Mani Beckmann erzählt hier abwechselnd zwei Geschichten, die beide im westfälischen Dorf Ahlbeck angesiedelt sind – allerdings im Abstand von über drei Jahrhunderten.
Die eine Geschichte führt ins Jahr 1535. Ein Mann namens Heinrich Vernholt taucht auf und kündigt an, dass er im Auftrag des Bischofs die seit einigen Jahren brachliegende Mühle instand setzen und wieder in Betrieb nehmen werde. Dabei soll ihn der frühere Müller Geert Vortkamp unterstützen. Dieser ist davon nicht allzu begeistert, sein zehnjähriger Sohn Ambros, ein aufgeweckter und neugieriger Bursche, nimmt die Anwesenheit des Fremden aber zum Anlass, ein bisschen herumzuschnüffeln und macht dabei interessante Entdeckungen. Irgendetwas an dem neuen Müller ist eigenartig, und auch sonst gehen im Dorf einige seltsame Dinge vor. Manches davon scheint mit den Täufern zu tun zu haben, einer religiösen Gemeinschaft, die vor kurzem im nahen Münster für Aufregung sorgte.
Die andere Geschichte spielt im Jahr 1876 und handelt von den Erlebnissen des Altertumsforschers Hermann Vortkamp, welche der Leser durch Briefe und Tagebuchaufzeichnungen mitverfolgen kann.
Hermann kommt nach Ahlbeck um steinzeitliche Gräber zu untersuchen. Dabei macht er rätselhafte Funde und stößt immer wieder auf die Jahrszahl 1535. Außerdem macht er die Bekanntschaft seines verschrobenen Großonkels Johann, vor allem aber der Lisbeth Gerwing, in die er sich sofort verliebt. Doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern – nicht nur, dass Lisbeth verlobt ist, zwischen den Familien Vortkamp und Gerwing besteht auch eine jahrhundertealte Feindschaft.
Diese Ausgangslage ist sicherlich vielversprechend, das Lesevergnügen war aber doch eher durchwachsen.
Der Handlungsstrang um Ambros und die Mühle im Moor, die all ihren Betreibern Unglück zu bringen scheint, ist durchaus spannend. Sie birgt einige interessante Enthüllungen und es werden unerwartete Zusammenhänge offenbart. Der Erzählstil ist lebendig und dass die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden (neben Ambros treten vor allem sein Vater und Maria, die Tochter des Schulzen, in Erscheinung) sorgt für eine gewisse Dynamik. Die Handlung ist vielschichtig, weshalb durchaus einige Konzentration nötig ist, um alle Aspekte zu erfassen, und wird zu einem insgesamt stimmigen Ende geführt.
Die Vorgänge des Jahres 1876 konnten mich allerdings weniger fesseln. Zwar gibt es immer wieder spannende Andeutungen und Hinweise, was vor 300 Jahren geschehen sein könnte (deren Auflösung sich dann allerdings oftmals als eher banal erweist), ein viel zu großer Schwerpunkt wird aber auf die Liebesbeziehung zwischen Hermann und Lisbeth gelegt. Hermanns ständige Schwärmereien werden bald langweilig und die Geschichte tritt über weite Strecken auf der Stelle. Erst die „Nachbetrachtungen“ am Ende sind wieder interessant, diese hätten etwas ausführlicher ausfallen können.