Schade, dass die Fortsetzung nicht mehr übersetzt wird, denn "Nevermore" ist ein unglaubliches Buch!
"Die Traumwelt und die Welt deiner Realität haben bereits begonnen, miteinander zu verschmelzen. Alles was du kennst und liebst ist in Gefahr. Es hat gerade erst begonnen. Noch ist es nicht vollendet, ...
"Die Traumwelt und die Welt deiner Realität haben bereits begonnen, miteinander zu verschmelzen. Alles was du kennst und liebst ist in Gefahr. Es hat gerade erst begonnen. Noch ist es nicht vollendet, noch besteht ein kleiner Funken Hoffnung. [...] Doch du musst dem allem jetzt endlich ein Ende bereiten."
Inhalt:
Manchmal sind Realität und Traum, nur einen Hauch voneinander entfernt...
Varen ist ein absoluter Außenseiter. Seine Augen sind dunkel geschminkt, er trägt überwiegend schwarze Anziehsachen, geht seinen Mitschülern aus dem Weg und gehört der Goth-Gruppe an. Niemand sucht seine Nähe.
Isobel ist das glatte Gegenteil von ihm. Sie ist blond, lebensfroh, eine der beliebtesten Schülerinnen ihrer Schule, mit einem begehrten Footballspieler zusammen und die beste Cheerleaderin ihrer Truppe. Demnach ist sie nicht gerade erfreut, als sie dem dunklen Varen, bei einem Englischprojekt zugewiesen wird. Auch ihr Freund Brad, kann und will nicht akzeptieren, dass seine Freundin mit dem Außenseiter zusammen arbeitet.
Allen Versicherungen seiner Freundin zum Trotz, dass zwischen ihnen nichts läuft, macht Brad, Varen, das Leben zur Hölle. Doch Isobel will und kann nicht anders, sie braucht eine gute Englischnote, um weiterhin im Cheerleader-Team bleiben zu dürfen. Also rappelt sie sich auf, stellt sich gegen Brad und arbeitet mit Varen zusammen an einem Referat von Edgar Allen Poe.
Doch Varen hütet ein dunkles Geheimnis, ein Geheimnis, welches ihn und Isobel, bald in einen rasanten, gefährlichen und bedrohlichen Albtraum stürzt. Als Isobel sich des ganzen Ausmaßes bewusst wird, scheint es fast schon zu spät...
Idee/ Umsetzung:
Manchmal wird man schon durch einen, sehr gewöhnlichen Klappentext, dazu gebracht, dass die Erwartungen an eine Geschichte immer und immer kleiner werden. So erging es mir auch zu anfang mit "Nevermore". Ein unglaubliches, verträumtes und atemberaubendes Cover lockte mich zu dieser Geschichte, zu diesem Buch. Wie auch der Titel, versprach mir die ganze Verpackung, eine unglaubliche Geschichte, voller Magie und Fantasie. Sprich: Ein Abenteuer nach meinem Geschmack. Doch als ich dann die ersten Worte aus der Inhaltsangabe verschlang, packte mich eine tiefe Panik, denn mir sprang eine altbekannte Grundidee ins Auge: Schönheit der Schule, wird bei einem Schulprojekt, dem Außenseiter zugewiesen in welchen sie sich dann, wider aller Erwartungen, verliebt. Dies ist neben vielen anderen Ideen, eine der meisten Ausgangspunkte für Geschichten dieser Art. Zunächst war ich unglaublich verunsichert und hatte angst, dass mich der normale Trott, der mich auch schon in anderen Büchern dieser Art erwartet hatte, schnell ermüden würde, doch ich wurde überrascht. Was zu beginn noch auf die "übliche" Geschichte schließen ließ, verwandelte sich schon nach mehreren Seiten in ein rasantes, einmaliges und unglaubliches spannendes Abenteuer, welches seine(n) Leser, zusammen mit Varen und Isobel in eine gruselige und faszinierende Welt entführt.
Dabei schafft es die Autorin durchaus, ihre Liebe für Fatasie und Edgar Allen Poe in einer sehr gelungenen Geschichte, gekonnt miteinander zu vereinen. Dabei verwebt sie echte Literatur mit ihrer eignen Fantasiewelt und schafft so eine überzeugende Grundlage, die sich definitiv von anderen Jugendbüchern abspalten kann. Doch auch die Umsetzung meistert sie mit Bravour. War ich zunächst von der hohen Seitenzahl abgeschreckt, so merkte ich am Ende kaum, wie ich die Seiten hinter mir ließ...
