Profilbild von Alsterschwan

Alsterschwan

Lesejury Star
offline

Alsterschwan ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Alsterschwan über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2021

Was verbindet Rain und Hank?

Die treue Freundin
0

Um es gleich vornweg zu sagen: Lisa Ungers „Die treue Freundin“ und ich – wir wurden leider keine Freundinnen...
Aber vielleicht erst mal zum Positiven: die Covergestaltung gefiel mir ausgesprochen gut, ...

Um es gleich vornweg zu sagen: Lisa Ungers „Die treue Freundin“ und ich – wir wurden leider keine Freundinnen...
Aber vielleicht erst mal zum Positiven: die Covergestaltung gefiel mir ausgesprochen gut, die roten Früchte (Hagebutten?) sind vom dunkel gehaltenen Cover „glänzend“ abgesetzt, so dass das Cover mehrdimensional wirkt, man streicht im ersten Augenblick mit dem Finger über das Cover, weil ein haptischer Eindruck entsteht.
Aber zum Inhalt: es ist nicht einfach darüber zu schreiben, da das Buch einige überraschende (zwar manchmal in meinen Augen auch etwas unlogische) Wendungen bereithält, die ich hier aber natürlich keineswegs verraten will, ...
Rain, ihr Freund Hank und ihre Freundin Tess werden als 12-jährige vom sadistischen Eugene Kreskey entführt, der im weiteren Verlauf Tess ermordet. Rain und Hank setzen sich im Laufe der Jahre mit diversen Therapeuten mit der Frage auseinander, inwieweit sie den Tod ihrer Freundin hätten verhindern können, letztendlich überwinden sie scheinbar ihre Traumata. Rain wird eine erfolgreiche Journalistin, Hank wird ein gefragter Kinder- und Jugendpsychiater. Rain heiratet und bekommt eine Tochter, Lily.
Da erschüttert ein Mord die Stadt. Die Vorgehensweise bei dieser Tat erinnert sehr an den Mord an Eugene Kreskey, der nach seiner Haftentlassung umgebracht, der Täter jedoch nie gefunden wurde. Rain beginnt zu recherchieren! So weit, so gut zum Inhalt...
Sehr viel Raum in dem Buch nimmt Lily ein, die 13 Monate alte Tochter von Rain und ihr schlechtes Gewissen, wieder berufstätig werden zu wollen - sicher, auch für mich ein interessantes Thema, aber dadurch kamen mir die Thriller-Elemente leider etwas zu kurz. Doch, eine gewisse untergründige Spannung blitzte zwischendurch immer mal auf, aber leider blieb es häufig nur bei einem kurzen „Blitz“. Zwischendurch hat mich Rain richtig „genervt“, ich konnte ihre Handlungsweisen absolut nicht nachvollziehen, Z.B. warum muss sie vier Minuten (!) nach Verlassen des Hauses auf der Baby-App überprüfen, wie ihre beste Freundin mit Lily umgeht? Aber ich hatte sowieso zeitweise das Gefühl, dass in dem Buch jeder jeden überwacht…
Spannend wurden dann die letzten 50 – 70 Seiten, aber so richtig überzeugen konnte mich die Lösung leider auch nicht. Schade, denn die Grundidee dieses Buches fand ich im Nachhinein nachdenkenswert und auch neu und interessant.
Wie vielleicht schon bemerkt, wir sind keine Freundinnen geworden, es ist eben ein Thriller einer ganz anderen Art und entspricht leider nicht meiner Geschmacksrichtung – aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

Daisy und Wastl auf Mörderjagd...

Der halbe Russ
0


Von dem Buch „Der halbe Russ“ von Isolde Peter hatte ich eine Leseprobe gelesen, die ich sehr amüsant und witzig fand.
Daisy Dollinger, geb. Blochner ist seit zwei Monaten mit Adrian, einem Amerikaner, ...


