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Veröffentlicht am 12.09.2019

Erlebnisnahe Historie, fesselnd von Anfang bis Ende

Teufelskrone
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Ich lese ja nicht oft historische Romane, aber wenn Rebecca Gablé die Feder schwingt, stellt sich für mich gar nicht die Frage ... und auch ihr neuer Roman hat mich wieder von der ersten bis zur letzten ...

Ich lese ja nicht oft historische Romane, aber wenn Rebecca Gablé die Feder schwingt, stellt sich für mich gar nicht die Frage ... und auch ihr neuer Roman hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Unglaublich bei fast 1000 Seiten, wie die Autorin es immer schafft die Spannung aufrecht zu erhalten, Abwechslung zu bieten und historische (überlieferte) Fakten mit einer lebendigen, fitkiven Geschichte zu vermischen!

Nachdem der letzte Waringham Roman im 16. Jahrhundert spielt, ist sie dieses Mal in der Zeit noch weiter zurückgegangen: in die Epoche von Richard Löwenherz und seinem Bruder John "Ohneland", an dessen Seite der junge Yvain Waringham seine Ritterlaufbahn einschlägt.

Yvain ist ein großartiger Charakter mit vielen Stärken aber auch einigen Schwächen, die ihn umso authentischer machen. Seine Entscheidungen sind getragen von der Loyalität seinem König gegenüber, aber auch seinem Gerechtigkeitssinn. Sein etwas loses Mundwerk bringt ihn das ein oder andere Mal an Grenzen, durch die er sein Leben aufs Spiel setzt, aber um sich selbst treu zu bleiben ist es ihm das wert. Ein sehr typisches Bild aus dieser Zeit, in der das Wort eines Mannes noch etwas gilt.
Und natürlich hat er ein ausgeprägtes Gespür für Pferde, das das Waringham Geschlecht über die Jahrhunderte immer miteinander verbindet.

Während wieder viele Intrigen, Kämpfe und höfisches Gerangel um Macht in dem umkämpften England sowie Frankreich ein authentisches Bild der Zeit abgeben, wird durch die Familie der Waringhams auch glaubwürdig gezeigt, wie das Leben sich auch "im Kleinen" abgespielt haben mag. Rebecca Gablé hat am Ende ihrer Geschichte natürlich wieder aufgezeigt, welche Details sie aus ihrer Recherchearbeit mit eingeflochten hat und jedem ist klar, dass man nur mutmaßen kann, wie es tatsächlich auf den Burgen, den Höfen und in den Familien zuging. Und trotzdem schafft sie es immer wieder ein so farbenfrohes und glaubhaftes Panorama zu schaffen, dass man sich direkt in diese Zeit zurückversetzt fühlt und neben geschichtlichem Wissen ein durchweg spannendes Abenteuer erlebt.

Besonders deutlich wurde für mich auch wieder die ungestrafte Willkür eines Königs, dessen Wort über allen steht und egal, was er befielt: es wird ausgeführt. Zumindest zu 99%. Ob im Recht oder nicht scheint erstmal zweitrangig zu sein, ob Logik, Berechnung oder eine zufällige Laune dahintersteckt, sein Wille ist Gesetz.
Hier fand ich das Bild von König John äußerst interessant, denn er scheint ja sehr unbeliebt gewesen zu sein, wenn man den Überlieferungen glauben mag. Das Porträt, das die Autorin hier entworfen hat, lässt etwas tiefer blicken und John als Person besser verstehen. Denn einfach war das Leben damals für alle nicht und ihre Identität scheinen die Königsfamilien eh nur durch Macht und Eroberungen empfunden zu haben.

Die Rolle die Frauen, die in dem Zeitalter nicht viel zu entscheiden hatten, aber deren Einfluss man nicht unterschätzen sollte, war ebenfalls authentisch und zeigte sich in unterschiedlichen Beziehungen und überraschenden Entwicklungen vor allem auch in der Liebe. Sie hatten wirklich kein einfaches Los, aber ich denke, dass doch viele versucht haben, das Beste aus ihrem Schicksal zu machen und es ist schön zu sehen, dass Rebecca Gablé hier einige sehr tapfere Frauen mitwirken ließ, die ihren Weg ein Stück weit selbst bestimmt haben.

