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Veröffentlicht am 04.01.2019

Solider Krimi!

In Staub und Asche
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Kjell Bonsaksen geht in Pension und bittet seinen Kollegen Holme inständig, einen alten Fall noch mal aufzurollen. 2004 wurde Jonas Abrahamsen verurteilt, kurz nach dem Unfalltod der 3jährigen Tochter, ...

Kjell Bonsaksen geht in Pension und bittet seinen Kollegen Holme inständig, einen alten Fall noch mal aufzurollen. 2004 wurde Jonas Abrahamsen verurteilt, kurz nach dem Unfalltod der 3jährigen Tochter, seine Frau getötet zu haben. Henrik Holme und Hanne Wilhelmsen von der Polizei in Oslo, nehmen nicht nur diesen Cold Case noch mal auf. Sie untersuchen auch den Selbstmord der Rechtsextremistin Iselin Havorn. Als noch dazu ein dreijähriges Mädchen entführt wird, haben sie alle Hände voll zu tun.

Dies ist schon der zehnte Fall rund um die Ermittler aus Oslo. Ich kenne keines der vorderen Bücher und hatte fast keine Probleme, in die Geschichte rein zu kommen. Ab und zu wird Bezug zu alten Fällen genommen, dies jedoch sehr zurückhaltend. Einzig die spezielle Beziehung zwischen Hanne und Henrik gab mir einige Rätsel auf. Da hat mir eindeutig Vorwissen gefehlt. Die Figuren sind keinesfalls 08/15 und da ich Ermittler mit Ecken und Kanten mag, habe ich mich sofort wohl gefühlt. Henrik hat massive Zwangsneurosen, berührt zum Beispiel stets den Türrahmen, bevor er ein Zimmer betritt. Oder zählt seine Hemdenknöpfe durch. Seine Zwangshandlungen sind absolut authentisch beschrieben. Hanne sitzt im Rollstuhl, was sehr selten in Krimis ist und darum meine Anerkennung hat. Allerdings ist sie eine ziemliche Zicke und rechthaberisch.
Da die Ermittler drei Fälle gleichzeitig behandeln, gibt es oft Perspektivwechsel, was die Geschichte etwas unruhig macht. Die drei Fälle hängen schlussendlich, wie schon zu Beginn geahnt, zusammen. Sie wurden äusserst schlüssig miteinander verstrickt und die Auflösung ist gut gemacht. Ich lese sehr gerne Krimis, in denen Jahre zurückliegende Fälle neu aufgedeckt werden. Der Fall um den Mord an der Ehefrau von Jonas liegt 12 Jahre zurück. Ab und zu empfand ich Ermittlungsergebnisse an den Haaren herbei gezogen. Wie die Tatsache, dass sich ein Nachbar noch daran erinnert, was das Opfer am Tag des Mordes in den Abfall geworfen hat.
Da die Rechtsextremistin Selbstmord verübt, wird auch ihr Umfeld beleuchtet. Hier wird es kurz politisch und etwas langatmig.
Normalerweise sind nordische Krimis eher düster. " In Staub und Asche" hebt sich wohltuend davon ab und hat mir gut gefallen. Leider soll dies der letzte Band rund um Henrik Holme und Hanne Wilhelmen sein. Doch ich kann ja noch die neun vorderen Bände lesen und habe da noch genug Lesestoff.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Solider Krimi !

Madame le Commissaire und die tote Nonne
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Madame le Commissaire, Isabelle Bonnet, sitzt in einem Café in Fragolin, Provence, als eine tote Nonne am Meer gefunden wird. Bald ist klar, dass die Ordensschwester ermordet wurde. Isabelle nimmt die ...

Madame le Commissaire, Isabelle Bonnet, sitzt in einem Café in Fragolin, Provence, als eine tote Nonne am Meer gefunden wird. Bald ist klar, dass die Ordensschwester ermordet wurde. Isabelle nimmt die Ermittlungen auf und taucht ein in die Welt der Kirche und der Ordensschwestern. Wer hatte etwas gegen die Nonne und warum wurde sie umgebracht?

