Die fünfzehnjährige Jodie aus Antje Barbendererdes Buch „Libellensommer“ lernt an einer Tankstelle den Indianer Jay kennen, weiß aber nicht, dass sie keinen Tag später mit ihm durch die Wildnis streifen wird, fernab jeder Zivilisation, nachdem er sie vor einem übergriffigen Truckfahrer rettete. Nur notgedrungen nimmt Jay sie mit in die kanadische Wildnis, führt sie zu dem kleinen Indianerlager, in dem er mit seinen Freunden, seiner Familie lebt. Diese Reise soll das Leben der ängstlichen, vielleicht etwas unreifen Jodie von Grund auf verändern, denn sie lernt eine Welt fernab von Süßigkeiten, Luxus und ja, Zeit, lieben, die so voller Magie in ihrer Schlichtheit ist.
Die ängstliche Jodie mit einem unheimlichen Laster zu Süßigkeiten, sowie einer nicht ganz so versteckten Schwärmerei zu ihrem Internetfreund Tim steht einem wortkargen, nachdenklichen Indianerjungen gegenüber, der in seinem kurzen Leben bereits viel erleben musste und mit diesen Ereignissen in der Natur reifte. An Jay’s Seite durchläuft Jodie eine überraschende Wandlung, lernt was wichtig im Leben ist und beginnt, ihr eigenes Handeln, ihre eigenen Fehler zu hinterfragen. Diese Wandlung war für mich sehr interessant zu beobachten.
Loben hervorwähnen möchte ich insbesondere die detaillierten Naturbeschreibungen der Autorin, die dem Leser das Gefühl vermitteln können, selbst fernab der Zivilisation in Kanada zu sein. Bei diesem Schreibstil fällt das Auge für’s Detail der Autorin stark auf und bringt dem Leser dabei nicht nur die Natur Kanadas näher, sondern zeigt auch dass moderne Leben eines winzigen Indianerstammes im einundzwanzigsten Jahrhundert.
Gleich anfangs habe ich mich für das Buch begeistern können, dass vielleicht nicht die typische Art der Spannung bereithält, aber durch seine Magie in Sachen Naturbeschreibung und dem Umstand, dass man lernt die Welt einmal von einer ganz anderen Seite aus zu betrachten, trotzdem sehr überzeugt. Für mich wird das Leben der Indianer im einundzwanzigsten Jahrhundert sehr gut und nachvollziehbar dargestellt, während man sich mit der pubertierenden, anfangs noch sehr unreifen Jodie trotzdem gut identifizieren kann. Mein Lesespaß blieb bis zur letzten Seite erhalten, was nicht zuletzt dem Thema des Buches und dem Schreibstil der Autorin zu verdanken ist!
Zusammenfassend kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der sich für das Leben der Ureinwohner Amerika’s zur heutigen Zeit interessiert und dabei auch sehen möchte, wie ein Mädchen langsam erwachsen wird.