Leider mit einigen Längen und erschreckend banaler Auflösung
Stell dir vor, du lebst zusammen mit deinem Mann und deinem kleinen Sohn ein glückliches Leben. Stell dir zudem vor, dein Mann verschwindet während einer Geschäftsreise spurlos. Dir bleibt nichts weiter, ...
Stell dir vor, du lebst zusammen mit deinem Mann und deinem kleinen Sohn ein glückliches Leben. Stell dir zudem vor, dein Mann verschwindet während einer Geschäftsreise spurlos. Dir bleibt nichts weiter, als dein Leben irgendwie für deinen Sohn weiter zu leben. Und nach sieben Jahren, gerade als du beginnst, dich mit dem Verlust deines Mannes abzufinden und nach vorne zu schauen, kommt ein Anruf: Dein Mann lebt und wird schon am nächsten Tag nach Hause kommen. Doch der Mann, den alle als deinen Ehemann am Flughafen willkommen heißen, ist nicht dein Ehemann. Es ist ein Fremder, der sich in dein Leben drängt und einen Psychokrieg beginnt ...
Nach „Die Falle“ war „Die Wahrheit“ der zweite Thriller aus der Feder von Melanie Raabe und ich war gespannt, ob sie meine Erwartungen, die durch „Die Falle“ geweckt wurden, erfüllen könnte.
Irgendwie hatte ich mir jedoch – nachdem mir das Debüt wirklich gut gefallen hat – von der „Wahrheit“ mehr versprochen. Zwar schreibt Frau Raabe weiterhin flüssig, doch tatsächlich schien es mir, als dümple die Handlung seitenweise nur dahin, sodass ich das Gefühl bekam, es wären schon Wochen und nicht nur zwei Tage seit der Rückkehr Philipps' vergangen. Bei vielen Dingen – wie z. B. dem Mann mit dem Handy an der U-Bahn – habe ich mich gefragt, inwiefern sie die Handlung vorantreiben, warum oder ob sie wichtig für die Lösung sein würden.
Gut hingegen gelingt es Frau Raabe, mich bei meinen Vermutungen in die Irre zu leiten. Glaubte ich anhand von scheinbar nebensächlichen Bemerkungen, der Lösung auf der Spur zu sein, so stellte es sich immer wieder als falsch heraus oder zumindest anders, als ich dachte.
Trotz der zwischenzeitlichen Längen wollte ich natürlich erfahren, wie denn nun alles zusammenhängt, doch „Die Wahrheit“ entpuppt sich als (für einen Thriller) erschreckend banal. Da hätte ich mir doch beinahe gewünscht, mit einer meiner Vermutungen richtig gelegen zu haben.
Leider lässt mich das Ende mit 1000 Fragen zurück: Wer hat denn nun die Entführung veranlasst - war Philipp ein Zufallsopfer? Warum gab es nie eine Lösegeldforderung? Was hat Grimm über Philipp herausgefunden und ihm am Telefon mitgeteilt?
Auf diese Fragen hätte ich gern noch eine Antwort gehabt.