Erinnerungen verblassen, das Gefühl der Liebe bleibt
„Unter uns nur Wolken“, so beschreibt der an Alzheimer erkrankte Florian seine einzigartige Liebe zu Greta, seiner bereits verstorbenen Frau. Denn wenn ihm auch nach und nach die Erinnerungen entgleiten, ...
„Unter uns nur Wolken“, so beschreibt der an Alzheimer erkrankte Florian seine einzigartige Liebe zu Greta, seiner bereits verstorbenen Frau. Denn wenn ihm auch nach und nach die Erinnerungen entgleiten, das Gefühl der Liebe ist ihm noch geblieben. Florian ist Toms Großvater und einer der drei Protagonisten dieser bewegenden Geschichte. Er hadert noch mit seiner Erkrankung und will sich nicht der Realität stellen, nämlich, dass er täglich Hilfe oder zumindest Aufsicht benötigt. Alle bisherigen Pflegerinnen hat er erfolgreich durch seine ganz spezielle Art verscheucht.
Tom will das Bestmögliche für seinen Großvater, bei dem er aufgewachsen ist. Er sieht sich zunehmend überfordert im täglichen Spagat zwischen den Anforderungen der Betreuung und seines Arbeitsplatzes in seiner Bar, kommt zusehends an seine körperlichen Grenzen.
Anika, kurz Ani genannt, ist nach der Trennung von ihrem Freund ohne Job und Wohnung und finanziell ziemlich abgebrannt in einer aussichtslosen Lage. Als sie durch Zufall von dem Jobangebot erfährt ergreift sie die Chance, die sich gerade als ihr Rettungsanker erweist.
Alle 3 Charaktere haben ihr „Lebenspäckchen“ zu tragen und jede/r versucht, auf seine Art damit umzugehen. Florian läuft wieder einmal beim Pflegerinnen Vergraulen zu Höchstformen auf, wobei er auch vor recht makabren „Scherzen“ nicht zurückschreckt. Aber in Ani hat er einen ebenbürtigen Gegenpart gefunden und die sich daraus ergebenden Wortgefechte sind sehr unterhaltsam und gelungen.
Die Protagonisten sind alle sehr realistisch und authentisch dargestellt und es fällt leicht, sich in die jeweilige Situation des einzelnen hineinzuversetzen. Florians Verzweiflung an seinen guten Tagen, wenn er sich darüber im Klaren war, was ihm schon alles abhanden gekommen war, war greifbar und hat mich sehr bewegt. Toms Hilflosigkeit und sein verzweifelter Versuch, alles nur denkbar Mögliche für seinen Großvater zu organisieren, hat mir einen Bruchteil der Ohnmacht gezeigt, in der sich viele Angehörige in solch einer Situation befinden müssen. Und Ani s Reaktion auf Florians Spielchen fand ich großartig.
Wenn nicht, wie so oft, das Leben dazwischen gekommen wäre hätte ich dieses Buch am Stück verschlungen. Es ist eine sehr einfühlsam beschriebene Geschichte , die ihre leisen Töne hat, aber auch trotz aller Probleme dabei die Lust am Leben nicht vergisst.