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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2019

spannendes Ende aber zwischendurch zu viele Längen

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
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Marcus Goldmann hatte mit seinem Debütroman sofort einen Riesenerfolg. Doch das 2. Buch will ihm nun nicht mehr so recht gelingen und sein Verleger sitzt ihm im Nacken. Verzweifelt nimmt er Kontakt zu ...

Marcus Goldmann hatte mit seinem Debütroman sofort einen Riesenerfolg. Doch das 2. Buch will ihm nun nicht mehr so recht gelingen und sein Verleger sitzt ihm im Nacken. Verzweifelt nimmt er Kontakt zu seinem alten Lehrer und Freund Harry Quebert auf, der ihn bei sich zu Hause in Aurora aufnimmt. Zufällig entdeckt er im Regal Fotos von einem 15-Jährigen Mädchen und Quebert gesteht ihm, vor 30 jahren eine Liebesbeziehung mit Nola gehabt zu haben. Goldmann verspricht das Geständnis fürsich zu behalten und da er mit sienem Roman nicht vorankommt, geht er schließlich zurück nach New York um sich seine Niederlage einzugestehen. Kurze Zeit später erhält er einen Anruf von seinem alten Freund, der ihm sagt, dass man Nola gefunden hat und er unter Mordverdacht steht. Goldmann fährt daraufhin nach Aurora und fängt an selbst zu ermitteln. Immer mehr Geheimnisse tauchen auf und schließlich beginnt er ein Buch über die Geschichte zu schreiben.

Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, doch wurde etwas enttäuscht. Die Sprache von Dicker ist flüssig und sehr bildhaft, dennoch konnte mich die Geschichte nicht von Beginn an mitreißen. Goldmann scheint die Schuld von Quebert partout nichteinsehen zu wollen, er wehrt sich mit allen Mitteln gegen den Gedanken. Auch dass er eine Beziehung mit einem minderjährigen Mädchen hatte, erschüttert ihn nur kurz.

Die Liebesbeziehung zwischen Quebert und Nola wird als wunderschön und tiefgehend beschrieben, bei beiden ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch die Dialoge und Gedanken scheinen nicht so recht dazu zu passen. Nola redet die ganze Zeit nur davon, dass sie seine Frau werden möchte und dass sie sich um ihn kümmern wird, sie setzt alles daran, nicht von ihm getrennt zu werden, was schon leicht ins krankhafte geht. Auch habe ich nicht verstanden, warum die beiden sich bis zum Schluss immer nur gesiezt haben. Wenn man sich so sehr liebt, sollte man da nicht irgendwann ins Du verfallen? Das hat das ganze für mich irgendwie irrational erscheinen lassen.

Bei den Ermittlungen kommen immer mehr Details aus der Vergangenheit zum Vorschein, jeder hat etwas zu verbergen oder plötzlich Hinweise, die damals nicht berücksichtigt wurden oder gar nicht erst aufgetaucht waren. Die Bewohner von Aurora verstricken sich in Lügen und Ausflüchten. Man fragt sich immer stärker, ob denn damals überhaupt irgendetwas richtig gemacht wurde. Der Mittelteil hat starke Längen finde ich und es war mitunter recht langweilig der Geschichte zu folgen. Erst im letzten Drittel kommt nochmal richtig Fahrt auf und es wird wieder spannend. Alles scheint geklärt doch dann passieren Dinge, diealles wieder über den Haufen werfen. Die Charaktere sind zwar alle gut dargestellt doch erscheinen auch etwas übertrieben. Jeder hat etwas zu verstecken und man fragt sich, ob es denn keine normalen Leute in diesem Aurora gibt. Manche Personen wie z.B. Goldmanns Mutter hätte es nicht unbedingt gebraucht, sie hat nichts zur geshcichte beigetragen und war auch sonst nicht wirklich eine Hilfe, sondern auf Dauer eher nervig.
Beim Lesen ist mir oft aufgefallen, dass Goldmann Dinge und Abläufe erzählt, die eigentlich niemand wissen konnte, z.B. die Gefühle und Gedanken von Nola. Dies war zwar nötig,um die Geschichte voran zu bringen und den Tathergang zu rekonstruieren, aber dennoch hat es mich etwas gestört. Hier hätte ich mir eher einen neutralen Erzähler gewünscht.

