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Veröffentlicht am 16.12.2018

Weihnachten in Paris?

Noch bevor das Jahr zu Ende ist
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Paris, Weihnachten 1968: Thomas Harding ist ein letztes Mal in die Stadt der Liebe gereist, denn er hat nicht mehr lange zu leben. In seinem Gepäck befindet sich ein Stapel Briefe – nach Jahreszahlen geordnet ...

Paris, Weihnachten 1968: Thomas Harding ist ein letztes Mal in die Stadt der Liebe gereist, denn er hat nicht mehr lange zu leben. In seinem Gepäck befindet sich ein Stapel Briefe – nach Jahreszahlen geordnet und gehalten von einem roten Band. Ein zusätzlicher Brief ist noch relativ neu, ihn wird er zuletzt lesen ...

Der erste Brief ist von September 1914. Damals ist Thomas in die Armee eingetreten, um sein Land (England) im Krieg gegen die Deutschen zu unterstützen. Mit ihm zusammen hat sich sein bester Freund Will freiwillig gemeldet. Alle denken, der Krieg wäre nur eine Sache von Monaten, Weihnachten würden sie in Paris feiern. Wills Schwester Evelyn ist von Kindheit an die Dritte im Bund der Freunde. Sie bleibt in Oxford zurück und versucht mit Briefen, die Jungs bei Laune und die Moral hochzuhalten. Viel lieber würde sie selber kämpfen, aber: „Jungs gehen aufs College und in den Krieg. Mädchen machen eine gute Partie.“ (S. 24) Noch beneidet sie die beiden, doch je länger der Krieg dauert und je mehr trotz der Zensur des Propagandaministeriums durchsickert, was sich an der Front wirklich abspielt, desto mutloser wird auch Evelyn „Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte wie ein Löwenzahnsamen im Wind fortgeweht werden, wenn ich mich nicht an etwas festhalte, das solide und beständig und unveränderlich ist.“ (S. 76) Sehr bald werden die Briefe, die Thomas und Evelyn tauschen, ihre Lichtblicke, ihre Anker in dem Wahnsinn um sie herum. Sie machen das Grauen erträglicher: „Wir werden diesen Krieg gemeinsam überstehen, Du und ich.“ (S. 114)

Evie war schon vorher modern und fortschrittlich, aber der Krieg emanzipiert sie noch mehr. Wie so viele andere Frauen möchte auch sie etwas beitragen. Sie beginnt bei der Post zu arbeiten und eine Kolumne über das Leben der Zurückgebliebenen zu schreiben – aber viel lieber würde sie direkt von der Front berichten ...

Auch Tom wird immer desillusionierter. Seine Kameraden um ihn herum sterben schneller, als Nachschub kommt. Warum sollte ausgerechnet er überleben. Ist das überhaupt noch ein Leben, für das es sich zu kämpfen lohnt? Zum Glück spornt Evie ihn immer wieder an: „Mach Dir keine Sorgen, ich werde durchhalten, Evie. Schließlich habe ich nichts anderes zu tun.“ (S. 102)

„Noch bevor das Jahr zu Ende ist“ ist ein sehr berührender Roman, der dem Leser das Grauen des Krieges durch die Briefform sehr nahe bringt. Man erfährt quasi aus erster Hand, was sie Soldaten und die Daheimgebliebenen aushalten müssen, wie sie täglich ums Überleben kämpfen, versuchen, nicht den Verstand zu verlieren. Und er zeigt auch eine zart aufkeimende Liebe. Evelyn stellt schnell fest, dass sie Thomas durch seine Briefe besser kennenlernt, als es ihr zu Hause im täglichen Umgang je möglich gewesen wäre. Sie beginnt, sich nach seinen Zeilen zu sehnen – hat sie sich etwa in ihn verliebt? Trotz ihrer großen Entfernung und dem um sie herum tobenden Krieg? Und was empfindet er? Er unterschreibt immer mit „in tiefer Zuneigung“ bzw. „in ewiger Freundschaft“ – Liebe klingt anders, oder?!

Obwohl ich mich mit der Briefform des Buches etwas schwer getan habe, hat er die volle Punktzahl und meine Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 10.12.2018

Planlos in die Zukunft?

