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Veröffentlicht am 08.12.2018

Ein kriminalistischer Adventskalender

Makronen, Mistel, Meuchelmord
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Die weihnachtliche Kurzkrimi-Sammlung "Makronen, Mistel, Meuchelmord" von der Ostsee bis zu den Alpen aus dem Knaur Verlag umfasst 24 hochspannende Geschichten und kann damit sogar als literarischer Adventskalender ...

Die weihnachtliche Kurzkrimi-Sammlung "Makronen, Mistel, Meuchelmord" von der Ostsee bis zu den Alpen aus dem Knaur Verlag umfasst 24 hochspannende Geschichten und kann damit sogar als literarischer Adventskalender dienen.


Diese 24 mörderischen Kurzgeschichten haben es in sich, jetzt wird es blutig und man hat die Möglichkeit, jeden Tag in der Adventszeit eine neue Story mit Schauderfaktor zu lesen. Für mörderisch gute Unterhaltung in der Adventszeit sorgen:
Eva Almstädt, Gert Anhalt, Jean Bagnol, Raoul Biltgen, Monika Bittl, U.L. Brich, Wolfgang Burger und Hilde Artmeier, Petra Busch, Nicola Förg, Thomas Fuchs, Stefan Haenni, Rudi Jagusch, Thomas Kastura, Ivonne Keller, Regine Kölpin, Iny Lorentz, Bodo Manstein, Judith Merchant, Gisa Pauly, Jürgen Seibold, Arno Strobel, Sabine Trinkaus, Tom Zai und Franz Zeller.



Alle Jahre wieder erscheint im Knaur Verlag eine neue Weihnachtskrimi-Anthologie.

Namhafte Krimiautorinnen und -autoren zeigen hier ein buntes Kaleidoskop ihres schriftstellerischen Könnens. Hier wird gemordet, betrogen und mit sorgsam ausgeklügelten Intrigen eine besondere Spannung geschaffen, die die Adventszeit mal nicht so friedlich werden lässt.


Wie es solche Anthologien an sich haben, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Manchmal geht es blutig und skurril zu, mal kann man miträtseln und es gibt auch Geschichten zum Schmunzeln und dann wird es wieder todernst.

Diese Weihnachtskrimis kann man als spannende Abwechslung zwischendurch lesen oder sie sich als Adventskalender zu Gemüte führen.


Die kriminelle Reise startet im Norden in Glückstadt mit einer überraschenden Geschichte um einen gemieteten Weihnachtsmann und seinen Einsatz. Weitere Stationen führen in den Kellerwald, nach Berlin, Bonn und München und der letzte Krimi kommt aus Regensburg. Wir begegnen dank Ivonne Keller auf humorvolle Art dem Nikolaus, basteln einen mörderischen Adventskalender mit Monika Bittl und erleben dank Nicola Förg "Explosive Geschenke". Eva Almstädt lässt uns einen Unfall miterleben, der sich zu einem wahren Alptraum auswächst.


Ich wurde von diesen Krimis immer wieder aufs Neue gut unterhalten und durch den Stilmix wird es einfach nicht langweilig. Wenn es mal die eine Geschichte nicht geschafft hat, mich vollständig zu überzeugen, wartet ja schon die nächste und man kann sich weiteren kriminalistischen Stories hingeben.

Besonders Rudi Jaguschs unnachahmlicher Erzählstil sorgte mit "Edgar tot unter dem Weihnachtsbaum 2018" für Lesespaß. Bei Iny Lorentz verstirbt eine Großmutter unter dem Weihnachtsbaum und es wird bei den eigenen Großkindern knallhart ermittelt.


"Makronen, Mistel, Meuchelmord" ist das perfekte Geschenk für Krimi-Liebhaber. Man hat die Wahl, ob es als Weihnachtsgeschenk unter dem Baum oder als Adventskalender herhalten soll. Frei nach dem Motto: Ihr Mörderlein kommet, o kommet doch all‘!

Veröffentlicht am 03.12.2018

Humorvolle und doch lehrreiche Geschichte

Lilly mischt die Schule auf
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Elizabeth Allen ist ein verwöhntes und dickköpfiges Mädchen, wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hat, kann sie niemand davon abbringen. Mehrere Gouvernanten sind an ihrer Erziehung verzweifelt und so ...

Elizabeth Allen ist ein verwöhntes und dickköpfiges Mädchen, wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hat, kann sie niemand davon abbringen. Mehrere Gouvernanten sind an ihrer Erziehung verzweifelt und so beschließen ihre Eltern, sie auf ein Internat zu schicken. Dort in der Whyteleafe School benimmt sich Lilly bewusst extrem garstig, um möglichst bald hinausgeworfen und wieder nach Hause geschickt zu werden. Doch in Whyteleafe gibt es Erziehungsmethoden, die auch für Lilly sehr lehrreich sind. Als sie dann auch noch Freunde findet, ist es gar nicht mehr leicht, richtig fies zu sein.