Von dem Buch „Der halbe Russ“ von Isolde Peter hatte ich eine Leseprobe gelesen, die ich sehr amüsant und witzig fand.
Daisy Dollinger, geb. Blochner ist seit zwei Monaten mit Adrian, einem Amerikaner, verheiratet. Ihr Mann wünscht sich sehnlichst einen bayrischen Rauhaardackel, und so kommt Wastl in die Familie, Daisy ist nur mäßig „amused“, ahnt sie doch, dass ihr die Betreuung überlassen bleibt...
Sie arbeitet als Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft, dort wird gerade gemeinsam mit der Polizei wegen eines Mordfalles an einem russischen Straßenmusikanten ermittelt. Daisys Vertrauen in die ermittelnden Beamten hält sich in sehr engen Grenzen, aber als einer der beiden Beamten ihr vorschlägt, „undercover“ als Straßenmusikerin zu arbeiten, kann sie nicht nein sagen – zumal die Mutter dieses Beamten sich auch als geeignete Tagespflegestelle für den Wastl erweist. Da Daisy auch Akkordeon spielt, könnte sie sich vielleicht Zutritt zur Münchner Straßenmusiker-Szene verschaffen und so Informationen erhalten...Aber mehr zum Inhalt sei hier nicht verraten...
Ich glaube, „Der halbe Russ“ und ich haben buchtechnisch einfach nicht zusammengepasst. Ich habe mich etwas durch das Buch gequält, habe vielfach den Sinn nicht verstanden... Vielleicht fehlt mir als Nordlicht die Antenne für spezielle bayrische Begebenheiten? Nein, das kann es eigentlich nicht gewesen sein, da die Beschreibungen von Daisys skurriler Verwandtschaft mich eigentlich „bei der Stange“ gehalten haben, da habe ich mehrmals schmunzeln müssen. Und auch Rosi, die Inhaberin des „Café Dachsel“ mit ihren Tattoos und Piercings, die jedes Jahr nach Wacken fährt („Ich kann dort super relaxen. Wacken ist mein Yoga“, S. 127) war mir auf Anhieb sympathisch, sie war so authentisch geschildert, dass ich sie sofort vor meinem inneren Auge hatte.
Aber ansonsten bin ich kaum in die Geschichte gekommen, auf Seite 88 erhoffte ich einen Durchbruch, aber schnell plätscherte die Geschichte wieder vor sich hin. Auch der Schluss mit der Auflösung erschien mir unlogisch und konnte mich leider nicht richtig überzeugen.
Aber es ist ja nur meine persönliche Einschätzung, denn die (Lese-) Geschmäcker sind ja bekanntlich sehr verschieden, ich kann mir durchaus vorstellen, dass andere LeserInnen hellauf begeistert sind!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2018

Wann hat Raquels letzte Stunde geschlagen?

Deine letzte Stunde
0

Carlos Montero hat mit „Deine letzte Stunde“ ein Buch geschrieben, dass zwar spannend war, mich aber leider absolut nicht überzeugen konnte!
Raquel übernimmt als Vertretungslehrerin den Unterricht in Spanisch ...

Carlos Montero hat mit „Deine letzte Stunde“ ein Buch geschrieben, dass zwar spannend war, mich aber leider absolut nicht überzeugen konnte!
Raquel übernimmt als Vertretungslehrerin den Unterricht in Spanisch und Literatur für Elvira Ferreiro. „Alle haben sie nur Viruca genannt (S. 41). Raquel erfährt an ihrem ersten Arbeitstag, dass Viruca gestorben sei: war es Selbstmord oder gar Mord? An diesem Tag erhält auch sie ihre erste Drohung: „Und Du, wann stirbst Du wohl?“ (S. 56), das Ganze verziert mit einem Strichmännchen am Galgen! Inhaltlich werde ich hier nicht mehr verraten...
Natürlich versucht Raquel dieses Geheimnis zu lüften, aber nach meinem Empfinde „stolpert“ sie ohne klaren Plan von einer Situation zur nächsten. Sie handelt manchmal derart unlogisch und naiv, dass ich als Leserin zwischendurch das dringende Bedürfnis verspürte, zu Raquel in das Buh zu krabbeln, um ihr meine Meinung zu diesen teilweise sinnlosen Handlungsweisen mitzuteilen, sie mal „ordentlich auf den Topf zu setzen“. Aber es ist nicht nur Raquel, auch den anderen Protagonisten scheint phasenweise der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen zu sein – und dies liegt nicht nur an den Drogen, die viel und häufig (für mein Geschmack: zu viel und zu häufig) konsumiert werden. Ich bin nicht „warm“ geworden mit den Figuren, vielleicht weil ich des Öfteren den Kopf über sie schütteln musste? Doch, ich hatte eine „Lieblingsfigur“ – aber gerade über sie habe ich leider sehr wenig erfahren!
Der Schreibstil von Carlos Montero ist flüssig und hat mir eigentlich gut gefallen. Er schafft es, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten, ich wollte bis zum Schluss die „Auflösung“ wissen. Ich glaube, ich habe im Laufe der Zeit alle Personen dieses Buches als „Böse“ verdächtigt, einschließlich der Randfiguren, die nur kurz erwähnt werden... Insofern hat dieses Buch wohl sein Ziel erreicht!
Aber (und ja: leider gibt es viele „aber“) es werden z.B. durchaus gesellschaftlich wichtige Themen angesprochen, aber quasi im „husch-husch“ Verfahren abgehandelt, etwas wie unter dem Motto: „Wie gut, dass wir auch darüber noch gesprochen haben“ - für mich als Leserin einfach etwas frustrierend!
Nein, wirklich weiterempfehlen kann ich dieses Buch nicht, ich möchte Carlos Montero evtl. nur zugutehalten, dass ich sein Buch falsch verstanden habe – immerhin hat dieses Buch 2016 in Spanien einen Preis erhalten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 22.09.2018

Abgetaucht...

