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Veröffentlicht am 08.12.2018

Seicht und vorhersehbar

Der kleine Hutladen in der Anne Street
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Als ihre Mutter stirbt, erbt Ellie deren Hutgeschäft in der Anne Street. Eigentlich ist in der Straße bereits eine große Bauaktion durch einen Immobilienkonzern geplant, der dort neue Einkaufsmöglichkeiten ...

Als ihre Mutter stirbt, erbt Ellie deren Hutgeschäft in der Anne Street. Eigentlich ist in der Straße bereits eine große Bauaktion durch einen Immobilienkonzern geplant, der dort neue Einkaufsmöglichkeiten entstehen lassen will und der Hutladen war bei der Planung mit einbezogen. Aber nach vielen Gesprächen mit ihren Freunden spricht Ellie sich Mut zu und fasst sich ein Herz, den Laden weiterzuführen und ihn mit eigenen Kreationen zu neuem Leben zu erwecken, um damit neue Kundschaft zu gewinnen. Sie steckt viel Herzblut in die Renovierung und wagt sich an die ersten selbstentworfenen Hüte. Davon bekommen auch die anderen Geschäftstreibenden in der Straße Inspiration für ihre eigenen Läden. Langsam, aber sich läuft das Geschäft, aber auch Ellies Herz schlägt Sturm, denn Neil, der Anwalt des Immobilienkonzerns, hat sich dort hineingeschlichen…
Marita Conlon McKenna hat mit ihrem Buch „Der kleine Hutladen in der Anne Street“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, er nimmt den Leser mit in die kleine englische Geschäftsstraße, wo er an Ellies Seite das bunte Treiben sowohl ihm Hutladen als auch in den anderen Läden beobachten kann, während er Ellie immer besser kennenlernt. Die Idee mit den eigenen Hutkreationen mutet sehr schön an, doch leider lässt die Autorin Informationen über die Fertigung etwas vermissen. Der Plot ist auch nicht neu, der Leser weiß schon anhand des Klappentextes, dass ihn keine tiefschürfende Geschichte erwartet. Leider verliert sich die Autorin immer wieder zu sehr in unwichtigen Details, so dass die Handlung nicht wirklich fesseln kann. Den Erwartungen des Lesers wird sie auf jeden Fall nicht gerecht.
Den Charakteren fehlt es an Farbe und individuellen Eigenschaften. Sie sind allesamt austauschbar und geben dem Leser nicht das Gefühl, Teil der Handlung zu sein, sondern eher ein unbeteiligter Beobachter, der sich gefühlsmäßig beim Lesen nicht engagiert. Ellie ist eine junge Frau, die meist unsicher und naiv wirkt. Sie braucht jede Menge Zuspruch, bis sie sich mutig genug fühlt. Neil ist ein Mann mit Charisma, der aber schwindet, sobald man als Leser weiß, womit er eigentlich sein Geld verdient und welchem Herrn er dient. Einzig die verschiedenen Besucher und Ladenbesitzer der kleinen Geschäftsstraße bringen etwas Leben in die Geschichte, denn das tägliche Einerlei und das Miteinander wirken echt und nicht aufgesetzt.
„Der kleine Hutladen in der Anne Street“ ist eine nette kleine Geschichte für zwischendurch, leider nicht mehr.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Eine Geschichte, der man kaum folgen kann

Was aus uns geworden ist
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Peter, Michaela, Anton, Eike, Jacob und Richard sind jüdischer Abstammung. Ihre Eltern waren Kommunist3en und teilweise haben die Kinder dieses Gedankengut übernommen. Sie wuchsen alle in der DDR auf und ...

