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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderschöne Märchenadaption

Die Luna-Chroniken 1: Wie Monde so silbern
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Aschenputtel/Cinderella gehört zu meinen Lieblingsmärchen. Und Wie Monde so Silbern ist eine unglaubliche gute Adaption des Märchen. Wir haben ein junges Mädchen, das von ihrer Stiefmutter wie eine Sklavin ...

Aschenputtel/Cinderella gehört zu meinen Lieblingsmärchen. Und Wie Monde so Silbern ist eine unglaubliche gute Adaption des Märchen. Wir haben ein junges Mädchen, das von ihrer Stiefmutter wie eine Sklavin behandelt wird; wir haben einen Prinzen, der von alldem nichts weiß; wir haben einen königlichen Ball und den allseits bekannten Schuh. Und was wir noch haben sind Cyborgs, Außerirdische und ein drohender intergalaktischer Krieg. Denn Wie Monde so silbern spielt 126 Jahre nach dem Vierten Weltkrieg im Asiatischen Staatenbund. Und unsere Hauptpersonen Cinder und Kai haben so ganz andere Probleme, als wie im grimmschen Märchen auf einem dreitägigen Ball ihre große Liebe zu finden.

Cinder wird als Versuchsobjekt gegen die unheilbare Blaue Pest genutzt und Kai muss sich mit der Königin von Luna auseinandersetzen, die mit einem Krieg droht, wenn er ihre Forderungen nicht erfüllt. Und doch begegnen sich die zwei und Cinders Schaltkreise spielen verrückt. Achja, erwähnte ich das Cinder ein Cyborg ist und deswegen nicht die gleichen Rechte wie ein "normaler" Mensch hat? Sie ist "Eigentum" ihrer Stiefmutter und muss den Lebensunterhalt für ihre Familie verdienen. Cinder ist so unglaublich sympathisch. Sie kennt ihre Stellung in der Gesellschaft, aber sie sieht sich selbst als genauso wertvoll wie jeder andere Mensch. Schließlich kann sie nichts dafür, dass man sie nach einem Unfall nur durch Cyborg-Technologie retten konnte. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und kämpft für die, die sie liebt, und versucht das Richtige zu tun.

Auch Kai hat es in seinem Leben nicht leicht gehabt und versucht alles, um sein Volk zu retten. Vor der Blauen Pest und vor der Königin von Luna. Während der Prinz im grimmschen Märchen total farblos ist, ist Kai unglaublich sympathisch und seine verzweifelte Suche nach dem richtigen Weg hat mich mitgezogen. Ich konnte seine letztendliche Entscheidung sehr gut nachvollziehen.

Cinder und Kai und auch alle anderen Personen und Androiden wirken so authentisch und haben mich mitgerissen. Kaum war die erste Seite gelesen bin ich auch auch schon bei der letzten angekommen und wünschte mir direkt weiterlesen zu können. Der Schreibstil von Marissa Meyer ist unglaublich gut. Die ganzen neuen technologischen Errungenschaften und die besonderen Fähigkeiten der Lunarier sind verständlich erklärt und so in die Geschichte eingebaut, dass man mit der Geschichte lernt und nicht das Gefühl hat, Definitionen zu lesen. Es gibt keine endlos verschachtelten Sätze und selbst über SciFi-Begriffe bin ich nicht gestolpert. Es ließ sich alles sehr flüssig lesen.

Cinders Rolle in der Geschichte war mir zwar ziemlich schnell klar, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es die Spannung genommen hat. Eher war ich umso gespannter, wie Cinder darauf reagieren wird. Und was Kai tun wird, wenn er es erfährt. Alles in allem finde ich, dass die ganzen SciFi Dinge und die Andeutungen anderer Märchen dafür gesorgt haben, dass es eben nicht nur eine Märchen-Adaption mit zu erwartendem Ausgang ist, sondern es ist zu einer ganz eigenen Geschichte geworden, deren Ende einen gerade zu zwingt, weiterzulesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn man die Macht über die Realität hat, wird man Zauberer

PLÖTZLICH ZAUBERER
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Martin Banks verbringt seine Freizeit vor dem Computer. Er surft in den Weiten des Internets und greift auch gerne, nicht ganz legal, auf fremde Systeme zu. In einer sehr unscheinbar klingenden Datei findet ...

