Ich wusste, dass es keine Garantie gab. Schreckliche Dinge können passieren, wenn man sie am wenigsten erwartet, an einem sonnigen Samstagmorgen zum Beispiel. Mit ihren Folgen muss man dann leben, jeden Tag. Aber offenbar konnten auch ganz wunderbare Sachen geschehen. Man kann zu einer Fahrt gezwungen werden und nicht die leiseste Ahnung haben, wen man dabei trifft und wie sie das eigene Leben verändern wird.
Erster Satz:
Ich saß auf der Eingangstreppe unseres Hauses und sah zu, wie der beigefarbene Subaru Kombi zu schnell in unsere Sackgasse gefahren kam.
Inhalt:
Amy Curry, ist seit dem Tod ihres Vaters, vor allem eines: Einsam. Sie verkriecht sich in sich selbst und versteckt sich vor dem Leben.
Doch diesem muss sie sich unweigerlich stellen, als ihre Mutter beschließt, ihr altes Haus zu verlassen und in einen anderen Bundesstaat zu ziehen - zusammen mit Amy, versteht sich.
Doch Amy will ihre Heimat, ihr "zu hause" nicht aufgeben und schon gar nicht will sie, wie von ihrer Mutter geplant, einen Roadtrip quer durchs Land, mit einem fremden Jungen, namens Roger, unternehmen - doch ihr bliebt keine Wahl. Also steigt sie auf den Beifahrersitz, neben den, wider jeder Erwartung, sehr attraktiven und anziehenden Roger und fährt in das Abenteuer ihres Lebens.
Denn noch ahnt sie nicht, dass es nur eine kleine Fahplanänderung benötigt um ihre ganze Welt, ihr ganzes "Hier & Jetzt", auf den Kopf zu stellen.
Idee/ Umsetzung:
Es gibt sie! Bücher die einen lächend und glücklich zurücklassen. "Amy on the summer road" ist eines dieser Werke und erschleicht sich so, einen Platz in meinem Leserherz. Bei manchen Werken denkt man ganz genau zu wissen, was sich hinter dem Buchdeckel versteckt - so erging es mir auch mit dieser Lektüre. Doch wider jeder Erwartung wurde ich überrascht. Denn hinter "Amy on the summer road" lauert nicht nur ein gewöhnliches Jugendbuch. Die Geschichte ist so greifbar, so realitätsnah, dass es mir, als Leser, nicht schwer gefallen ist, ganz hinter den Buchstaben und im Geschehen zu versinken. Mit sehr viel feingefühl, bringt Morgan Matson ihre Geschichte an den Leser und überzeugt dabei auf ganzer Linie. Dabei ist ihr Werk kein spannender Knaller, nicht durch einen hohen Spannungsbogen ausgezeichnet, aber dies braucht es auch gar nicht. Dafür besticht es mit einer berührenden und ergreifenden Story über das Leben, Verlust, Schmerz, Liebe, Freundschaft und vielen weiteren, sehr echten und wahrheitsnahen Elementen.
Schreibstil:
Selten ist ein Schreibstil so sehr an mir vorbeigerauscht, wie in diesem Werk. Ganz einfach, simpel und leicht, schreibt Morgan Matson ihre Idee auf Papier und erleichtert es ihren Lesern so, sich schnell hinter den Seiten wie zu hause zu fühlen. Man rast quasie durch ihr Abenteuer und bemerkt dabei gar nicht, wie man die Seiten, wie gefahrene Kilometer auf dem Roadtrip, zurückläasst. Trotz einem gewissen Lesetempo, wird man von den Gefühlen in diesem Buch ergriffen und kann sich sehr gut, vor allem in die Protagonistin, aus deren Sicht erzählt wird, hineinversetzen.
Charaktere:
Es gab keinen Moment in welchem mir Amy, als Protagonistin oder Roger, als ihr männlicher Gegenspieler, unsympathisch erschienen wären. Beide schaffen es innerhalb kürzester Zeit, meinen Zuspruch zu gewinnen. Denn diese beiden Figuren sind vor allem eines: Echt! Man versteht ihre Gefühle, ihre Welt, ihre Situation und gerade jenes macht sie greifbar.
Ich habe das Buch nicht nur gerne gelesen, ich habe auch Amy´s Geschichte und ihre wachsende Bindung zu Roger, nur allzu gerne mitverfolgt. Beide sind mir so sehr ans Herz gewachsen, dass mir gerade der Abschied von Beiden, nach der letzten Siete, unglaublich schwer gefallen ist.
Es müsste öfters solche Buchcharakter geben, mit welchen man mitfühlen und sich identifizieren kann. Denn genau jenes, macht eine gute Lesereise aus, wie ich finde. Abschließend kann ich demnach nur sagen: Ich werde Amy und Roger [Hillary und Edmund - kleiner Insider, versteht ihr nach dem Lesen ;) ] sehr vermissen!
Cover/ Innengestaltung:
Das deutsche Cover gefällt mir sehr gut, denn im Vergleich zu der schwedischen Ausgabe, ist der Zuschnitt, zumindest meiner Meinung nach, passender ebenso die Farbgenbung.
Die Innengestaltung des Werkes, stellt jedoch alles weitere in den Schatten. Denn diese ist einfach unvergleichlich und vor allem originell. Wir begleiten Amy und Roger auf einem Roadtrip und werden ein richtiger Teil der Reise, denn Amy führt ein Reisetagebuch und so finden wir zwischen den Seiten Kassenbons, von ihren besuchten Restaurants, wir finden Fotos von der durchfahrenen Gegend und die verschiedensten Playlists, die ihr Abenteuer unterlegen. Es ist also wäre man selbst auch, ein kleiner Entdecker, auf der Suche nach der ganz großen Reise. Zudem wird jedes Kapitel durch ein Songtextzitat eingeleitet.
Fazit:
Jeder hat schon einmal einen gliebten Menschen verloren, getrauert und versucht mit dem Verlust zu leben. Wahrscheinlich kennt deshalb auch jeder das Gefühl, wenn man gerade bei dem Verusuch, mit dem Verlust zu leben, scheitert. Amy hat einen solchen Verlust erlebt. Ihr ist es ebenfalls unmöglich, ihr altes Leben fortzuführen. Stattdessen verkriecht sie sich in iherer eigenen Welt, aus welcher sie, spätestens zu Beginn des Ropadtrips, langsam aber sicher, herausgerissen wird. Dabei ist Amy eine greifbare und vor allem echte Figur, welche es dem Leser nur allzu einfach macht, auch ins Auto zu steigen und dieses kleine, aber unglaubliche Abenteuer zu begleiten. Genug Treibstoff bietet der sehr leichte und flüssige Schreibstil, genug Proviant, die sehr schmackhafte Innengestaltung, wie auch eine herzergreifende und echte Storyline. Was bleibt mir also anderes zu sagen als: Packt euren Rucksack, klettert als leiser Beobachter zu Roger und Amy auf den Rücksitz und fahrt mit ihnen in diese spannende Reise - Uneingeschränkte Leseempfehlung!