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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2018

Gesellschaftskritik in einen spannenden Plot verpackt

Mexikoring
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Brennende Autos in Hamburg sind nichts Neues. Doch als in einem brennenden Auto noch jemand drin sitzt, schaltet sich Staatsanwältin Chastity Riley mit ihrem Team ein. Schnell findet sich die Identität ...

Brennende Autos in Hamburg sind nichts Neues. Doch als in einem brennenden Auto noch jemand drin sitzt, schaltet sich Staatsanwältin Chastity Riley mit ihrem Team ein. Schnell findet sich die Identität des Verletzten heraus, es ist der verstoßene Sohn eines kriminellen Clans aus Bremen. Tief müssen die Ermittler eintauchen in die Geschichte des Clans, um den Fall zu lösen, und stoßen auf tragische Ereignisse.

Dieses Buch ist Teil einer Reihe um die Staatsanwältin Chastity Riley. Ich kannte keines der Bücher davor, wobei der Fall in sich abgeschlossen und auch so gut zu lesen ist. Sehr gut eingebaut ist die Geschichte der eingewanderten Clanfamilie aus Bremen dargestellt, die sich zu der Zeit vor ihrer Ankunft in Deutschland sehr dramatisch liest. Darauf baut dann das Clansystem auf, in dem sich Nouri Saroukhan bewegte, bevor er verstoßen wurde und nach Hamburg ging. Fesselnd und berührend auch das Schicksal von Aliza, die untertauchen musste, weil sie sich nicht als Frau unterordnen wollte. Gesellschaftskritik pur, in einen spannenden Plot umgesetzt.

Schwer getan habe ich mich allerdings mit dem Sprachstil der Autorin. Die vielen kurzen, unvollständigen Sätze lassen die Geschichte sehr abgehackt erscheinen, und es fiel mir schwer, nach einer Pause wieder in den Lesefluss hineinzufinden. Das liegt mir einfach nicht, so spannend der Plot an sich ist. Hier kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Aktuelles Thema

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Philip und Tobias wachsen in Sachsens Provinz auf. Das neugebaute Haus verspricht Wohlstand und ein neues Leben, doch bald schon schimmert das Grau des Alltags wieder auf, die Hinterlassenschaften der ...

Philip und Tobias wachsen in Sachsens Provinz auf. Das neugebaute Haus verspricht Wohlstand und ein neues Leben, doch bald schon schimmert das Grau des Alltags wieder auf, die Hinterlassenschaften der DDR sind noch viel zu präsent, die Perspektivlosigkeit lässt die Menschen verzweifeln. Dann sollen Asylsuchende im Ort untergebracht werden. Die Emotionen kochen hoch. Während der eine Bruder sich in sich selbst zurückzieht, bricht bei dem anderen die Wut durch.

Mit dieser Geschichte hat der Autor Lukas Rietzschel ein aktuelles Thema aufgegriffen. Kann er eine Erklärung liefern für den Fremdenhass in einer scheinbar idyllischen Atmosphäre? Doch es gibt keine Idylle, so wie es auch keine „blühenden Landschaften“ gibt, auf die viele gewartet hatten. Stattdessen breitet sich Perspektivlosigkeit und Hoffnungslosigkeit aus. Dies spiegelt das Buch sehr genau, es herrscht eine deprimierende Atmosphäre vor.

Da diese Geschichte so hochgelobt wird, hatte ich mich auf eine interessante Lektüre gefreut. Doch ich habe mich schwer getan mit dem Schreibstil des Autors, mit dem abgehackten, teilweise unvollständigen Sätzen, mit dem sprunghaften Szenewechsel und den Lücken in der Chronologie der Ereignisse, die dadurch entstanden sind. So fiel es mir schwer, mich in die Protagonisten hineinzudenken, die Erzählung hat mich nicht erreichen können.

So kann ich diesem Buch mit viel gutem Willen gerade mal drei Sterne geben. Wirklich empfehlen kann ich es nicht.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Seelenverwandtschaft und Liebe

Die Sonnenschwestern
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Nora ist erfolgreich im Beruf, doch kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag spürt sie, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein Traum führt sie an den Ort, an dem ihre Mutter fröhliche Kindheitstage erlebt hat, ...

Nora ist erfolgreich im Beruf, doch kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag spürt sie, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein Traum führt sie an den Ort, an dem ihre Mutter fröhliche Kindheitstage erlebt hat, nach Tenby in Wales. Dort möchte sie für eine Auszeit bleiben und vertieft sich immer mehr in die Geschichte ihrer Mutter. Seltsam nur, dass diese so gar nicht nach Tenby kommen möchte, sie geht viel lieber in einen Urlaub nach Italien. Und bald kommt Nora einem alten Familiengeheimnis auf die Spur…

Die Autorin Tracy Rees stellt in ihren Romanen Frauen auf der Suche nach sich und ihren Wurzeln in den Mittelpunkt. Dabei allerdings bewegt sie sich oft auf einem schmalen Grat zwischen Einzigartigkeit und Kitsch, und meiner Meinung nach ist ihr das in dem vorliegenden Buch nicht gelungen. Zu vorhersehbar finde ich die Entwicklung, während ich die Entscheidungen der Protagonisten oft nicht nachvollziehen konnte. Mit jeder Seite dieses Wälzers verlor die Geschichte für mich ihre Glaubhaftigkeit. Es klingt vieles zu sehr nach „Liebesgedöns“, einfach gestrickt nach altbewährtem Muster, das Schicksal ist vorherbestimmt und wird sich, wenn auch mit etwas Verzögerung, durchsetzen. – Wo bleiben da die schillernden, selbstbewussten Frauen, von denen die Autorin zumindest bisher geschrieben hat?

