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Veröffentlicht am 08.01.2020

EINE ANTI-HELDENGESCHICHTE DIE FETZT

Vicious - Das Böse in uns
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Moral wird zu einer Frage mit ungewisser Antwort, richtig und falsch, böse und gut vermischt sich, sodass man beides nur schwerlich unterscheiden kann. Blut fließt auch, ziemlich viel sogar. Aus Lebenden ...

Moral wird zu einer Frage mit ungewisser Antwort, richtig und falsch, böse und gut vermischt sich, sodass man beides nur schwerlich unterscheiden kann. Blut fließt auch, ziemlich viel sogar. Aus Lebenden werden Tote und aus Tote Lebende. Wer Held und wer Bösewicht ist? Who knows? Oder auch: Wen interessiert´s, wenn es so viel Spaß macht? 😉 (morbiden Humor solltet ihr für die Lektüre dieses Buches zweifelsohne mitbringen; zu zart besaitet solltet ihr zudem auch nicht sein)

Die Autorin sagt, sie hätte VICIOUS ohne Absicht auf Veröffentlichung, Genre, Leserschaft etc. geschrieben, als Projekt, das ihr einfach nur Spaß beim Schreiben bringen sollte. Ich finde, dass man genau das beim Lesen des Buches merkt. VICIOUS ist absolutes, ungezügeltes Lesevergnügen! Düster, spannend, morbide, rasant, blutig, fesselnd, mörderisch, ohne Grenzen und Regeln, Heldenhaft und zugleich das absolute Gegenteil davon. Wer den alten (oder neuen) Film „Flatliners“ kennt, wird hier auf ähnliche Experimente mit dem Tod stoßen – die jedoch weitreichendere und coolere Auswirkungen haben. Zwar hege ich keinerlei Wunsch eines Selbstversuches, doch schreibt V.E. Schwab so locker aus dem Ärmel, dass kein Zweifel bleibt, dass es nicht funktionieren und man nicht auch mit Superkräften auferstehen würde Mit anderen Worten: Die Flatliner-Parallele wird mit einem dunklen Ableger des Superhelden-Gens getoppt und herauskommt: Richtiger krass-cooler Lesestoff! – Der nicht nur das Gewissen und die Moralvorstellungen der Charaktere, sondern auch die Ansichten der Leser herausfordert und auf den Kopf stellt.

Obwohl in diesem Roman (fast) niemand (eindeutig) als gut zu klassifizieren ist, liebe ich alle Charaktere (Victor Vale ist mein persönlicher Lieblingsbösewicht. Einzelgänger + Vorliebe, Wörter in Büchern zu schwärzen, um neue Sätze zu offenbaren + Händchen für die richtige Kleidung = cool ^^). Sympathie mit den Antagonisten ist bei dieser Lektüre quasi unumgänglich, weil einfach irgendwie alle Antagonisten sind. Welcher Roman kann mit dergleichen aufwarten? Ich kenne keinen! Genau deshalb ist VICIOUS einfach genialer Lesestoff, der aus der Masse heraussticht und sich nicht um Regeln oder Grenzen kümmert. Die Charaktere haben verdammt viel Spaß beim Böse sein und Anti-Held spielen, die Leser wiederum haben verdammt viel Spaß sie dabei zu verfolgen. Alles richtig gemacht, V.E. Schwab!

Ich freue mich megamäßig auf den zweiten Band VENGEFUL!!!!

Hinweis: Ich habe das Leseexemplar im Zuge der Adventskalender-Aktion von NetGalley erhalten.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2019

Brillanter Abschluss einer brillanten Reihe!

Beautiful Liars, Band 3: Geliebte Feindin
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Mit diesem Ende hätte ich nie gerechnet. Dennoch ist es das einzige, das ich mir vorstellen kann bzw. das einzig richtige Ende für den Weg der Charaktere, den man von Teil 1 über Teil 2 bis zu diesem Finalband ...

Mit diesem Ende hätte ich nie gerechnet. Dennoch ist es das einzige, das ich mir vorstellen kann bzw. das einzig richtige Ende für den Weg der Charaktere, den man von Teil 1 über Teil 2 bis zu diesem Finalband verfolgen konnte.