Übrigens wurde auch die "Zahnfee" erwähnt - war die damals echt schon bekannt? Das hat mich etwas verwundert, aber wer weiß :)

Am Ende kann ich nur wieder sagen: Ich bin begeistert von den authentischen Hintergründen, von der abwechslungsreichen Handlung und den mitreißenden Spannungsbögen, den charismatischen Figuren und dem flüssigen Schreibstil, bei dem die Seiten viel zu schnell dahinfliegen.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Aufregende Abenteuer aus 1001 Nacht - mit vielen originellen Ideen!

Die Sturmkönige - Dschinnland
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Die Trilogie hab ich vor vielen Jahren gelesen und endlich komme ich dazu, wieder in die Welt der Dschinne und Teppichreiter einzutauchen - was für ein geniales Abenteuer aus 1001 Nacht!

Die wilde Magie, ...

Die Trilogie hab ich vor vielen Jahren gelesen und endlich komme ich dazu, wieder in die Welt der Dschinne und Teppichreiter einzutauchen - was für ein geniales Abenteuer aus 1001 Nacht!

Die wilde Magie, die vor ca. 50 Jahren ausgebrochen ist, hat die Gegend um Samarkand unpassierbar gemacht: dort treiben jetzt nicht nur Dschinne ihr Unwesen sondern auch andere, bösartige Kreaturen, die jedem Wanderer das Leben kosten können. (Die Ideen hier sind wieder wunderbar originell und detailreich beschrieben, so dass man ein farbenfrohes Bild serviert bekommt.)
Die einzige Chance, die Wüste lebend zu durchqueren, ist der Luftweg, der den Teppichreitern vorbehalten ist. Da aber der Emir von Samarkand jegliche Magie verboten hat, haben Schmuggler schlechte Karten ...

Schon der rasante Einstieg mit dem verbotenen Teppichrennen über den Dächern von Samarkand war perfekt um ein Gefühl für die Geschichte zu bekommen. Während man Tariks waghalsigem Flug folgt erfährt man einiges über diese abgeschiedene Stadt und sein Leben, das seit einigen Jahren nur noch aus oberflächlichem Vergnügungen und trostlosem Vergessen besteht.
Als Sohn eines Schmugglers zwischen Samarkand und Bagdad war auch Tarik der gefährliche Weg durch die von Dschinnen bevölkerten Wüsten vertraut, die die beiden Städte voneinander trennt. Doch der Verlust seiner Freundin Maryam hat dem ein Ende gesetzt. Seinem hilflosen und zornigen Brüten wird allerdings ein jähes Ende gesetzt, denn sein Bruder Junis nimmt einen waghalsigen Auftrag an.

Junis ist nicht gut auf Tarik zu sprechen. Der Hass zwischen den beiden geht gefährliche Wege und doch spüren sie die Bande, die sie als einzige Blutsverwandte zusammen schweißen. Die geheimnisvolle Sabatea hingegen kennt nur ihr eigenes Ziel, das sie mit allen Mitteln erreichen will ... alle drei begeben sich aus unterschiedlichsten Gründen in Lebensgefahr auf den langen Weg durch die Wüste nach Bagdad und die Chancen stehen gering, sie jemals zu erreichen.