Peter, Michaela, Anton, Eike, Jacob und Richard sind jüdischer Abstammung. Ihre Eltern waren Kommunist3en und teilweise haben die Kinder dieses Gedankengut übernommen. Sie wuchsen alle in der DDR auf und haben ihr Leben zum Teil im Ausland verbracht. Nun sind sie mit ihren Familien nach und nach in die DDR zurückgekehrt und versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen. Als die Grenzen sich öffnen, stehen alle erneut vor einer Herausforderung…
André Herzberg hat mit seinem Buch „Was aus uns geworden ist“ einen Roman vorgelegt, der dem Leser viel abverlangt und leider doch nicht sein Ziel erreicht. Der Schreibstil ist zwar flüssig und gut zu lesen, doch der Leser benötigt sehr lange, um überhaupt erst einmal in der Handlung anzukommen. Jedes Kapitel wird von einem anderen Protagonisten beansprucht, so dass man schnell völlig den Überblick verliert. Ein Personenregister zu Beginn wäre hier sehr hilfreich gewesen, das auch Hinweise über die einzelnen Vorfahren in sich vereint hätte. Herzberg stammt aus der ehemaligen DDR und wollte durch seine Protagonisten aufzeigen, wie sich die Ideologien der Väter auf die Kinder übertragen haben und diese damit umgehen. Das ist ihm nicht gut gelungen. Die Handlung plätschert vor sich hin und der Leser liest, ohne viel von dem zu verstehen, was da eigentlich vor sich geht. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind ein einziges Durcheinander und bringen den Leser eindeutig an seine Grenzen, weil man irgendwann völlig den Faden verliert. Dadurch kann man auch die Geschichte auch nicht mehr nachvollziehen.
Die Charaktere sind nur oberflächlich skizziert, deshalb fällt es schwer, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Gedankengänge nachzuvollziehen. Der Leser wird anscheinend gewollt auf Abstand gehalten.
„Was aus uns geworden ist“ war von der Kurzbeschreibung her sehr interessant, das eigentliche Buch kann aber nicht überzeugen. Weniger Protagonisten und die dafür ausführlicher, dann hätte man der Handlung besser folgen können. Weniger wäre hier allgemein mehr gewesen. Keine Empfehlung, schade eigentlich!

Veröffentlicht am 24.11.2018

Da beißt die Maus keinen Faden ab...

Der traumhafte Stoffladen
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Theresa hat nicht im Traum daran gedacht, dass sie doch wieder in ihr altes Kinderzimmer einziehen würde. Sie hat nicht nur ihren Job verloren, sondern wohl das Kostbarste überhaupt, nämlich ihr ungeborenes ...

Theresa hat nicht im Traum daran gedacht, dass sie doch wieder in ihr altes Kinderzimmer einziehen würde. Sie hat nicht nur ihren Job verloren, sondern wohl das Kostbarste überhaupt, nämlich ihr ungeborenes Kind und mit ihm den Vater, der sie einfach verlässt. Aber anscheinend hat auch ihr Bruder Heimweh, denn kurze Zeit später steht auch er vor der heimischen Haustür. Nun ist Theresa also wieder da, wo einmal ihre Wurzeln waren, hilft ihrer Großtante Babette in deren Stoffladen und lässt sich durchs Nähen etwas Trost spenden. Alles scheint irgendwie ausweglos, doch die Begegnung mit Romain rüttelt Theresa wach und lässt sie darauf hoffen, ein neues Glück zu erleben. Doch noch ist Theresa skeptisch…
Amanda Kissel hat mit ihrem Buch „Der traumhafte Stoffladen“ einen Roman vorgelegt, der eine schöne und warmherzige Geschichte verspricht. Leider wird diese Hoffnung nicht erfüllt, zu platt ist die Handlung und die leider auch die Umsetzung, so dass es eher an einen Groschenroman erinnert. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser kommt schnell rein in die Geschichte, doch irgendwie springt der Funke nicht über. Das mag daran liegen, dass die Handlung wenig gefühlvoll erzählt wird und die Emotionen um Verlust und Trauer nicht realitätsnah wirken. Der Schicksalsschlag von Theresa war wirklich groß, kam aber durch die Protagonistin kaum zum Tragen. Hier fehlte es eindeutig an Einfühlungsvermögen, damit der Leser mit Theresa mitfühlen kann. Alles wirkte eher aufgesetzt und wenig glaubhaft. Auch der Einzug von Theresas Bruder Friedrich bedient sich eines Klischees, dass man in der heutigen Zeit kaum glauben mag.
Die Charaktere reißen es leider auch nicht raus, sie wirken farblos und lassen kein Gefühl von Sympathie beim Leser aufkommen. Theresa ist eine Frau, die wahrlich einige Päckchen auf einmal zu tragen hat, doch zu einer Mutter zu flüchten, die eher wie eine Fremde wirkt und einem Kühlschrank ähnelt, kann man kaum glauben. Dort sind kein Zuspruch und kein Trost zu erwarten. Bruder Friedrich ist wie ein großes Kind und keine Zeilen wert. Einzig Großtante Babette scheint einigermaßen der Normalität entsprungen, doch kann sie die Geschichte damit nicht retten.
„Der traumhafte Stoffladen“ ist geht für zwischendurch, doch gibt es wirklich Geschichten, die mehr fesseln.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Langeweile pur

