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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2019

Unterhaltsam, aber auch inhaltlich dünn

Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens
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Ich kannte Harald Lesch bisher nur von seinen Fernseh-Auftritten und habe in der Bibliothek spontan nach diesem Büchlein gegriffen.
Laut Impressum ist dieser Titel erstmals als Hörbuch erschienen, was ...

Ich kannte Harald Lesch bisher nur von seinen Fernseh-Auftritten und habe in der Bibliothek spontan nach diesem Büchlein gegriffen.
Laut Impressum ist dieser Titel erstmals als Hörbuch erschienen, was man dem Text deutlich anmerkt. Er ist in einem sehr lockeren Ton geschrieben. Ich kann mir gut vorstellen, dass er in gesprochener Form zu einem unterhaltsamen und für manche Zuhörer mitreißendem Vortrag wird.
Er richtet sich jedoch nur an absolute Neulinge auf diesem Gebiet. Der Autor gibt ein paar Basisinformationen zu Themen wie Urknall, Entstehung des Sonnensystems oder „Was ist Leben?“. Aber um alle Fragen, die ein bisschen mehr in die Tiefe gehen würden, drückt er sich herum oder überspielt sie mit amüsanten Zwischenbemerkungen.
Auch seine Aussagen zum Thema Gott sind eher Wischiwaschi.
Als kurzweiliger Einstieg in die Materie ist diese Lektüre durchaus brauchbar. Von einem Professor für Astrophysik hätte ich allerdings mehr erwartet.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ereignisreiche Reise

Neues vom Onkel Franz
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Während Klaus Ranzenbergers früheres Werk „Der Onkel Franz“ eine Zusammenstellung von Anekdoten und allgemeinen Betrachtungen war, in welchen der Onkel Franz diverse Auftritte hatte, handelt es sich hier ...

Während Klaus Ranzenbergers früheres Werk „Der Onkel Franz“ eine Zusammenstellung von Anekdoten und allgemeinen Betrachtungen war, in welchen der Onkel Franz diverse Auftritte hatte, handelt es sich hier um einen zusammenhängenden Roman, in dem diese Kunstfigur die Hauptrolle spielt.

Im Zuge einer von vielen Unterbrechungen und Umwegen gekennzeichneten Reise nach Wien macht er überraschende Erfahrungen und kommt mit den unterschiedlichsten Männern (interessanterweise sind es tatsächlich ausschließlich Männer) ins Gespräch.

Es ist zwar immer wieder spannend, mitzuverfolgen, wie so manche modernen Entwicklungen auf einen älteren Herrn aus dem Innviertel wirken.
Ich konnte mit der Person des Onkel Franz aber nicht richtig warm werden. In manchen Szenen wirkt er zu „gutmenschen-haft“, an anderen Stellen zeigt er dagegen kaum eine Bereitschaft, sich mit den Ansichten seines Gegenübers wirklich auseinander zu setzen.
Teilweise mag dies auch der Kürze des Textes geschuldet sein, alles in allem konnte mich dieser Roman aber nicht überzeugen. Dazu kommt noch, dass sowohl der Verlauf der Odyssee als auch das Ende ziemlich unrealistisch sind.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Vieles ist besser als wir glauben

Factfulness
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Hans Rosling zeigt hier, dass viele unserer Ansichten über den Zustand der Welt sowie die Lebensbedingungen der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern falsch sind, und er spürt den psychologischen ...

Hans Rosling zeigt hier, dass viele unserer Ansichten über den Zustand der Welt sowie die Lebensbedingungen der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern falsch sind, und er spürt den psychologischen Mechanismen nach, die uns zu derartigen falschen Schlussfolgerungen verleiten.
Oftmals mit Hilfe von anschaulichen Grafiken erklärt er, dass sich viele Dinge – wie die Schulbildung von Mädchen, Impfraten oder die Anzahl der Kinder pro Frau – in eine positive Richtung entwickeln. Auch macht er deutlich, welche Folgen diesbezügliche Fehleinschätzungen haben, wenn etwa Unternehmen es versäumen, in aufstrebende Märke zu investieren oder Aktionen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht richtig durchdacht scheinen, und gibt den Lesern Tipps, wie man sich vor Denkfehlern bewahren kann.
Diese Ausführungen werden immer wieder mit einigen teilweise durchaus amüsanten Anekdoten aus dem Leben des Autors gewürzt.
Die hier verarbeiteten Informationen sind tatsächlich interessant und oftmals überraschend und können daher auch zum Nachdenken darüber anregen, wie korrekt das Bild ist, das Medien oder Regierungen von den Problemen der Gegenwart vermitteln.

