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Veröffentlicht am 15.12.2018

In der Liebesküche geht das Licht aus...

Taste of Love - Rezept fürs Happy End
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Vicky Miller hat als Wirtschaftsjournalistin anderes im Kopf als eine von ihrem Chefredakteur aufgezwungene Reportage über Single-Kochkurse. Aber was soll sie machen? Sie fügt sich in ihr Schicksal und ...

Vicky Miller hat als Wirtschaftsjournalistin anderes im Kopf als eine von ihrem Chefredakteur aufgezwungene Reportage über Single-Kochkurse. Aber was soll sie machen? Sie fügt sich in ihr Schicksal und besucht einen Männerkochkurs, wo sie dem attraktiven Anwalt Mitch O’Leary als Kochpartner zugeteilt wird. Die beiden sind sich bereits innerhalb ihres Freundeskreises begegnet. Obwohl Vicky anfangs mit Mitch so gar nichts anfangen kann, entpuppt sich der Kochkurs nach und nach als gar nicht so schlimm, denn Vicky muss feststellen, dass Mitch gar nicht so übel ist und sie sich viel zu erzählen haben, auch wenn sie so gegensätzlich sind. Ob es zwischen den beiden wohl funkt? Liebe geht bekanntlich durch den Magen…
Poppy J. Anderson hat mit „Taste of love – Rezept fürs Happy End“ den Abschlussband ihrer Taste of love-Reihe vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig und mit jeder Menge humorvoller Dialoge durchsetzt, die dem Leser immer wieder Lachsalven entlocken oder ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Schon mit der ersten Seite wird der Leser regelrecht in die Geschichte hineingesogen und kann sich ihr bis zum finalen Schluss nicht mehr entziehen. Diesmal entführt die Autorin den Leser in die kulinarische Welt, wo es um einen Männerkochkurs geht. Beschreibung der Zutaten und Speisen sind in diesem Buch allerdings diesmal leider nicht zu finden, dafür trifft der Leser auf alte Bekannte aus den Vorgängerbänden. Für jemanden, der die Reihe nicht kennt, ist das weniger schön, für alle anderen ein runder Abschied bei Beendigung des Buches.
Die Charaktere sind wieder einmal durchweg schön skizziert und mit Ecken und Kanten versehen, wie sie auch im wirklichen Leben vorkommen. Sie wirken durchweg sehr realitätsnah und authentisch. Vicky ist eine intelligente und ehrgeizige Frau, die mehr mit ihrem Verstand als mit ihrem Äußeren zu punkten weiß. Sie ist nicht die typische Traumfrau, nach der sich alle Männer umdrehen. Dafür ist sie nicht auf den Mund gefallen, kann sich schlagfertig wehren und ist ein Zahlengenie. Doch insgeheim hat sie auch eine verletzliche Seite und übertönt gerade durch ihre schnelle Zunge ihre Unsicherheit. Mitch ist der Frauenheld par excellence, der mit seinem Charme und seiner Attraktivität alle Damen um den Finger wickelt und vor Selbstbewusstsein strotzt. Manchmal wirkt er recht arrogant und selbstsicher, doch auch er besitzt Einfühlungsvermögen und jede Menge Witz. Die weiteren Protagonisten können ebenfalls mit ihren Geschichten punkten und geben der Handlung zusätzlichen Input.
„Taste of love – Rezept fürs Happy End“ ist ein schöner Abschluss der Serie, der noch einmal mit einer spritzigen Liebesgeschichte und tollen Dialogen aufwarten kann. Im Vergleich zu den Vorgängerbüchern gilt es, in diesem Buch allerdings einen Abstrich zu machen, denn hier gibt es weder Rezepte noch Speisenbeschreibungen, wie sie die anderen Bände aufweisen und dem Titel der Bücher Sinn verleihen. Unterhaltsam und sehr kurzweilig, deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.12.2018

Roma misteriosa

Auf den Hügeln Roms
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Schon lange träumt Ophelia davon, die italienische Hauptstadt Rom zu besuchen. Ihr Traum erfüllt sich, als sie bei einem Fotowettbewerb mit dem von ihr eingereichten Bild eine Romreise gewinnt. Mit ihrer ...