Mein Bullet-Planer für Ideen, Ziele und Träume
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Obwohl ich von Familie und Freunden oft als „Planungsbeauftrage“ bezeichnet werde, weil ich scheinbar das Leben ganzer Völkerstämme organisieren könnte (O-Ton mein Bruder), rutscht mir immer mal ein Termin ...

Obwohl ich von Familie und Freunden oft als „Planungsbeauftrage“ bezeichnet werde, weil ich scheinbar das Leben ganzer Völkerstämme organisieren könnte (O-Ton mein Bruder), rutscht mir immer mal ein Termin durch. Vor allem Geburtstage sind dann immer so plötzlich, dass meine Karten zu spät ankommen.
Um unseren Alltag planen bzw. organisieren zu können, nutze ich neben einem normalen Taschenkalender auch mehrere Apps, u.a. einen nur für den Dienstplan meines Mannes, der im Schichtdienst arbeitet, den Kalender in meinem Handy und eine „Budget“-App. Darum fasziniert mich die Bullet-Journal-Methode von Ryder Carroll, mit der man dies alles und noch viel mehr gesammelt planen, beobachten und auswerten kann. Aber ich brauche feste Strukturen und traue mich noch nicht an ein leeres Notizbuch. „Mein Bullet Planer“ von Jasmin Arensmeier bietet mir einen Rahmen, in dem ich mich im nächsten Jahr so richtig ausprobieren kann.
Neben einem Blanko-Kalender mit Wochen- und Monatsübersichten in fröhlichen Pastellfarben erhält er verschiedene Listen, in denen ich u.a. meine Ziele, Wünsche, Geschenkideen, mein Budget und diverse Tracker verwalten kann. Ich bin gespannt, was ich im Laufe des Jahres über mich herausfinden und ob ich einige Dinge ändern werde.
Einen Verbesserungsvorschlag hätte ich für zukünftige Auflagen. Da man den Bullet Planer wie einen Kalender immer dabei hat und gerade die Handtaschen von Frauen schier unerschöpflich tief und voll sind, fehlt mir ein Gummiband, wie es Kalender heute sonst oft haben. Außerdem werde ich noch eine Lasche für einen Stift befestigen.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Leckereien für jeden Geschmack

Kekse – Lebkuchen – Teegebäck
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Auf der Frankfurter Buchmesse ist mir dieses Backbuch der Österreicherin Elisabeth Ruckser ins Auge gefallen - schon das Coverfoto macht Appetit aufs Nachbacken und Naschen.

Nach einem kleinen Vorwort ...

Auf der Frankfurter Buchmesse ist mir dieses Backbuch der Österreicherin Elisabeth Ruckser ins Auge gefallen - schon das Coverfoto macht Appetit aufs Nachbacken und Naschen.

Nach einem kleinen Vorwort über die Geschichte des Kekses geht’s los mit verschiedenen Lebkuchenrezepten. Hier musste ich u.a. die Erdäpfel-Lebkuchen probieren. Auch wenn sie am Ende eher an Muffins erinnern, der Geschmack ist toll und nächstes Jahr werde ich sie als „normalen“ Lebkuchen auf Oblaten backen. Übrigens verrät die Autorin in diesem Kapitel auch etwas zur Geschichte der Lebkuchen und ihren „Goldenen Regeln“ fürs Backen derselben.

Der nächste Abschnitt widmet sich dem klassischen Weihnachtsgebäck. Die Marzipan-Himbeer-Sterne hatten es uns sofort angetan. Sie sind zwar etwas aufwändiger in der Herstellung, dafür sieht das Ergebnis dann aber auch toll aus und sie schmecken fantastisch.

Danach folgt diverses Teegebäck für jede Gelegenheit. Die Mokkataler gehen relativ schnell und sind sehr lecker!

Abschließend gibt es noch salzige Knabbereien für alle, die es nicht süß mögen.