Liebe zwischen Seelenverwandten, die sich finden werden – das war nicht das, was ich mit diesem Buch lesen wollte. Deshalb kann ich diese Geschichte nur bedingt weiter empfehlen und vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Überraschend anders als erwartet

Ich, Santa
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Mit sechzehn Jahren verliert der Protagonist seine Mutter und kommt in den Haushalt seines Onkels Frank mit dessen beiden Söhnen Bastian und Tobias. Der Onkel pflegt seine Sammlung kurioser Sachen ganz ...

Mit sechzehn Jahren verliert der Protagonist seine Mutter und kommt in den Haushalt seines Onkels Frank mit dessen beiden Söhnen Bastian und Tobias. Der Onkel pflegt seine Sammlung kurioser Sachen ganz besonders, seine Regeln sind streng, was diese betrifft. Als eine Jahrmarkttruppe im Ort Halt macht, sind die Jungs besonders begeistert von Jules, einem begabten Motorradfahrer. Doch dies ist nur einer seiner Berufe, wie unser junger Erzähler bald merkt. Und schon ist er mittendrin in einer schier unglaublichen Geschichte, in deren Mittelpunkt er plötzlich selbst steht…

Diese Geschichte ist keine Weihnachtsgeschichte, wie der Titel suggerieren mag, sondern eine Erzählung über die Kinder der Erde, deren Teil Santa ist. Ihre Welt ist in Gefahr, und es liegt an dem jungen Erzähler, seine Rolle zu finden und anzunehmen. Viele Mythen sind in dieses Buch hineingearbeitet, die der Autor Jay Kay mit viel Liebe zum Detail weiter gesponnen hat. Mit dem Ich-Erzähler erlebt der Leser seine Suche nach sich selbst, nach all dem, was nun plötzlich wichtig für ihn wird und von dem er bisher keine Ahnung hatte. Das wird manchmal ein bisschen verwirrend, doch insgesamt werden die einzelnen Handlungsfäden zum Schluss gekonnt zusammengeführt. Der Schreibstil ist teilweise nicht ganz einfach zu lesen, und dennoch passt er genau zu dieser märchenhaften Geschichte voller Figuren aus dem Fantasy-Bereich.

Dieses Buch gehört dem Genre des Magischen Realismus an, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fantasie vermischt werden. Mit „Ich, Santa“ ist eine Geschichte entstanden, die Teil eines größeren Ganzen um die Kinder der Erde ist. Wer sich auf den Schreibstil des Autors einlassen kann, wird eine Geschichte für sich finden, die eine ganz besondere Welt eröffnet.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Hatte mehr erwartet

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
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Frisch getrennt von ihrem Verlobten, entscheidet sich Ruth, bei ihren Eltern zu bleiben. Ihr Vater ist demenzkrank geworden, ihre Mutter kommt damit überhaupt nicht klar. Wie wird sich wohl das Zusammenleben ...

Frisch getrennt von ihrem Verlobten, entscheidet sich Ruth, bei ihren Eltern zu bleiben. Ihr Vater ist demenzkrank geworden, ihre Mutter kommt damit überhaupt nicht klar. Wie wird sich wohl das Zusammenleben der drei in den folgenden Monaten entwickeln?

Es ist kein leichtes Vorhaben, das Ruth in die Tat umsetzt. Da ist zum einen die Trauer um das Ende ihrer jahrelangen, scheinbar sicheren Beziehung zu Joel. Da sind zum anderen die Erinnerungen an einen starken, liebenden Vater, der nun plötzlich mit dem Leben nicht mehr zurechtkommt. Und da ist ihre Mutter, der die Veränderungen ihres Ehemannes sehr zu schaffen machen. In Tagebuchform erzählt Rachel ihre Erlebnisse in der Zeit, die sie mit ihren Eltern verbringt. Dabei bleibt sie insgesamt eher sachlich, wobei ihre Verzweiflung immer wieder durchscheint.

Leider jedoch klingen Ruths Ergüsse wie ein einziges, langes Lamento, das sich fast bis zum Schluss des Buches erstreckt. Erst gegen Ende werden einzelne Situationen humorvoll gesehen, so wird dann auch das Lesen leichter. Doch da hatte ich schon sehr viel Lust an der Lektüre verloren. Mir fehlte die Spannung, die der Geschichte den nötigen Biss gibt.

Insgesamt bleibt die Erzählung zu sehr an der Oberfläche, trotz all der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die eingearbeitet sind. Doch ich konnte nicht wirklich die Personen hinter den Protagonisten erkennen, was für mich bei diesem Thema eigentlich wichtig wäre. Schade, hier hatte ich mir mehr erwartet.