Dieses ist der fünfte Band, doch mein erstes Buch, rund um Madame le Commissaire! Sehr gefallen hat mir, wie die französische Lebensweise, das gute Essen, beschrieben und zelebriert wird. Die Provence ist ja bekannt für die gute Küche und dies blinzelt hier durch. Die Atmosphäre dort in dem kleinen Städtchen Fragolin ist hervorragend beschrieben und erlaubt dem Leser Kopfkino vom Feinsten. Zu der Authentizität führen sicher auch die französischen Ausdrücke und Redewendungen, die kursiv geschrieben, immer wieder mal eingefügt wurden.
Diese Geschichte ist eher eine der Ruhigen in Genre Krimi. Ich habe mich jedoch nie gelangweilt, da etliches anderes, wie die Atmosphäre der Provence, gut getroffen und mich gefesselt und unterhalten haben.
Meine Lieblingsfigur war eindeutig Apollinaire, der Assistent von Madame le Commissaire. Er ist ein Franzose durch und durch, hat sein Herz auf dem rechten Fleck und ein grossen Manko. Er ist überaus korrekt und dadurch etwas umständlich - kompliziert. Die Dialoge zwischen ihm und seiner Chefin empfand ich dadurch als witzig und herzerfrischend gradlinig. Da die Tote eine Ordensschwester war, tritt Madame le Commissaire sogar in ein Kloster ein, um vor Ort zu ermitteln. Soweit ich es beurteilen kann, waren die Recherchen sehr gut. Diese Passagen wurden jedenfalls so beschrieben, wie ich mir das Klosterleben vorstelle.
"Madame le Commissaire und die tote Nonne" ist ein solider, eher ruhiger Krimi mit Lokalkolorit.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Altersempfehlung?

Das letzte Schaf
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Die Hirten, die die Schafherde hüten sollen, sind eines Tages weg. Spurlos verschwunden! Die Schafe fragen sich, wo diese denn nur abgeblieben sind? Da erzählt die Ziege, dass ein Baby geboren wurde, das ...

Die Hirten, die die Schafherde hüten sollen, sind eines Tages weg. Spurlos verschwunden! Die Schafe fragen sich, wo diese denn nur abgeblieben sind? Da erzählt die Ziege, dass ein Baby geboren wurde, das in Windeln gewickelt in einem Stall leigt. Aber warum ist da dieses komische Licht am Himmel?

Illustriert wurde das Buch passend mit dem Sujet "Schafe" und das sehr liebevoll! Schafe wohin man blickt.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Schreibstil zum Vorlesen in diesem Buch zu komplex, gerade für kleinere Kinder ist. Und die Idee der Geschichte für ältere Kinder ( Zielgruppe acht Jahre ) zu kindlich. Ich bin deshalb nicht sicher, ob Idee und Illustrationen mit dem Schreibstil gerade im Hinblick auf die Altersgruppen harmonieren. Toll hingegen finde ich, wie die Schafe verschieden charakterisiert wurden, damit man sie auseinander halten kann. Mal trägt eines einen Seitenscheitel im Haar, mal hat eines ein Gipsbein. Mir hat auch der Witz, der gut in die Geschichte verpackt wurde, gefallen. Ueber das Zahnspangenschaf musste ich doch sehr schmunzeln. Und die erste Quelle für brandneue Infos ist eine Ziege!
Man bemerkt es ziemlich schnell: die Weihnachtsgeschichte, hier mal anders, aus der Sicht von Schafen, wird erzählt. Wenn diese Form nicht neu ist!
Ich kann mir vorstellen, dass Familien, die mit Weihnachten aus den verschiedensten Gründen nicht viel am Hut haben, hier auf ihre Kosten kommen. Einfach, weil die Weihnachtsgeschichte hier neutral daher kommt und eher witzig als christlich ist.

Veröffentlicht am 12.12.2018

Das eigene Leben von aussen betrachten

Mieses Karma
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Kim Lange, Karrierefrau, hat soeben den deutschen Fernsehpreis entgegen genommen, als beim Luft schnappen auf dem Dach etwas vom Himmel fällt. Kim wird von dem glühenden Waschbecken einer russischen Weltraumstation ...

Kim Lange, Karrierefrau, hat soeben den deutschen Fernsehpreis entgegen genommen, als beim Luft schnappen auf dem Dach etwas vom Himmel fällt. Kim wird von dem glühenden Waschbecken einer russischen Weltraumstation erschlagen und …. verwandelt sich in eine Ameise.
Mit sechs Füssen und einen überdimensionalen Kopf macht sie sich auf den Weg zu ihren Zuhause. Um ihrer kleinen Tochter Lilly nahe zu sein, und zuzusehen wie ihre ehemals beste Freundin Nina ihren Mann Alex umgarnt. Es muss was geschehen und zwar sofort! Kim legt es darauf an, wieder geboren zu werden, unterstützt wird sie dabei von Casanova der Ameise.

