Cover-Bild In Liebe, Layla
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 11.04.2016
  • ISBN: 9783442713769
Annie Barrows

In Liebe, Layla

Roman
Beate Brammertz (Übersetzer)

Sommer 1938: Layla Beck, Senatorentochter aus Washington, wird nach einer geplatzten Verlobung von ihrem Vater enterbt und in das verschlafene Örtchen Macedonia in West Virginia geschickt, wo sie als Stadtschreiberin fungieren soll. Layla tobt vor Wut, in ihren Augen kann sie dort nur völlig verrückt werden vor Langeweile. Und so erreicht sie die Stadt mit nur einem Ziel: so schnell wie möglich wieder von dort zu verschwinden. Die Geschichte des kleinen Ortes scheint für dieses Vorhaben auch bestens geeignet zu sein, denn sie ist äußerst kurz und ereignislos. Doch als Layla ihr Zimmer im Haus der Romeyns bezogen hat und die Bewohner näher kennenlernt, wird ihr schnell bewusst, dass das Leben dort einige Überraschungen für sie bereithält. Auch hinter der Fassade der altehrwürdigen Strumpfwarenfabrik scheint mehr zu stecken, als man ihr anfangs sagen will. Und am Ende wird Layla nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch die von manchen Bewohnern kräftig durcheinanderwirbeln und völlig neu schreiben.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2024

Dieses Buch ist ein kleiner Schatz

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Aufgrund seiner Aufmachung, dachte ich mir bei diesem Buch, dass ich mal kurz in die „Schmonzette“ reinlese, abbreche und weitergebe: Platz im Bücherregal schaffen im Neuen Jahr!
Weder Blumencover, noch ...

Aufgrund seiner Aufmachung, dachte ich mir bei diesem Buch, dass ich mal kurz in die „Schmonzette“ reinlese, abbreche und weitergebe: Platz im Bücherregal schaffen im Neuen Jahr!
Weder Blumencover, noch der Buchtitel passen zu diesem Roman, aber das ist man ja mittlerweile von deutschen Buchverlagen gewohnt.
Das Buch überraschte mich total, und zwar äußerst positiv.
Die Handlung spielt 1938 in einer Kleinstadt in den Südstaaten und ist eine gelungene Mischung aus Familiendrama, gesellschaftskritischer Satire und Spannungsroman. Das alles gespickt mit großartigem Humor, herrlich natürlichen Dialogen, viel Frauenpower und sehr liebenswerten Charakteren. Auch die Atmosphäre der damaligen Zeit fand ich gelungen eingefangen.
NICHT im Buch enthalten - was ich dankbar begrüßte - Kitsch und Schmalz.
Die tolle Übersetzung kommt von Beate Brammertz.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr toll!! Lesevergnügen pur!

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Zunächst einmal sticht einem das schön gestaltete Cover in die Augen. Auch der innere Einband und die erste Seite, die passend zum Titel als Briefumschlag gestaltet ist, gefallen mir sehr gut und entsprechen ...

Zunächst einmal sticht einem das schön gestaltete Cover in die Augen. Auch der innere Einband und die erste Seite, die passend zum Titel als Briefumschlag gestaltet ist, gefallen mir sehr gut und entsprechen dem Inhalt der Geschichte. Bevor es dann richtig los geht, bekommt der Leser die Möglichkeit sich den Stammbaum der Familie Romeyn anzuschauen. Für die ersten Kapitel ist dies recht hilfreich, da man ziemlich schnell mit vielen verschiedenen Namen und Charakteren konfrontiert wird und so einen Überblick behalten kann. Im weiteren Verlauf der Geschichte ist der Stammbaum nicht mehr nötig, aber eine schöne Idee der Autorin.

Kurz und knapp gesagt, geht es in diesem Roman um eine Familie, eine Stadt und eine Senatorentochter. Diese heißt Layla Beck und wird von ihrem Vater in die Kleinstadt Macedonia nach West Virginia geschickt um im Rahmen eines Schriftstellerprojekts die Geschichte Macedonias aufzuschreiben. In dieser Zeit wohnt die 20-Jährige bei der Familie Romeyn. Diese besteht aus dem Vater Felix, mit seinen beiden Töchtern Bird (9 Jahre alt) und Willa (12 Jahre alt), seiner Schwester Jottie, die sich um die beiden Kinder kümmert, sowie aus den Zwillingsschwestern Mae und Minerva. Layla lernt in dieser Zeit unabhängig von ihrer Familie zu sein und „erwachsen“ zu werden. Die Familie Romeyn hat sich mit ihrem „Familien“-Geheimnis auseinanzusetzten und Willa taucht in eine Welt voller Geheimnisse und Geschichten ein.