Ich habe das Buch zusammen mit einer Freundin auf Herz und Nieren getestet. So haben wir u.a. noch Elisenlebkuchen, Schusterlaberl, Florentiner, Vanillekipferl, Eisenbahner und Nussecken gebacken. Wir haben viele neue Österreichische Spezialitäten für uns entdeckt. Das Glossar am Ende des Buches ist dabei sehr praktisch.
Allerdings ist uns auch bei einigen Rezepten aufgefallen, dass sie anscheinend nicht nochmal kontrolliert / probegebacken wurden. Da tauchte z.B. das Ei aus der Zutatenliste nicht im Rezept auf, dafür fehlte der Puderzucker. Auch waren einige Angaben etwas ungenau – so wird in Deutschland die Kochschokolade z.B. durch Kuvertüre ersetzt, aber da sind die Maße anders als in Österreich und auch die Angaben „kleine Kugeln formen“ bzw. „kurz in den Ofen schieben“ waren etwas vage.
Davon abgesehen hat uns das Buch aber überzeugt und wir werden weiter fleißig Rezepte probieren.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Dunkle Zeiten

Der Hexenjäger
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Elsass 1484: Nachdem Susannas Mutter Margarethe nachts aus dem Fenster gestürzt und daran gestorben ist werden Stimmen laut, dass sie freiwillig gesprungen ist, weil sie vom Teufel besessen war. Ausgerechnet ...

Elsass 1484: Nachdem Susannas Mutter Margarethe nachts aus dem Fenster gestürzt und daran gestorben ist werden Stimmen laut, dass sie freiwillig gesprungen ist, weil sie vom Teufel besessen war. Ausgerechnet Bruder Heinrich, der Prior der Dominikaner und Inquisitor, spricht für Margarethe, damit sie in geweihter Erde bestattet werden darf. Er ist mit Margarethe zusammen aufgewachsen und war in sie verliebt, aber sie hat ihn damals verschmäht. Jetzt sorgt er sich um Susannas Seelenheil, will sie überreden, ins Kloster einzutreten. Susanna ist dem Gedanken Nonne zu werden auch nicht abgeneigt. Doch ihr Vater ist von dieser Idee nicht begeistert und als Heinrich immer merkwürdiger wird, entzieht sich Johanna ihm.

Astrid Fritz erzählt in „Der Hexenjäger“ die reale Geschichte von Heinrich Kramer, dem Verfasser des berüchtigten Hexenhammers. Mir war nicht klar, dass er zu seinen Lebzeiten mehr Feinde als Befürworter hatte, die seine Ideen und sein Konzept der Hexenverfolgung, die peinlichen Befragung und seine totalitäre Art nicht gut hießen. In Rückblicken wird von Heinrichs Kindheit und Jugend erzählt. Sie beschreibt ihn als schmächtigen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der immer gehänselt wird, aber auch als extrem intelligent und ehrgeizig. Obwohl er als Mönch den „fleischlichen Genüssen“ abschwören muss, geht er immer wieder zu den Huren – er steigert sich bald in den Wahn, dass diese ihn „verzaubern“, da er sich nicht beherrschen kann. Dieser Irrglaube und seine Geltungssucht treiben ihn letztlich dazu, erst die Hexenbulle und später den Hexenhammer zu schreiben. Ich fand es interessant, dass er damals scheiterte und am Ende sogar aus seinem Landstrich vertrieben wurde – und erschütternd, dass sein Werk 100 Jahre später dazu benutzt wurde, Zehntausende hinzurichten.

Susanna ist ein fiktiver Charakter und steht stellvertretend für jene, die unschuldig in das Blickfeld der Inquisition gelangten. Nach dem (Frei-?)Tod ihrer Mutter ist sie verstört und für Heinrichs Manipulationen empfänglich. Sie ist seit langem einem älteren Mann versprochen vor dem sie sich ekelt. Auch die Ehe ihrer besten Freundin, deren totale Abhängigkeit und Unterwerfung durch ihrem Mann, ist ein abschreckendes Beispiel für sie.

Sehr packend schildert die Autorin, wie sich Susannas Vertrauen zu Heinrich erst in ein ungutes Gefühl und dann immer mehr in blanke Überlebensangst verwandelt. Heinrichs Entwicklung, sein Reinsteigern in den Hexenwahn und die daraus resultierenden Handlungen waren erschreckend. Es wird aufgezeigt, wie die Hexenprozesse funktionierten und die Menschen zur Denunziation aufgefordert wurden.

Fazit: Spannender, gut recherchierter Roman über Heinrich Kramer, den Verfasser des Hexenhammers.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Aus Magie wird Krieg, aus Spiel wird ernst

Die kleinen Wunder von Mayfair
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Als Cathy mit 15 Jahren schwanger wird verlangt ihre Familie, dass sie das Baby in der Fremde bekommt und nach der Geburt weggibt: „ ... und wenn Du zurückkommst, bist Du wieder unser liebes kleines Mädchen.“ ...

