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Veröffentlicht am 25.09.2016

Düstere Geheimnisse

Die Kapelle im Moor
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Diese Geschichte führt uns in das von einem Moor umgebene westfälische Dorf Ahlbeck des Jahres 1668, wo einige dunkle Geheimnisse auf ihre Enthüllung warten. Vor beinahe 20 Jahren hatten drei Männer einen ...

Diese Geschichte führt uns in das von einem Moor umgebene westfälische Dorf Ahlbeck des Jahres 1668, wo einige dunkle Geheimnisse auf ihre Enthüllung warten. Vor beinahe 20 Jahren hatten drei Männer einen schwer verletzten, scheinbar toten, Säugling im Moor vergraben. Nur der zufälligen Anwesenheit der fahrendes Gauklers Roloff Wagenknecht war es zu verdanken, dass der Knabe überlebte.
Nun kehrt der von seinen Zieheltern Daniel Genannte als junger Mann erstmals an den Ort seiner Geburt zurück. Er ist fest entschlossen, das Rätsel um seine Herkunft zu lösen und sich an den Übeltätern von damals zu rächen.
Im Rahmen seiner Nachforschungen, während derer er sich als Theologiestudent ausgibt, lernt er unter anderem einige seltsame Familien kennen, trifft auf einen Pater, der die Rückkehr des Teufels erwartet, und kommt eigenartigen Vorgängen in der Nähe der holländischen Grenze auf die Spur.

Das Ambiente, in dem dieser Roman angesiedelt ist, wirkt ziemlich düster, immer wieder gibt es Ausflüge ins Moor, häufig zur Nachtzeit, und Ahlbeck scheint keinen einzigen wirklich sympathischen Bewohner zu haben. Dafür zerstrittene Familien, religiöser Fanatismus, Gewalt(androhungen), Verbrechen und Lügen allerorten.
Daniels Ziehfamilie sowie die sonst noch auftretenden Gaukler und Bettler machen da schon einen positiveren Eindruck. Zwar sind sie kleineren Gaunereien nicht abgeneigt und es finden sich einige eigenwillige Charaktere darunter, dies sorgt aber für einigen Unterhaltungswert und sie zeigen jedenfalls mehr Anstand als viele „ehrenwerte“ Ahlbecker.

Der Erzählstil ist eher sachlich, an manchen Stellen beinahe distanziert, dennoch gelingt es gut, in die Handlung einzutauchen. Die Geschichte ist spannend und kann mit einigen interessanten Wendungen aufwaten, auch werden die Lebensbedingungen der damaligen Zeit anschaulich beschrieben. Manches wirkt zwar etwas unrealistisch, trotzdem ein lesenswerter historischer Roman, der, obwohl er eigentlich im Sommer spielt, eher eine Herbst/Winterstimmung erzeugt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungener Bildband zur Menschheitsgeschichte

Die Anfänge der Menschheit
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Dieses großformatige, reich bebilderte und übersichtlich aufbereitete Werk befasst sich mit der Geschichte der Menschheit – von unserer Evolution bis zu den ersten Hochkulturen.

Nach einigen einleitenden ...

Dieses großformatige, reich bebilderte und übersichtlich aufbereitete Werk befasst sich mit der Geschichte der Menschheit – von unserer Evolution bis zu den ersten Hochkulturen.

Nach einigen einleitenden Bemerkungen darüber, wie Wissenschaft funktioniert und welche Methoden bei der Erforschung der Vergangenheit herangezogen werden sowie einem Überblick über die vielgestaltige Ordnung der Primaten, zu der auch die Menschenaffen und Menschen gehören, stehen dann unsere Vorfahren im Mittelpunkt.
Sämtliche bisher bekannten Hominiden-Arten werden vorgestellt und – das ist das Highlight dieses Buches – mittels plastischer Rekonstruktionen veranschaulicht. Diese wurden von wahren Meistern ihres Fachs angefertigt und wirken tatsächlich verblüffend realistisch. Man hat das Gefühl, diesen längst verstorbenen Individuen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, so werden Fossilien zum Leben erweckt.
Obwohl hier sicherlich auch eine Reihe von Spekulationen einfließen, ist es doch erstaunlich, wie viele konkrete Informationen über Aussehen und Verhaltensweisen aus ein paar versteinerten Knochen abgeleitet werden können.
Die nächsten Kapiteln befassen sich dann mit dem Aufstieg des Homo sapiens. Dessen Ausbreitung in alle Welt, die Entwicklung von Landwirtschaft, Metallurgie oder Handel sowie die Entstehung von frühen Hochkulturen in Mesopotamien, Ägypten, Indien, China und Amerika werden behandelt.

Insgesamt kann ich dieses Werk nur weiterempfehlen. Vor allem Einsteigern bietet es einen leicht lesbaren und doch fundierten Überblick über ein spannendes Thema. Aber auch Leser, denen die nackten Fakten bereits bekannt sind, können sich an der gelungenen Präsentation erfreuen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Worüber große Geister sich sorgen

Worüber müssen wir nachdenken?
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Über 150 Wissenschaftler aus den verschiedensten Gebieten geben hier ihre ganz persönlichen Antworten auf die Frage, worüber sie sich (aus wissenschaftlicher Sicht) Sorgen machen oder aber auch, worüber ...