Wie bereits angedeutet, treten in den ersten Kapiteln viele verschiedene Personen gleichzeitig auf. Sodass der Leser noch nicht in einen Lesefluss kommt und die ersten 35 Seiten sich eher langatmig erstrecken. Zu diesem Zeitpunkt ist dem Leser auch noch kein zentrales Thema der Geschichte klar und auch nicht, auf welchen Punkt die Geschichte hinauslaufen wird. Bald danach kann der Leser die Verbindungen herstellen und gelangt mitten ins Geschehen.

Erzählt wird durch wechselnde Ich-Erzählerinnen, wie Willa, Layla und Jottie. Des Weiteren erfährt der Leser ebenfalls einiges durch Laylas Briefwechsel mit ihrer Familie, Auftraggebern des Geschichtsbuches und Freunden. Diese abgedruckten Briefe sind eine tolle Idee, da sie stückchenweise Informationen freigeben, die der Leser sich im Zusammenhang mit den Antwortbriefen selbst zusammenreimen kann. Manche Briefe sind unter anderem eher 'geschwollen' formuliert, sodass der Schreibstil für die damalige Zeit und Verhältnisse sehr authentisch wirkt. Ferner werden Teile des Geschichtsbuch, die Layla schreibt, eingeschoben. Auch das hat mir sehr gut gefallen und sie sind ganz und gar nicht langweilig. Zudem kann man beobachten, dass Layla beim Schreiben Fortschritte macht und sich sprachlich verbessert. Ein weiteres abwechslungsreiches Schreibmittel ist, dass zwischendurch immer wieder kleine Teile aus Jotties Erinnerungen in die Geschichte eingefädelt werden, wie kleine Flashbacks.

Was mir jedoch nicht ganz klar ist, ist, warum der Titel „In Liebe, Layla“ lautet. Sicherlich passt es damit zusammen, dass Laylas Briefe aufgegriffen werden und sie mit eben diesem Wortlaut enden. Auch verliebt sich Layla und verabschiedet sich quasi von ihrem 'alten' Leben....doch für einen Titel scheinen mir das zu flache Begründungen zu sein. Mal abgesehen davon, dass der Titel gut klingt und an sich schön wirkt. Jedoch kann man nicht behaupten, dass Layla DIE zentrale Figur der Geschichte wäre. Dies ist unter anderem ein weiterer Punkt, der den Roman zu so einem guten macht: Es gibt nicht eine oder zwei Hauptfiguren, um die und deren Handlungen sich die Geschichte rankt, sondern es sind fünf und einige wichtige Nebenfiguren, dessen Zusammenspiel das Zentrale ist.

Im Endeffekt ist der Roman so schnell durchgelesen, dass es einem ganz und gar nicht wie eine 600 Seiten lange Geschichte vorkommt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. An manchen Stellen baut die Autoren sehr gewitzte und auch tiefsinnigere Sätze ein, über die man kurz schmunzeln oder nachdenken muss. Gerade das hat mir besonders gut an diesem Buch gefallen. Zwei Beispiele hierfür:
-„[...] ich bin auch nicht besser als eine Zofe in einem viktorianischen Roman, die sich von den Versprechen des verwegenen Sohns auf Respektabilität verführen lässt.“ (S. 250)
-„Ich habe gelernt, dass Geschichte die Autobiographie des Historikers widerspiegelt, dass nur ein Narr die Vergangenheit missachtet und dass Loyalität nicht zwangsläufig bedeutet, immer einer Meinung zu sein , sondern seine Meinung für die Menschen, die man liebt, lautstark kundzutun.“ (S. 571)

Der Hintergrund, warum Layla in die „Provinz“ nach Macedonia geschickt wird ist, dass ihr Vater einen Ehemann für sie ausgesucht hat, sie diesen aber für einfältig und eingebildet hält, ihn nicht heiraten will und sich damit dem Willen ihres Vaters, dem Senatoren in Washington D. C., widersetzt. Durch ihre Mitarbeit an dem Schriftstellerprojekt gehört sie dann quasi der arbeitenden Klasse an und muss auch noch in einer Kleinstadt auf dem Lande leben. Neben dem Abgrenzungsprozess, den Layla während der Geschichte durchläuft, werden indirekt auch die damaligen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten thematisiert. Die Autorin hat dies sehr gut historisch recherchiert und ganz beiläufig, aber authentisch in die Geschichte einfließen lassen. Neben der Entwicklung die Layla durchmacht, kommt natürlich auch die bildliche Beschreibung der Figuren nicht zu kurz. So wird Layla als junge Frau mit „schimmernden, dunklen Locken“ und „großen, braunen Augen“ als „adrett“ und „gebildet“ beschrieben.

