflichtgefühl als ein Bedürfnis ihren alten Vater im Krankenhaus zu besuchen. Doch der Anblick eines Bildes, das den Eifelturm in Paris zeigt führt dazu, dass ...

Montreal 1982
Für Jacobina ist es mehr ein Pflichtgefühl als ein Bedürfnis ihren alten Vater im Krankenhaus zu besuchen. Doch der Anblick eines Bildes, das den Eifelturm in Paris zeigt führt dazu, dass Lica ihr im Angesicht des Todes ein lang gehütetes Geheimnis offenbart. Eine verlorengegangene Vertrautheit kommt wieder zwischen ihnen auf, als er sie wegen seiner begangenen Fehler um Verzeihung bittet und ihr ein Versprechen abnimmt. Jacobina soll sich auf die Suche nach ihrer Halbschwester Judith machen, die er als junges jüdisches Mädchen alleine in Paris zurückgelassen hat.

Durch eine schicksalhafte Fügung begegnen sich Jacobina und Beatrice Jahre später in Washington. Die junge erfolgreiche Französin unterstützt die hilfsbedürftige alte Frau und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Als Jacobina erkrankt, erinnert sie sich an ihr fast vergessenes Versprechen und beide machen sich auf die Suche nach Judith. Kein einfaches Unterfangen, da ihnen nur ein verzweifelter Brief von Christian an seine Judith zur Verfügung steht und sie sich mit dem Holocaust konfrontiert sehen.

„Zwischen uns ein ganzes Leben“ ist ein bewegender und fesselnder Roman auf zwei verschiedenen Zeitebenen, der einen durch die sehr feinfühlige und authentische Erzählweise der Autorin gefangen nimmt. Sehr bedrückend und atmosphärisch kommt die Lebensgeschichte von Judith rüber, die in der Ich-Form erzählt wird und wahre Begebenheiten enthält. Im Jahr 1940 erlebt sie in Paris als Literaturstudentin die ersten Auswirkungen des herannahenden Krieges, der nationalistischen Bewegungen und die furchtbaren Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung. Ihr einziger Lichtblick ist ihre große Liebe zu Christian, einem Sohn aus gutem Hause, der sie vor der sich zuspitzenden Situation schützen will und dafür eine gemeinsame Flucht plant. Doch an besagtem Tag ist Judith auf einmal spurlos verschwunden und ahnungsvoll denkt er nur an das Schlimmste. Für mich ist ihre Geschichte der stärkste und beeindruckenste Erzählpart im Buch, bei dem ich mit ihr gelitten, gefühlt und ein bisschen Hoffnung gehabt habe.

Ihre Spuren versuchen Jacobina und Beatrice gemeinsam 2006 im Erzählpart in der Gegenwart zu finden. Für beide ist es in ihrer derzeitigen Lage eine glückliche Fügung, dass sie sich kennengelernt haben und eine Freundschaft zwischen ihnen entsteht, da ihre Lebenssituationen nicht gerade rosig aussehen. Hier hat die Autorin zwei interessante Charaktere erschaffen, die erst eine freudlose und bedrückende Ausstrahlung haben, sich aber im Laufe der Geschichte in ihrem Wesen ändern. Trotzdem blieb eine gewisse emotionale Distanz beim Lesen zwischen ihnen und mir. Bei ihrer Suche nach Judith lernt Beatrice Gregoire in der Bibliothek des Holocaust Museums kennen und sofort springt der Funke bei ihnen rüber. Doch keiner kann ahnen, dass auch bei dieser Begegnung das Schicksal seltsame Wege geht.

Wunderschön hat Melanie Levensohn den Abschluss ihres Buches gestaltet. Beim Vorlesen von Judiths ersten Einträgen aus ihrem Tagebuch kommt alles Gelesene wieder hoch und unterstreicht ihre bewegende Geschichte.

Mein Fazit:

Mit „Zwischen uns ein ganzes Leben“ hat mir Melanie Levensohn viele schöne und bewegende Lesestunden geschenkt. Judiths Schicksal hat einem noch einmal vor Augen geführt, wie grausam die damalige Zeit war und wie wichtig es ist, dass solche Lebensgeschichten zum Andenken an die Opfer und Hinterbliebenen erzählt werden.