Band 3 ist das erwachsenste Buch der Reihe. Die Charaktere - bereits volljährig oder kurz davor; unmittelbar vor dem Schritt in die eigenständige Zukunft stehend - laufen nicht länger vor ihren Geheimnissen und Problemen davon: sie beginnen, sich ihnen zu stellen und ihnen ins Gesicht zu sehen. Zu reflektieren, wo sie stehen und wer sie sind - und wo sie stehen und wer sie sein wollen.

Das bedeutet nicht, dass es langweilig wird - oder dass unsere jungen Erwachsenen nicht die eine oder andere Regel brechen. Auch in diesem Band gelingt es der Autorin zu überraschen; den Leser mitfiebern zu lassen und Spannung zu erzeugen. Nicht, wie in den Vorgängern, indem Intrigen gesponnen werden, sondern in dem man das, was in den Vorgängerbänden durch sie entstanden ist, angesehen wird.

Womit sich die Autorin treu bleibt, ist die „Todesvision“ im Prolog. Hierzu sage ich nur: abwarten.

Und was den Tod aus Band 2 angeht, sage ich ebenfalls: abwarten. Normalerweise habe ich ein ziemlich gutes Gespür für die Fäden in der Hinterhand; hier war ich allerdings völlig überrascht. Und zwar in der Form von: WOW!! Oder auch: ´Holy Shit!`

Eine "Lektion" gibt uns die Autorin auch mit auf den Weg. Ich münze sie mal so um: Per Medien/Internet/Social-Media kann man jemandem das Leben zur Hölle machen. Niemand steckt in jemand anderes Schuhen. Daher: Pass auf, was du sagst, weil du nicht weißt, ob es die Wahrheit ist. Und: Nur, weil du etwas nicht verstehst/nachvollziehen kannst, bedeutet es nicht, dass es nicht echt oder richtig ist.

Wenn ihr das Buch lest, wisst ihr sicher, worauf ich anspiele


FAZIT

Faszinierendes Setting, faszinierende Charaktere (ICH LIEBE SIE ALLE !!!) von Band 1 bis Band 3.

Ich werde den Tower mitsamt seiner futuristischen Technik vermissen, ebenso wie mir seine Bewohner fehlen werden. Ich bin jedoch überzeugt, dass sie alle ihren eigenen Weg gehen und leben werden. Wo und bei wem auch immer das sein wird ...

Eine brillante Reihe, die man unbedingt gelesen haben sollte! Für Pretty Little Liars und Gossip Girl-Fans ein absolutes Muss!

Veröffentlicht am 17.05.2019

Stimmungsvoll, mystisch & geheimnisvoll

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit, Band 1
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Da ich im letzten Jahr eins der „grünen & mystischen“ Länder besucht habe, kann ich das getrost sagen: dieses Buch ist wie ein Flugzeug, das einen unmittelbar nach Cornwall katapultiert - und zwar von ...

Da ich im letzten Jahr eins der „grünen & mystischen“ Länder besucht habe, kann ich das getrost sagen: dieses Buch ist wie ein Flugzeug, das einen unmittelbar nach Cornwall katapultiert - und zwar von der ersten Seite an. Wetter, Stimmung, Landschaft, Kultur - zusammen mit Protagonistin June lässt man Deutschland hinter sich, um mit Haut und Haar im sagenumwobenen England anzukommen und von einer Legende in die nächste zu stolpern.

Da stolpern auf Klippen oder am Ufer des tosenden Ozeans nicht sonderlich ratsam ist, trifft es sich gut, dass im richtigen Moment stets ein blauäugiger Engländer zur Stelle ist, um einen zu retten. Dass dieser ein herumkommandierender Bad Boy ist, trübt das Ganze ein wenig - aber hey, niemand ist perfekt! Außer vielleicht der Bruder des Motorrad fahrenden Typen, der die gleichen blauen Augen sein eigen nennt - und ebenfalls um Junes Aufmerksamkeit buhlt?