Schon lange träumt Ophelia davon, die italienische Hauptstadt Rom zu besuchen. Ihr Traum erfüllt sich, als sie bei einem Fotowettbewerb mit dem von ihr eingereichten Bild eine Romreise gewinnt. Mit ihrer Kamera im Gepäck macht sie sich auf die Reise. Bei ihren Streifzügen durch die Stadt fällt ihr eine junge Frau auf, die ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie heftet sich an deren Fersen und lernt so die Sprösslinge einer Adelsfamilie, Cesare und Isabella Orsini, kennen, die sie als Haushälterin einstellen. Ophelia stellt den Irrtum nicht richtig und erhofft sich dadurch, dem Geheimnis der Ähnlichkeit auf die Spur zu kommen. Doch bald fliegt sie auf, bekommt aber unerwartet Hilfe. Wird es ihr gelingen, ihre Neugier zu befriedigen?
Margot S. Baumann hat mit ihrem Buch „Auf den Hügeln Roms“ einen sehr unterhaltsamen und bildgewaltigen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite in die Geschichte hineinsaugt und nicht mehr loslässt, bis das Ende erreicht ist. Der Schreibstil ist flüssig und farbenfroh, schnell steht der Leser als Ophelias unsichtbarer Reisebegleiter an ihrer Seite und erlebt mit ihr ein Abenteuer ganz besonderer Art. Die Autorin lässt den Leser mit ihrer bildhaften Sprache die geschichtsträchtige und ein wenig geheimnisvolle Stadt Rom auf ganz besondere Art erleben. Streifzüge entlang von Sehenswürdigkeiten, flanierende Menschen sowie die wunderschönen alten Bauten lassen während der Lektüre das Herz höher schlagen. Wer Rom selbst schon besucht hat, findet sich mit dem Buch gleich zuhause und hat herrliche Bilder im Kopf, während er der Handlung folgt. Die Spannung steigert sich ganz gemächlich, wird aber während der Geschichte immer mehr gesteigert und lässt den Leser den Atem anhalten ob der Geheimnisse, die nach und nach zutage treten.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und facettenreich in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Leben, wirken individuell und glaubhaft, was den Leser sofort für sie einnimmt. So fällt auch ein Mitfiebern und Miträtseln nicht schwer. Ophelia ist eine Frau mit Träumen und einer gesunden Neugier. Sie hat eine gute Beobachtungsgabe und lässt sich von einmal gefassten Vorhaben nicht abbringen, verfolgt hartnäckig ihre Spuren, um die vor ihr liegenden Rätsel zu lösen. Cesare ist der Sproß einer Adelsfamilie und schon von Haus aus distinguiert und mit exzellenten Manieren ausgestattet. Manchmal wirkt er aber auch ein wenig wie ein Snob. Auch die weiteren Protagonisten können mit ihrem Auftreten überzeugen und machen die Geschichte zu einem Lesevergnügen.
„Auf den Hügeln Roms“ überzeugt mit tollen Beschreibungen der Örtlichkeiten, einer interessanten Handlung gespickt mit lange gehüteten Geheimnissen und liebenswerten Charakteren. Ein Roman mit italienischem Flair für eine schöne Auszeit vom grauen Alltag. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 08.12.2018

„Denn an sich ist nichts weder gut noch schlimm; das Denken macht es erst dazu.“ („Hamlet“)

Ich, Ophelia
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1601. Ophelia kommt als 8-jähriges Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater Polonius an den dänischen Königshof, wo sie als junge Frau Zofe unter der Fittiche von Königin Gertrud wird, als Prinz ...

