Die Gebrüder Orgel haben das SF-Genre erobert
TerraGegen Ende des 21. Jahrhunderts ist die Erde ökologisch ausgebeutet, auf dem Mond gibt es eine Kolonie, und die Rohstoffe des Mars werden dringend benötigt und in großer Menge abgebaut. Für den Transport ...
Gegen Ende des 21. Jahrhunderts ist die Erde ökologisch ausgebeutet, auf dem Mond gibt es eine Kolonie, und die Rohstoffe des Mars werden dringend benötigt und in großer Menge abgebaut. Für den Transport werden Konvois von Container-Raumschiffen eingesetzt, die größtenteils nur eine Ein-Mann-Besatzung haben. Jakarta Rafael Pérez Zhao, genannt Jak, ist einer dieser „Space-Trucker“, der nur seine AVA, eine persönliche KI, an seiner Seite hat, und dem auf einer seiner Touren eine Unregelmäßigkeit auffällt. Offenbar hat er etwas an Bord, das da nicht hingehört, das aber professionell verborgen wurde.
Sal Ilha Pérez Zhao, Jaks Schwester, ist Space Marshal auf dem Mond. Die Geschwister haben sich entfremdet, doch nachdem Jak entdeckt hat, was er da an Bord hat, nimmt er Kontakt mit Sal auf. Sal ermittelt daraufhin inoffiziell, und kommt bald einer Verschwörung auf die Spur, die die Menschheit in große Gefahr bringen könnte. Doch zunächst ist Jaks Konvoi in Gefahr.
Die beiden Brüder Tom und Stephan Orgel haben bereits zwei Fantasy-Trilogien veröffentlicht (die mir sehr gut gefielen) und machen hier ihren ersten Ausflug in das Science-Fiction-Genre. Der Roman spielt in nicht allzu ferner Zukunft, was dem Szenario einen ordentlichen Touch von „möglich“ gibt, und von den Autoren auch ein relativ großes Maß an Recherche verlangte.
Das Figurenensemble ist bunt gemischt und international besetzt. Die Protagonisten könnten für meinen Geschmack etwas tiefer gezeichnet werden, sind aber durchaus lebendig und authentisch charakterisiert, so dass der Leser mit ihnen mitfühlen kann. Besonders eindringlich ist der erste (von drei) Prologen erzählt, der den Leser sehr schnell emotional packt und zusätzlich neugierig macht. Da aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, bleibt die Spannung durch die jeweiligen Wechsel erhalten.
Mir persönlich kommt der Plot nicht besonders außergewöhnlich vor, und die Geschichte konnte mich auch nicht so fesseln wie es die Fantasy-Romane der Autoren taten, aber die Gebrüder Orgel haben auch hier wieder bildhaft und packend erzählt. Spaß machen die popkulturellen Anspielungen auf unsere Zeit, nachdenklich macht das Zukunftsszenario, das nicht wirklich wünschenswert ist.
Wer auf farbige Buchschnitte steht, erhält hier einen in kräftigem Gelb, aber dies ist nicht das einzige Extra, drei Zeichnungen, ein Personenregister und ein Glossar ergänzen den Roman perfekt. Sehr gut hat mir auch die Widmung gefallen, sie kann man auch als Leser unterschreiben. Ein Nachwort der Autoren, das etwas über ihre Zukunftsvision sagt, fehlt leider.
Ich habe „Terra“ gern gelesen und wurde gut unterhalten, an die Fantasyromane T. S. Orgels mit ihren phantastischen Welten und Charakteren kommt er aber meiner Meinung nach nicht heran. Dennoch kann ich ihn auf jeden Fall empfehlen, auch für SF-Neulinge, da das Zukunftsszenario sich in Grenzen hält, der Roman spielt in nicht allzu ferner Zukunft und es tauchen keine Aliens auf. Ich vergebe 4 Sterne und bin gespannt, ob mich die Autoren noch einmal in die Zukunft entführen werden.