´Deep-Blue-Twins` - so werden Blake und Preston von ihren Mitschülern genannt. Unnötig zu sagen, dass beide hoch im Kurs der Frauenwelt (und mancher Männerwelt ^^) stehen.

June erkennt schnell, dass nicht nur ihre verstorbene Tante, sondern auch ihre Cousins Geheimnisse haben, die keiner der beiden zu lüften gedenkt. So sind nicht nur die grüne Gestalt im nächtlichen Herrenhausgarten, sondern auch die Jungen ein Rätsel, das June auf Trab hält. Mal auf die sanfte, mal auf die harte Tour. Als dann auch noch eine magische Gabe in ihr erwacht und Lüge von Wahrheit trennt, muss June notgedrungen anfangen, an Legenden und Magie zu glauben.

Dass sich die Geschichte zieht, wie manche Leser bemängeln, kann ich nicht unterschreiben. Es stehen, bis zum Ende, einige Fragen im Raum, doch ist bei mir zu keiner Zeit Langeweile aufgekommen. Zum einen, weil die Autorinnen Cornwall so lebendig dargestellt haben (Fernweh-Garantie!); zum anderen, weil man mit Blake und Preston doch wirklich gern Zeit verbringt. Auch wenn beide, ihre Beweggründe eingeschlossen, schwer zu durchschauen sind. Tatsächlich möchte man sie gleichzeitig schütteln und küssen - besonders einen der beiden ^^

Mit June haben die Autorinnen ebenfalls einen Charakter geschaffen, der sympathisch und ´mit eigenem Kopf` versehen ist. Die Vorliebe für Statistiken verleiht nochmal einen extra Punkt an Individualität.

Die Sympathie hört auch bei den Nebencharakteren nicht auf: Lily und Grayson, zwei Mitschüler, punkten mit Herzlichkeit und Humor und beweisen, dass sie zu June halten, wenn es drauf ankommt.

Über das ein oder andere Klischee stolpert man zweifelsohne; so ist June beispielsweise sehr hübsch und die Jungs fliegen auf sie, als gäbe es keine anderen Mädchen ^^. Eine Szene (ich sage nur ´Schmugglerhöhle`) wirkte für meinen Geschmack etwas zu arg gewollt; allerdings kann ich es den Autorinnen trotzdem nicht übel nehmen, weil das, was darauf folgte, überaus feurig war ))
Insofern: mehr Schmunzeln als Augenrollen ^^



FAZIT

„Ein Augenblick für immer“ ist ein stimmungsvoller, mystischer und geheimnisvoller Roman, der ein sinnlich-lebendiges Bild Cornwalls zeichnet und nicht nur das Herz der Protagonistin hin- und herspringen lässt. Die Geheimnisse rund um June, Blake und Preston werden nur zum Teil gelüftet, womit es im zweiten Teil spannend weitergehen dürfte.

Ich bin gespannt und freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 13.12.2018

Geheimnisse, Intrigen & Machtkämpfe im unsterblichen Elfenreich

ELFENKRONE
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WELTENAUFBAU / STORY

Ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheint? - Ja und nein.

• Elfen, auch bekannt als „das kleine Volk“, sind listige Geschöpfe, die Menschen in die Irre führen, mit verzaubertem ...

WELTENAUFBAU / STORY

Ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheint? - Ja und nein.

• Elfen, auch bekannt als „das kleine Volk“, sind listige Geschöpfe, die Menschen in die Irre führen, mit verzaubertem Essen verhexen und in unvorteilhafte Abkommen verstricken - so der Volksmund
• Elfen sind gut im Spielchen spielen, auch wenn sie nicht lügen können
• Elfen sind Drama-Queens

Holly Black hat gute Recherchearbeit geleistet - dieses Gefühl hat man, wenn man das Elfenreich betrachtet, das sie geschaffen hat. Mit Raffinesse verknüpft sie vertraute Elemente aus Legenden mit ihren ganz persönlichen Elfenwahrheiten.