Kai Meyer hat hier wieder viele originelle Ideen die mir in seinen Büchern immer wieder positiv auffallen. Zum einen die vielfältigen Kreaturen, die er aus der wilden Magie entstehen lässt, darunter auch die Elfenbeinpferde, natürlich die Dschinne oder die Ifrit, aber auch das verweben von alten Mythen aus dem Orient mit seinen eigenen Vorstellungen ergeben ein ganz besonderes Bild von den Schauplätzen. Ich war jedenfalls wieder immens begeistert von der Erzählweise die sich mit aufregenden Gefahren und auch ruhigen Momenten abwechselt, in denen man mehr über die Figuren erfährt. Es gibt eine Menge spannender und temporeicher Situationen, die mich wie Tarik auf seinem Teppich nur so durch die Seiten fliegen ließen.
Vor allem auch die lebendigen Details haben mir viele Bilder in den Kopf gezaubert und das Ende verspricht eine Menge Überraschungen und neuer Entwicklungen, weshalb ich mich sehr auf den nächsten Band freue!

Veröffentlicht am 09.12.2018

Beängstigendes Gedankenspiel, packend erzählt

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Ich mag ja die Bücher von Andreas Eschbach immer sehr und mache können mich so richtig begeistern - und mit diesem hier ist ihm mal wieder ein absoluter Geniestreich gelungen!

Es beginnt in Weimar im ...

Ich mag ja die Bücher von Andreas Eschbach immer sehr und mache können mich so richtig begeistern - und mit diesem hier ist ihm mal wieder ein absoluter Geniestreich gelungen!

Es beginnt in Weimar im Jahr 1942. Die NSA ist an sich eine eher kleine, wenig beachtete Anlage im Deutschen Reich, die sich auf die Programmierung und Auswertung von Daten per Komputer spezialisiert hat. Ja, Komputer. Denn der Autor hat hier das Konstrukt gezeigt wie es hätte sein können, wenn es damals schon dieses Medium gegeben hätte. Und verbindet damit unsere aktuellen Bedenken der Datensammlung in Bezug auf die Auswirkungen, die das ganze in Kriegszeiten gegeben haben - und eben auch in Zukunft geben könnte!

Denn natürlich kann man mit den Daten der Menschen eine Menge herausfinden und welche schlimmen Folgen das hat zeigt er gleich zu Beginn mit einem ganz einfachen Experiment.

Danach geht es aber erstmal zurück in die Vergangenheit von Helene Bodenkamp. Sie wird später eine große Rolle spielen in der NSA als eigentlich "kleine" Programmstrickerin, denn die Programmierungen sind in dieser Zeit den Frauen vorbehalten - warum das so ist erklärt er übrigens sehr anschaulich und mit amüsanter Überzeugung.

"Die Frau, deren naturgegebene Aufgabe die Sorge für die Familie ist,
muss hierzu eine Vielzahl von sich immer wiederholenden Arbeiten verrichten,
und je besser es ihr gelingt, diese in zweckdienlicher Weise zu organisieren,
desto mehr erleichtert sie sich den Alltag.
Daher ist jede Hausfrau und Familienmutter von Natur aus eine Programmierin,
sie weiß es meist nur nicht, denn es ist nicht ein Komputer, den sie programmiert,
vielmehr programmiert sie sich selbst." S. 157

Ebenfalls zeigt er das Leben von Eugen Lettke, der auch eine wichtige Stellung im Nationalen Sicherheits-Amt haben wird und der Lebensweg von ihm sind machen sehr deutlich, wie sich in diesen Zeiten negative Auswirkungen entwickeln können.

"Stärke war sein eigener Beweis und seine Rechtfertigung, denn stark war er,
der sich nehmen konnte, was er begehrte, und es schaffte,
der Welt seinen Willen aufzuzwingen ..." S. 106

Diese beiden Gegensätze ergeben ein sehr gutes Bild von der mitfühlenden Helene, die sich immer wieder sträubt, den Judenhass zu unterstützen und dem machtbesessenen Eugen, der seinen Kontrolltrieb mit allen möglichen perfiden Mitteln auslebt. Sie stehen auch im Mittelpunkt der Geschichte, die natürlich auch den Aufstieg Hitlers und die vielen großen wie kleinen Konsequenzen aufzeigt, die damals den Lauf der Dinge beeinflusst haben.
Es gibt viele bekannte Details im Rahmen von Namen, prägnanten Ereignissen und Erfindungen die man kennt und einen Bezug dazu schaffen; eben mit der Besonderheit der fortschrittlichen Technik, die er perfekt mit eingebaut hat. Wie eben die Komputer, Elektrobriefe (Emails), bewegliche Telephonie (Handys), Parolen (Passwörter) oder das Weltnetz (Internet).