1601. Ophelia kommt als 8-jähriges Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater Polonius an den dänischen Königshof, wo sie als junge Frau Zofe unter der Fittiche von Königin Gertrud wird, als Prinz Hamlet sie das erste Mal wahrnimmt und sich in sie verliebt. Auch Ophelia findet Gefallen an dem jungen Mann und schnell sind beide in Liebe entflammt, was leider nicht ohne Folgen bleibt und Ophelia den Tod bringt…
Shakespeares Werk „Hamlet“ ist ein Meisterstück der Tragödie und erfreut sich damals wie heute großer Beliebtheit in der Theater- und Filmwelt. Die Autorin Lisa Klein hat sich in die Höhle des Löwen gewagt und mit ihrem Buch „Ich, Ophelia“ eine interessante adaptierte Version vorgelegt, die diesmal ausschließlich Ophelia zu Wort kommen lässt und auch den Ausgang von Shakespeares Geschichte neu interpretiert. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser steht der Protagonistin Ophelia durch die Erzählung in Ich-Form sehr nah und erhält einen exklusiven Einblick in ihr Leben, ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Dies beginnt schon mit der Zeit, bevor sie an den dänischen Königshof kam und endet ganz anders, als man es als Kenner von Shakespeares Werken erwartet. Die Autorin hat sich jede nur mögliche Freiheit genommen, das Ende neu zu schreiben, wobei sie der doch eher kleinen Rolle Ophelia in Shakespeares Original die Hauptrolle gegeben hat und deren Sicht auf die Welt aus einer etwas moderneren Perspektive betrachten lässt. Dabei gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen immer mehr zu steigern und den Leser bei der Stange zu halten.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken individuell und realitätsnah, was es dem Leser leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen. Ophelia ist eine kluge und wortgewandte Frau, die ihren eigenen Kopf sowie Wünsche und Ziele hat, die sie auch erreichen will. Für die damalige Zeit hätte man sie glatt als revolutionär empfunden, denn sie entspricht so gar nicht dem Typ Frau, den man sich als Leser für das 17. Jh. vorstellt. Diese ihre Art lässt sie aber auch in Schwierigkeiten geraten und macht die damaligen Standesunterschiede deutlich. Sie eckt mit ihrem Vater an und auch mit Hamlet hat sie kein so leichtes Spiel, am Ende treibt sie die Verzweiflung dazu, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen und Entscheidungen für sich zu treffen. Die übrigen Protagonisten sind eher Statisten in diesem Buch, denn das Augenmerk ist eindeutig auf Ophelia gelenkt, womit man als Leser hier gut leben kann.
Als Fazit gilt: Auch als Shakespeare-Fan sollte man den Dingen Raum geben und die Möglichkeit, die Geschichte mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ohne alles so bierernst zu nehmen. Shakespeares „Hamlet“ gilt heute als eine der größten Tragödien. Dagegen ist „Ich, Ophelia“ ein unterhaltsamer Roman, der eine Chance verdient und interessante Aspekte zeigt. Für Shakespeare-Liebhaber eine gelungene und etwas andere Sichtweise auf „Hamlet“. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.12.2018

Mode made by Rosenstern

Rosenstern – Das Haus der schönen Stoffe
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1926. Elly hat eine Anstellung beim Bekleidungshändler Rosenstern in Berlin gefunden und folgt ihrem Bruder Viktor in die große Stadt. Viktor sollte eigentlich studieren, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjobs ...

