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Veröffentlicht am 04.12.2018

Das falsche Spiel mit den Beweisen

Ich vernichte dich
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Melanie Barricks Leben war schon früh gekennzeichnet durch mangelnde Fürsorge, sowohl durch ihre Eltern als auch durch die staatliche Obhut. Und nun muss sie erneut durch die Mühlen des Sozialamts und ...

Melanie Barricks Leben war schon früh gekennzeichnet durch mangelnde Fürsorge, sowohl durch ihre Eltern als auch durch die staatliche Obhut. Und nun muss sie erneut durch die Mühlen des Sozialamts und der Justiz, doch diesmal auf der anderen Seite. Die Vorwürfe gegen sie sind erdrückend, doch allesamt nicht wahr, aber es scheint ihr keiner zu glauben.

Die Staatsanwältin Amy verfolgt außer diesem Fall noch einen anderen, bei dem ein Serienvergewaltiger durch das Augusta County zieht und unter anderen auch Melanie als Opfer auswählte. Könnten diese Fälle zusammenhängen?

Brad Parks schafft es eindrücklich, beide Fälle Stück für Stück zu entblättern, den Leser so ans Buch zu fesseln. Manchmal ist es sehr schwer, bei den Anschuldigungen an Melanie nicht wütend zu werden, die Verzweiflung, die Melanie spüren muss, lässt sich jedenfalls sehr gut nachvollziehen.

Erst ganz am Ende werden alle hintergründigen Handlungen aufgedeckt und so zu einem großen einheitlichen Bild verwoben, sodass zwischendurch genug Platz für wilde Spekulationen ist. Für mich waren die Personen und ihre Taten gut nachvollziehbar (bis auf ein zwei kleine Ausnahmen), sodass ich mit der Auflösung an sich zufrieden war. Einzig die mangelnde Objektivität der Beamten hat mich etwas verwundert. Zwar waren die Beweise gegen Melanie recht schwerwiegend, aber sie hätten doch auch in andere Richtungen ermitteln sollen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, wobei ich kleinere Abstriche mache bei der Ausarbeitung einiger Figuren. Außerdem ist die Handlung ein wenig trocken, fixiert sich sehr auf den Fall an sich. Also absolut nichts zum Wohlfühlen rundherum.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Toller Roman über Freundschaft, Liebe und ein süßes Teegeschäft

Der kleine Teeladen zum Glück
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Manuela Inusas Auftakt zur neuen "Valerie Lane"-Reihe hat mich durch seine liebevolle Covergestaltung schnell gefangen genommen. Das dort zu sehende hellblau gestrichene Tee-Lädchen lädt einen geradezu ...

Manuela Inusas Auftakt zur neuen "Valerie Lane"-Reihe hat mich durch seine liebevolle Covergestaltung schnell gefangen genommen. Das dort zu sehende hellblau gestrichene Tee-Lädchen lädt einen geradezu dazu ein, sich mit einer dampfenden Tasse des Heißgetränks zurück zu lehnen und in die Geschichte einzutauchen.

Dort treffen wir auf Laurie, die in ihrem eigenen, innig geliebten Teeladen in der Valerie Lane in Oxford auf den richtigen Mann wartet. Doch vielleicht hat sie ihn insgeheim schon gefunden? Denn seit kurzem geht ihr ihr neuer Teelieferant, der jeden Dienstag Morgen in ihrem Laden erscheint, nicht mehr aus dem Kopf. Doch geht es ihm genauso? Bisher hat sich Laurie nicht getraut, ihn auf persönlicher Ebene anzusprechen. Aber vielleicht können ihr ihre 4 besten Freundinnen, die alle ebenfalls ein eigenes Geschäft in der Straße haben, helfen.

Mir hat nicht nur die Gestaltung und Beschreibung der Straße gefallen, die nach einer fast legendären Valerie benannt wurde, die zu früheren Zeiten allerhand hilfreiche Aktionen für die Bedürftigen im Ort ins Leben gerufen hat, sondern auch die Art, wie die jungen Geschäftsführerinnen dieser Valerie versuchen nachzueifern.