Schreibstil:
Kelly Creagh hat einen sehr einfachen aber angenehmen Schreibstil. Leicht verträumt und mit einem unglaublichen Tempo, führt einen die Autorin durch ihr Werk. Dabei lässt sie umgangsprachliche Elemente weit hinter sich, versüßt dem Leser durch Gedichte die literarische Reise und spielt oft, sehr gekonnt und leicht verträumt mit ihren Worten. Vorallem ihr Schreibstil hat es mir erleichtert, mich auf diesen knapp 600 Seiten, nicht zu langweilen oder gar zu verzweifeln. Man wird regelrecht von der Autorin an die Hand genommen und wie im Flug, durch diese erfrischende und vor allem, sehr spannende und nicht zu kitschige Geschichte geführt. Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn ein(e) Autor(in) nicht ein Talent hat, ihre Geschichte greifbar zu machen und fesselnd zu gestalten, diese(r) besser die Finger von einem Werk dieses Ausmaßes lassen sollte. Doch Kelly Creagh beweist, dass jedes Kapitel, jede Seite, jedes Wort und jeder Buchstabe, die Reise durch Nevermore wert ist.
Charaktere:
Auch bei den Figuren, die einen durch "Nevermore" begleiten, ist nicht jedes Klischee, gleich wie es scheint. Zwar ist Isobel eine blonde, hübsche, bliebte Cheerleaderin, doch keinesfalls erfüllt sie dessen typische Charakterzüge. Stattdessen überzeugt sie durch ihre eigene Meinung, Durchsetzungsvermögen, Mut und ganz viel Willen. Sie steht hinter ihren Entscheidungen und ist keiner, der sich hinter der Gruppe versteckt. Besonders jenes hat sie in meinen Augen so sympathisch erscheinen lassen. Sie ist anders, als viele Buchheldinnen und ich habe sie wirklich, schnell in mein Herz schließen können. Auch Varen ist nicht der typische Außenseiter, der typische Goth. Er verbirgt seine eigene Geschichte und versteckt einen weichen Kern, den man zusammen mit Isobel, nur allzu gerne, Kapitel für Kapitel entdeckt. Auch die neuen Figuren, die neuen Fantasiewesen der Autorin, konnten mich durch eine gelungene Beschreibung und düstere Charakterzüge, ganz in die Buchwelt entführen.
Cover/ Innengestaltung:
Das Cover ist, wie ich schon einmal beschrieben habe, einfach unglaublich. Es trifft genau meinen Geschmack und hat mich, von Anfang an, zu dem Buch gezogen. Es ist einfach toll: es wirkt fantastisch, verträumt und scheint ein Märchen zu verstecken. Auch im Nachhinein finde ich das Cover einfach gelungen. Die Farbe, die Symbole, alles passt einfach perfekt zu der Geschichte, die sich hinter jeder Seite, lauernd versteckt. Jedoch hätte ich mich, bei diesem Seitenausmaß gefreut, wenn das Buch ein Hardcover geworden wäre, denn so konnte ich es beim Lesen, leider nicht ganz so erhalten, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte und es hat ziemlich leiden müssen.
Von Innen wird der Rabe, vom Cover erneut aufgegriffen und leitet jedes Kapitel, mit einer großen, verschnörkelten Überschrift ein.
Fazit:
Nicht alles ist immer was es zu sein scheint. Dies beweist "Nevermore" mit unglaublicher Eindringlichkeit. Diese Geschichte zeigt, dass man sich nicht von Vorurteilen und Klischees leiten lassen soll, sondern ab und an auch Mut zu mehr haben kann. In diesem Fall, ist dieses Märchen, welches sich auf jeder Seite versteckt, ein Abbild des unglaublichen Titelbildes. Verträumt, mit viel Fantasie und einer großen Liebe zu Edgar Allen Poe, entführt uns die Autorin Kelly Creagh, in ihre Buchwelt und macht "Nevermore" greifbar. In jedem Kapitel warten neue Wahrheiten, Wesen und Abenteuer auf Isobel, Varen und die Leser der Geschichte. In meinen Augen, bietet das Debüt der Autorin einen überzeugenden Auftakt, der sich nicht hinter anderen Werken, seines Genres verstecken muss. Eine magische Grundidee und ein mitreißender Schreibstil, harmonieren und schaffen es gemeinsam, jeden Lesenden aus der Realität, in die Buchwelt zu ziehen. Dabei sollte man sich nicht von der Seitenzahl abschrecken lassen, denn jedes Kapitel vergeht im Flug und am Ende wundert man sich, dass dieses Werk schon am Ende ist. Ein Ende, welches seine Leser in der Luft zurücklässt und mit einem gemeinen Cliffhanger, nun sehnsüchtig, auf den Folgeband warten lässt. Gemessen am Inhalt, der Seitenzahl und dem Ende der Geschichte, bin ich jedoch der Ansicht, dass es ein paar Seiten weniger dann auch getan hätten.
"Nevermore" ist der Stoff aus dem [Buch]Träume sind und deshalb erlangt die Geschichte um Isobel und Varen, einen Platz unter meinen Lieblingsbüchern.
Sprich: Absolute Leseempfehlung!