Martin Banks verbringt seine Freizeit vor dem Computer. Er surft in den Weiten des Internets und greift auch gerne, nicht ganz legal, auf fremde Systeme zu. In einer sehr unscheinbar klingenden Datei findet er ein Programm, das es ihm ermöglicht die Realität zu verändern. Größe verändern, Teleportieren, den Kontostand erhöhen - alles kein Problem. Martin schwört sich ganz vorsichtig zu sein, damit niemand ihn entdeckt, aber ein paar Mal den Kontostand manipuliert und Männer in schwarzen Anzügen sind hinter ihm her. Martin flüchtet ins mittelalterliche England mit dem Plan als Zauberer sein Geld zu verdienen. Problem: die existierenden Zauberer sind Martin gar nicht so unähnlich und ohne deren Erlaubnis darf Martin nicht bleiben.

Die Geschichte hatte mich sehr schnell gepackt. Martin kam mir zu Beginn etwas naiv vor bzw. er hat erst gehandelt und dann nachgedacht. Dass er es nicht lange schafft unentdeckt zu bleiben, war mir ziemlich schnell klar und die Idee, wie er als Zauberer im mittelalterlichen England Fuß fassen kann - tja, lief wohl nicht so gut. Sehr passend dazu der erste Befehl seines Ausbilders: Erst denken, dann reden bzw. handeln. Auch wenn Martin sich das nicht immer zu Herzen nimmt, findet er sich doch relativ gut zurecht in seiner neuen Umgebung. Zu den Zauberern, die Martin kennenlernt gehören unter anderem sein Ausbilder Phillip und Jimmy, der die ArtusSaga zum Leben erweckt hat und sich selbst zum Vorsitzenden der Zauberer ernannt hat. Und dann ist da noch Gwen, die Schneiderin, die Martins Flirtversuche so gar nicht leiden kann.

Der Schreibstil ist flüssig und Fachbegriffe aus der Computerwelt werden gut erklärt, sodass man auch als Nichtprogrammierer versteht, was Martin und Co. da tun. Die Logik der Zeitreisen, der Einfluss auf die Zukunft, die Frage, wie Computer im Mittelalter funktionieren können, etc. werden meiner Meinung sehr gut umgesetzt. Die Tatsache, dass ein Mensch anscheinend nur ein Code in einem Computerprogramm ist, hat vor Martins Ankunft zu einigen philosophischen Diskussionen unter den Zauberern gesorgt, bevor entschieden wurde, dass es wohl besser wäre, nicht darüber nachzudenken. Mich hat das ein bisschen an Descartes erinnert und an das Gehirn-im-Tank-Beispiel. Was passieren kann, wenn man zu viel darüber nachdenkt, wird im Laufe der Geschichte mehr als deutlich.

Ein weiterer Pluspunkt ist der Humor in dem Buch. Ich musste zumindest des Öfteren lachen/schmunzeln. Ich glaube, Leute, die in der Popkultur mehr zuhause sind als ich, werden auch einige Andeutunge/Witze verstehen. Mir ging es da eher wie Phillip, der oftmals keine Ahnung hatte.

Zusammengefasst ein sehr gutes Buch, das Zeitreiseproblematiken geschickt umgeht und mich für einige Stunden wunderbar unterhalten konnte. Sollten die anderen Bände auch auf Deutsch erscheinen, werde ich sicherlich weiterlesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolute Leseempfehlung

Im Glanz der Welten
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Neue Schule, neues Image. So ist die Hoffnung von Silke, die auf ihrer früheren Schule keinen Anschluss gefunden hatte und Mobbingattacken erleben musste. Mit dem Wechsel auf das Gymnasium erhofft sie ...