Für den Leser mag es sich zunächst nicht besonders interessant anhören, dass es in diesem Roman auch um die Geschichte einer Stadt geht. Genauer betrachtet besteht die Geschichte einer Stadt aus den Geschichten einiger Menschen, die in einem bestimmten Raum zusammen leben. Dadurch wird die Geschichte Macedonia's auch ganz und gar nicht langweilig. Der Leser entdeckt in jedem neuen Kapitel Einzelheiten von den Geschichten der Macedonier, die er versucht zusammenzusetzen und so zu einem Ganzen und der Lösung des Rätsels zusammenzufügen. Dass dieser Aspekt des Romans nicht langweilig ist, zeigen folgende Zitate von Layla:
- Layla fragt Felix, warum der Stadtrat ein Geschichtsbuch über Macedonia haben will. Darauf antwortet Felix: „Vermutlich wollen die Macedonier den Anschein von Ehrbarkeit geben. Beständigkeit und Standhaftigkeit und all das.“ „Wissen Sie, was ich denke?“ fragte Layla. „Ich glaube, die Geschichte soll zeigen, dass das, was sie jetzt sind, unausweichlich war.“ (S. 174)
- „In Macedonier, West Virginia, habe ich mit niemandem wie ihm gerechnet, was wohl zeigt, wie engstirnig ich bin. Ich habe nicht unbedingt mit lüsternen Steckrübenfarmern gerechnet, aber mit etwas in der Art. Jedenfalls mit Hinterwäldlern. Stattdessen habe ich eine Kleinstadt vorgefunden, die wie jede andere Kleinstadt aussieht, mit breiten Straßen, alten Ulmen, weißen Häusern und einem mitgenommenen, ausgestorbenen Marktplatz in der Mitte – und alles brodelt vor weißglühender Leidenschaft und griechischer Tragödie.“ (S. 225)
- „Sie wollte, dass 'Die Geschichte von Macedonia' die Langweiler verschmähte und die Geistreichen amüsierte, die Romeyns beförderte und die Parker Davieses scharf zurechtwies und belegte, dass sie, Layla Beck, alles gesehen hatte, wofür die anderen blind gewesen waren.“ (S.234)

Zu den Charakteren:
Jottie:
Sie ist die Schwester von Felix und damit die Tante von Willa und Bird. Sie versucht um jeden Preis nach außen hin ein gutes Bild zu wahren. Sie liebt ihre Familie und besonders die zwei Mädchen sehr, um die sie sich hauptsächlich kümmert. Dementsprechend versucht sie die Familie vor allem Schlechten zu schützen. Die Mutter der beiden Mädchen ist von Felix geschieden und lebt mit einem anderen Mann an einem anderen Ort zusammen. Als junges Mädchen war Jottie in Vause verliebt, der bei einem tragischen Feuerausbruch in der Firma ihrer Eltern umgekommen ist. Unter diesem Verlust litt sie sehr schwer. Es werden keine expliziten Andeutungen gemacht, jedoch hatte ich beim Lesen öfters den Eindruck, als könnte Willa womöglich Jottie und Vause's Tochter sein. Ein Geheimnis, das nicht gelüftet wird oder eine Fehlinterpretation meinerseits ist.

Felix:
Er hat zwei Töchter, Willa und Bird, die er sehr liebt. Jedoch ist es ihm nicht so wichtig viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Er ist voller Geheimnisse und für die Menschen in seinem Umfeld und den Leser ist er schwer einzuschätzen, da man nicht weiß, was wahr und was nicht wahr ist. Zudem hat er etwas an sich, dass seine Mitmensch, besonders die Frauen, in seinen Bann zieht. Durch seine Ausstrahlung und sein Charisma scheint er immer alles zu bekommen, was er will. Er jedoch macht sich nicht viel aus den Frauen, die sich so leicht in ihn verlieben und spielt ein wenig mit den Menschen. Hierzu folgendes Zitat: „Felix machte sich nichts aus Frieden. Er zerstörte Frieden, wo immer er ihn fand, zerschlug ihn, als würde er Spinnweben durchtrennen – oder etwas Zartes, etwas, das er überhaupt nicht spürte.“ (S. 333)
Ein weiteres Geheimnis ist Felix Beruf. Er ist sehr oft unterwegs, manchmal auch mehrere Tage und niemand weiß so genau wo er sich befindet. Es gibt das Gerücht, dass er Alkohol schmuggle, was in Macedonia illegal ist. Jedoch wird dies zum Ende der Geschichte hin wieder infrage gestellt und Felix bleibt ein Misterium. Zudem kursiert unter manchen Stadtbewohnern das Gerücht, dass er damals die Firma seiner Eltern angezündet und Vause getötet habe.