Die Sammlung von Daten und was damit gemacht wird und werden kann ist ja schon lange ein aktuelles Thema - und auf welche Ideen Eschbach hier kommt lassen einem wirklich die Haare zu Berge stehen vor allem wenn man daran denkt, dass diese Möglichkeiten mit Sicherheit schon irgendwo genutzt werden! Ich frage mich dann wirklich welche kranken Köpfe tatsächlich Gebrauch davon machen und den Menschen an sich auf diese Informationsquellen reduzieren, denn Helene hat hier eine ganz eigene, wichtige Einsicht dazu:

"Wahrscheinlich, dachte sie, liegt es daran, dass man einen Menschen, egal,
wie viele Daten man über ihn sammelt, doch niemals wirklich erfasst,
sodass immer Unklarheiten und Widersprüche bleiben, ja, womöglich sogar erst
durch den Umstand der Zergliederung in Daten entstehen." S. 364

Man trifft ja tagtäglich unzählige Entscheidungen, die meist nur kleine Auswirkungen haben, manche aber dann plötzlich ungeahnte Dimensionen annehmen. Auch ein Punkt der hier sehr klar hinterfragt wird und die beiden Charaktere, wie auch die Nebenfiguren, sind sehr klar strukturiert aber auch in ihren Feinheiten sehr gut gezeichnet. Ängste, Hoffnungen, Ohnmacht und Tatendrang, das alles im Wechselspiel der Gefühle macht sehr deutlich, wie schwierig es oft ist, sich für "das Richtige" zu entscheiden.

"Wenn es um wichtige Dinge geht, wählt man nicht , sondern man wählt die Option,
die man für die bessere hält - und das Problem ist, dass man das meistens nicht weiß." S. 552

Insgesamt war es immer flüssig zu lesen und es wechselte zwischen den Perspektiven von Helene und Eugen, so dass man beide Werdegänge und die Zusammenhänge sehr gut verfolgen konnte. Es entstand eine große Intensität zur Handlung und eine ununterbrochene Spannung ohne große Dramatik, aber mit einer fesselnden Anspannung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Etwas anders als sonst, aber trotzdem fesselnd bis zum Schluss!

Die fremde Königin
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Bei der Autorin weiß man halt einfach, dass man wieder mal eine großartige Geschichte erwarten darf! Schon der Einstieg hat mich sofort in die historische Zeit versetzt, Spannung erzeugt und ich war mitten ...

Bei der Autorin weiß man halt einfach, dass man wieder mal eine großartige Geschichte erwarten darf! Schon der Einstieg hat mich sofort in die historische Zeit versetzt, Spannung erzeugt und ich war mitten im Geschehen!

Der Schreibstil ist wie immer flüssig und passt wunderbar zur Epoche, ohne übertrieben zu wirken. Erzählt wird aus der auktorialen Perspektive und wechselt dabei zwischen Sichtweisen der Charaktere - hauptsächlich der Königin Adelheid und Gaidemar.

Mit Adelheid bin ich nicht so richtig warm geworden. Was vielleicht auch beabsichtigt war, zumindest wirkt sie auf mich sehr authentisch. Sie ist eben nicht aus dem "einfachen Volk" sondern hat eine gewisse Erziehung genossen, die sie auf ihr "Amt" vorbereitet hat. Dass sie dadurch vieles nicht versteht, was die Sorgen und Nöte der einfachen Menschen betrifft ist also normal, auch wenn sie sie deshalb nicht völlig ignoriert. Aber es ist eben eine ganz andere Welt, als Königin zu leben und ganz andere Verantwortungen zu tragen, da fallen gewisse Entscheidungen nunmal nicht leicht bzw. fallen sie manchmal lieblos aus, weil sie immer "nur" das große Ganze im Auge hat - gefühlskalt könnte man sagen, aber sie hat eben ein ganz anderes Denken aus ihrer Erziehung geprägt. Trotzdem war es nicht so, dass ich sie nicht leiden konnte, sie war eben perfekt in ihrer Position und vor allem immer auf der Seite ihrer Familie.
König Otto mochte ich irgendwie tatsächlich mehr, denn trotz vieler erbarmungsloser Urteile und Vorgehensweisen, hatte er doch das Herz auf dem rechten Fleck.