Alles in allem lässt mich "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" sehr zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite wurde eszum Ende hin noch wirklich spannend und es hat insgesamt auch die meiste Zeit Spaß gemacht zu lesen, aber auf der anderen Seite sind mir zu viele negative Punkte aufgefallen,so dass meine Erwartungen leider nicht erfüllt werden konnten.

Veröffentlicht am 11.03.2019

ein dünnes Buch, das sehr zum Nachdenken anregt

Agathe
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Der Erzähler, ein älterer Herr,von Beruf Psychiater, steht kurz vor dem Ruhestand. Noch ein halbes Jahr muss er arbeiten und jeden Tag zählt er die Therapiestunden, die noch fehlen, bevor er endlich erlöst ...

Der Erzähler, ein älterer Herr,von Beruf Psychiater, steht kurz vor dem Ruhestand. Noch ein halbes Jahr muss er arbeiten und jeden Tag zählt er die Therapiestunden, die noch fehlen, bevor er endlich erlöst wird. Doch dann vereinbart seine Sprechstundenhilfe gegen seinen Willen einen Termin mit einer neuen Patientin und langsam ändert diese sein Leben.
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Der Erzähler war mir direkt zu Beginn furchtbar unsympathisch. Er ist alt, seine Patienten und ihre Probleme scheinen ihm egal. Doch nach und nach erfährt man mehr über sein Leben. Er ist eigentlich ziemlich verloren und alleine. Er hat das ganze Leben gearbeitet, nie viel getan und jetzt weiß er nicht, wie er die Tage im Ruhestand füllen soll. Er traut sich nicht so Recht aus seinen geregelten Bahnen auszubrechen, hat Angst, was seine Mitmenschen denken. Agathe scheint ihn durcheinander zu bringen und er wird sich erstmals der Leere in seinem Leben bewusst. Er fragt sich, was er mit all der Zeit im Ruhestand anfangen soll und rekapituliert sein vergangenes Leben.

Der Schreibstil hat es geschafft, mich mitzunehmen und trotz dem holprigen (da unsympathischer Erzähler) Anfang doch noch zu begeistern. Am Ende waren auch alle gar nicht mehr so unsympathisch, eher sehr menschlich. Jeder der erwähnten Charaktere trägt seine eigenen Probleme mit sich herum, manche größer als andere und dennoch geht jeder auf seine Weise damit um. Auch die Entwicklung des Erzählers fand ich sehr schön und das Ende durchaus gelungen. Die Autorin schafft es trotz des sehr dünnen Büchleins, elementare Fragen zu stellen und den Leser zum Nachdenken anzuregen. Oft habe ich mich in den Charakteren erkannt und habe beim Lesen inne gehalten um darüber nachzudenken. Das Buch liest sich zwar sehr zügig, aber dennoch ist es kein Buch, dass man mal eben so liest. Es klingt nach und man macht sich noch lange Gedanken.

Veröffentlicht am 19.01.2019

das Dominium

Die Eiskriegerin
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An ihrem 8. Geburtstag verliert Myra auf tragische Weise ihre Familie. Nach einigen schweren Jahren wird sie von Acrab gerettet und wächst an seiner Seite zu einer furchtlosen und starken Kriegerin heran. ...