Neue Schule, neues Image. So ist die Hoffnung von Silke, die auf ihrer früheren Schule keinen Anschluss gefunden hatte und Mobbingattacken erleben musste. Mit dem Wechsel auf das Gymnasium erhofft sie sich einen Neuanfang und endlich Freunde. Doch die Mobber sind auch auf dem Gymnasium und denken nicht daran, Silke in Ruhe zu lassen. Silke sieht nur einen Ausweg. Sie muss weg. Alles hinter ihr lassen und in einer anderen Welt ihr Glück versuchen. Denn Silke hat ein Geheimnis. Als Kind konnte sie zwischen unserer und der Anderswelt hin und her springen. Und nun versucht sie erneut den Wechsel. Es gelingt, doch der Rückweg wird versperrt. Wie es das Schicksal so will, trifft Silke auf ihre Kindheitsfreundin Ysra und die Halbriesin Unna. Gemeinsam lassen sie sich für den Leit anwerben. Zusammen mit 997 anderen Frauen ziehen sie ins Moor, um die seltenen Diamantblumen zu pflücken. Die 100 besten Pflückerinnen erhalten die Chance auf eine Ausbildung zur Weberin. Für diese Ehre spielen nicht alle Frauen fair. Die drei müssen sich aber nicht nur mit den Intrigen ihrer Mitbewerber auseinander setzen, auch unter den Soldaten gibt es Feinde und das Moor selbst enthält das Böse.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Silke, der Hauptperson, Ysra, Unna, Crispin und Ben erzählt.
Silke war mir ziemlich schnell sympathisch. Ihre Erlebnisse in unserer Welt waren schrecklich und ich kann verstehen, dass sie diese Attacken irgendwann nicht mehr aushält. Ihre Mutter ist nach dem Tod des Vaters tief in die Esoterikszene eingetaucht und ist nicht in der Lage die Situation ihrer Tochter zu erfassen. In der Anderswelt beginnt Silke stärker zu werden. Ihre neu gefundenen Freunde und die Anforderungen, die das Moor an die Mädchen stellt, lassen Silke wachsen. Sie wird selbstbewusster und beginnt sich zu behaupten.

Ysra ist eine Huldra, und auch wenn die Anderswelt viele magische Wesen beheimatet, sind die Menschen ihr nicht wohlgesonnen. Nach dem Tod ihrer Mutter steht sie alleine da und muss herausfinden, wie sie leben will und kann. Ihre Heilkenntnisse sind gern gesehen, aber ein kleiner Fehler und der Ruf nach dem Scheiterhaufen wird laut. Ysra gibt sich sehr selbstbewusst und ist sich ihrer Fähigkeiten und ihrer Grenzen bewusst.

Unna ist eine Halbriesin und war ihr Leben lang eingesperrt unter der Herrschaft ihres grausamen Vaters. Durch die fehlenden sozialen Kontakte fällt es ihr schwer die Menschen zu durchschauen. Sie schwankt zwischen ihrer Loyalität zu ihren Freunden und ihrer "Schwester", versucht aber einen Mittelweg zu finden und keinen zu verlieren.

Die drei Freunde lernen auf dem Leit Crispin und Astrid kennen. Crispin hat gegen den Schatten seines toten Bruders zu kämpfen und erhofft sich, Anerkennung beim König und bei seiner Mutter zu gewinnen, wenn er es schafft, mehr Diamantblumen sammeln zu lassen als sein Vorgänger vor hundert Jahren. Crispin konnte ich nicht so ganz einschätzen. Auf der einen Seite ist er recht sympathisch und will alle beschützen und dann gibt er Befehle, die die Frauen in tödliche Gefahr bringen. Und er weiß in dem Moment um die Gefahr.

Astrid stammt aus einer reichen Familie und ist von Zuhause abgehauen, um sich dem Leit anzuschließen. Wieso, weshalb, warum bleibt lange Zeit ungeklärt, aber schnell wird deutlich, dass Astrid nicht vor hat zu arbeiten und trotzdem die beste Pflückerin werden will. Ein unangenehmer Mensch, der aber zum Ende hin einige Überraschungen bereithält.

Und in der Menschenwelt? Dort spielt Ben eine wichtige Rolle. Er ist ein Klassenkamerad von Silke, der erst nach ihrem Verschwinden sein Gewissen findet. Zudem ist er der Freund von Silke "Ober"-Mobberin Amanda. Ich gestehe, er hat seine positiven Seiten, aber ich mag ihn nicht.

