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Veröffentlicht am 15.09.2016

Hotelleben

Hotel Alpha
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„Finde heraus, was die Leute wünschen. Erfülle ihre Wünsche. Dazu ist das Alpha da.“ (S. 26)

So lautet Howard Yorks Maxime, nach der seine Mitarbeiter im 5-Sterne-Hotel Alpha arbeiten. Graham ist einer ...

„Finde heraus, was die Leute wünschen. Erfülle ihre Wünsche. Dazu ist das Alpha da.“ (S. 26)

So lautet Howard Yorks Maxime, nach der seine Mitarbeiter im 5-Sterne-Hotel Alpha arbeiten. Graham ist einer der ersten, der in diesem Londoner Hotel seine berufliche Heimat als Concierge findet. Doch auch der kleine Junge Chas strandet nach dem Tod seiner Mutter im Alpha.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg erstreckt sich die Handlung. Kleine und große Dramen spielen sich im Alpha ab, aktuelle Ereignisse werfen ihre Schatten, Leben werden gelebt, die Zeit wandelt sich. Doch das Alpha bleibt einem Fels in der Brandung gleich bestehen und mit ihm seine liebenswerte „Stammbesetzung“. Watson erzählt in einem ruhigen Ton, eher bruchstückhaft ergeben einzelne Episoden das große Ganze. Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven (Graham & Chas) erzählt, die sich recht gut ergänzen. Insgesamt liegt der Fokus jedoch vor allem auf der Charakterentwicklung dieser Personen. Grahams Charakter hat mir sehr gut gefallen: ein sehr höflicher und zuvorkommender Mensch, der in seiner Arbeit völlig aufgeht, ja geradezu nur für seine Arbeit zu leben scheint. Doch zwischendurch lässt er hinter die eigene Fassade blicken und da sieht es doch manchmal etwas anders aus als erwartet. Mich hat er oft an den Butler aus „Was vom Tage übrig blieb“ erinnert. Chas blieb mir die meiste Zeit doch eher fremd, er lebt ein relativ realitätsfernes Leben und das habe ich dem Autor einfach nicht so recht abkaufen können. Howard ist da der krasse Gegenpol, ein extrovertierter Lebemann, der so dem Alpha seinen ganz besonderen Stempel aufdrückt.

Der vermeintlich große und dramatische Höhepunkt der Geschichte war für mich dann doch eher unbedeutend, sodass die Handlung für mich gegen Ende etwas dahinplätscherte. Im Großen und Ganzen fühlte ich mich aber trotzdem immer gut unterhalten. Ergänzend zum Roman veröffentlicht Watson weitere Kurzgeschichten rund um das Alpha unter www.hotelalphastories.de, einige davon sind als Appetithäppchen am Ende des Buches abgedruckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Robotham kanns einfach

Der Schlafmacher
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Ein Doppelmord hält die Polizei in Atem: Mutter und Tochter werden in den eigenen vier Wänden umgebracht. Während die Leiche der Tochter relativ unberührt bleibt, wurde die Mutter teilweise regelrecht ...

Ein Doppelmord hält die Polizei in Atem: Mutter und Tochter werden in den eigenen vier Wänden umgebracht. Während die Leiche der Tochter relativ unberührt bleibt, wurde die Mutter teilweise regelrecht zerstückelt. Obwohl Psychologe Joe O’ Loughlin eigentlich den Ermittlungen den Rücken gekehrt hat, fühlt er sich für den Fall verantwortlich. Nicht zuletzt, weil er die stümperhafte Arbeit eines Kollegen ausbügeln will. Auch privat muss Joe gerade einiges durchstehen, Gefühle fahren Achterbahn, Angst sitzt im Nacken. Wie wird er mit der Doppelbelastung fertig?

Robotham hat schon einige Bücher rund um Joe O’ Loughlin geschrieben, doch der Lack ist wahrlich noch nicht ab. Wieder einmal entspinnt sich ein spannender Fall, werden Rätsel gelöst, zahlreiche Verdächtige aufgedeckt. Der Autor schreibt sehr flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Immer wieder gewährt er uns Einblicke in die Gedanken des Mörders, trotzdem bleibt dessen Identität verborgen. Joe bleibt auch in diesem Buch der Sympathieträger, ungewohnt viel erfährt man über sein Privatleben. Ist das bei anderen Autoren oft störend, fügte es sich hier ausgezeichnet in die Handlung ein. Auch hier fiebert man als Leser mit. Die Auflösung des Falles ging mir am Schluss dann doch etwas zu fix, da bin ich von Robotham Galanteres gewöhnt. Im Großen und Ganzen hat mir der Schlafmacher aber wieder sehr gut gefallen, und ich fiebere dem nächsten Band entgegen. Nach DEM Ende wird sich für Joe vieles ändern.

Fazit: vielleicht nicht das beste Buch des Autors, aber trotzdem super Unterhaltung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Ernte des Bösen

Die Ernte des Bösen
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Robin Ellacott’s Job in der Detektei ist sehr vielfältig, von der nervenaufreibenden Observation über knifflige Rechercheaufgaben bis hin zu… naja, Päckchenannahme. Doch auch das kann spannend sein, vor ...

Robin Ellacott’s Job in der Detektei ist sehr vielfältig, von der nervenaufreibenden Observation über knifflige Rechercheaufgaben bis hin zu… naja, Päckchenannahme. Doch auch das kann spannend sein, vor allem wenn sich in dem Päckchen ein Frauenbein befindet. Klar, dass Robin und Cormoran nach dem anfänglichen Schrecken ermitteln. Denn die Botschaft scheint eine sehr persönliche zu sein, hat Cormoran doch noch so einige alte Rechnungen offen.

