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Veröffentlicht am 15.05.2019

Überzeugender Psycho-Thriller um zwei Schwestern im Visier einer gnadenlosen Rächerin

Ich - Im Dunkel der Angst
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Auch in ihrem neuesten Psycho-Thriller erzählt die Autorin Astrid Korten nicht nur eine äußerst spannnende und atmosphärisch dichte Geschichte, sondern greift dabei auch ein aktuelles und wichtiges Thema ...

Auch in ihrem neuesten Psycho-Thriller erzählt die Autorin Astrid Korten nicht nur eine äußerst spannnende und atmosphärisch dichte Geschichte, sondern greift dabei auch ein aktuelles und wichtiges Thema auf. Diesmal spielt Mobbing eine wichtige Rolle, insbesondere das Mobbing an Schulen und unter KIndern mit all seinen schrecklichen Folgen.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Schwestern Hannah und Pia, die mit ihren Familien nach einigen einschneidenen Vorfällen in der Vergangenheit einen Neuanfang im eigentlich so beschaulichen Warnberg wagen wollen.
Die Architektin Hannah ist für den Unfalltod der kleinen Mia verantwortlich, während die Lehrerin Pia mit dem Selbstmord einer ihrer Schülerinnen zu kämpfen hat. Zudem versucht Pia schon sein einiger Zeit mit aller Macht schwanger zu werden und ist auch dadurch psychisch äußerst angespannt.
Als die beiden Schwestern ins Visier einer gnadenlosen Rächerin geraten, die ein perfides Spiel mit ihen treibt, ist es mit der Beschaulichkeit in Warnberg schnell vorbei. Urplötzlich stehen Hannah und Pia im Dunkel der Angst und wissen nicht mehr, wem sie noch trauen können, womöglich nicht einmal mehr sich selbst.

Die Autorin erzählt ihre gut aufgebaute Geschichte in kurzen und knackigen Kapiteln, die abwechselnd aus den Perspektiven von Hannah, Pia und der Rächerin, die hier zunächst nur unter dem Namen ICH auftaucht, geschrieben sind. Dabei treten sowohl Hannah als auch die Rächerin als Ich-Erzählerin auf. Da dies aber gut gekennzeichnet ist, gelingen die entsprechenden Übergänge nach kurzer Eingewöhnungszeit absolut reibungslos. Das so zudem die Täterin und ihre Motive von Beginn an bekannt sind, tut der Spannung absolut keinen Abbruch, da die wahre Identität der Frau bis zum Schluß offenbleibt und die Auflösung am Ende so doch noch ein paar faustdicke Überraschungen bieten kann.
Und auch die übrigen Charaktere sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, so das auch sie immer wieder für Überraschungen gut sind.
Die permanenten Perspektiv- und Ortswechsel sorgen zudem für ein hohes Erzähltempo und lassen einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen. Der packende Schreibstil mit seinen bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino permanent auf Hochtouren laufen lassen, leisten einen weiteren Beitrag dazu, das mich das Buch und seine Geschichte mit jeder Seite tiefer in seinen Bann ziehen konnte.

Wieder einmal ein Psycho-Thriller der Extraklasse, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Spannender Polit-Thriller mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur, die viel Potential für weitere Fälle mitbringt

Die Akte Rosenrot
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Nach einer ganze Reihe von überzeugenden Psycho-Thrillern legt Astrid Korten hier bei ihrer ersten Veröffentlichung im Piper-Verlag einen Polit-Thriller vor, der vor allem durch seine außergewöhnliche ...

Nach einer ganze Reihe von überzeugenden Psycho-Thrillern legt Astrid Korten hier bei ihrer ersten Veröffentlichung im Piper-Verlag einen Polit-Thriller vor, der vor allem durch seine außergewöhnliche Hauptfigur besticht, die mich beim ersten Auftritt gleich auf ganzer Linie überzeugen konnte und auch viel Potential für weitere Auftritte mitbringt.

Nach einem Unfall, bei dem er seine Frau Lara verloren hat, ist der brilliante Profiler Ibsen Bach nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch 5 Jahre später kämpft er immer noch mit den Folgen der damaligen Geschehnisse und den fehlenden Erinnerungen an seine Vergangenheit, die ihn seitdem plagen.
Als ein brutaler Mörder eine persönliche Botschaft an Ibsen hinterlässt und sich dabei Verbindungen zu einem alten Fall ergeben, holt ihn sein ehemaliger Partner Andreas Neuman zurück an die vorderste Front. Doch ist Ibsen seinem neuen oder doch altem Gegner wirklich schon wieder gewachsen ?
Zeitgleich recherchiert die russische Bloggerin Leonela "Leo" Sorokin in einem alten Vermisstenfall und sticht bei ihren Nachforschuingen in ein wahres Wespennest, bei dem sich schnell Verbindungen zu Ibsens Ermittlungen ergeben.
Sind die Geister der Vergangenheit wieder zum Leben erwacht ?