So spielt im Roman neben der aufkeimenden Liebe zwischen Laurie und Barry, dem Teelieferanten, auch die Hilfsbereitschaft zwischen den Bewohnern der Valerie Lane eine besondere Rolle. An manchen Stellen gerieten die Gedanken Lauries, die sich um Barry drehten, etwas kitschig und klangen vielmehr nach einem unausgereiften Jugend-Roman (z.B. davon träumen, mit ihrem Traumprinzen auf einem Pferd zu reiten), als einem guten Frauenroman. Doch dies gab sich mit der Zeit. Die Autorin schaffte es auch nebenbei noch einige lustige Dialoge einzubauen und gegen Ende auch noch ein klein wenig Spannung aufzubauen. Davon hätte es gern noch ein wenig mehr geben können.

Vielleicht wird das in den folgenden Romanen der Reihe noch besser. Als nächstes werde ich sicher "Die Chocolaterie der Träume" lesen, in der es um Keira, eine der Freundinnen Lauries geht. Ich empfehle das Buch Lesern, die gern Tee trinken, lockere Liebesgeschichten mögen oder gern älteren Damen helfen.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Habe mehr Geheimnisse, mehr Düsternis erwartet

A Tempest of Tea
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Ich hatte durch die große Bewerbung durch den Verlag und auch das tolle Cover und besonders die überaus schicke Buchgestaltung des Hardcovers mit silbernen Schnörkeln deutlich mehr von der Geschichte erwartet.

Die ...

Ich hatte durch die große Bewerbung durch den Verlag und auch das tolle Cover und besonders die überaus schicke Buchgestaltung des Hardcovers mit silbernen Schnörkeln deutlich mehr von der Geschichte erwartet.

Die Autorin Hafsah Faizal beschreibt im wahrsten Sinne des Wortes sehr blumig die Geschehnisse rund um Arthie und Jin, das Doppelgespann aus dem Spindrift. Beide sind Waisen, die sich aus ihrem Straßenleben nach oben gekämpft haben und sich mit dem eigenen Lokal zu einem gewissen, zwielichtigen Ruhm hochgearbeitet haben. Das Spindrift ist tagsüber Teesalon und nachts Blutbar für Vampire.

Die blumige, lautmalerische Sprache mag manchmal passen und die Stimmung gut beschreiben, wie zum Beispiel hier: "Wolken wickelten den Mond in Tüll, Rauch schlängelte sich aus einem Fenster und legte sich mit der salzigen Brise an." Jedoch hilft sie nicht, wenn sie als Metapher den Lesenden nur zweideutig die Bedeutung von Handlungen oder Meinungen der Figuren vermitteln soll.
Das führte bei mir dazu, dass ich manchmal mit einigen Fragen zurückgelassen wurde. Gerade am Ende des Buches blieb so viel unausgesprochen und ungeklärt, dass ich ziemlich unzufrieden war.

Die Welt in der die Figuren leben ist vergleichbar mit Leigh Bardugos Krähen-Dilogie, es gibt Clans, elegante und gerissene Händler, gierige Oberhäupter und schmutzige Straßenkämpfe. Allerdings werden die einzelnen Figuren nicht so tiefgründig vorgestellt und die Handlung ist nicht so logisch nachvollziehbar.
Mir fehlte es insgesamt an Klarheit und einem roten Faden, insbesondere die Motivation einzelner Figuren blieben im Dunkeln. Wer jedoch wortgewaltige Beschreibungen und Fantasy mag und damit leben kann auf Band 2 zu warten, um überhaupt zu verstehen, was am Ende von Band 1 passiert, dem könnte "A Tempest of Tea" gefallen.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Idee super, Umsetzung leider nicht 100% perfekt

Omi, ich bin jetzt vegan!
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Ein Kochbuch, dass sich auf Rezepte der älteren Generation spezialisiert oder besser gesagt auf die, die man mit Kindheit, Geborgenheit verbindet, nur in veganer Variante. Danach haben sicher schon viele ...

Ein Kochbuch, dass sich auf Rezepte der älteren Generation spezialisiert oder besser gesagt auf die, die man mit Kindheit, Geborgenheit verbindet, nur in veganer Variante. Danach haben sicher schon viele Veggie-Gourmets lange gesucht. Denn oft sind es die speziellen Konsistenzen, die Fluffigkeit, die durch Ei und Co. kommen, die man selbst in veganer Manier nicht so ganz zusammen bekommt. Oder man denkt nur, es kann ja nicht klappen.