1926. Elly hat eine Anstellung beim Bekleidungshändler Rosenstern in Berlin gefunden und folgt ihrem Bruder Viktor in die große Stadt. Viktor sollte eigentlich studieren, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjobs durch und kann sich nirgendwo lange halten. Kurz, nachdem Elly ihre Stellung angetreten hat, stirbt der alte Herr Rosenstern und vermacht Elly das Haus nebst Ladengeschäft. Mit Hilfe von neuen Freundinnen und Bruder Viktor verwandelt Elly den alten Laden in ein modernes Maßgeschäft und bekommt durch die zufällige Bekanntschaft mit Joachim Lange sogar noch einen Job als Modell für das bekannte Kaufhaus „Goldstein & Lange“, um genügend Geld für all ihre Vorhaben zu verdienen. Zwischen Joachim und Elly funkt es kräftig, doch Joachim ist anscheinend einer anderen versprochen, so stürzt sich Elly in eine Beziehung mit Armin, dem Personalchef des Modehauses, nicht ahnend, dass sie nur eine Trophäe für ihn ist…
Ulrike Bliefert hat mit ihrem Buch „Rosenstern“ einen sehr unterhaltsamen und farbenprächtigen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, lebt regelrecht durch den eingestreuten Berliner Dialekt und lässt den Leser eintauchen ins alte Berlin des letzten Jahrhunderts, wo er Elly wie ein Schatten auf Schritt und Tritt folgt und bei ihren Unternehmungen hautnah dabei ist. Sehr schön lässt die Autorin das alte Berlin der 20er Jahre wieder auferstehen und den Leser in alle Gesellschaftsschichten schnuppern. Nicht nur der Ausflug in die Vorführetage eines Luxuskaufhauses darf man miterleben, sondern auch die Entstehung von Mode durch Resteverwertung ausgedienter Kleidung sowie ein Modeshooting der Vogue auf der Rennbahn im Regen. Nachhaltigkeit ist ebenso gut und unkompliziert in die Geschichte eingearbeitet wie das Thema Tierschutz, Mode für etwas beleibtere Frauen oder Frauen als Journalistinnen zur damaligen Zeit. Der historische Hintergrund wurde sehr fein mit der Geschichte verwoben und lässt die 20er Jahre sehr lebhaft vor dem inneren Auge des Lesers wieder aufleben. Die Handlung wird durchgängig spannend erzählt, im letzten Drittel jedoch passieren einfach zu viele Dinge auf einmal, wobei einige von ihnen auf der Strecke bleiben und die man sich ausführlicher gewünscht hätte.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen. Sie geben ein farbenfrohes Abbild der damaligen Berliner Gesellschaft wieder und wirken sehr authentisch und lebensecht. Elly ist eine junge Frau, die freundlich und hilfsbereit ist, aber auch sehr gutgläubig und naiv. Mit der Liebe hat sie keinerlei Erfahrung, während sie jede Menge Ideen für Mode im Kopf hat und diese auch kreativ umsetzen kann. Bruder Viktor ist ein Schlawiner, der sich gern rumtreibt, dem Glücksspiel frönt und keinen seiner Jobs halten kann, bis er zur Schauspielerei kommt. Ellys Freundinnen Henry und Olga beschützen Elly und stehen ihr in jeder Lebenslage bei. Ruth Perlmann ist Ellys Ratgeberin. Joachim Lange war früher Kameramann und leitet heute ein exklusives Modehaus, wo er sich in sehr elitären Kreisen bewegt. Armin ist ein Egoist, wie er im Buche steht, er kann keiner Frau widerstehen. Auch die weiteren Protagonisten glänzen mit ihren Auftritten und lassen die Handlung zu einem tollen Kopfkino für den Leser entstehen.
„Rosenstern“ bezaubert durch eine leichte und bildhafte Erzählweise mit einer Geschichte, die das alte Berlin der 20er Jahre wieder lebendig werden lässt. Die Glitzerwelt der Mode, eine Liebesgeschichte und viele kleine Nebenepisoden machen das Buch zu einem kleinen Lesegenuss, bei dem man die Zeit einfach vergisst. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.12.2018

Alte und neue Geheimnisse

Der Gesang des Nordlichts
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Bei Claudia herrscht momentan das Gefühlschaos schlechthin, hat sie doch soeben erfahren, dass sie nochmals schwanger ist, dabei sind ihre beiden Kinder Antonia und Niklas fast aus dem Gröbsten raus, so ...