Eines vorneweg: ich war äusserst skeptisch … denn normalerweise gefallen mir Bücher, in denen es um Themen wie Wiedergeburt etc. geht weniger. Budda, Karma und Reinkarnation ist weniger meines.
Dieses Buch hier darf man einfach nicht zu ernst nehmen. Schon nur die Tatsache, dass der Protagonistin mitten in der Stadt das glühende Waschbecken einer russischen Weltraumstation auf den Kopf fällt, ist … na ja. So habe ich solche überzogenen Handlungsfortsätze einfach mal weg geblinzelt. Und habe mich danach köstlich amüsiert. Der Schreibstil ist humorvoll und witzig. Immer wieder gibt es lustige Passagen, in denen ich lachen musste. David Safier hat die Ameisenperspektive auf Gegenstände, Menschen und Situationen echt gut beschrieben. Ebenfalls die folgenden Verwandlungen von Kim, die ich hier spoilere.
Kim gibt alles für ihre Karriere, verpasst dadurch auch den Geburtstag ihrer kleinen Tochter. Zweifelt die Liebe zu ihrem Mann Alex an. Die Idee, das eigene Leben mal von aussen zu betrachten, hat mir unheimlich gut gefallen. Auch die Idee, dass Kim dies als Ameise und weiteren Verwandlungen tut. Wenn es auch einige langatmige Stellen gerade in den Gesprächen mit Budda gab, hat mir die Story gut gefallen. Ob diese Wiedergeburten Kim läutern und ändern? Lasst euch überraschen!
Gegen Schluss wird es tiefsinnig und ist zu 100 % aufgegangen. Zum Glück habe ich noch Mieses Karma 2 hier liegen….

Veröffentlicht am 08.12.2018

Das Kind des Mörders...

Mörderkind
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Fiona Jacobi wuchs als Kind eines Mörders auf, die Kindheit war alles andere als einfach. Ihr Vater Ben wurde schuldig gesprochen, eine junge Frau umgebracht zu haben und sass jahrelang im Gefängnis. Fiona ...

Fiona Jacobi wuchs als Kind eines Mörders auf, die Kindheit war alles andere als einfach. Ihr Vater Ben wurde schuldig gesprochen, eine junge Frau umgebracht zu haben und sass jahrelang im Gefängnis. Fiona hat schon vor vielen Jahren jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Als nun eines Tages der Rettungssanitäter Matthias Stiller ihr eine Nachricht vom kürzlich verstorbenen Ben bringt, zweifelt Fiona ob Ben wirklich schuldig war. Sie beginnt zu ermitteln und dreht so manchen Stein aus der Vergangenheit noch mal um.

Bisher hatte ich nur Krimis von Inge Löhnig gelesen, in denen Kommissar Dühnfort eine tragende Rolle spielte. So war ich gespannt auf dieses " Einzelstück " und muss nun nach der Lektüre gestehen, dass es mich weit weniger begeistert hat als die Dühnfort Reihe. Das hat nicht unbedingt mit den Figuren zu tun. Im Gegenteil: Ich empfand es als wohltuend anders, dass für einmal kein klassischer Ermittler, sondern die Tochter des Täters Ermittlungen durchführt. Mir waren vor allem die ersten 170 Seiten zu sehr in die Länge gezogen, zu viel Liebesroman und Familiengeschichte. Da habe ich beim Lesen schon einige Längen gespürt.
Die Autorin erzählt in zwei Zeitebenen, die sich abwechseln. Die Geschichte rund um Fiona, das Kind des Mörders Ben. Und um 1995, die Geschichte von Ben, der mit Lydia, Fionas Mutter verheiratet ist und nebenbei eine Bettgeschichte mit Julia hat. Gerade die Kapitel der Gegenwart gingen mir unheimlich nahe. Wie sehr ein Kind unter der Tat seines Vaters leiden muss, empfinde ich als schrecklich. Nach und nach wird auch klar, weshalb Fiona so ist, wie sie ist. Wie sehr ihre Persönlichkeit duch die Kindheit geformt wurde. In den Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen, hat die Autorin geschickt einen schlüssigen Plot entwickelt, der nach und nach auch von Fiona durchschaut wird. Und von uns Lesern!
Der Schreibstil von Inge Löhnig gefällt mir unheimlich gut. Sie ist eine Meisterin darin, schlüssige Plots zu entwickeln und sie durch einen flüssig zu lesenden Stil und toll charakterisierte Figuren zu einem Lesevergnügen zu machen.
Mir hat das Buch nach einem eher zähen Einstieg gut gefallen….auch wenn Kommissar Dühnfort mit seiner Art mir gefehlt hat.