Willa:
Sie ist 12 Jahre alt und die Tochter von Felix. Sie vergöttert ihren Vater und liebt Jottie über alles. Sie liest sehr viel und spioniert ihrer Familie und den Stadtbewohnern hinterher, um Geheimnisse über diese heraus zu bekommen. Dabei hat sie viel Fantasie und einen guten Spürsinn. In der Erwachsenenwelt gilt sie als Kind und wird auch so behandelt, sodass viele Geheimnisse von ihr fern gehalten werden. Hier wird deutlich, dass Kindheit damals etwas ganz anderes bedeutete als heutzutage. Des Weiteren ist Willa eifersüchtig auf Layla, da diese so viel Zeit mit Felix verbringt. Zum Ende hin enttarnt Willa ein Geheimnis und muss erfahren wie sich dieser Umstand anfühlt und zieht ihre Konsequenz daraus.

Hier ein paar Fragen, die mir im Laufe des Lesens in den Sinn gekommen sind, zum Schluss jedoch beantwortet wurden:
- Was macht es mit einem Kind/ dem Charakter von Willa, als sie erfährt, dass ihr idealisierter und
erhöhter Vater so etwas gesellschaftlich Unansehnliches tut?
- Warum versucht Felix Jottie den Umgang mit Sol auszureden? Sind seine Absichten eigennützig
oder versucht er Jottie zu schützen?
- Wird Felix Unrecht getan oder hat er Vause wirklich getötet?
- Kann eine Beziehung trotz gegenseitiger familiärer Spannungen aus der Vergangenheit
funktionieren? Was ist dann mit der Dankbarkeit und in der Schuld der Familie stehen und
Loyalität?
- Man konnte sich damals schon Scheiden lassen?!

Ein letzter positiver Punkt ist, dass der Roman mit einem Stadtfest in Macedonia beginnt und mit einem endet. Das macht die Geschichte zu einer runden Sache und rückt die Menschen der Stadt in den Fokus, anstatt ein paar der Figuren herauszustellen.

Kurzes und knappes Fazit:
- kein Liebesroman, mehr als ein historischer Roman
- gut recherchierte historische Gegebenheiten
- sehr gut ausgebaute, interessante und authentische Charaktere
- nicht idealisiert und unrealistisch
- gut und schnell zu lesen
- beim Leser wird Neugierde über die Geheimnisse der Stadt geweckt und man rät selber mit, dabei
sind die Lösungen nicht offensichtlich
- Ende ist nicht vorhersehbar
- bringt den Leser an manchen Stellen zum Nachdenken über bestimmte Themen
- sehr abwechslungsreich gestaltet (Fließtext, Briefe, „Flashbacks“, Auszüge Geschichtsbuch
Macedonia)
- Titel?
- Themen: Ablösung vom Elternhaus, zwei Seiten von Geheimnissen, jeder trägt seine Geschichte
mit guten und schlechten Aspekten, Vergebung-Akzeptanz-Hass, „Gut“ und „Böse“ sind Teil
jeden Charakters
- top Buch, hat mir sehr gut gefallen, deshalb 5 von 5 Sternen

Drei abschließende Zitate:
- „Das Einzige, was uns die Zeit lässt, ist die Entscheidung […] ob wir einander hassen oder nicht.“
(S. 597)
- „Die Wahrheit über andere Menschen ist ein Fass ohne Boden. Du versuchst deine Vorstellungen
von Ihnen zu zementieren, und dann erstickst du an dem Klumpen, den du geformt hast.“ (S. 601)
- „Wir alle betrachten eine Geschichte nach unserem eigenen Gutdünken. Keiner von uns ist
objektiv. Man muss auf der Hut sein, was die eigenen Quellen betrifft.“ (S. 233)

Veröffentlicht am 24.12.2017

Die Stadtschreiberin

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In der Wirtschaftskrise 1938 ist Senator Beck alles andere als einverstanden mit dem Verhalten seiner Tochter. Das verwöhnte Gör hat sich erdreistet, den Antrag eines reichen Langweilers abzulehnen. Nun ...

