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Veröffentlicht am 06.05.2021

Bisschen lang

Drei Kameradinnen
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Shida Bazyars Roman erzählt von drei Kameradinnen, drei Freundinnen, und wie sie zusammen aufgewachsen sind und sich jetzt anlässlich einer Hochzeit treffen. Dabei geht sie auf Themen wie Alltagsrassismus ...

Shida Bazyars Roman erzählt von drei Kameradinnen, drei Freundinnen, und wie sie zusammen aufgewachsen sind und sich jetzt anlässlich einer Hochzeit treffen. Dabei geht sie auf Themen wie Alltagsrassismus und dem Aufwachsen in einem Stadtteil, der von der Stadtverwaltung zunehmend ausgegrenzt wird.
Der Roman fängt gut an, ich bin sofort in der Geschichte und ich mag die Figuren. Die große Stärke des Romans war für mich die Erzählerinnenstimme. Ich mag wie sie mit den Leserinnen spricht, wie sie eine Haltung einnimmt, wie sie das was geschieht bewertet und einordnet. Die Figuren sind mir sympathisch und jede von ihnen hat eine eigene Geschichte und eine eigene Haltung innerhalb der Geschichte.
Allerdings verliert die Geschichte schnell an Tempo. Sie wird verwirrender und unübersichtlich und zieht sich teilweise ziemlich in die Länge, wenn der Handlungsort für lange Zeit nicht gewechselt wird. Ich habe ein paar Tage das Buch immer wieder in die Hand genommen und gelesen und der Handlungsort hat sich nicht verändert.
Gut gefallen hat mir aber die Art und Weise wie die Erzählerin mit Leserinnen gesprochen hat und wie sie die fehlende Struktur angesprochen hat. Das hat mich aber gar nicht so gestört, vielmehr waren es viele Wiederholungen, die nicht immer spannend zu lesen waren und den Lesefluss eher stockend gestaltet haben. Ein paar Seiten weniger hätten hier gutgetan.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Ein bisschen alles, ein bisschen nichts

Big Sky Country
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Wir lesen über das Leben von August, der mit seinen Eltern auf einem Hof in Amerika lebt. Als seine nach der Trennung von Augusts Vater in die Stadt zieht ändert sich sein Leben nicht grundsätzlich. August ...

Wir lesen über das Leben von August, der mit seinen Eltern auf einem Hof in Amerika lebt. Als seine nach der Trennung von Augusts Vater in die Stadt zieht ändert sich sein Leben nicht grundsätzlich. August lernt eine Frau kennen, trifft seine alten und neuen Kumpels und besucht seinen Vater für ein paar Wochen. Später reist er im Land umher und arbeitet auf einer Farm.
Es ändert sich nicht so viel in diesem Roman, August arbeitet auf dem Feld, redet mit ein paar Jungs, streitet sich über Mädchen, die er eigentlich gar nicht mag. Manchmal ruft seine Mutter an, manchmal sein Vater – aber im Großen und Ganzen bleibt August wie er nunmal ist, schweigsam, ruhig und irgendwie doch ein guter Junge.

Keine Frage – die Stärke des Romans liegt in der Sprache. Callen Wink erzählt hier gekonnt, manchmal poetisch von August und seiner Stille. Wir erfahren nicht so viel über seine Gedanken und Gefühle, nur manchmal hier und da ein Stückchen.

Es ist ein bisschen schade, dass wir auf diesen 378 Seiten so wenig über Augusts Innenleben erfahren, das doch eigentlich so spannend sein muss. Und so endet die Geschichte, völlig unvermittelt und ohne richtigen Abschluss. Wir gehen ein bisschen neben August und begleiten ihn, und irgendwann verschwindet er und wir bleiben ein wenig ratlos zurück.

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Veröffentlicht am 10.12.2018

Es wird wirr im Staate Dänemark

Ich, Ophelia
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Hier wird Ophelias Geschichte erzählt, die als junges Mädchen als Hofdame der Königin arbeitet, sich in Hamlet verliebt, mit ihm eine Beziehung eingeht und dann, als er allmählich den Verstand verliert, ...