Dass dieses Buch schon 78 Jahre auf dem Buckel hat, merkt man ihm gar nicht an. Schliesslich sind Ausgrenzung und Zickenalarm auch heute aktuell.

Wir lernen Lilly kennen, die als bitterböses Mädchen ihrem Ruf alle Ehre macht. Ihr Wille, dieses Internat so schnell wie möglich wieder zu verlassen, versucht sie mit beharrlicher Garstigkeit zu erreichen. Aber so einfach ist es dann doch nicht, denn Lilly findet Freunde und weil sie eigentlich eine herzensgute Seele hat, tut sie verbotenerweise reichlich Gutes. Sie entdeckt, wie schön es doch sein kann, andere Menschen zu erfreuen und glücklich zu machen. Das Schulleben macht Lilly zunehmend Spaß, das Lernen fällt ihr leicht und sie darf Klavier spielen und reiten. Doch wenn sie gegen die Schulregeln verstößt, werden ihr genau diese Hobbies gestrichen. So lernt sie, sich anzupassen und ihr großes Herz fällt auch ihren Mitschülern schnell auf.

In diesem Internat erziehen sich die Kinder gegenseitig, denn in ihren Versammlungen entscheiden sie über die Verteilung von Taschengeld und bestimmte Vergehen ihrer Mitschüler und die nötigen Restriktionen. Das wirkt bei Kindern entschieden wirkungsvoller als vom Lehrerkollegium.

Wenn Kinder auf Internate geschickt werden, ist das für mich aus heutiger Sichtweise immer etwas befremdlich, auch wenn ich als Kind das natürlich als großes Abenteuer angesehen habe.
Enid Blyton macht daraus eine tolle Geschichte. Sie hat einen wunderbar flüssigen Erzählstil, der für Kinder sehr lebendig und humorvoll die Schwächen der kleinen Lilly aufzeigt. Das Buch zeigt die Willenstärke Lillys, aber auch ihre Sturheit und letzendlich erkennt man ihre große Empathie gegenüber Außenseitern, die ihr nicht nur die Herzen ihrer Mitschüler zufliegen lässt, sondern auch die der Leser.


Unter Kindern gibt es immer Streitigkeiten und Zankerei, aber wenn sie gegenseitig über ihr Fehlverhalten urteilen, bringt das ein besseres Gemeinschaftsgefühl und eine höhere Akzeptanz der Betroffenen. Auch diese Kinder wollen einfach nur dazugehören.



Enid Blyton hat mit diesem Kinderbuch ein allzeit aktuelles Thema aufgegriffen und es kindgerecht umgesetzt. Es ist eine humorvolle und doch lehrreiche Geschichte, die ein ganz besonderes Internatsabenteuer erzählt.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Gelungene Fortsetzung der Apfelfreundinnen-Story

Die Rückkehr der Apfelfrauen
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Tania Krätschmar nimmt uns mit ihrem Roman "Die Rückkehr der Apfelfrauen" in die Mark Brandenburg. Es ist die Fortsetzung ihres Romans "Eva und die Apfelfrauen" und erscheint im Blanvalet Verlag.


Altweibersommer ...

Tania Krätschmar nimmt uns mit ihrem Roman "Die Rückkehr der Apfelfrauen" in die Mark Brandenburg. Es ist die Fortsetzung ihres Romans "Eva und die Apfelfrauen" und erscheint im Blanvalet Verlag.


Altweibersommer in der brandenburgischen Provinz: Die Apfelbäume auf Danis Streuobstwiese sind brechendvoll mit Äpfeln. Dabei muss sie gerade jetzt verreisen, können ihre Freundinnen für sie die Früchte ernten? Auf diese Freundschaft ist Verlaß und so reisen Eva, Nele, Julika, Marion und Dorothee in Danis Haus und erleben wunderbare Tage mit kulinarischen Köstlichkeiten rund um den Apfel, müssen aber auch einige Probleme aus dem Weg räumen. Denn Danis Traum vom eigenen Baumblütenhotel wird von einem fiesen Nachbarn behindert. Am Ende findet sich eine Lösung in der Natur.


Auf ein Wiedersehen mit den Freundinnen habe ich mich seit dem ersten Band um "Eva und ihre Apfelfreundinnen" schon sehr gefreut. Erneut konnten mich die Freundinnen mit ihren Lebensvorstellungen in ihren Bann ziehen.