Über 150 Wissenschaftler aus den verschiedensten Gebieten geben hier ihre ganz persönlichen Antworten auf die Frage, worüber sie sich (aus wissenschaftlicher Sicht) Sorgen machen oder aber auch, worüber man sich keine Sorgen mehr machen sollte.
In den jeweils ca drei bis fünf Seiten langen Kapiteln werden eine Reihe von Themen behandelt, wobei die Ansichten darüber, welche Probleme von Belang sind, bisweilen durchaus unterschiedlich ausfallen.
Die Lektüre gestaltet sich sehr abwechslungsreich und es ist interessant, dass hier auch viele Dinge angesprochen werden, die in der öffentlichen Diskussion ansonsten kaum vorkommen und über die zumindest ich mir bisher noch keine großen Gedanken gemacht habe.
Überrascht hat mich in diesem Zusammenhang übrigens, wie viele Beiträge sich im weitesten Sinne mit möglichen negativen Folgen der modernen Kommunikationstechnologien befassen. Diesbezügliche Bedenken, die sonst häufig als Unkenrufe von Fortschrittsverweigerern abgekanzelt werden, könnten also doch ihre Berechtigung haben.
Etwas enttäuschend fand ich allerdings, dass die möglicherweise auf uns zukommenden Probleme zwar oftmals relativ ausführlich und eloquent geschildert werden, auch nur einigermaßen konkrete Vorschläge, wie man ihnen begegnen sollte, aber Mangelware sind. Nun war das Entwerfen von Lösungsstrategien natürlich nicht Teil der Fragestellung, einige abrundende Gedanken in diese Richtung wären aber doch sinnvoll gewesen.
Nichtsdestotrotz ist dieses Werk – wie auch die übrigen von John Brockman herausgegebenen Bücher zur „Edge-Frage“ – absolut lesenswert und liefert viele spannende Denkanstöße.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kurz, aber gehaltvoll

Ein Cent für ein Leben
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Die Story führt ins New York der 1920er-Jahre, wo skrupellose Verbrecherbanden nach der Maxime leben, dass man lernen muss, sich zu nehmen, was man will, während die Gewerkschaften um bessere Lebensbedingungen ...

Die Story führt ins New York der 1920er-Jahre, wo skrupellose Verbrecherbanden nach der Maxime leben, dass man lernen muss, sich zu nehmen, was man will, während die Gewerkschaften um bessere Lebensbedingungen für die Arbeiter kämpfen.
Jacob Berkowitz alias Kid Schlammer und Sholem Lipsky sind Söhne jüdischer Einwanderer aus Russland, ihre Väter sind eng befreundet, doch die beiden haben gänzlich unterschiedliche Lebenswege gewählt. Dennoch scheinen ihre Schicksale irgendwie verknüpft zu sein, was ihnen letztlich zum Verhängnis wird.
Trotz ihrer Kürze kann diese Geschichte mit einer gut konstruierten Handlung, die auch über einen gewissen Tiefgang verfügt, überzeugen. Einiges ist zwar vorhersehbar, der Inhalt wirft aber auch eine Reihe brisanter Fragen auf und regt zum Nachdenken an.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessantes Konzept

Schwarze Löcher gibt es nicht
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Das Konzept dieses von Rowohlt herausgegebenen E-Books gefällt mir ausgesprochen gut: Zunächst wird ein wissenschaftlicher Artikel wiedergegeben, dessen Inhalt und Hintergrund anschließend auf allgemein ...

Das Konzept dieses von Rowohlt herausgegebenen E-Books gefällt mir ausgesprochen gut: Zunächst wird ein wissenschaftlicher Artikel wiedergegeben, dessen Inhalt und Hintergrund anschließend auf allgemein verständliche Weise erläutert werden.

Schwarze Löcher sind ein Thema, das auf Experten wie auch Laien eine besondere Faszination ausübt, über das schon viele Spekulationen angestellt und (populär)wissenschaftliche Werke verfasst wurden. Dabei hat gerade Stephen Hawking immer wieder spannende Beiträge geliefert. So fand auch seine neuste Idee, wonach schwarze Löcher zumindest nicht in der Weise existierten, wie es bisher angenommen wurde, viel Beachtung.

Durch den ausführlichen Kommentar von Bernd Schuh werden die diesbezüglichen Problemstellungen und Diskussionen nun auch für Nicht-Fachleute zumindest in den Grundzügen nachvollziehbar. Er beginnt mit den Grundlagen von Relativitäts- und Quantentheorie und erklärt dann Schritt für Schritt und in relativ einfachen Worten, warum die Existenz von schwarzen Löchern postuliert wurde und welche Folgerungen und Paradoxien sich daraus ergeben, sodass auch Leser ohne besondere Vorkenntnisse seinen Ausführungen leicht folgen können.