Das Geheimnis vom Strandhaus
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Nachdem Mia von ihrem wohlhabenden Freund Paul kurzerhand durch eine neue ersetzt wurde, die auch noch schwanger ist, muss sie nun in einem Hochhaus im Arbeiterviertel von Hamburg ihr Dasein fristen und ...

Nachdem Mia von ihrem wohlhabenden Freund Paul kurzerhand durch eine neue ersetzt wurde, die auch noch schwanger ist, muss sie nun in einem Hochhaus im Arbeiterviertel von Hamburg ihr Dasein fristen und sich auch noch einen neuen Job als Buchhalterin suchen. Da ist das unerwartete Angebot, für Laurenz von Hofbacher zu arbeiten, ein regelrechter Glücksfall, den sie sich nicht entgehen lässt. Ihr neuer Arbeitsplatz ist ausgerechnet in Laurenz‘ Privatvilla, ganz in der Nähe ihres Ex-Freundes. Doch die Arbeit macht Spaß und sowohl mit der Haushälterin als auch mit den Hunden versteht sich Mia sehr gut. Nur den Hausherrn selbst hat sie noch nie gesehen. Mit kleinen Notizen und Briefchen lernt sie Laurenz aber doch nach und nach kennen. Als Laurenz seinen Erholungsurlaub auf Sylt antritt und fast zeitgleich bei Mia in der Wohnung eingebrochen wird, kommt es zu unerwarteten Ereignissen…
Julia Rogasch hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis von Strandhaus“ einen Roman vorgelegt, der eine Liebesgeschichte mit reichlich Inselflair verspricht. Leider kann er dieses Versprechen nicht halten. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser ist ruckzuck in die Geschichte eingetaucht und erlebt an der Seite von Mia so einige Abenteuer. Leider fehlt es an Gefühl und Romantik, obwohl es hier doch auch um die Liebe geht, alles ist eher nüchtern und trocken. Dazu hat man beim Lesen ständig das Gefühl, einen minutiösen Ablauf zu verfolgen mit Wiederholungen und allem, was dazu gehört. Das lässt schnell Langeweile aufkommen, zumal es ewig dauert, bis die Geschichte tatsächlich mal in Fahrt kommt. Die erste Hälfte ist regelrecht eine Qual. Auch diverse eingearbeitete Wendungen lassen den Leser ungläubig mit dem Kopf schütteln und sich fragen, was sich die Autorin nur dabei gedacht hat. Mit einigen farbenprächtigen Bildern der Sylter Insel kommt etwas Leben in die Geschichte, zumindest sind die Schauplätze schön gewählt, wenn schon die Handlung zu wünschen übrig lässt.
Die Charaktere sind 08/15-gestrickt und vermitteln nicht gerade ein Gefühl von Sympathie und Verbundenheit. Während der Lektüre bleiben die meisten von ihnen dem Leser fremd und unnahbar. Mia benimmt sich oftmals wie ein Teenager, dabei ist sie bestimmt schon in den mittleren Zwanzigern. Ihr berufliches Engagement ehrt sie, aber privat ist sie zu vertrauensselig und bei ihren Aktionen sowohl kindisch als auch einfältig. Freundin Anna wirkt immer so, als hätte sie etwas zu verbergen. Die Freundschaft zwischen ihr und Mia entwickelt sich rasend schnell, wobei Anna immer ein Rätsel bleibt. Ex-Freund Paul ist ein merkwürdiger Vogel, lässt erst Mia sausen, um dann festzustellen, dass seine Neue ein Kind von einem anderen bekommt und er zu Mia zurück will. Einzig Frau Mönnig, die Haushälterin von Laurenz, ist eine Seele von Mensch und kann überzeugen. Leider ist das einfach zu wenig.
„Das Geheimnis von Strandhaus“ ist eine langweilige Geschichte, die weder mit romantischer Liebe noch mit einer gut durchdachten Geschichte und sympathischen Protagonisten überzeugen kann. Hier passt vieles nicht zusammen – leider. Das geht besser!

