Die goldenen Zwanziger - oder?
„Das Palais Reichenbach“ von Josephine Winter spielt als Roman in den 20er Jahren in Berlin. Die glorreichen Zeiten des Adels sind zwar nicht mehr wirklich da, der Schein wird aber immer noch aufrecht ...
„Das Palais Reichenbach“ von Josephine Winter spielt als Roman in den 20er Jahren in Berlin. Die glorreichen Zeiten des Adels sind zwar nicht mehr wirklich da, der Schein wird aber immer noch aufrecht erhalten. Und in dieser Zeit lernen wir die Familie Reichenbach kennen: Der Vater ein typischer Adliger: Man stellt was dar, der Schein geht über alles. Die Mutter auch typisch: Mit Migräne im Alltag nicht sichtbar, kaum ist eine Party da oder etwas zum Repräsentieren, schlägt ihre große Stunde. Der älteste Sohn Fridolin möchte die Familie und sein Erbe irgendwie retten und überlegt sogar, ein eigenes Unternehmen zu gründen, was aber vom Vater abgetan wird. Die Tochter macht eigentlich was sie möchte und verliebt sich in einen mittellosen Schriftsteller, den sie finanziell und auch mit seiner Schreiberei unterstützt. Der jüngere Sohn ist schwul und versucht dies geheim zu halten. Seine Schwester weiß Bescheid. Und in diese Familie darf man mit hineinschnuppern. Es ist kurzweilig, immer mal überraschend und auch wieder nicht.
Der Schreibstil des Romans ist sehr eingängig und spannend. Ich bin gerade so durchgeflogen und habe mich immer gut unterhalten gefühlt. Der Schluss ist mehr als überraschend, ich hätte etwas ganz anderes erwartet. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich bin noch etwas hin- und hergerissen. Alles in allem eine klare Kaufempfehlung!