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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2018

Stark vereinfacht aus Sicht sehr tradioneller Annahmen

Lotti und Otto (Band 1)
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Ich habe dieses Bilderbuch mit meinen beiden 5jährigen Zwillingen - ein Mädchen und ein Junge - angeschaut und ich las vor. Klar, ist bei uns das Thema gerade aktuell - Was macht den Unterschied aus? Warum ...

Ich habe dieses Bilderbuch mit meinen beiden 5jährigen Zwillingen - ein Mädchen und ein Junge - angeschaut und ich las vor. Klar, ist bei uns das Thema gerade aktuell - Was macht den Unterschied aus? Warum ist der eine so und der andere einfach anders?
Ich dachte das trennende Element überwiegt, aber ich würde mit diesem Bilderbuch eines Besseren belehrt und war hinter sehr stolz auf meine beiden, denn sie sind gedanklich gendertechnisch weiter als viele viele Erwachsene.
Warum führe ich das so ausführlich aus? Weil es erklärt warum dieses Bilderbuch bei meinen Kindern eher auf Unverständnis stieß und sie sich über die Betreuer in diesem Camp wunderten.
Zum Inhalt, es geht um zwei Otter die zufälligerweise gleich aussehen und sich in einem Sommercamp treffen. Otto hat eher "mädchenhafte" Vorlieben und Hobbies und Lotti hat eher "jungenhafte" Interessen.
Aufgeklärte und nicht traditionell Heranwachsende können, wie ich merkte, mit dieser Differenzierung nichts anfangen. Wie meine Tochter so schön kommentierte: "Jeder kann doch machen was einem Spaß macht!"

Die Zeichnungen sind super niedlich und sehr toll, es macht auf jeden Fall Spaß, dass Buch zu betrachten.

Fazit: Wenn geschlechterspezifische Unterschiede im Verhalten ein Thema sein sollte oder eines daraus gemacht wurde durch Dritte und man aus dem Starren Muster einen Ausweg lotsen möchte, dass man geschlechtsneutraler durchs Leben gehen sollte, dann ist es ein passendes Bilderbuch.
Für aufgeklärte tolerante offene Kinder ist es eher fraglich bzw. stößt auf Unverständnis warum nicht jeder machen kann was er will.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein ungewöhnlicher Blick auf die 40er Jahre und die damaligen Navy Hafenanlagen in New York!

Manhattan Beach
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Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park ...

Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park und vieles mehr, richtig.
Was passiert nun, wenn man sich in das New York der 40er Jahre versetzt und dann auch noch die Navy Hafenanlage in den Fokus nimmt? Genau – mind blowing! Jennifer Egan zeigt uns New York aus einem unbekannten Blickwinkel mit ihrem Roman ‚Manhattan Beach‘. Im Grunde auch eher Brooklyn, aber eben auch New York! Dieser Blickwinkel ist so völlig anders ist als was man sonst literarisch über New York in die Hände bekommt.
Manhattan Beach ist witzigerweise ein Abschnitt in Brooklyn auf des weltbekannten Coney Island, man müsste praktisch heutzutage an der Haltestelle Brighton Beach aussteigen und noch weiter den letzten Zipfel zu erkunden.
Der Roman hat also schon mal ein ungewöhnliches Setting. Jetzt nehme man noch eine junge Frau dazu, Anna, die ein sehr offener und feministischer Charakter ist, die damals sicherlich eher als schwierig und aufmüpfig wahrgenommen wurde. Anna, die in dieser Zeit auch noch in den Navy Docs arbeitet und eben mehr will als die Damen um sie herum. Und nun, ein Geheimnis muss es geben, ihr Vater verschwindet spurlos als Anna ein Teenager ist…
Mit hat der Roman gut gefallen, weil er mir das Eintauchen in eine vergangenen Welt ermöglich hat, die ich so bisher nicht wahrgenommen habe. Nur auf Rundfahrten um Manhattan Island wird die Navy Werft erwähnt, aber ich schenkte dem wenig Beachtung. Fatal, wenn man die riesige Anlage von einst mit diesem Roman begreifen lernt.
Was macht den Roman aus? Vor allem der Schreibstill den Jennifer Egan, selbst in der Übersetzung, so überzeugend liefert, macht den Roman großartig. Sie schreibt einerseits melancholisch, aber so gar nicht kitschig, obwohl die Romanfiguren zum Teil harte Schläge ertragen müssen. Auch die Bilder die sie heraufbeschwört sind gut eingeflochten und wirken weder überfrachtend noch deplatziert.
Fazit: Ein schönes Stück Literatur. Lesenswert für jedermann!