Bei Claudia herrscht momentan das Gefühlschaos schlechthin, hat sie doch soeben erfahren, dass sie nochmals schwanger ist, dabei sind ihre beiden Kinder Antonia und Niklas fast aus dem Gröbsten raus, so dass sie endlich mit ihrem eigenen Verlag Vollgas geben kann. Ohne ihrem Mann Holger etwas zu erzählen, folgt die gesamte Familie der Einladung von Claudias Vater Gerhard, das Weihnachtsfest und seinen 79. Geburtstag in seinem Haus in Schweden zu verbringen. Auch Claudias Schwestern Simone und Alexandra finden sich dort ein. In der eingeschneiten Wildnis von Schweden hocken sie nun alle aufeinander, was nicht ohne Meinungsverschiedenheiten und Streitereien bleibt. Vater Gerhard schlägt ein Geschenkewichteln vor, das für allerlei Unruhe sorgt. Gleichzeitig wirkt er seltsam entrückt, als wenn ihn etwas bedrücken würde. Als er dann auf Wunsch der Kinder und Enkel beginnt, von seiner Vergangenheit zu sprechen, wird der Familie erst bewusst, wie wenig sie eigentlich voneinander weiß. Es treten Geheimnisse und Wünsche zutage, die niemand geahnt hat…

Heike Fröhling hat mit ihrem Buch „Der Gesang des Nordlichts“ einen sehr unterhaltsamen und leicht melancholischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser an einer interessanten Schwedenreise zur Weihnachtszeit teilhaben, wo er als unsichtbarer Gast mehr oder weniger gut sämtliche Familienmitglieder kennenlernt und an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben darf. Deutlich wird auch, wie wenig die einzelnen Protagonisten eigentlich miteinander reden, denn keiner weiß über den anderen wirklich Bescheid. Anstatt offen und ehrlich zu sein, bleibt vieles ungesagt, was zu Spannungen und Unverständnis führt. Einzig die Kinder sagen laut, was sie denken und halten den Erwachsenen den Spiegel vor, denn denen wird klar, wie wenig sie ihre eigenen Kinder eigentlich wahrnehmen. Die Autorin erzählt die Geschichte hauptsächlich in der Gegenwart und dem Familienaufenthalt im schwedischen Haus, wobei sich nach einer Weile die Gegenwart mit der Vergangenheit Gerhards ab 1945 abwechselt, wo er erstmals in Schweden war. Der Wechsel zwischen den Zeiten gibt dem Leser nicht nur eine Atempause von den familiären Meinungsverschiedenheiten, sondern lässt ihn auch nach und nach ein Geheimnis von Gerhard aufdecken, das die Familie bis dato nicht kannte. Der Perspektivwechsel tut der Handlung gut, denn so gewinnt der Leser immer wieder etwas Abstand, gleichzeitig sorgt er unterschwellig für Spannung. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildreich und lassen vor dem inneren Auge eine zauberhafte Schneelandschaft mit vereisten Seen und funkelnden Nordlichtern am Abendhimmel entstehen.

Die Charaktere sind gut ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die sie authentisch und lebensecht wirken lassen. Claudia ist eine Frau in mittleren Jahren, die zwei Kinder großgezogen hat und nun endlich mit ihrem eigenen Verlag Karriere machen will. Die ungeplante Schwangerschaft stürzt sie in ein Dilemma, denn sie weiß nicht, was sie fühlen und wie sie sich entscheiden soll. Durch ihre Arbeit ist das Verhältnis zu ihren Kindern etwas angespannt, ebenso zu ihrem Ehemann. Vater Gerhard trägt nicht nur ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit mit sich herum, sondern auch eines, was ihm in der Gegenwart zu schaffen macht, weshalb er auch gern mit der Familie zusammen sein will. Alexandra ist mit einem Unternehmer zusammen, sie wünscht sich sehnlichst ein Kind. Simone ist Lehrerin und geht anderen mit ihrer Besserwisserei oft auf die Nerven, vor allem Niklas. Antonia ist ein Teenager, immer mürrisch, genervt und voller Geltungsdrang. Weitere Protagonisten wie Mats und Sessa spielen eine nicht unerhebliche Rolle in Gerhards Leben und geben der Handlung zusätzliche Spannung.

„Der Gesang des Nordlichts“ ist ein unterhaltsamer Roman über einen Familienurlaub in der Abgeschiedenheit Schwedens, der so einige Geheimnisse aus der Vergangenheit und der Gegenwart offenlegt. Schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt und eine Leseempfehlung verdient.