Als Cathy mit 15 Jahren schwanger wird verlangt ihre Familie, dass sie das Baby in der Fremde bekommt und nach der Geburt weggibt: „ ... und wenn Du zurückkommst, bist Du wieder unser liebes kleines Mädchen.“ (S. 22) Doch Cathy will kein liebes kleines Mädchen sein, sie will ihr Kind behalten. Da stolpert sie über die Anzeige von Papa Jacks Emporium: „Fühlen Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Willkommen in Papa Jacks Emporium.“ Cathy hat zwar Angst wegzugehen, aber ihr Mut überwiegt.

Das Emporium ist ein Spielzeugladen, der jedes Jahr mit dem ersten Frost eröffnet und mit dem ersten Schneeglöckchen wieder schließt. Das Haus ist magisch, von innen viel größer als von außen. „Was von außen wie ein kleines Geschäft gewirkt hat, entpuppt sich als weitläufiges Labyrinth.“ (S. 8) und auch die Spielzeuge sind sehr ungewöhnlich – können sie sogar lebendig werden? Cathy ist fasziniert. Sie verbringt Wochen im Emporium, ohne nach draußen zu gehen. Der Laden wird zu einem schützenden Kokon, so wie ihr Bauch für ihr Kind. „Vielleicht bleiben wir für immer hier. Gibt es einen besseren Ort, um ein Kind großzuziehen, als einen Spielzeugladen?“(S. 40).

Doch auch in diesem Paradies gibt es Probleme. Papa Jack ist traumatisiert, hat sich in seine Werkstatt zurückgezogen und kümmert sich nur um neue Spielzeuge. Seine Söhne Emil (18) und Kaspar (19) kämpfen seit ihrer Kindheit „die große Schlacht“ mit Spielzeugsoldaten gegeneinander. Emil ist schon immer eifersüchtig auf den großen Bruder und dessen Erfindungen. Außerdem wird nur einer von ihnen später das Emporium übernehmen können – was wird dann aus dem anderen?
Und dann beginnt der erste Weltkrieg. Aus Magie wird Krieg, aus Spiel wird ernst.

Auch mich hatten das Cover und der Klappentext des Buches angezogen und ich kann verstehen, dass einige Leser enttäuscht wurden. Man erwartet eine magische Liebesgeschichte und bekommt etwas ganz anderes.
Robert Dinsdale hat mich gleichermaßen bezaubert und schockiert. „Die kleinen Wunder von Mayfair“ beginnen als romantisches Wintermärchen, mit Cathys Flucht und Emanzipation von ihrer Familie, den wundervollen Spielzeugen, dem Emporium als Hort ewig dauernder Kindheit („Die Kinder kommen ins Emporium, weil sie Abenteuer erleben wollen, aber die Erwachsenen, weil sie daran erinnert werden möchten, dass die Welt einst mit so viel Magie angefüllt war, wie ihre Fantasie nur hergab.“ (S. 248)) und der zarten Liebesgeschichte, die sich zwischen ihr und Papa Jacks Söhnen anbahnt. Doch den größten Raum in dem Buch nimmt der Krieg ein. Der zermürbende Kleinkrieg zwischen Emil und Kaspar, der ständige Wettbewerb, wer die besseren Spielzeuge baut, der Kampf um Cathys Zuneigung, später um das Geschäft und zum allergrößten Teil die beiden Weltkriege.
Auch mich haben die Schilderungen der Kriegserlebnisse und ihrer Folgen aufgewühlt und ich habe mich gefragt, ob diese beiden so unterschiedlichen Handlungsstränge denn überhaupt zusammenpassen und nicht zu viele Leser abschrecken. Doch der Autor macht auch immer wieder klar, dass man (fast) überall ein kleines bisschen Magie und Hoffnung finden kann, wenn man nur genau genug sucht. „Einem Menschen können die schrecklichsten Dinge zustoßen, aber er wird sich nie verlieren, wenn er sich immer erinnert, dass er einmal ein Kind war.“ (S. 170)

„Die kleinen Wunder von Mayfair“ ist ein sehr philosophisches Buch. Es beschäftigt sich mit Realitäten und Perspektiven, handelt von Hoffnung, Liebe, Mut und Magie. Mein Tipp für alle Fans von „Sophies Welt“ von Jostein Garder.