Dieser Roman führt ins westfälische Ahlbeck des Jahres 1814, bei dem es sich auf den ersten Blick um ein beschauliches, etwas abseits gelegenes Dörfchen handelt, wo aber einige dunkle Geheimnisse ihrer Aufdeckung harren.
Hauptfigur und Ich-Erzähler ist der 18jährige Jeremias Vogelsang, der als Deserteur gesucht wird, weil er nicht an dem Kriegszug gegen Napoleon teilnehmen möchte. Doch dies ist bei weitem nicht das einzige Problem, mit dem er sich auseinander zu setzen hat. Er erfährt, dass er nicht der leibliche Sohn seiner Eltern ist und versucht nun, herauszufinden, wer seine richtige Mutter gewesen sein könnte. Außerdem befasst er sich mit der Geschichte eines Bauernhofes, der vor 20 Jahren unter mysteriösen Umständen abgebrannt war, was mit dem Tod des Bauern und dem plötzlichen Verschwinden von dessen Frau zu tun hatte. In den Ruinen des Hofes begegnet er auch noch dem ehemaligen Schulzen Bernhard Lanvermann, der das Dorf vor einigen Jahren fluchtartig verlassen musste, nachdem ihm der Mord an seiner Gattin vorgeworfen worden war. Was hat seine plötzliche Rückkehr zu bedeuten? Jeremias beschleicht der Verdacht, dass all diese seltsamen Vorgänge irgendwie zusammenhängen könnten.
Die Handlung erstreckt sich nur über wenige, dafür aber sehr ereignisreiche Tage. Das Geschehen schreitet meist flott voran, sodass man beim Lesen kaum Verschnaufpausen hat.
Der Erzählstil ist mitreißend und es ist durchaus spannend, Jeremias bei seinen Erlebnissen zu begleiten und mitzuverfolgen, wie er immer mehr über die Vergangenheit erfährt und die einzelnen Puzzlestücke schließlich ein Gesamtbild ergeben.
Die Art, wie dieser Wahrheitsfindungsprozess voranschreitet, ist auch deshalb interessant, weil verschiedene Personen hierbei jeweils ihre eigenen Versionen der Geschehnisse berichten und dabei auch nicht immer ganz ehrlich sind, sodass es sowohl Jeremias als auch dem Leser oft schwer fällt, Lügen und Wahrheit voneinander zu unterscheiden und es einige doch überraschende Wendungen gibt.
Allerdings basieren einige Handlungselemente zu sehr auf Zufall, dass etwa jemand genau zur rechten Zeit am rechten Ort ist, und es wirkt auch etwas unrealistisch, dass Leute, die zuvor Jahre oder Jahrzehnte geschwiegen haben, dann sofort bereit sind, Jeremias ihre Geschichte zu erzählen.