Wortgewaltiger Psychokrimi mit einigen Längen
Der dunkle GartenIch bin immer wieder begeistert von Tana French's Schreibstil, die Art und Weise wie sie es schafft ihren Figuren eine Seele einzuhauchen. So auch in ihrem neuen Kriminalroman "Der dunkle Garten", der ...
Ich bin immer wieder begeistert von Tana French's Schreibstil, die Art und Weise wie sie es schafft ihren Figuren eine Seele einzuhauchen. So auch in ihrem neuen Kriminalroman "Der dunkle Garten", der jetzt im Fischerverlag erschienen ist.
Toby Hennessy, 28, führt ein unbeschwertes Leben in Dublin. Bis er eines Nachts in seiner Wohnung brutal zusammengeschlagen wird. Toby überlebt nur knapp, kann sich nicht mehr auf seine Erinnerungen verlassen. Er flüchtet sich ins "Efeuhaus" - das alte Anwesen der Familie, wo er sich um seinen sterbenden Onkel Hugo kümmern soll. Doch der dunkle Garten des Hauses birgt ein schreckliches Geheimnis.
Die ersten 200 Seiten hat man den Eindruck bei dem Buch handelt es sich um einen Familienroman und nicht um einen Krimi, auch wenn bei Toby in der Zwischenzeit schon eingebrochen wurde. Die Autorin lässt sich viel Zeit ihre Charaktere einzuführen und beschreibt ihre Figuren sehr detailreich und authentisch. Toby, der Icherzähler in ihrem Roman scheint bis zur der tragischen Nacht ein Glückskind zu sein, dem immer Alles gelingt, den Jeder mag und der ohne große Anstrengungen durch sein Leben kommt. Er hat eine nette Freundin - Melissa- und einen guten Job, und selbst als ihm dort ein Fehler unterläuft, kann er sich mit Erklärungen bei seinem Chef herausreden und darf im Unternehmen bleiben.
Die Einbruchsnacht verändert Alles. Er kann seine Wohnung nicht mehr ertragen, er wird quasi von einem Moment zum Anderen aus seinem Leben geworfen und fühlt sich als bedauernswerte Kreatur, humpelnd mit hängendem Augenlid und Erinnerungslücken.
Es scheint deshalb eine gute Idee zu sein, dass er zu seinem sterbenskranken Onkel Hugo in das Ferienhaus seiner Kindheit zieht , um ihm Gesellschaft zu leisten. Dort lernt der Leser den Rest der Familie kennen, Cousine Susanne, Cousin Leon, Tanten und Onkel und natürlich den liebenswerten Onkel Hugo bei dem er mit Susanna und Leon so viele schöne Ferien verbracht hat. Dann findet sich im Garten des Efeu-Hauses ein Schädel und die friedliche Ruhe ist vorbei.
Plötzlich ist die Polizei im Haus und die raffinierten Verhöre der Detectives gehen ins Eingemachte und sorgen für große Verunsicherung in der Familie. Ich hatte großen Spaß den psychologichen Tricks der Beamten zu folgen. Toby's Erinnerung muss mit Rückblicken von verschiedensten Seiten auf die Sprünge geholfen werden. Nebenbei geht ein Leben - das von Onkel Hugo- langsam zu Ende und auch dieser Sterbevorgang wird sehr einfühlsam beschrieben.
Dieser sprachlich wirklich wunderbar geschriebene Krimi von Tana French, der auch jede Menge humorvolle Passagen enthält, hat seine Längen und das Ende hat mich leider auch nicht ganz zufriedengestellt aber dennoch kann ich den Roman unbedingt empfehlen.