In der Wirtschaftskrise 1938 ist Senator Beck alles andere als einverstanden mit dem Verhalten seiner Tochter. Das verwöhnte Gör hat sich erdreistet, den Antrag eines reichen Langweilers abzulehnen. Nun soll sie das wahre Leben der arbeitenden Menschen kennenlernen. Gegen eine staatliche Unterstützung muss Layla für die kleine Stadt Macedonia in West Virginia zu deren 150jährigen Jubiläum eine Geschichte der Stadt verfassen. Sie wird also in dieses abgelegene Nest verfrachtet, muss dort in ein möbliertes Zimmer bei der Familie Romeyn einziehen und wundert sich, dass diese verschrobene aber sehr sympathische Familie nicht zu den ersten der Stadt zählt.

In ihrem zweiten Roman nach „Deine Juliet“ bleibt die Autorin dem Briefe schreiben treu, wenn auch in abgeschwächter Form. Diesmal entführt sie in ein kleines amerikanisches Städtchen, in der es mehr zu beschreiben gibt als nur die Geschichte der Stadt. Eine Geschichte, die im Gedächtnis der Stadt schöner ist als in der Wirklichkeit, die sich Layla darstellt. Viel interessanter ist für die junge Frau allerdings die Familie, bei der sie einziehen durfte. Jottie scheint die Mutter der Nation zu sein, obwohl sie erst Mitte dreißig ist. Sie kümmert sich liebevoll um Bird und Willa, die Töchter ihres geschiedenen Bruders. Damit nicht genug, sie kümmert sich um alle, die ihr vor die Füße kommen. Dabei merkt sei allerdings schon so langsam, dass sie selbst zu kurz kommt.

Wieder ist es der Autorin gelungen, eine herzerwärmende Story zu erzählen. Layla, die man durchaus als verwöhntes reiches Blag bezeichnen kann, lernt einiges fürs Leben. Willa, der man wünscht, sie möge ihren Weg machen, überschreitet die Schwelle zum Erwachsen werden, was sich als durchaus schwierig und schmerzvoll erweist. Und auch Jottie muss sich einigen Wahrheiten stellen, die ihr Leben stark verändern. Sympathische und weniger sympathische Menschen geben sich die Klinke in die Hand. Kunstvoll dargelegt sind die Wege des Schicksals, die Familiengeheimnisse, die Stadtgeschichte. Mit leichter Hand wird von dramatischen aber auch humorigen Ereignissen berichtet. Vielleicht erreicht dieser Band nicht ganz die Klasse des ersten Buches, aber dennoch bietet er sowohl einen wunderbaren Einblick in das Kleinstadtleben und einen Blick hinter die Kulissen des Familienlebens des Romeyns.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Layla...

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Man kann sich alles so bildlich vorstellen, obwohl man nicht in dieser Zeit gelebt hat: ein kleines, unbedeutendes Städtchen in der amerikanischen Provinz, Ende der 30-er Jahre, Gluthitze, staubige Straßen, ...