An ihrem 8. Geburtstag verliert Myra auf tragische Weise ihre Familie. Nach einigen schweren Jahren wird sie von Acrab gerettet und wächst an seiner Seite zu einer furchtlosen und starken Kriegerin heran. Sie glaubt, die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, doch als ein neuer Krieger zu ihrer Armee stößt, ist alles wieder da. Zweifel, Trauer und Wut kehren zurück. So macht sie sich auf den Weg um herauszufinden, was damals vor zehn Jahren wirklich geschehen ist. Auf ihrem Weg in die Vergangenheit trifft sie unweigerlich andere Menschen und obwohl es ihr schwer fällt, anderen zu vertrauen findet sie zwei Gefährten, die sie auf ihrer Suche begleiten: Marjane, ein Sklavenmädchen, und Kyllen, ein Magier.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er ist flüssig und hat an den richtigen Stellen ausreichend Details. Die Geschichte wird recht schnell vorangetrieben, man hat dennoch nicht das Gefühl gehetzt zu werden. Die Geschichte an sich finde ich sehr interessant und schön gestaltet. Die drei Hauptcharaktere, aber auch die Nebencharaktere, sind toll beschrieben, genauso wie die Umgebung. Auch die Welt, das Dorminium, war gut durchdacht und hatte hin und wieder deutliche Parallelen zur realen Welt finde ich. Bei komplett neuen Welten finde ich jedoch eine Karte immer recht hilfreich, ohne diese fand ich manche Beschreibungen und Ortsangaben etwas verwirrend.

Myra ist nicht unbedingt der sympathischste Charakter, sie ist oft sehr schroff zu ihren Mitmenschen und möchte nichts von sich preisgeben. Das finde ich jedoch mit Blick auf ihre Vergangenheit nicht weiter schlimm. Was mich jedoch gerade am Anfang des Buches enorm gestört hat war das "ich bin super schlau und finde eine Lösung für ausweglose Situationen"-Gehabe. An gefühlt jeder etwas komplizierten Stelle, die zunächst als unlösbar erschien, kam die Phrase "Es sei denn..." und schwupps, Problem gelöst. Nach dem 3. Mal war das nur noch nervig, hat sich jedoch glücklicherweise ab der Hälfte gelegt.

Ebenfalls irritierend fand ich den Besitzanspruch der männlichen Charaktere in Myras Vergangenheit und ihre Annahme desselbigen. Immer wieder las ich "Sie gehört mir" und auch von Myra kam sehr oft "Ich gehöre ihm". Ich kann verstehen, dass man jemandem Treue schwört, dennoch kam es hier schon stellenweise sehr nah an das Leben eines Sklaven, das sie ja eigentlich ablehnt. Die Auflösung am Ende des Buches hat sich immer mal wieder angedeutet. Auf der einen Seite finde ich das gut, auf der anderen werde ich auch gerne nochmal überrascht am Ende eines Buches.

Alles in allem klingt das jetzt nach sehr viel Kritik, das Buch hat mir dennoch gut gefallen. Nur Begeisterungsstürme konnte es eben leider nicht auslösen. Den 2. Teil werde ich trotzdem lesen.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Ein netter Jugendroman

Nevermore
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Am Anfang des Buches war ich kurz davor abzubrechen. Die Handlungen und Gedanken der Charaktere konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie sind überzogen und unrealistisch, selbst für pubertierende Jugendliche. ...

Am Anfang des Buches war ich kurz davor abzubrechen. Die Handlungen und Gedanken der Charaktere konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie sind überzogen und unrealistisch, selbst für pubertierende Jugendliche. Nach den ersten Kapiteln wird es jedoch zum Glück besser. Den Hauptcharakter Isobel finde ich zwar nach wie vor immer noch sehr nervig und ihre Reaktionen auch etwas unnötig, aber einige der anderen Charaktere sind zum Glück wesentlich interessanter. Auch die Story wird im mittleren Teil spannend und es hat Spaß gemacht weiter zu lesen. Die Idee, dass sich Traum und Wirklichkeit vermischen ist nicht neu, jedoch hat Kelly Creagh es hier gut umgesetzt mMn. Die Verbindung zu Edgar Allen Poe, die immer wieder angedeutet wird, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, hier hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht.