Freut euch, nebst Elfen, auf Pixies, Rotkappen, Gnome, Nixen und viele mehr; trefft auf Schönheit, Gewalt, Magie, Flüche, Gifte, Geheimnisse und Intrigen und seid gewarnt: der Tod nimmt möglicherweise den ein oder anderen Elfenreichbewohner mit sich.

Von der Story will ich gar nicht zu viel verraten - lasst euch einfach mitreißen! Manches mögt ihr vielleicht erahnen, anderes wird euch zweifelsohne überraschen. Und nicht nur euch: Der ein oder andere Protagonist wird auch sein blaues Wunder erleben

Denn das oberste Gebot im Elfenreich lautet: Nichts ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.

CHARAKTERE

Der Klappentext lässt drauf schließen, dass der Leser seine Hauptcharaktere in Jude und Cardan findet. Auf Jude trifft das zu 100% zu, zumal der Roman aus ihrer Sicht geschrieben ist; bei Cardan kann ich dem nicht ganz zustimmen. Hintergründig ist er stets präsent, doch bekommt man weniger von ihm als man vermuten würde. Dafür gibt es eine ganze Handvoll anderer Charaktere, die die Story stützen und schmücken. Der Prinzensohn hat beispielsweise einen engen Freundeskreis, die Königsfamilie zählt einige Mitglieder und dann ist da natürlich noch Judes Familie.

Für alle Charakter gilt: Jeder hat seine Rolle und Bedeutung und, wie sollte es anders sein: Jeder hat seine ganz eigenen Absichten, die er natürlich nicht zu lüften gedenkt. Nicht mal Judes Zwillingsschwester packt all ihre Karten auf den Tisch. Es gibt demnach viel Raum zum Rätseln und Mutmaßen.

Jude und Cardan, wenn wir trotzdem bei diesen beiden bleiben, sind Charaktere, die ich vom Typ her eher als unsympathisch als sympathisch bezeichnen würde - besonders Cardan. Seltsamerweise tut das dem Lesefluss-/Vergnügen keinen Abbruch. Cardans Wesen sorgt für die nötige Würze (er vertritt zweifelsohne den Bad Boy bzw. Bad Elf ) und was Jude angeht: Sie ist weder die typische Hauptprotagonistin noch die vorbildliche Heldinnenfigur. Ich kann selbst nach Ende des Buches nicht sagen, ob ich sie mag oder nicht. Irgendwie trifft beides zu. Sie ist interessant und anders, was mir ohne Frage imponiert. Dass sie weiß, wie man ein Schwert schwingt und - trotz Angst - nicht die Knie beugt, spricht auch für sie. Ich glaube, das ist noch eine Menge in ihr versteckt, was in den Folgebänden ans Licht kommt.

Nähere Detailaufnahmen dürfte es auch bei Cardan geben. Die Autorin hat ihn überaus schlau geschrieben bzw. präsentiert. Das anfangs von ihm gezeichnete Bild wird im Lauf der Geschichte bestätigt und verworfen, bis man nicht mehr recht weiß, was man von dem jungen Elfenprinz halten soll. Mehr von ihm will man auf jeden Fall.

Nachdem zum Ende des Romans alle Karten gemischt und neu ausgeteilt werden, darf man sich sicher sein: Die Fortsetzung wird spannend!

SPRACHE / SCHREIBSTIL

Holly Black bedient sich einer einfachen Sprache, womit sie der Geschichte und vor allem den Charakteren den obersten Stellenwert zuspricht. Obwohl sie nicht mit Adjektiven um sich wirft, malt sie Bilder in den Kopf des Lesers, sodass man sich das Elfenreich und seine Schauplätze bestens vorstellen kann. Man wird Seite um Seite in die Welt hineingezogen und vermag sich nicht wieder daraus zu lösen, weshalb die Seiten nur so dahinfliegen!

FAZIT

Geheimnisse, Intrigen und Macht im unsterblichen Elfenreich, das trotz seiner Schönheit und Anmut überraschend brutal und skrupellos sein kann - darum dreht sich dieser Roman. Mittendrin ein Menschenmädchen, das sich ihren Platz mit Mitteln und Wegen erkämpft, die sie selbst noch nicht einzuschätzen vermag. Die Linien von Gut und Böse laufen ineinander; Schwüre und Lügen werden ausgesprochen und Macht verlagert sich. Wohin all das führt? Ich bin gespannt!