Man kann sich alles so bildlich vorstellen, obwohl man nicht in dieser Zeit gelebt hat: ein kleines, unbedeutendes Städtchen in der amerikanischen Provinz, Ende der 30-er Jahre, Gluthitze, staubige Straßen, gähnende Langeweile. Zwischendurch Briefe einer (noch) nicht sympathischen jungen Senatorentochter, arrogant und verwöhnt, eigener Einschätzung nach frivol und arbeitsscheu. Papa möchte dieses Töchterchen gern loswerden; egal, ob sie reich heiratet oder selbst für ihren Unterhalt sorgt. Sein Bruder ist ihm einen Gefallen schuldig und vermittelt ihr einen Job in einem Schriftstellerprojekt.
So gelangt Leyla in das verschlafenen Macedonia, um dort eine Broschüre zur 150-Jahr-Feier zu verfassen. Sie kann schreiben, spitzzüngig und pointiert beweist sie das in ihren Briefen. Sie erweckt Neugier bei ihrer Vermieterin Jottie, die wiederum genug eigene Probleme hat. Ihre große Liebe Vause ist bei einem Brand umgekommen, ihr Bruder steht ihr bei. Dafür erzieht sie seine zwei Töchter aus einer gescheiterten Ehe und versagt sich ein eigenes Leben. Die Töchter, Willa und Bird, sind sehr verschieden. Bird, die Jüngere, nimmt alles nicht so schwer. Willa grübelt über Vieles nach, versucht, die Welt der Erwachsenen zu verstehen und liebt ihren Vater abgöttisch. Der kümmert sich wenig, geht illegalen Geschäften nach und beeindruckt die Damenwelt.
Auch Layla verliebt sich in ihn und überhört Gerüchte, dass Felix mit Schuld an Vauses Tod sei und nicht dieser die familieneigene Fabrik bestehlen wollte. Layla sammelt also Fakten aus der Geschichte Macedonias, hält sich nicht an die Vorgaben der "Ersten Familie" und entdeckt tatsächlich interessante Anekdoten, die die Beteiligten nicht immer vorteilhaft erscheinen lassen, sich aber weitaus näher an der Wahrheit befinden, als die vorgegebenen Heldengeschichten.
Jottie indes verzweifelt an ihrer Liebe zu Vause und an der Unzuverlässigkeit ihres Bruders Felix und möchte für die Mächen und sich ein ehrbares Zuhause schaffen, überlegt, Sol zu heiraten, den sie zwar nicht liebt, der aber immer für sie da wäre und ihr gesellschaftliche Reputation verschaffen würde. Willa muss beobachten, wie Layla und ihr Vater eine Beziehung eingehen, wobei klar ist, dass Felix wieder nur spielt. Eifersucht plagt Willa, sie wird krank, es kommt zum Showdown.
Faszienierend geschrieben, schwankend zwischen Entspannung und Dramatik. Sehr anschaulisch, gut zu lesen, die "Historischen" Abschnitte und Briefe mit feiner Ironie.Hat mir gefallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Hommage an die Liebe

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Am Anfang hielt ich diesen Roman für einen schönen und stimmigen, im Amerika der 30er Jahre angesiedelten Familienroman. Nachdem ich die Lektüre beendet habe, bin ich jedoch der Meinung, dass dieser Roman ...

Am Anfang hielt ich diesen Roman für einen schönen und stimmigen, im Amerika der 30er Jahre angesiedelten Familienroman. Nachdem ich die Lektüre beendet habe, bin ich jedoch der Meinung, dass dieser Roman hauptsächlich eine Hommage an die Liebe in jeder erdenklichen Form ist:
 die bedingungslose Liebe einer Tochter zu ihrem Vater,
 die schmerzvolle, unvergessene Liebe einer Frau zu ihrem verstorbenen Geliebten,
 die fordernde, einengende Liebe eines Bruders zu seiner kleinen Schwester,
 die verpflichtende Liebe der Schwester zu ihrem Bruder,
 die mütterliche Liebe der Tante zu ihren Nichten,
 die unerfüllte Liebe einer jungen Frau zu einem reifen Mann,
 die innige, verbundene Liebe zwischen Zwillingen,
 die leise, langsam wachsende Liebe zwischen zwei jungen Menschen.
Bereits das Cover des Buches fasziniert auf leise Art. Das Buch ist ein Geschenk, nicht nur im übertragenen, sondern im wörtlichen Sinne. Mit ein paar Handgriffen ist aus dem Umschlag eine wunderhübsche Verpackung geworden und Platz für eine Widmung ist auch gleich geschaffen.
Der Schreibstil aus verschiedenen Sichtweisen trennt sich hauptsächlich in zwei stilistische Formen. Einmal erleben wir die Geschichte aus der Sicht der 12jährigen Willa, die gerade im Begriff ist die Kindheit zu verlassen und die Welt der Erwachsenen zu entdecken, mit ungeahnten Folgen für die ganze Familie. Zum anderen wird die Geschichte in weiten Teilen als Briefkorrespondenz von Layla erzählt. Beide Erzählweisen haben trotz ihrer Gegensätzlichkeit, ihren eigenen Charme, die direkte und unverfälschte eines Kindes ebenso wie die voyeuristische eines Briefromans.
Dieser Roman entführt in eine andere Welt, er fesselt auf leise Art. Er „entschleunigt“ Das ist kein Buch, das man einfach mal so weg liest. Man muss sich darauf einlassen, in die Welt eintauchen und den leisen Tönen lauschen. Dann hat man das Gefühl, abends mit Jottie auf der Veranda sitzen zu wollen und Eistee schlürfend den Tag Revue passieren lassen.