Veröffentlicht am 30.09.2018

Um Argumente und Ausreden nie verlegen

Wildblütenzeit
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Schwarzwald 1945. Der Krieg ist gerade beendet, da muss sich der Hotelier Jakob Haug einem Verhör durch einen amerikanischen Offizier unterziehen und Auskunft geben darüber, welche Beziehungen er zu den ...

Schwarzwald 1945. Der Krieg ist gerade beendet, da muss sich der Hotelier Jakob Haug einem Verhör durch einen amerikanischen Offizier unterziehen und Auskunft geben darüber, welche Beziehungen er zu den Nazis hegte, die in seinem Hotel „Zum Markgrafen“ tagtäglich ein- und ausgingen. Das Hotel ist seit 1780 in Familienbesitz und sichert das Auskommen. Ob es weiterhin von Jakob betrieben werden darf, hängt davon ab, was er dem Offizier zu berichten hat. Jakob muss deutlich machen, was es für seine Familie bedeutet, das Hotel zu führen und den Mann davon überzeugen, dass es niemals nur Schwarz oder Weiß gibt? Wird es ihm gelingen, das Hotel behalten zu dürfen?
Inge Barth-Grözinger hat mit ihrem Buch „Wildblütenzeit“ einen historischen Roman der neueren Zeit vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fließend. Der Leser erfährt während eines Verhörs zwischen dem Hotelier Jakob Haug und einem amerikanischen Soldaten von der Geschichte der Familie Haug und über die Schwierigkeiten und Herausforderungen beim Führen eines Traditionshauses wie dem familieneigenen Hotel. Die Autorin lässt den Leser bildhaft teilhaben am Hotelleben und dem Balanceakt zwischen eigenen Ansichten und dem Willen anderer. Doch leider ist dies nicht sehr überzeugend, denn wer sich den Erwartungen anderer beugt, ist unehrlich zu sich selbst und verleugnet sich. Dass es hier ums Überleben geht, ist einerseits zwar verständlich, doch gleicht es leider auch einer Ausrede, weil es doch so viel leichter ist, mit dem Strom zu schwimmen, als sich aufzulehnen und alles zu riskieren. Gerade, weil so viele Menschen zur damaligen Zeit den Widerstand gescheut haben, konnte es erst zu der absoluten Katastrophe kommen. Mut anstatt Feigheit hätte besser getan. Die ewigen Ausreden, das Wegsehen und das Retten der eigenen Haut sind einfach keine Entschuldigung – ganz im Gegenteil – sie zeugen von Schwäche und Kraftlosigkeit. Spannung war während der gesamten Handlung nicht gegeben, es machte sich vielmehr Langeweile breit durch die ganzen Ausflüchte, warum man so oder so gehandelt hat.
Die Charaktere wurden mit Ecken und Kanten dargestellt, wirken jedoch wenig sympathisch und noch weniger überzeugend. Der Leser kann sich wenig in sie hineinversetzen und auch oftmals ihre Beweggründe nicht nachvollziehen. Josef Haug ist ein Mann, der seine eigene Haut retten will und dem dabei jedes Mittel recht ist, erfolgreich zu sein. Er ist egoistisch und kann nicht glaubhaft vermitteln, warum er den Nazis nachgegeben hat. Haug wirkt schwach und weniger wie ein Hotelier, der die Fäden zieht. Auch die weiteren Protagonisten geben ein ähnliches Bild ab.
„Wildblütenzeit“ ist ein Roman, der mit seiner Geschichte eine Rechtfertigung sucht für das damalige Entscheiden und Handeln. Das ist hier überhaupt nicht gut gelungen. Es bleibt eine langweilige und unglaubwürdige Geschichte, wie es sie zu tausenden gibt.