Ein gelungener Reihenauftakt, der Neugierde und Vorfreude auf Teil 2 schürt!

Veröffentlicht am 06.04.2018

Echt ist echt und bleibt auch immer echt

Hello Sunshine
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THEMATIK

Liest man einen Roman, weiß man, dass man eine fiktive Geschichte vor sich hat. Beim Lesen von „Hello Sunshine“ habe ich das aber tatsächlich dann und wann vergessen. Die Problematik von Schein ...

THEMATIK

Liest man einen Roman, weiß man, dass man eine fiktive Geschichte vor sich hat. Beim Lesen von „Hello Sunshine“ habe ich das aber tatsächlich dann und wann vergessen. Die Problematik von Schein und Sein, YouTube, Instagram & Co. gehört zum heutigen Alltag und hat unleugbar nicht nur rosige Seiten.

„Ich zeige dir, wer du willst, dass ich bin.“ - viele Geschäftsmodelle werden auf diesem Grundsatz aufgebaut. „Höher, weiter, besser“ - auch gnadenloser und rücksichtsloser Konkurrenzkampf zählt zu den Phänomenen der heutigen Zeit. Einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, auf das Scheitern einer „Fake-Indentität“ war überaus bedrückend und mahnend zugleich. Man kommt nicht umhin sich Fragen die (eigene) digitale Welt betreffend zu stellen und sich zu vergegenwärtigen, wie fragil Ruhm doch eigentlich ist.

CHARAKTERE

Menschen machen Fehler, wählen den falschen Weg; verletzen die, die sie lieben, weil sie glauben, sie täten das richtige; schauen weg, wenn es um ihre Schwächen geht und wollen nur das zeigen, was - in ihren Augen - liebenswert ist. Das trifft ganz besonders auf die Charaktere (Manager, Ehemann, Koch-Konkurrenz, Anwalt, Marketing-Team, persönliche Assistentin & Co.) dieses Romans zu, deren Persönlichkeiten so verschieden sind wie ihre Ziele und Wege, um dorthin zu gelangen.

Der eine benutzt Menschen wie Treppenstufen, weil er sich selbst am nächsten ist; der andere verbirgt das Gesicht hinter einer Maske aus geheuchelter Freundschaft; der nächste beschließt eine vierzehnjährige Ehe einfach mal so aus dem Fenster zu werfen, obwohl er selbst Leichen im Keller hat …

Wo es sich beim einen noch nachvollziehen lässt, bleibt für manch anderen Charakter nur Enttäuschung und Abneigung übrig. Nicht immer sind die Beweggründe klar und/oder nachvollziehbar, aber so ist es auch im echten Leben, weshalb ich es in dieser Geschichte positiv bewerte.

Sunshine, die Hauptprotagonistin, ist ein kontroverser, schwieriger Charakter. Anfangs weiß man nicht recht, was für ein Mensch sie eigentlich ist; ob man Sympathie oder Antisympathie für sie empfinden soll. Als ihr dann ihre ganze Welt um die Ohren fliegt, man Einblick in ihre Vergangenheit - den Weg bis zu „Little Miss Sunshine“ - und in ihr Inneres wirft, stellt sich unweigerlich Mitgefühl ein. Ich begann, sie zu mögen, weil sich zeigte, dass sie ein guter Mensch ist, der - wie alle Menschen - Fehler gemacht hat.


STORY

Verschmäht von Fans und Vertrauten, strandet Sunshine in ihrer einstigen Heimatstadt, einem kleinen Ort am Wasser, der dem Leser ein idyllisches Gefühl vermittelt, der Hauptprotagonistin jedoch regelrecht Pickel verursacht.

