Einatmen. Ausatmen. So schafft man es.
Noah will nach HauseJanie Zimmerman verbringt ihren 39. Geburtstag im Urlaub auf Trinidad. Dort lässt sie sich auf einen One-Night-Stand ein und wird schwanger. Im Grunde hatte sie es darauf angelegt, denn sie ist zwar beruflich ...
Janie Zimmerman verbringt ihren 39. Geburtstag im Urlaub auf Trinidad. Dort lässt sie sich auf einen One-Night-Stand ein und wird schwanger. Im Grunde hatte sie es darauf angelegt, denn sie ist zwar beruflich erfolgreich, ihr Privatleben blieb bislang dabei aber auf der Strecke. Doch Noah, ihr Sohn, ist anders als alle Kinder, die Janie kennt. Er hat panische Angst vor Wasser, was dazu führt, dass er entsprechend müffelt. Schlimmer aber ist, dass er immer wieder sagt, er will zu seiner richtigen Mama und von schlimmen Dingen erzählt, die ihm widerfahren sind. Janie gerät in Verdacht, ihren Sohn zu misshandeln. Auch der Psychologe, zu dem Janie seit Monaten mit Noah geht, kann nicht herausfinden, was mit Noah los ist. Da stößt Janie zufällig auf einen Bericht über Reinkarnation. Es klingt alles total verrückt in ihren Ohren, aber in ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Professor Jerome Anderson, eine Koryphäe in diesem Bereich. Trotz (oder auch gerade wegen) seiner Diagnose Aphasie macht er sich mit Janie auf die Suche nach der Lösung und damit Noahs früherem Leben …
Es ist unmöglich, dieses Buch in ein Genre zu press en. Es hat zu viele Bestandteile diverser Genres. Auf alle Fälle ist es einzigartig in seiner Art und absolut lesenswert.
Sharon Guskin nimmt den Leser mit auf eine unglaubliche Reise. Ihre Sprache, ihr Stil, sind schlicht, zurückgenommen und doch so aussagekräftig, dass es einen regelrecht umhaut. Die Geschichte entwickelt einen extrem starken Sog, eine Spannung, die ich niemals erwartet hätte. Trotz allem bleiben die diversen Arten von Liebe nicht im Hintergrund. Gerade Mutterliebe ist eins der zentralen Themen, das von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Auch Krankheit und Tod sind mit eingeflochten. Das alles, ohne das Buch zu überladen, denn Sharon Guskin schafft es, ein sehr reales Abbild einer kleinen Familie mit einem ganz besonderen Kind zu zeichnen.
Anfangs sind die Erzählstränge Janie/Jerome getrennt. Mit der Zeit verflechten sie sich zu einem einzigen Strang und am Ende trennt dieser sich wieder. Auch Denises Strang macht diese Metamorphose mit. So wird sehr klar gezeigt, wie sich Menschen im Laufe eines Lebens treffen und auch wieder auseinanderleben.
Das Thema Reinkarnation an sich wird sehr einfühlsam behandelt. Verfechter wie Zweifler kommen zu Wort, sogar reale Fallbeispiele wurden eingestreut. Sehr schnell entsteht eine Spannung, mit der ich nicht gerechnet hätte. Ein wenig Krimi-Feeling kommt ab einem gewissen Punkt ebenfalls auf. Und dann die großen Themen „Vergessen“ und „Verzeihen“ und „Loslassen“ in all ihren Varianten.
Das Lesen dieses Buches hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es aus der Hand zu legen, war jedes Mal schwer. Es dann endlich wieder aufschlagen und weiterlesen zu können, war wie nach Hause kommen. Janie als Protagonistin hat mich sehr berührt. Die Probleme, die Noahs Art heraufbeschworen haben, bedrückten mich sehr. Auch Noah selbst tat mir unendlich leid. Aber wie er mit allem umzugehen verstand, zeigte mir sehr deutlich, dass Kinder oft die besseren Wege finden und mit seltsamen Ereignissen besser umzugehen wissen. Anderson mochte ich auf Anhieb und auch Denise und Charly fanden den direkten Weg in mein Herz. So unterschiedlich sie alle sind, so perfekt sind sie auch.
Dieses Buch wird noch sehr lange in mir nachhallen. Und wer weiß, vielleicht begegnen mir irgendwann doch noch die, die ich gehen lassen musste, in neuen Leben. Es wäre wünschenswert!
Von mir bekommt „Noah will nach Hause“ die vollen fünf Sterne. Ich habe sie auch sorgfältig blankpoliert.