Die Sprache finde ich einfach und dem Buch angemessen, aber dennoch nicht langweilig. Trotz dem etwas holprigen Anfang hab ich das Buch am Ende doch ganz gerne gemocht. Lediglich das doch sehr offene Ende hat mich etwas gestört. Ich hätte mir hier einen klareren Abschluss oder eine Fortsetzung gewünscht.

Fazit: Ein gelungenes Jugendbuch mit einigen Startschwieigkeiten, das leicht zu lesen ist. Für alle die eine schöne leichte Geschichte suchen durchaus empfehlenswert, für alle, die etwas anspruchsvoller sind, eher nicht.

Veröffentlicht am 23.04.2024

Streik

Und alle so still
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An einem Sonntag im Juni liegen vor dem Krankenhaus Frauen reglos auf der Straße. Doch das ist nicht der Beginn, denn am Anfang dieses Buches stehen drei Personen: Elin, die eine erfolgreiche ...

An einem Sonntag im Juni liegen vor dem Krankenhaus Frauen reglos auf der Straße. Doch das ist nicht der Beginn, denn am Anfang dieses Buches stehen drei Personen: Elin, die eine erfolgreiche Influencerin ist und die mit Männern schläft um sich schön zu fühlen und die Hasskommentare im Internet zu vergessen. Nuri, der die Schule abgebrochen hat und versucht, sich als Fahrradkurier, Bettenschubser und Barkeeper über Wasser zu halten. Ruth, die als Pflegefachkraft im Krankenhaus arbeitet und die sich für die Patienten aufopfert.

Und alle so still fängt stark an, auch wenn ich mit Elin nur wenig anfangen konnte. Die Grundidee, des gemeinsamen Protests von Frauen fand ich interessant, denn der Gedanke bietet viel Raum für weitere. Was passiert, wenn Frauen nicht mehr all die kleinen und großen Dinge tun, die als so selbstverständlich betrachtet werden? Mit Ruth gibt es einen Gegenpol zu dieser Bewegung, denn sie denkt das ganze realistisch zu Ende. Auch sie ist erschöpft von der Arbeit im Krankenhaus, von den zahlreichen Überstunden und dem unterbezahlten Job. Doch sie sorgt sich auch weiterhin um ihre Patienten, denn wer hilft den Kranken und Schwachen, wenn alle streiken? Nuri steht irgendwo zwischen diesen beiden Frauen, er versucht drei Jobs unter einen Hut zubringen, er schläft kaum noch und das Geld reicht trotzdem kaum für etwas zu Essen.

Die Männer werden leider recht einseitig dargestellt und variieren zwischen dem jungen Typ, der jede Nacht eine andere hat und dem frauenschlagenden Macho. Als dann auch noch zahlreiche Männer plötzlich in der Notaufnahme eingeliefert werden, weil sie sich ins Bein gehackt oder bei der Hausarbeit verbrannt haben, konnte ich nur noch mit den Augen rollen angesichts dieses doch eher unglaubwürdigen Szenarios.

Angepriesen wird Und alle so still als eine "eine Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben", das System bricht zusammen, v.a. die Care-Arbeit steht dabei im Mittelpunkt. Das allein hätte schon genügt meiner Ansicht nach, doch es werden noch Themen wie Feminismus, Migrationshintergrund, Armut, vergangene Familiendramen und das anerzogene westliche Männerbild eingestreut, die die ganze Geschichte etwas überladen wirken lassen. Dadurch hat es mich dann auch irgendwann inhaltlich wie emotional verloren, keine der drei Hauptfiguren oder der Nebenfiguren hat mich sonderlich erreicht oder interessiert und die Familienzusammenführung als Verbindung der Handlungsstränge hätte es für mich nicht gebraucht. Alles in allem hat mich Und alle so still dann doch etwas enttäuscht zurück gelassen.