Die junge Frau ist das Gegenteil von glücklich, beginnt jedoch nach und nach über den Tellerrand zu blicken. Und siehe da: Es gibt tatsächlich eine Welt außerhalb der schillernden Medienwelt. Dass die nicht zwangsläufig begeistert reagiert oder prompt Hilfe anbietet, muss Sunshine auf die harte Tour lernen.

Was in diesem Roman anders ist (meist kehrt der gescheiterte Protagonist in den Hafen der Kindheit zurück, wo er mit offenen Armen empfangen und aufgepäppelt wird), ist unleugbar das Zuhause, in das Sunshine zurückkehrt. Offene Arme, Mitgefühl und Unterstützung? - Fehlanzeige! Polizei und Strafanzeige zur Begrüßung, Feindseligkeit und offene Abneigung - das ist, was Sunshine erwartet.

Wo das wenige an Familie, das noch existiert, weder für sie eintritt noch Interesse an ihrer Gesellschaft hat, zeigt sich ein Fremder schon zugewandter. Trotz eigenwilliger Moralvorstellungen stellt sich seitens des Lesers unweigerlich Sympathie für den bodenständigen Mann ein, wohl einfach deshalb, weil er im Grunde seines Herzens eine ehrliche Haut ist. In Sunshines Lage eine echte Glücksbegegnung.

Trotz des Schlamassels, in dem die Ex-Star-Köchin steckt, lässt sie sich nicht unterkriegen, stellt sich auf die Hinterfüße und kämpft wie eine Löwin. - Um mehr, als sie anfangs gedacht hatte zu kämpfen. Weil es eben nicht nur um eine Koch-Show, Follower oder Verkaufszahlen geht.

Ein kleines, sehr cleveres Mädchen erobert Sunshines Herz und ein Chefkoch mit äußerst eigenwilliger Persönlichkeit wird zum Plan B für die junge Frau.

Obwohl Sunshines Lage eigentlich herausfordernd genug ist, trumpft das Leben abermals mit einer Überraschung auf, die die Prioritäten der jungen Frau neu ordnet. Weil man manchmal für mehr als nur für sich selbst Verantwortung übernehmen muss und nicht immer alles nach Plan läuft.

ZWEI MANKOS, DIE EIGENTLICH KEINE SIND (ACHTUNG: Wer für das Ende vollkommen unvorbelastet sein möchte, sollte diesen Teil evtl. überspringen)

Die Autorin spricht den Leser direkt an, was ich persönlich nicht sonderlich mag. Glücklicherweise nimmt das im Laufe der Geschichte ab, sodass es gut zu verschmerzen ist. Das größere Manko ist das Ende, das eigentlich auch kein richtiges Manko ist.

Die Protagonistin hat den Scherbenhaufen ihres Lebens nicht in Gänze bereinigt, hat neuen Boden, neue Erkenntnisse und Freunde gefunden. Das Leben geht weiter, vielleicht entwickelt sich an der ein oder anderen Stelle noch ein größeres Happy End, doch bleibt es dem Leser überlassen die offenen Fäden weiterzuknüpfen. Ich hätte mir etwas mehr Klarheit in Bezug auf einige Charaktere und Beziehungen gewünscht und doch hat die Autorin ein angemessenes Ende verfasst.

Das Leben entwickelt sich, ändert die Richtung, wohin ein Weg führt, weiß man anfangs nicht mit Gewissheit. Dass „Hello Sunshine“ endet, wie es endet, ist angesichts seiner Nähe zum echten Leben (es läuft nicht immer alles so, wie man gerne hätte) nur würdig und recht.

FAZIT

Dieser Roman ist nah dran am Puls der Zeit und legt menschliche Fehler und Kanten offen auf den Tisch. Den „Untergang“ von Sunshine mitzuerleben, die sich genaugenommen alles selbst eingebrockt hat, ist bedrückend und regt unweigerlich zum Nachdenken an. „Nicht aufgeben, es geht immer weiter“ - diese Quintessenz bleibt nach dem Lesen zurück. Ebenso wie: „Echt ist echt und bleibt auch immer echt.“

Ein tolles Buch, das mir noch besser gefallen hat als ich anfangs erwartet hatte!