Ziemlich viele Sichtweisen, aber es kommt kein Durcheinander auf und man weiß immer, wo man gerade ist. Die Wechsel sind schön aufeinander abgestimmt. Åsa Böker schafft es eine unglaubliche Welt aufzubauen, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat. Man fiebert mit den Mädchen mit und wünscht ihnen allen, dass sie den Leit überleben. Und dann steht immer noch die große Frage im Raum, ob Silke einen Weg zurück in ihre Welt findet. Und ob sie dies überhaupt will. Und wofür werden die Diamantblumen gebraucht? Nordische Mythen sind geschickt in die Geschichte eingewoben und man lernt viele neue Wesen und Mythenanfänge kennen. Ich möchte direkt in den nächsten Band einsteigen, der aber noch etwas auf sich warten lässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dieses Multiversum zieht einen in seinen Bann

Elric - Der Blutthron
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Die erste Geschichte über Elric, den Herrscher über die Dracheninsel Melniboné, erschien erstmals 1961 unter dem Titel The Stealer of Souls. Mit Elric - der Blutthron erscheint der erste Band der Elric ...

Die erste Geschichte über Elric, den Herrscher über die Dracheninsel Melniboné, erschien erstmals 1961 unter dem Titel The Stealer of Souls. Mit Elric - der Blutthron erscheint der erste Band der Elric Saga in neuer Übersetzung und mit Zusatzmaterialen wie zum Beispiel dem Skript zum Graphic Novel und einem Interview mit Michael Moorcock. Für Fans der Elric-Saga sicherlich sehr interessant. Im Zuge einer Leserunde bin ich in den Genuss dieser Geschichte gekommen und nach dem Lesen kann ich die lobenden Worte aus den Vorworten sehr gut nachvollziehen. Aus diesen erfuhr ich auch, dass Elric prägend für die Rolle des tragischen Heldens in der fantastischen Literatur war und ist.

Elric ist ein Albino und kann nur mit regelmäßigem Konsum von Drogen körperlich stark bleiben. Elric unterscheidet sich aber nicht nur äußerlich von seinem Volk, er erfreut sich auch nicht an den gleichen Grausamkeiten. Sein Vetter Yyrkoon stellt Elrics Herrscheranspruch in Frage, da Elric sich von den vorherigen Herrrschern stark unterscheidet und Yyrkoons Ansicht nach, das Reich der Melnibonéer in den Untergang führen wird. Cyromil, Elrics Verlobte, und Dyvim Tvar, der Herr der Drachenhöhlen, sind Elrics einzige Freunde, die ihn und seine moralischen Gedanken zwar nicht verstehen, aber vollkommen hinter ihm stehen. Elric und Yyrkoon sind als Drachenprinzen Zauberer und können die verschiedenen Dämonen, Elementarwesen und die Chaosfürsten selbst beschwören, die ihnen helfen, dafür aber auch einen Preis fordern. Für eine Aufgabe muss Elric den Obersten der Chaosfürsten, Arioch, beschwören und wird damit zum Spielball zwischen den Fürsten der Ordnung und des Chaos.

Elric würde ich folgendermaßen beschreiben: leidend, einsam, melancholisch, wütend, hassend, liebend, voller Selbstzweifel, mit sich und der Welt im Unreinen ... "der ewige, tragische Held". Ich fand ihn faszinierend. Er ist vielschichtig und eine verlorene Seele, die den richtigen Platz für sich und sein Volk sucht. Es ist sicherlich interessant zu erfahren, wie er sich in den nachfolgenden Bänden entwickelt; und wie sein Leben bei dem ihm vorbestimmten Schicksal verläuft.

Das Multiversum, in der Elrics Geschichte angesiedelt ist, ist sehr komplex aufgebaut. Die Welt besteht aus mehreren Dimensionen/Ebenen; Chaos und Ordnung stehen im Kampf miteinander und Elric wird zur Schlüsselfigur. Das Tempo der Geschichte ist sehr zügig. Die Hauptgeschichte wird kontinuierlich verfolgt, es gibt keine Nebengeschichte. Manchmal wirkte die Geschichte etwas gehetzt auf mich, aber das tut der Spannung keinen Abbruch.