Die Autorin liefert hier wieder einmal mit gewohnt packendem Schreibstil eine gut aufgebaute, ungemein komplexe und atmosphärisch dichte Geschichte, bei der man schon sehr aufmerksam lesen muss, damit einem kein zunächst so unscheinbar wirkendes Detail entgeht. Wie bei einem der Puzzle von Dimitri Kamorow, dem russischen Ermittler in diesem Buch, fügen sich diese Details erst nach und nach zusammen, bis sie schließlich im großen Finale das erschreckende Gesamtbild enthüllen und so eine überzeugende und schlüssige Auflösung bieten, bei der keine wesentlichen Fragen offen bleiben.
Getragen wird die Geschichte durch eine Reihe von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren, die zwar zu Beginn noch so ein wenig im fast schon übermächtig erscheinenden Schatten von Ibsen Bach stehen, sich dann aber im Verlauf der Geschichte immer mehr freistrampeln und dem Geschehen ihren eigenen Stempel aufdrücken können.
Abgerundet wird das Ganze noch durch ein Nachwort, das einige Zusatzinformationen zu den wahren Hintergründe der Geschichte liefert.

Auf die weiteren Auftritte von Ibsen Bach und seinen Mitstreitern bin ich schon mehr als gespannt. Der Auftakt legt die Messlatte für die weiteren Bände aber gleich schon einmal mächtig hoch.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Mehr als gelungener historischer Roman zu einer umstrittenen Figur der deutschen Geschichte

Die Spionin der Charité
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Der Arzt Ferdinand Sauerbruch gehört mit Sicherheit zun den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Als Chirurg unbestritten ein Genie, fällt die Bewertung seiner Rolle während des zweiten ...

Der Arzt Ferdinand Sauerbruch gehört mit Sicherheit zun den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Als Chirurg unbestritten ein Genie, fällt die Bewertung seiner Rolle während des zweiten Weltkrieges bisher bedeutend zwiespältiger und widersprüchlicher aus.
Der Historiker und Autor Christian Hardinghaus hat sich nun unter Bezugnahme auf neue Quellen mit der Figur Ferdinand Sauerbruch auseinandergesetzt. Neben einer Biographie ist dabei auch dieser Roman entstanden, der sich im wesentlichen auf Jahre 1941 bis 1945 konzentriert und sich vom Grundsatz her eng an die tatsächlichen Geschehnisse in diesem Zeitraum hält. Allerdings nimmt sich der Autor die künstlerische Freiheit, vorhandene Lücken durch fiktive Ergänzungen zu füllen. Aus diesen Gründen werden hier auch in einigen Fällen die Namen einzelner Figuren geändert. Genauere Erläuterungen dazu liefern die Anmerkungen am Ende des Buches.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber nicht Sauerbruch selber, sondern die junge Lily Hartmann, die eigentlich nach Berlin kommt, um eine Stelle als Krankenschwester an der Charite zu bekommen, dann aber zur Chefsekretärin des Arztes wird. In dieser Funktion wird sie auch schnell Mitglied des sogenannten Donnerstagsclubs, den Sauerbruch ins Leben gerufen hat. Und schon bald nimmt sie eine Schlüsselrolle bei den gefährlichen Aktivitäten dieser Widerstandsgruppe ein.

Dem Autoren gelingt es hier einmal mehr mit seiner gut aufgebauten Geschichte und seinem packenden Schreibstil, den Zeitgeist der damaligen Zeit einzufangen und dann auch glaubwürdig und nachvollziehbar zu transportieren.
Der Hauptteil der Geschichte wird dabei in eine Rahmenhandlung eingebunden, die im Jahre 1974 spielt, als Lily einem amerikanischen Journalisten die Geschichte des Donnerstagsclubs erzählt. Diese Rahmenhandlung ist aber keineswegs eine bloße Klammer, sondern fügt der Geschichte noch einige zusätzliche Facetten hinzu und ergänzt sie so auf hervorragende Art und Weise.

Am Ende steht dann ein rundherum überzeugendes Gesamtergebnis, das nicht nur spannend unterhält, sondern auch noch tiefe Einblicke in ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte bietet.
Auch wer sich für Hintergründe und ergänzende Informationen zur zweiten Staffel der Fernsehserie "Charite" interessiert, wird mit diesem Buch bestens bedient.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Spannender Ruhrgebiets-Krimi, der zudem auch noch eine Menge Spaß macht

Seelenamt
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Mit diesem Buch setzt das Autorenteam Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge die Geschichte aus dem Vorgängerband "Datengrab" fort. Sie erzählen dabei zwar eine eigenständige Geschichte, die man grundsätzlich ...

Mit diesem Buch setzt das Autorenteam Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge die Geschichte aus dem Vorgängerband "Datengrab" fort. Sie erzählen dabei zwar eine eigenständige Geschichte, die man grundsätzlich auch ohne Vorwissen lesen und nachvollziehen kann. Den vollen Genuß der Geschichte erhält man aber nur, wenn man beide Bände in der richtigen Reihenfolge liest.