„Die Ernte des Bösen“ ist schon der dritte Band mit den beiden sympathischen Hauptfiguren; man kann ihn auch sehr gut ohne Vorwissen lesen, sollte jedoch beachten, dass in diesem Buch viel Wert auf die Weiterentwicklung der beiden Figuren gelegt wird. Das mag für den Neuling etwas uninteressanter sein als für den eingefleischten Leser. Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn ich verstehen kann, dass dem geübten Krimileser die Story etwas zu oft auf der Stelle tritt, denn der Spannungsbogen hat schon die eine oder andere Beule abbekommen. Galbraith/Rowling lässt sich Zeit um die Story zu erzählen, schnelle Action findet man in diesem Buch selten. Trotzdem liest sich das Buch sehr flüssig, mir gefiel Rowlings Stil aber auch schon immer sehr gut. Die Stadt London spielt eine eigene, kleine Nebenrolle und mit BIID hat Rowling ein weiteres interessantes Thema mit ins Boot geholt. Insgesamt hat mir „Die Ernte des Bösen“ sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf Teil 4 der Krimireihe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Märchen aus 1001 Nacht

Der Architekt des Sultans
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Chota, ein junger weißer Elefant wird dem Sultan des osmanischen Reichs zum Geschenk gemacht. Der Junge Jahan wird sein Mahut und muss sich selbst erst mal mit dem Leben am Hof von Istanbul zurechtfinden. ...

Chota, ein junger weißer Elefant wird dem Sultan des osmanischen Reichs zum Geschenk gemacht. Der Junge Jahan wird sein Mahut und muss sich selbst erst mal mit dem Leben am Hof von Istanbul zurechtfinden. Eine weitere Veränderung steht ihm bevor, als der große königliche Architekt Sinan auf ihn aufmerksam wird und ihn zu einem seiner wenigen handverlesenen Schüler macht.

Elif Shafak baut eine sehr schöne fiktive Geschichte um die Realperson Sinans. Seine Arbeit, seine großartigen Bauwerke und Methoden spielen eine große, aber nicht die Hauptrolle im Buch. Der Fokus bleibt immer auf Jahan. Der mausert sich vom kleinen schüchternen Jungen zum belesenen und intelligenten Architekten. Immer dabei: Chota. Die Beziehung zwischen den beiden wird sehr einfühlsam beschrieben, auch wenn es sich „nur“ um einen Elefanten handelt merkt man Jahan an, dass er ihn wie einen echten Freund betrachtet. Die Autorin schafft ein opulentes Bild der Zeit, sehr detailreich und oft etwas blumig erzählt sie ihre Geschichte. Doch auch die Schrecken der Pest, des Krieges oder der Sklaverei finden ihren Platz, sodass man ein interessantes Rundumbild jener Epoche erhält. Leider werden manchmal kleine Episoden etwas zusammenhangslos aneinandergereiht, da gab es dann doch den einen oder anderen kleinen Bruch. Auch mit dem Ende des Buches war ich nicht ganz so glücklich, insgesamt hat mir dieses Märchen aus 1001 Nacht jedoch sehr gut gefallen.

Fazit: ein interessanter und märchenhafter Ausflug nach Istanbul.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Anfänge vom Sonderdezernat Q

Erbarmen
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Dänemark, 2002: die junge Politikerin Merete Lynggaard verschwindet spurlos von einer Fähre. Die Ermittler folgen einigen Spuren, doch sie bleibt unauffindbar.
2007: nach einem fatalen Einsatz hat sich ...

Dänemark, 2002: die junge Politikerin Merete Lynggaard verschwindet spurlos von einer Fähre. Die Ermittler folgen einigen Spuren, doch sie bleibt unauffindbar.
2007: nach einem fatalen Einsatz hat sich Vizepolizeikommissar Carl Mørck einige Monate lang erholt um bei der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz festzustellen, dass er aufs tote Gleis geschoben werden soll. Sein zukünftiger Wirkkreis sind die Cold Cases von ganz Dänemark, die er nur mithilfe einer ungelernten Hilfskraft Hafez el-Assad lösen soll. Carls minimale Motivation sinkt schon beim Anblick seines verstaubten Kellerbüros.

Dieser Auftakt zur Reihe hat mir sehr gut gefallen. In zwei Handlungssträngen rollt Adler-Olsen die Geschichte um Merete auf und der Leser fiebert die ganze Zeit mit. Carl und Assad als Ermittlerpaar sind klasse gemacht; auf der einen Seite der muffelige Carl, der eigentlich auch damit zufrieden wäre seine Tage im Büro zu verschlafen. Der sich dann aber natürlich doch in den Fall verbeißt und seine ermittlerische Klasse zeigt. Auf der anderen Seite Assad, der ursprünglich nur als Telefonist und Putzhilfe gedacht war, der dann aber durch seinen Grips und seine Neugier Carls wertvollste Stütze wird. Zudem scheint er eine interessante Vergangenheit zu haben, die nur sehr langsam ans Tageslicht kommt. Auch Merete ist dem Autor hervorragend gelungen, er beschreibt ihre Gefühle und Gedanken unglaublich realistisch. Überhaupt ist der Stil von Adler-Olsen zwar oft nordisch gemütlich, aber immer mitreißend. Schnell ist man mittendrin und mag nicht mehr aufhören zu lesen. Kleine Abstriche gibt es für den nicht ganz so gut gelungenen Familienclinch von Carl (nein ich brauche keinen 354ten Ermittler, der sich gerade von seiner Frau getrennt hat) und für etwas konstruiert wirkende Ereignisse wie den Hackerangriff.

Fazit: ein toller Reihenauftakt. Weiter geht es mit Teil 2 „Schändung“