Angelique Vochezer und ihre Großmutter Ingeborg Teßmann lehren einen das Gegenteil mit ihrem liebevoll zusammengestellten Buch über Lieblingsgerichte aus der Kindheit. Begleitet werden die Rezepte von einem längeren Einleitungsteil, in dem die jüngere der beiden Autorinnen beschreibt, wie sie zum veganen Lebensstil gekommen ist, welche Vorteile er mit sich bringt und auf welche Hindernisse sie dennoch gestoßen ist. Außerdem erklärt sie, worauf man achten sollte, aber auch, wie man sich durch saisonales Obst und Gemüse und sinnvolle Vorräte einen schmackhaften, gesunden und bunten Teller zubereiten kann. Omi Ingeborg kommentiert weiterhin, dass früher sowieso weniger Fleisch auf den Tisch kam - es war einfach teuer und schwerer zu bekommen.

Die Rezepte orientieren sich etwas an der Österreichischen Küche, mit vielen Teigwaren (Kaiserschmarrn, Zwetschgenknödel, etc.). Themen sind: Suppen, Basics (z.B. Aufläufe, Klopse, Ei-Ersatz), Salate, Einmachen, Geburtstagstisch, Ostern und Weihnachten. Positiv aufgefallen ist mir, dass jedes Rezept von einem hübsches Bild flankiert wird. Größtes Manko im Buch und beim Ausprobieren der Rezepte waren die recht knappen Beschreibungen. Wer noch nie Germknödel selbst gezaubert hat, bleibt mit großen Fragezeichen zurück, wenn er sie formen und "sieden" soll. Hier hätten die beiden ausführlicher erklären sollen.

Die Idee und Umsetzung insgesamt ist jedoch gelungen und wird mit Sicherheit einige Menschen überzeugen, dass man mit veganer Ernährung eben nicht auf die geliebten Gerichte aus der Kindheit verzichten muss, sondern mit etwas Kreativität gesunden Genuss erleben kann.

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Veröffentlicht am 23.07.2019

Verlust und Liebe auf engstem Raum... voller Gefühl

Fünf Tage im Mai
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Heutzutage ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, seine Urgroßeltern wirklich kennenlernen zu können. Und umso mehr sollte man es dann genießen und wertschätzen, wenn dies möglich ist. Genau dies tut ...

Heutzutage ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, seine Urgroßeltern wirklich kennenlernen zu können. Und umso mehr sollte man es dann genießen und wertschätzen, wenn dies möglich ist. Genau dies tut auch die Protagonistin in Elisabeth Hagers Roman „Fünf Tage im Mai“. Sie erzählt von der Beziehung des jungen Mädchens Illy zu ihrem Urgroßvater, den sie nur Tat’ka nennt. Obwohl er als ältester Mensch des urigen Tiroler Dorfs aus einer ganz anderen Zeit stammt als Illy, versteht er sie doch viel mehr als ihre eigenen Eltern.

Diese verbieten ihr den Umgang mit ihrer ersten großen Liebe Tristan. Der Musiker und unkonventionelle (für Tiroler Verhältnisse) Typ passt nicht in das ordentliche Bild, welches die Dorf-Gemeinschaft vorgibt. Nur Tat’ka versteht Illy und ihre Liebe zu Tristan. Dass diese Liebe aber nicht ohne Probleme daherkommt, lässt sich leicht erahnen. Und so treffen wir Illy, Tristan und Tat’ka in verschiedenen Situationen, stets im Mai, aber in unterschiedlichen Jahren an. Die Wandlungen sind manchmal drastisch, manchmal erst nach ein paar Seiten des neuen Kapitels verständlich, gehen aber sehr zu Herzen und hinterlassen ein melancholisches Bild einer tragischen Jugendliebe und die tiefe Verbundenheit zwischen Enkelin und Urgroßvater.

Dieses Buch geht zu Herzen. Für mich war es manchmal ein wenig zu viel. Wenn man selber schon Verlust erlebt hat, ist es oft nicht so einfach, darüber zu lesen. Und die Autorin schafft es sehr eindringlich, die Gefühle aufleben zu lassen. Die Handlungen an sich stehen nicht unbedingt im Vordergrund, sondern vielmehr die damit verbundenen und nachdenklich machenden Gedanken und Gefühle der Protagonisten. Manchen mag das langweilen, manchen versinken in Erinnerungen. So wird dies auch kein Buch für Jedermann sein. Empfehlenswert aber für Tirol- oder Berg-Liebhaber und Menschen, die gern anspruchsvolle Schicksalsromane und Familiengeschichten lesen.