Tolles Thema, aber etwas langatmig
Someone NewSomeone New ist etwas ganz besonderes. Es ist ein Buch mit einem außergewöhnlichen Thema, einzigartigen Protagonisten und einer großen Überraschung zum Schluss. Ich möchte eigentlich gar nicht sagen, dass ...
Someone New ist etwas ganz besonderes. Es ist ein Buch mit einem außergewöhnlichen Thema, einzigartigen Protagonisten und einer großen Überraschung zum Schluss. Ich möchte eigentlich gar nicht sagen, dass dieses Buch Schwächen hat oder ich die vielen gesellschaftskritischen Ansätze nicht mag. Aber ich muss es sagen, denn ich möchte euch nie das Gefühl geben, ein Buch nicht ehrlich bewertet zu haben, nur weil ich die Autorin mag. Ich möchte also Kritik üben an diesem hochgelobten New-Adult-Roman meiner liebsten deutschen Autorin in diesem Genre.
Beginnen wir mir den Dingen, die mir besonders gut gefallen haben. Julian ist ein toller Typ mit Ecken und Kanten, einer bewegten Vergangenheit und einem coolen Humor. Die Liebesgeschichten der Nebencharakter (auf die in den folgenden Bänden ja noch eingegangen werden soll) sind fast noch interessanter als die Story von Micah und Julian. Es gibt viel Romantik in diesem Buch (welch Überraschung) und für einen Liebesroman erstaunlich wenige Klischees, was sehr erfrischend ist. Der Schreibstil ist nach Kneidl-Standards gemessen solide, allerdings gibt es einige Längen. Das Buch ist ein ordentlicher Schinken mir rund 540 Seiten und vieles wirkt unnötig in die Länge gezogen. Ich konnte zum Beispiel die ausführlichen Beschreibungen des Essens der Protagonisten nach einer Weile nicht mehr sehen. Ansonsten ließt sich das Buch aber super flüssig und gewohnt schnell.
Es gab zwei Dinge, die mich besonders gestört haben: Da waren zum einen die häufige Nennung von Filmen und Serien und irgendwelchen Superhelden. Um zu verdeutlichen, was für ein Nerd Micah ist, hätte locker ein viertel dieser Anspielungen gereicht. Dieses "Stilmittel" findet man ja häufiger im New Adult Genre, aber ich persönlich bin der Meinung, man sollte es eher sparsam einsetzten. Ein oder zwei Eastereggs sind ja ganz nett, aber an jeder Ecke überfordern sie dann doch. Zum anderen störten mich auch die Charakter: Unter allen Bekannten von Micah haben wir einen Schwulen, einen Schwarzen, eine Muslima, eine junge Mutter die noch dazu leicht übergewichtig ist und eben Julian. Über den erfahrt ihr dann im Laufe des Buches noch genaueres. Aber auf mich wirkte der Aufbau von Someone New wie das Abhaken einer Liste von Gesellschaftsproblemen. Die reiche Familie mit dem festgefahrenen Weltbild aktzeptiert das Wunschstudium der Tochter nicht und will natürlich, dass diese das Familienunternehmen übernimmt. Der Sohn wurde natürlich verstoßen, denn jeder weiß, dass Reiche Leute Homosexuelle nicht aktzepieren... Fast jeder in diesem Buch kämpft mit echten Klischee-Problemen! Was also der Lovestory an Stereotypen gefehlt hat, wird an anderer Stelle doppelt hinzugefügt.
Noch dazu ist mir Micah tierisch auf die Nerven gegangen. Sie ist ein extrem egoitisches und uneinsichtiges Mädchen. Ohne den Rat ihrer Besten Freundin würde sie wahrscheinlich ein Herz nach dem anderen brechen und ungehobelt wie keine zweite durch die Welt gehen. Sie verteilt Beziehungsratschläge, obwohl sie selbst mit Julian nichts auf die Reihe bekommt und nimmt selbst noch am Ende alles dankend an, was ihr ihre Eltern bezahlt haben.
Fazit
Someone New ist ein New Adult Buch der etwas anderen Art, aber man darf die Wichtigkeit der Botschaft bei der Bewertung nicht über alles stellen. Bisher das schwächste Buch der Autorin. Für Kneidl-Beginner kann ich "Berühre mich. Nicht." nur wärmstens empfehlen.
3,5/5 Sterne
Vielen Dank an Bastei Lübbe und den Lyx Verlag für das Rezensionsexemplar