Veröffentlicht am 22.12.2024

Nicht ihr bestes Buch

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Manchmal greift man zu einem Buch in der Hoffnung, alte Bekannte wiederzutreffen – genau dieses Gefühl hatte ich bei Anne Gesthuysens neuem Roman Vielleicht hat das Leben Besseres vor. Doch obwohl mir ...

Manchmal greift man zu einem Buch in der Hoffnung, alte Bekannte wiederzutreffen – genau dieses Gefühl hatte ich bei Anne Gesthuysens neuem Roman Vielleicht hat das Leben Besseres vor. Doch obwohl mir der typische rheinische Humor der Autorin vertraut ist und ich die Dorfidylle wiedererkennen konnte, ließ mich die Geschichte diesmal etwas enttäuscht zurück. Die Charaktere wirkten häufig stereotyp, und das Lokalkolorit des Niederrheins wurde eher schematisch und wenig überraschend dargestellt. Insgesamt wirkte die Handlung auf mich vorhersehbar und zu schablonenhaft, um wirklich fesselnd zu sein.
Zwar schätze ich den leichten, humorvollen Schreibstil der Autorin sowie ihre Fähigkeit, ernste Themen mit einer gewissen Leichtigkeit zu erzählen. Dennoch konnte dies für mich die Schwächen der Handlung nicht ausgleichen. Besonders störte mich, dass zu viele Zufälle und Unglücke auf eine einzige Person konzentriert wurden, was die Glaubwürdigkeit beeinträchtigte.
Positiv hervorzuheben ist jedoch, wie lebendig Anne Gesthuysen die Dorfgemeinschaft mit ihren typischen Klatsch- und Tratschgeschichten einfängt. Ihr rheinischer Humor und die detailreiche Schilderung der dörflichen Idylle sind auch in diesem Buch wieder präsent und machen es dann doch zu einer unterhaltsamen Lektüre – gerade für ein gemütliches Wochenende. Wer den Vorgängerband Wir sind schließlich wer gelesen hat, wird die vertraute Atmosphäre sofort wiedererkennen. Aber auch ohne Vorkenntnisse ist der Roman problemlos lesbar.
Trotz meiner Kritik hat das Buch einen gewissen Charme, der vor allem durch Gesthuysens Erzählstil getragen wird. Insgesamt gebe ich dem Roman drei von fünf Sternen: unterhaltsam, aber leider zu klischeehaft und stellenweise unglaubwürdig, um wirklich zu begeistern.

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Veröffentlicht am 05.12.2024

Gut geschrieben, inhatlich so maches mal zu viel des Guten

Endlich das ganze Leben
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Ich habe Endlich das ganze Leben mit gemischten Gefühlen beendet. Roberta Recchia erzählt die Geschichte der Familie Ansaldo, die durch den plötzlichen Tod der Tochter Betta in eine Abwärtsspirale aus ...