Hier wird Ophelias Geschichte erzählt, die als junges Mädchen als Hofdame der Königin arbeitet, sich in Hamlet verliebt, mit ihm eine Beziehung eingeht und dann, als er allmählich den Verstand verliert, beginnt sich zu emanzipieren und eigene Entscheidungen zu treffen.

Erzählt wird aus Ophelias Sicht. Die Qualität schwankt stark, es beginnt durchaus überzeugend, Ophelia wird nachvollziehbar erzählt, die Sprache wechselt zwischen modern und altmodisch, ergibt aber ein stimmiges Gesamtbild. Als die eigentliche Hamlet Handlung anfängt, wird Ophelia – wie Hamlet – zunehmend verwirrend dargestellt. Ihre Handlungen und Entscheidungen sind für mich nicht mehr nachzuvollziehen, ich habe zunehmend den Zugang zu ihr verloren und hatte das Gefühl ihre Handlungen und Gefühle wie durch einen Filter zu lesen. Hier hätte ich mir mehr Direktheit und mehr Nähe zur Figur gewünscht.

Ophelia hat zwar Momente in denen sie sich emanzipiert und auf den unfairen Umgang gegenüber Frauen eingeht, der Weg dahin ist für mich jedoch nicht wirklich nachvollziehbar und bleibt oberflächlich. Auch den Weg, den die Autorin für Ophelia wählt, finde ich enttäuschend und hätte mir hier viel mehr erwartet.

Das Cover ist wirklich schön, das Buch liegt gut in der Hand und hat eine tolle Haptik!

Die Grundidee, Hamlet aus Ophelias Sicht und gleichzeitig fokussiert auf die Sicht aller Frauen aus Shakespeares Stück zu erzählen, finde ich sehr spannend. Leider klappt die Umsetzung nur bedingt, Ophelias Charakter bleibt kühl und wenig schlüssig, ihre Motivation ist für mich nicht richtig durchschaubar und so bleibt sie mir bis zum Ende des Buchs fremd.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Streckenweise fehlt der Grund weiterzulesen

Manhattan Beach
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Es beginnt mit der Einführung der drei Protagonisten, Anna begleitet ihren Vater als Elfjährige auf ein geschäftliches Treffen bei Dexter Styles. Sie soll mit seinen Kindern spielen während ihr Vater und ...

Es beginnt mit der Einführung der drei Protagonisten, Anna begleitet ihren Vater als Elfjährige auf ein geschäftliches Treffen bei Dexter Styles. Sie soll mit seinen Kindern spielen während ihr Vater und Mr Styles geschäftliche Dinge klären.
Später lernen wir, dass Styles ein Gangsterboss ist, der mit organisiertem Verbrechen seinen Lebensunterhalt bestreitet und seine Familie versorgt. Sie trifft ihn als Erwachsene in einem Nachtclub wieder ohne zu erkennen zu geben, dass sie sich schon einmal begegnet sind. Ihr Vater ist mittlerweile verschwunden, sie kümmert sich zusammen mit ihrer Mutter um ihre Schwester Lydia, die sich nicht selbstständig bewegen kann und nicht sprechen kann. Sie arbeitet in einer Fabrik am Hafen und möchte Taucherin werden, was ihr entgegen aller Umstände auch gelingt. Aber erst in der zweiten Hälfte des Buchs.

Das Buch liest sich über weite Strecken spannend und durchaus mitreißend, besonders der Gangsterhandlungsstrang von Dexter Styles gestaltet sich jedoch uninteressant und langatmig. Die Dynamik zwischen Anna und Styles, die mir am Anfang noch gut gefallen hat, verkehrt sich ins Gegenteil. Die Bootshausszene hat mir das Buch und auch die Figuren extrem unsympathisch werden lassen und auch nach Beendigung verstehe ich immer noch nicht die Relevanz.
Am besten haben mir die Szenen auf See gefallen, die sehr spannend und bewegend geschrieben waren.