Manhattan Beach
0

Abgetaucht...

Die Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan hat mit „Manhattan Beach“ ein interessantes Buch geschrieben, dass bestimmt viele Leser*innen begeistert – aber mich hat sie leider am Strand der ...

Abgetaucht...

Die Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan hat mit „Manhattan Beach“ ein interessantes Buch geschrieben, dass bestimmt viele Leser*innen begeistert – aber mich hat sie leider am Strand der „Manhattan Beach“ zurückgelassen...
Ich gebe es zu: ich hatte mir einfach einen anderen Inhalt nach dem Klappentext und der Leseprobe vorgestellt: ich hätte mir sehr gewünscht, dass wir mehr von Anna Kerrigan erfahren, die mutige junge Frau, die es immerhin schafft, im 2. Weltkrieg als erste Marinetaucherin die gigantischen Kriegsschiffe in einer Werft in Brooklyn instand zu setzen – entgegen den geballten Vorurteilen ihren männlichen Ausbilder und Vorgesetzten! Ja gut, wir erfahren schon etwas über Anna: wie sie ihre schwerstbehinderte Schwester liebevoll betreut und versorgt, ihre Beziehungen zu ihrem Vater, zu ihrer Mutter, zu ihren Freundinnen, Kollegen und Vorgesetzten – und eben auch zu Dexter Styles, dem Nachtklubbesitzer!
Dexters Geschichte wird im zweiten Handlungsstrang beschrieben, dessen Geschichte mich aber eher verwirrte, bei der ich ganze Absätze (ja, sogar Seiten) noch einmal lesen musste, um Zusammenhänge von Personen und Zeiten zu erfassen und Kernaussagen zu entdecken. Dexter Styles ist ohne Zweifel eine faszinierende und schillernde Persönlichkeit, der sein Imperium in der Zeit der Prohibition gegründet hat, aber nun immer stärker seine Geschäfte legalisieren möchte. Ein liebevoller Familienvater und Ehemann, fest integriert in die Familie um seinen Schwiegervater. Aber ich konnte mit ihm nicht „warmwerden“, seine „Lebensentwürfe“ interessierten mich immer weniger...
Der dritte Handlungsstrang beschreibt das Leben von Eddie Kerrigan, Annas Vater, seine Erfolge und Sorgen. Zuerst in Rückblenden erfahren wir, dass er in der Weltwirtschaftskrise seine Existenz verlor („Kerrigan fuhr einen niagarablauen Duesenberg, Modell J, Baujahr 1928, der sowohl von einem ausgezeichneten Geschmack als auch von den rosigen Aussichten zeugte, die er vor dem Börsenkrach gehabt hatte.“ S. 32) und jetzt am Rand der Armut und Verschuldung lebt. Seine Ängste und Nöte, dass er jetzt seine Familie nicht ausreichend versorgen könne: seine kleine Tochter Anna und ihre schwerbehinderte Schwester Lydia, seine Frau, die früher als Tänzerin bei den „Follies“ gearbeitet hat und jetzt mit Näharbeiten zum Lebensunterhalt beiträgt. Seine Erlebnisse bei der Handelsmarine waren sehr fesselnd und spannend beschrieben.
Nein, am Schreibstil lag es bestimmt nicht, dass bei mir der Funke nicht gezündet hat und ich am Ende des Buches statt eines „schade, nun ist es vorbei“ eher ein „endlich geschafft“ gedacht habe... Die Autorin hat sicher intensiv und aufwendig recherchiert und hat auch den Zeitgeist der 1940-er Jahre in New York gut eingefangen, aber ich konnte bei den Personen nicht wirklich „mit leben, leiden, freuen“, mir fehlen also die Faktoren, die für mich ein „gutes“ Buch ausmachen. Außerdem war mir ein deutlich „zu wenig“ Anna (ihre Taucherlebnisse und -erfahrungen) und ein „zu viel“ Dexter (mit den Rivalitäten im Nachtklubsektor) vorhanden, so dass ich mich – wie eingangs erwähnt – etwas ratlos und enttäuscht am Strand von Coney Island ausgesetzt fühlte...