Ich habe Endlich das ganze Leben mit gemischten Gefühlen beendet. Roberta Recchia erzählt die Geschichte der Familie Ansaldo, die durch den plötzlichen Tod der Tochter Betta in eine Abwärtsspirale aus Schmerz, Geheimnissen und Konflikten gerät. Die Grundidee des Romans hat mich angesprochen, aber die Umsetzung war für mich oft zu überladen und dramatisch.
Die Familie stürzt von einem Drama ins nächste: unbewältigte Trauer, zerstörte Beziehungen, alte Geheimnisse – und das alles in einer düsteren, fast schon erdrückenden Atmosphäre. Es gibt aus meiner Sicht zu viele Themen, die die Autorin Roberta Recchia hier verarbeiten wollte.Besonders problematisch fand ich die expliziten Darstellungen von Gewalt und Missbrauch, die für mich schwer zu verdauen waren. Wer sich mit sensiblen Themen schwertut, sollte sich hier gut überlegen, ob dieses Buch die richtige Wahl ist.
Positiv hervorheben möchte ich Recchias Schreibstil. Sie schafft es, Emotionen eindringlich zu vermitteln, und die Kulisse des Rom der 1980er Jahre ist lebendig und atmosphärisch dargestellt. Doch trotz dieser Stärken hatte ich oft das Gefühl, dass weniger mehr gewesen wäre. Die komplexen Familienkonflikte hätten in einem entschlackten Plot viel besser zur Geltung kommen können.
Für mich war Endlich das ganze Leben eine durchwachsene Lektüre, die ich mit 3 von 5 Sternen bewerte. Wer dramatische Familiengeschichten mag und sich nicht an brutalen und triggernden Inhalten stört, könnte hier dennoch fündig werden. Für alle anderen könnte es aber schnell zu viel des Guten sein, wenn man „nur“ eine Familiengeschichte lesen wollte.

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Veröffentlicht am 02.11.2024

What's next?

NEXUS
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In Nexus von Yuval Noah Harari geht der Autor auf die tiefgreifenden Veränderungen ein, die sich durch Technologie, Biologie und das menschliche Handeln in Gesellschaft und Politik ergeben. So greift Harari ...

In Nexus von Yuval Noah Harari geht der Autor auf die tiefgreifenden Veränderungen ein, die sich durch Technologie, Biologie und das menschliche Handeln in Gesellschaft und Politik ergeben. So greift Harari konkrete Szenarien und Beispiele auf, um die potentiellen Gefahren und Möglichkeiten dieser Entwicklungen zu veranschaulichen: Beispielsweise diskutiert er die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in unserem Alltag und schildert eindrücklich, wie Algorithmen heute schon unsere Entscheidungen beeinflussen – etwa bei der Berufswahl, in Dating-Apps oder sogar bei der Diagnose von Krankheiten. Diese Beispiele machen deutlich, wie tief KI bereits in unser Leben eingreift und wie sehr dies menschliche Autonomie infrage stellen könnte.
Harari stellt auch die Frage, was es bedeuten könnte, wenn Biotechnologie genutzt wird, um menschliche Fähigkeiten zu "verbessern". Er malt das Szenario, dass Eltern in der Zukunft möglicherweise die Möglichkeit hätten, die Intelligenz oder die Körperstatur ihrer Kinder im Voraus zu gestalten. Durch solche zugespitzten Beispiele wird für den Leser greifbar, wie sehr diese Entwicklungen grundlegende ethische und gesellschaftliche Fragen aufwerfen.
Während Harari hier sehr verständlich und oft provokativ schildert, geht er bei diesen Themen auch gelegentlich schnelle Abkürzungen, um den Lesefluss und die Zugänglichkeit aufrechtzuerhalten. Gerade in komplexeren Bereichen – etwa wenn es um die politischen Folgen der Datensammlung durch Großkonzerne geht – neigt Harari dazu, einige wissenschaftliche oder ethische Feinheiten auszulassen. Kritiker könnten deshalb anmerken, dass Nexus nicht alle Details und Nuancen erfasst, sondern eher Denkanstöße und Überblicke bietet. Trotzdem bleibt das Buch besonders für Leser ohne Vorwissen ein anregender Einstieg, der komplexe Sachverhalte gut verständlich vermittelt und zum Nachdenken über die Zukunft der Menschheit anregt.

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