Gaidemar, er war hier schon der Held der Geschichte, denn trotz zahlreicher Fehlschläge gibt er nicht auf. Sein Ehrgefühl ist ihm heilig und er ist ein typischer Vertreter seines Geschlechts, aber er hat auch weiche Seiten, wenn man es denn so nennen kann und ein für damals ungewohntes Feingefühl.
So schwierig das Leben damals auch war, ich kann mir gut vorstellen, dass die Menschen eben gerade deshalb so wie hier beschrieben oft eben nicht mit dem Schicksal gehadert haben. Sie haben es angenommen - sei es durch ihren Glauben oder innerer Stärke - und haben sich durchgekämpft. Nach vorne zu schauen und nach jedem hinfallen wieder aufzustehen, seine "Ehre" nicht zu vernachlässigen und gleichzeitig auch Empathie zu zeigen, trotzdem aber konsequent zu sein ... ein schweres Los, mit dem wir wohl auch heute noch zu kämpfen haben.

Überhaupt kreiert die Autorin die Charaktere wieder sehr prägnant, was die Handlung sehr lebendig gestaltet. Genauso wie die geschlichtlichen Hintergründe, die gekonnt und anschaulich in Szene gesetzt werden. Ich war keinen Moment gelangweilt und habe jeden Moment mit Spannung verfolgt - es ist sehr abwechslungsreich mit den Entwicklungen der Figuren sowie den Intrigen und Kriegsschauplätzen der damaligen Zeit. Hier gibts dazu natürlich wieder im Nachwort die Infos, aus welchen wahren Überlieferungen Rebecca Gablé ihre Geschichte kreiert hat, was ich immer besonders interessant finde - und es jedes Mal wieder bewundere, wie sie aus diesen wenigen Daten so eine oppulente Geschichte zusammenbasteln kann. Vor allem auch die vielen kleinen Details, die alles authentisch und lebendig wirken lassen.

Besonders interessant ist für mich, wie die Menschen damals gelebt und geliebt haben, denn mit der heutigen Zeit kann man es überhaupt nicht mehr vergleichen. Die Gefühle blieben bei "Die fremde Königin" weitgehend außen vor, wie es damals ja auch üblich war - gerade wenn man ständig den Krieg im Nacken sitzen hat. Aber die Autorin zeigt deutlich, wie sie trotz allem mit ihren Gefühlen umgehen konnten und mussten. Mir kommt es immer so vor, als würde auch in jeder Epoche die Definition von Liebe auf ihre Art neu erfunden bzw. ist sie sowieso für jeden Menschen ganz individuell, auch heute. Und selbst mit ihrer verschlossenen, ruppigen und standesmäßig verbundenen Weise waren es trotz allem tiefe und innige Gefühle, die nur anders gezeigt und ausgelebt wurden. Gerade das wurde hier wieder mal äußerst anschaulich und nachvollziehbar geschrieben.

Vorne im Buch findet man eine wunderschöne Karte des Reiches von König Otto um 962 in Farbe, sowie hinten eine Ahnentafel des Königshauses.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Wichtiges und aktuelles Thema gut aufgearbeitet!

Noah
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Das ist so ein Buch, das mich momentan echt sprachlos macht, während es in meinem Kopf unentwegt rattert und ich am liebsten jeden Menschen darauf ansprechen und sagen möchte: Lies bitte dieses Buch! Ich ...