Kalle Mager und Simone Olsok haben sich mit der Detektei PEGASUS selbstständig gemacht und schlagen sich dabei mehr schlecht als recht über die Runden, so das Simone gezwungen ist, ihren Job an der Universität Duisburg / Essen weiterhin auszuüben .
Als sich ihre ehemalige Kollegin Lea Bennsdorf verfolgt und bedroht fühlt, soll Kalle für ihren Schutz sorgen. Steckt wirklich Leas Vergewaltiger und Simones ehemaliger Chef Paul Kehlmann hinter der Aktion, obwohl er doch eigentlich immer noch hinter Schloß und Riegel sitzt ?
Als ein weiterer Ex-Kollege von Simone bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz über dem Phönixsee ums Leben kommt, übernehmen Herta Kasten und ihr Team von der Dortmunder Kripo die Ermittlungen. Hat auch hier Paul Kehlmann seine Finger im Spiel und arbeitet an einem perfiden Racheplan, bei dem er alle Personen in Visier nimmt, die ihn damals ins Gefängnis gebracht haben ?

Wie schon der direkte Vorgänger überzeugt auch dieser Krimi neben einer ausgeklügelten und komplexen Story wieder duch bissigen Humor, skurrile Situationen und Akteure, eine gehörige Prise Ruhrgebietsflair und gekonnte Anspielen auf die bundesdeutsche Realität.
Zusammen mit dem packenden und immer mit einem gewissen Augenzwinkern versehenen Schreibstil sind diese fein aufeinander abgestimmten Bestandteile die Garanten für einen spannenden Krimi, der zudem auch noch eine Menge Spaß macht.

Der erste PEGASUS-Krimi ist bereits 1988 unter dem Titel "Das Ekel von Datteln" erschienen und wurde seinerzeit noch von Reinhard Junge und Jürgen Pomorin alias Leo P. Ard geschrieben. Nach dem Ausstieg von Leo P. Ard, der heute hauptsächlich Drehbücher für Fernsehkrimis und -serien verfasst, kamen noch weitere Fälle hinzu, die Reinhard Junge alleine geschrieben hat.
Mit dem Buch "Datengrab" hat dann mit Christiane Bogenstahl eine neue Co-Autorin die Bühne betreten und bringt seitdem frischen Wind ins PEGASUS-Universum, ohne das Bewährte dabei komplett über Bord zu werfen.
Die damit begonnene Überführung der Reihe ins moderne Zeitalter wird hier nahtlos fortgesetzt und lässt auf weitere Fälle mit dem neuen PEGASUS-Team hoffen, bei dem aber auch die alten Recken sicherlich weiterhin ein gehöriges Wort mitsprechen werden.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Leidenschaftliches Plädoyer für unser Rechtssystem, das zugleich mehr als nachdenklich macht

Justiz am Abgrund
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Berichte über die chronische Überlastung der Gerichte, verschleppte Prozesse, Justizirrtümer und die sogenannte Kuscheljustiz bestimmen seit Jahren das öffentliche Bild unseres Rechtssystems. Nun wird ...

Berichte über die chronische Überlastung der Gerichte, verschleppte Prozesse, Justizirrtümer und die sogenannte Kuscheljustiz bestimmen seit Jahren das öffentliche Bild unseres Rechtssystems. Nun wird es höchste Zeit für einen Insiderbericht, der klar Stellung bezieht und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt.

Der Autor Dr. Patrick Burow arbeitet seit Jahren als Richter in Dessau und war zuvor auch schon als Staatsanwalt tätig. Mit seinen nunmehr 22 Jahren Berufserfahrung kann man ihn also durchaus als fundierten Kenner unseres Justizsystems bezeichnen.

Mit diesem Buch nimmt er nun eine erschreckende Bestandsaufnahme dieses Systemes vor, die zugleich zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für unser Rechtssystem gerät.
Mit klarer und deutlicher Sprache, die so gar nichts vom üblichen Juristendeutsch hat, benennt er die Probleme, zeigt Ursachen auf und unterlegt sie mit anschaulichen und gut verständlichen Beispielen aus der Praxis.
Vom etwas zu reißerisch geratenen Titel des Buches, der in erster Linie auf Wunsch des Verlages entstanden ist, sollte sich dabei niemand abschrecken lassen, der Autor beleuchtet das Thema insgesamt doch sehr ausgewogen und spart auch Probleme innerhalb des Systemes, z. B. Rechtanwälte, die mit fadenscheinigen Anträgen Prozesse absichtlich in die Länge ziehen, nicht aus.
Dennoch wird mehr als deutlich, das die chronische Unterfinazierung und der daraus resultierende Personalmangel in allen Bereichen die Hauptursache aller Probleme darstellt und die dafür zuständige Politik seit Jahren ihre Augen davor verschließt und sich lieber auf populistische Kritik an ungeliebten Urteilen beschränkt.

Ein wichtiges Buch, dem zu wünschen ist, das es auch bei den entscheidenen Stellen auf viele offene Ohren stößt. Denn die kommende Pensionierungswelle bei den Richtern und die immer weiter zunehmende Anzahl an Verfahren (Stichwort: Dieselfahrverbote und Asylklagen) werden die eh schon vorhandenen Probleme an den Gerichten in den nächsten Jahren noch dramatisch verschärfen.