Mir hat manchmal der Grund weiterzulesen gefehlt, weil das Thema des Buchs oder Annas Ziel so wenig ersichtlich war. Ich weiß über weite Strecken eigentlich nicht worum es geht und warum ich das Buch überhaupt zu Ende lesen sollte.

Bei der Übersetzung hat mich vor allem Börsenkrach irritiert, die geläufige Version wäre hier sicherlich Börsencrash. Und auch das N-Wort will ich eigentlich nicht mehr lesen, auch wenn es vielleicht historisch korrekt ist.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Zwiegespalten

Spinster Girls – Was ist schon normal?
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Evie, 16, leidet unter einer Angststörung die sie dazu zwingt sich ständig zu waschen und sich bewusst zu sein, was so alles schief gehen kann im täglichen Alltag. Frisch im College gründet sie mit ihren ...

Evie, 16, leidet unter einer Angststörung die sie dazu zwingt sich ständig zu waschen und sich bewusst zu sein, was so alles schief gehen kann im täglichen Alltag. Frisch im College gründet sie mit ihren zwei neuen Freundinnen, Amber und Lottie, einen feministischen Club, der sich mit Fragen aller Art zum Thema Feminismus auseinandersetzt. Dabei werden Pink Taxes, also Steuern auf Tampons und andere Menstruationsprodukte ebenso behandelt wie offensichtlicher und verinnerlichter Sexismus. Leider beschränkt sich die Autorin hier auf weiße, heterosexuelle, cis-gender (also Menschen die sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, im Gegensatz zu transgender) Frauen und Mädchen.

Ich hätte mir mehr Diversität gewünscht, bei einem Buch das sich mit so vielfältigen, wichtigen und aktuellen Themen auseinandersetzt. Aber wenn ich Sätze lesen muss wie: „die Periode macht uns zu Mädchen“ und „ist das einzige Ding, das uns zu Frauen macht“ frage ich mich ob nur die Formulierung unglücklich ist oder ob die Autorin Transmädchen und Frauen nicht berücksichtigt hat.
Leider ist auch keine der Figuren explizit nicht-weiß, zwei sind blond, eine rothaarig und eine wird nicht näher beschrieben. Und wenn frau ein Buch, vor allem ein Jugendbuch über Feminismus schreibt, dürfen ausdrücklich diverse Charakter nicht fehlen!

Evie ist großer Filmfan, da Filme lange Zeit das einzige waren, was sie von ihrer Erkrankung abgelenkt hat. Etwas irritiert hat mich, dass Evie, die sich zu Recht über Vergewaltigungen und Gewalt gegen Frauen in Filmen beschwert, mit Woody Allen als Regisseur offenbar keine Probleme hat.

Da das Buch sich mit sehr vielen und sehr grafisch beschriebenen Aspekten von Evies Angsterkrankung auseinandersetzt und überwiegend an Jugendliche adressiert ist, hätte ich mir im Anhang eine Liste mit Internetadressen und Telefonnummern gewünscht, bei denen die Leserinnen Hilfe bekommen können, falls sie nach/bei der Lektüre des Buches Schwierigkeiten haben.

Evies Geschichte ist wohl der Auftakt zu einer mehrteiligen Serie, adressiert an junge (weiße) Mädchen, die sich mit einer Reihe von gesellschaftsrelevanten feministischen Themen auseinandersetzt. Das ist leider nur teilweise geglückt, weil die Autorin sich leider auf heterosexuelle, weiße, cis-gender Mädchen beschränkt und nur die üblichen Jungsprobleme behandelt. Entgegen der offenbar landläufigen Meinung ist nur ein Bruchteil der Gespräche zwischen Teenagermädchen über Jungs und die damit behafteten Probleme.

Für die feministischen Inhalte und Hauptfigur mit psychischer Erkrankung würde ich gerne die volle Punktzahl geben, aber leider fehlt mir komplett die Diversität der Figuren und deshalb kann ich nur 3 Sterne geben.