Dieser Roman ist ein recht typischer Frauenroman, bei dem man sich schnell in die Geschichte verliert. Es ist ein Buch zum Eintauchen und Entspannen.


Der Erzählstil von Tania Krätschmar ist flüssig, locker und sehr einnehmend. Man taucht gern in die Szenerie auf dem Apfelhof ein und erlebt auf diese Weise die Ernte hautnah mit.


Die völlig verschiedenen Frauencharaktere sorgen dafür, dass sich jede Leserin mit einer Figur identifizieren kann und man eigene Charakterzüge entdeckt. Trotz der Unterschiede fügen sich die Frauen wie in einer Familie zusammen.

Gerade die Unterschiede machen die Freundinnen auch so gut vorstellbar, man hat schnell von jeder ein Bild vor Augen. Das wirkt sehr lebendig und es ist schön zu beobachten, wie sie sich gegenseitig ergänzen und unterstützen.

Natürlich gibt es besondere Umstände und Schwierigkeiten, die etwas Spannung aufbauen. Als Gegenpart zu diesen Wohlfühlmomenten gibt es den üblen Nachbarn. Dieser bringt mit seinem unliebsamen Vorhaben vom Bau einer Spielhalle Spannung in die Geschichte, bei der man früh ahnt, wie sie ausgeht, aber das Verfolgen macht dennoch viel Spaß. Die dadurch nötigen Wendungen sind das Salz in der "Apfel-Suppe" und sorgen für eine schöne Unterhaltung mit viel Landleben, jeder Menge Gefühle und letzten Endes auch beigefügten Rezepten mit Äpfeln.



Ein Wohlfühlbuch über Freundschaft, Äpfel, die Liebe und die Natur! Eintauchen und Entspannen ist hier angesagt.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Manege frei für balzende Tiere!

Verführungskünstler
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Für die Partnerwahl geben sich manche Tiere richtig viel Mühe und betreiben viel Aufwand mit dem Nestbau oder sehen im wahrsten Sinne des Wortes aus wie der gleichnamige Paradiesvogel. Dieser imponiert ...

Für die Partnerwahl geben sich manche Tiere richtig viel Mühe und betreiben viel Aufwand mit dem Nestbau oder sehen im wahrsten Sinne des Wortes aus wie der gleichnamige Paradiesvogel. Dieser imponiert mit seinem farbenfrohen Federkleid den unscheinbaren Weibchen und lebt im Regenwald von Neuguinea. Doch auch andere Tiere setzen sich gekonnt in Szene. Der Kugelfisch als perfekter Erbauer einer Unterwasserlandschaft, der Pfau schlägt sein mit etlichen leuchtendblauen Augen verziertes Rad und die Hirsche kämpfen mit ihren Geweihen um die Gunst der Weibchen.

Dieses wunderschön bebilderte Sachbuch zeigt Ansichten aus der Tierwelt, er nimmt Kinder mit in die nähere oder weit entfernte Natur. Denn überall auf der Welt hat das Balzverhalten der Tiere einen wichtigen Grund: Es dient der Fortpflanzung und der Erhaltung ihrer Art.

Im Buch wird man wie in einer Zirkusarena empfangen und ein unsichtbarer Zirkusdirektor stellt die einzelnen Tiere vor. Neben den schon genannten zeigen sich Leuchtkäfer, Seidenlaubenvogel, Seepferdchen und Pfauenspinne in ihrer besonders verzaubernden Balzstimmung. Hier werden Kinder auch neue Tiere entdecken, von denen sie bisher noch nie etwas gehört haben.

Die fantastischen Zeichnungen sind wunderschön farbig und so detailgenau wie Fotos und bezaubern den Betrachter sofort. Die jeweiligen Texte und Bilder ergänzen sich perfekt und stellen die verschiedenen Imponiergehabe und Besonderheiten in den Fokus. Die Texte sind vielleicht nicht sofort für die Kleinsten verständlich, es werden sogar lateinische Namen genannt, doch daran kann man sich ja auch langsam herantasten. Was Kinder früh erfahren, weckt Interesse und macht neugierig auf mehr.

Herrlich bunt, schillernd und ziemlich ausgefallen präsentieren sich manche Tiere in ihrer Balz. Ihre Verführungskünste sorgen in der Natur für ein einzigartiges Schauspiel und das beeindruckt nicht nur die kleinen Leser.

Die Reise geht über den gesamten Erdball. Zu den Hirschen in heimischen Wäldern, aber auch nach Japan oder ins ferne Australien zum Seidenlaubenvogel. Überall müssen sich die Tiere für die Fortpflanzung wie in einer Zirkusvorstellung von ihrer besten Seite präsentieren, um die Weibchen zu überzeugen.