Das ist so ein Buch, das mich momentan echt sprachlos macht, während es in meinem Kopf unentwegt rattert und ich am liebsten jeden Menschen darauf ansprechen und sagen möchte: Lies bitte dieses Buch! Ich liebe solche Geschichten, die in eine spannende Handlung eine Thematik einbauen, die auf aktuelle Problematiken hindeuten und zum Nachdenken anregen.

Manch einer hat in seiner Rezension geschrieben, dass es zu politisch wäre - aber wenn man sich das Thema anschaut, geht es nicht ohne und Politik an sich kam hier so gut wie gar nicht vor. Oder ich verstehe was anderes darunter; ich weiß es nicht genau ... Der Plan, den Fitzek hier entworfen hat, hat natürlich viel mit den Missständen unserer Erde zu tun und vor allem mit unserem grotesken Verhalten! Darauf hinzuweisen ist in dem Zusammenhang natürlich ein Muss und das mag so mancher vielleicht nicht vor Augen gehalten bekommen. Dabei wurde das ganze sehr geschickt in die Handlung eingewoben, die die Spannung durchweg und konstant hochgehalten hat!

Es sind mehrere Charaktere involviert, aus deren Sichtweise abwechselnd erzählt und so durch kleine Cliffhanger die Spannung hochgehalten wird. Anfangs tappt man wie Noah noch im Dunkeln, aber es zeichnet sich immer mehr durch kurze Blitzlichter ab, was dahinter steckt: Erinnerungen, die Hinweise geben, Zusammenhänge erklären und gleichzeitig neue Fragen aufwerfen. Sebastian Fitzek hat hier wirklich ein großartiges Zusammenspiel zwischen Fakten und Fiktion geschaffen und den Figuren, die hier mehr oder weniger freiwillig eine Rolle spielen, ein persönliches Statement aufgedrückt. Jeder für sich wirkt authentisch und zeigt verschiedene Sichtweisen, die man alle irgendwie nachvollziehen kann.
Einzig die Aufklärung zu den Hintergründen von Noah gegen Ende fand ich schon sehr konstruiert, aber das ist nur ein winzig kleiner Punkt gegenüber dem ansonsten wirklich überzeugenden Werk!

Wichtig sind hier natürlich vor allem die Fragen, die der Autor aufwirft, auch wenn er im Nachwort natürlich unterstreicht, dass es ein "Unterhaltungsroman" ist; nichtsdestotrotz ist es ihm hervorragend gelungen, viele der wirklich grausamen Verhältnisse aufzuzeigen, die tagtäglich auf der Erde passieren: mit uns Menschen, mit den Tieren und mit unserer Umwelt. Wir alle wissen davon, aber wir haben gelernt, wegzuschauen, es nicht zu beachten oder sind einfach hilflos und überfordert, weil man keinen Weg sieht, der woanders hinführt. Weg von einer Zukunft die wir uns alle nicht wünschen, vor allem nicht unseren Kindern, denn der Verbrauch, den wir täglich konsumieren, übersteigt die Ressourcen unserer Mutter Erde schon lange bei weitem!

Massenproduktionen, Verschwendung, überproportionaler Konsum, Wegwerfgesellschaft, Raubbau der Natur, hungernde Kinder, Kriege, Flüchtlinge ... alles Auswirkungen der Überbevölkerung? Prinzipiell ja, aber nicht wirklich, denn der Lebensstandard ist die eigentlich Ursache.


Das Thema spukt mir schon seit Jahren im Kopf rum und ich gebe zu, ich verdränge es auch oft, weil dieses ganze Elend einen runterzieht und man nicht weiß, wie man es ändern kann. Lest dazu bitte auch unbedingt das Nachwort des Autors, denn er erklärt hier einiges zu den Standpunkten, die er in dem Roman eingeflochten hat.
Schaut auch mal bei footprint-deutschland.de vorbei, wie ihr und euer Verhalten sich auf unseren Planeten auswirkt!