Die Saga von Elric gehört zu den Klassikern des Fantasygenre und ich habe den ersten Band verschlungen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rührte mich zu Tränen

Das Licht zwischen den Meeren
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Ich habe die gebundene Ausgabe vom Limes Verlag gelesen und dort stand auf dem Umschlag ein Zitat von der New York Times: "Machen Sie sich auf Tränen gefasst." Das kann ich nur so unterschreiben. Auf den ...

Ich habe die gebundene Ausgabe vom Limes Verlag gelesen und dort stand auf dem Umschlag ein Zitat von der New York Times: "Machen Sie sich auf Tränen gefasst." Das kann ich nur so unterschreiben. Auf den letzten Seiten liefen bei mir die Tränen. Und das schafft nur eine Geschichte, die mir ans Herz geht.

Es geht um Entscheidungen und wie man mit den Folgen umgeht. Es geht um die Frage, was das Richtige und was das Falsche ist. Es handelt von der bedingungslosen Lieben zwischen Mutter und Tocher. Von der Liebe eines gebrochenen Mannes zu der Frau, die ihm Hoffnung auf Glück schenkte.

Die Charaktere waren alle so gut ausgearbeitet und schlichen sich in mein Herz. Da war Tom, der nach seinen Erlebnissen im ersten Weltkrieg die Abgeschiedenheit auf Janus Rock sucht, und der nicht ganz glauben kann, dass er die Liebe und das Glück mit seiner Frau verdient. Isabel, die Tom liebt und nach drei Fehlgeburten sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind. Hannah, die ihren Mann und ihr Baby verliert und die den Schmerz kaum ertragen kann. Lucy, die in ihrem Alter gar nicht verstehen kann, warum die Erwachsenen handeln wie sie handeln. Dann noch die ganzen Nebenfiguren Sergeant Knuckey, Ralph, Billy, Violet,...... Ich kann gar nicht alle aufzählen.
Tom war mein Liebling. Er will auf der einen Seite die Regeln und Gesetze einhalten, auf der anderen Seite liebt er seine Frau über alles und will verhindern, dass sie an der letzten Fehlgeburt zerbricht. Die Entscheidung, die er letztendlich triftt als das Boot mit dem Baby auf Janus strandet, nagt an seinem Gewissen. Der Mann tat mir so leid. Isabel und Hannah, beides Mütter, die alles für ihr Kind tun würden. Ich war irgendwann an einem Punkt, an dem ich mich nicht mehr für eine Seite entscheiden konnte. Ich habe einfach mit beiden mitgelitten und mich dann nur noch gefragt, was für Lucy das beste wäre. Obwohl diese Frage auch nicht leicht zu beantworten ist. Isabel ging mir allerdings zwischendurch immer mal wieder auf die Nerven. Auf der einen Seite konnte ich ihre Handlungen und Entscheidungen nachvollziehen, auf der anderen Seite dachte ich mir: "Sei nicht so egoistisch. Überlege mal, was dein Mann da für dich tut." Obwohl ich Tom auch gerne mal geschüttelt hätte.

Zum Schluss flossen bei mir die Tränen. Ich wusste am Ende selbst nicht mehr, was jetzt die richtige Entscheidung wäre. Ständig sprangen meine Sympathien von einem zum anderen. Die Vernunft sagt das, das Herz sagt was anderes. Im Laufe der Geschichte waren sich beide auch mal einig. Das Ende der Geschichte fühlte sich aber richtig an und demnach konnte ich das Buch zufrieden zu klappen, auch wenn ich über so einige Fragen noch nachdenken muss.

Der Schreibstil ist sehr schön. Die Gefühle der Personen wurden durch ihn sehr gut übertragen und die Beschreibungen der Landschaften sind nicht zu viel und nicht zu wenig. Ich konnte mir die Landschaften und die Atmosphäre sehr gut vorstellen. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und ich bin nirgendwo über Satzkonstruktionen gestolpert.