Mit diesem herrlich illustrierten Natursachbuch können Kinder großartige Naturschauspiele balzender Tiere erleben und entdecken. Es ist nicht nur ein Bilderbuch, sondern zeigt auch interessant vorgestelltes Wissen zur Schau. Manege frei für die Balz der Tiere!

Veröffentlicht am 27.11.2018

Endlich mal wieder ein humorvolles Buch aus Männersicht und ein echter Lesespaß!

Klugscheißer Royale
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Nach seinem Abi hatte Timo keinen Plan, was er beruflich so anstreben könnte. Also jobbte er im Call-Center der Beschwerdeabteilung eines Internetversandhandels. Das Studium hat er aufgegeben, nur den ...

Nach seinem Abi hatte Timo keinen Plan, was er beruflich so anstreben könnte. Also jobbte er im Call-Center der Beschwerdeabteilung eines Internetversandhandels. Das Studium hat er aufgegeben, nur den Job hat er immer noch. Nach 5 Jahren nervt ihn das natürlich gewaltig und zeigt er den Kunden auch direkt und unverblümt. Die Folge ist eine fristlose Entlassung. Als er seinen Frust bei seiner Freundin Cleo loswerden will, erfährt er die nächste Abfuhr. Sie hat schon Kisten gepackt und die Trennung von ihm beschlossen. Was nun? Job und Freundin futsch, kein Geld und keine Perspektive. Doch dann kommt die Rettung: Er erhält einen befristeten Vertrag als Englisch-Lehrer an einer Abendschule. Lehrer? Warum nicht, schliesslich ist Timo zweisprachig aufgewachsen. Das traut er sich zu, so als Klugscheißer...

Bei diesem Buch bekommen die Bauchmuskeln endlich mal wieder etwas zu tun und es liest sich locker weg.

Protagonist Timo ist als Besserwisser bekannt und weil er mit 28 ein ziemlich antriebsloser Typ ist und seine Freundin Cleo keine Lust hat, ihm den Haushalt zu machen und ihn auch noch finanziell zu unterhalten, gibt sie ihm den Laufpass.
Die Chance auf einen Lehrerjob nimmt Timo aus Geldmangel sofort an, das kann doch nicht so schwer sein. Schliesslich hat er aus seiner eigenen Schulzeit viel Erfahrung mit Lehrern.

Und so versucht er sich ohne große Vorkenntnisse als Lehrer. Er bekommt Tipps einer Kollegin und weiß gar nicht, was sich hinter den kooperativen Lehrmethoden Jigsaw, Karusselgespräch und Stationenlernen verbergen mag. Doch nichtsdestotrotz kommt er bei seinen Schülern gut an. Und ihm gelingt es, den Unterricht abwechslungsreich und ganz interessant zu gestalten.

Die Geschichte ist herrlich lustig, weil Timo schon ziemlich verpeilt ist und alles besser weiß. Verantwortung ist ihm ein Fremdwort und aus seiner Sichtweise heraus redet er sich die Welt schön. Doch als Cleo ihn verlässt und ihre finanzielle Unterstützung wegfällt, gibt es einen Wendepunkt in seinem Leben. Er wird endlich selbst aktiv und findet Gefallen an man seiner Lehrtätigkeit. Im Grunde ist er ein sympathischer Mensch und das merken auch seine Schülerinnen und Kollegen.

Während man zuerst einen unangepassten Timo mit vielen lockeren Sprüchen erlebt, entwickelt er sich im zweiten Buchteil weiter. Er denkt über vieles nach, wird verantwortungsbewusster und reifer. Sein Beziehungsaus beschäftigt ihn, er findet Gefallen an seinem Job und er denkt über Kinder nach.

Lehrer ohne vorherige Ausbildung? Wie kann das angehen, fragt man sich und erinnert sich ein wenig an "Fack ju Göthe". Auch Timo ist ein Spaßvogel mit großer Klappe und mit seiner lockeren Art versteht er es, Schülerinnen und Schüler im Erwachsenenalter zu motivieren und ihnen etwas beizubringen.


Mit etwas überzogenen Charakteren, einem manchmal etwas sarkastischen, aber auch intelligenten Humor und einer Prise Drama, ist dieses Buch keine platte Komödie. Steffens zeigt unterhaltsam, welche reflektierenden Gedanken Endzwanziger umtreiben und wie sich Lebensziele entwickeln können.


Die Mischung aus realistischen Lebensfragen und humorvollen Ansichten und Sprüchen sorgt für besten Lesespaß mit dem nötigen Tiefgang.