So weit, so gut. Mit der Zeit wurde die Lektüre allerdings zunehmend unerfreulicher.
Zum einen werden die im Wesentlichen immer gleichen Aussagen und Argumentationslinien ständig wiederholt.
Zum anderen hatte ich den Eindruck, dass der Autor sich viele Faken genau so hinbiegt, dass sie in Übereinstimmung mit seiner Kernthese ausgelegt werden können.
So wird beispielsweise immer wieder betont, wie stark sich der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, in den letzten Jahrzehnten reduziert hat. Nichtsdestotrotz sind es immer noch eine Milliarde, die mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen. Eine gute Nachricht sieht für mich anders aus.
Auch sonst wird meistens mit Anteilen anstatt mit absoluten Zahlen argumentiert. Selbstverständlich ist diese Vorgehensweise legitim. Es sollte aber doch festgehalten werden, dass dadurch viele Aussagen positiver scheinen als sie wirklich sind.
Oder: Unter der Überschrift „16 gute Dinge, die sich verbessern“ findet sich unter anderem eine Grafik, wonach die Zahl der „Arten, die als bedroht eingestuft und geschützt werden“ zwischen 1960 und 2017 von 34 auf 87.967 angestiegen ist. Man muss sicher kein militanter Umweltaktivist sein, um es eher als negativ zu empfinden, dass immer mehr Tiere dieses Schutzes bedürfen.

Fazit: Die Mission des (inzwischen leider verstorbenen) Autors ist sicherlich begrüßenswert. Es hätte dem Buch allerdings gutgetan, wenn auch abweichende Interpretationen und Meinungen erwähnt worden wären.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Roadmovie mit einigen Ungereimtheiten und vorhersehbarem Ende

Heimweh
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New Mexico, 1. Mai: Die 16jährige Carly und ihre 12jährige Schwester Jen schleichen sich mitten in der Nacht heimlich davon. Ein weiter Weg liegt vor ihnen, denn Carly ist davon überzeugt, dass ihr in ...

New Mexico, 1. Mai: Die 16jährige Carly und ihre 12jährige Schwester Jen schleichen sich mitten in der Nacht heimlich davon. Ein weiter Weg liegt vor ihnen, denn Carly ist davon überzeugt, dass ihr in Kalifornien lebender (ehemaliger) Stiefvater Teddy der einzige ist, der ihnen zu Hilfe kommen kann.
Sie begeben sich auf eine gefahrenvolle Reise, die sie in unwirtliche Gegenden und riskante Situationen führt. Doch Carly ist fest entschlossen, ihr Ziel zu erreichen.

Ich habe dieses Buch nicht nur deshalb gekauft, weil es billig war, sondern auch weil ich mir eine Abwechslung vom oftmals üblichen Einheitsbrei erwartet habe – und tatsächlich ist der Inhalt relativ frei von Klischees.
Wirklich packen konnte mich die Geschichte aber dennoch nicht.
Zum einen wirkt vieles unlogisch oder unrealistisch. Vor allem aber kommt nie echte Spannung auf. Die Handlung ist über weite Strecken ziemlich vorhersehbar, man kann bereits nach ca einem Drittel erahnen, wie das Ganze wohl ausgehen wird. Lediglich die Rückblicke in die Vergangenheit sind fesselnder und hätten daher etwas ausführlicher ausfallen können.
Weiters bin ich mit den Protagonistinnen nicht wirklich warm geworden. Zwar wirken die Mädchen durchaus sympathisch und gerade Carly ist mit ihrer beinahe bewundernswerten Sturheit ein interessanter Charakter. Jedoch konnte ich viele ihrer Denkweisen und Aktionen nicht nachvollziehen. So habe ich beispielsweise bis zum Schluss nicht verstanden, was das eigentliche Motiv für ihre derart überstürzte Flucht war.

Da die Grundidee gut ist und die Geschichte von ein paar langatmigen Passagen abgesehen ganz flott erzählt wird, eignet sich der Roman dennoch als nette Lektüre für zwischendurch. Aber eben nicht mehr.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Mäßiger Dan-Brown-Abklatsch

Die Farben der Erinnerung
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Dieser Roman spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen:
Im New York der Gegenwart erhält Gemma seltsame Nachrichten, die auf das Gedicht „My Last Duchess“ von Robert Browning sowie auf ein geheimnisumwittertes ...

Dieser Roman spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen:
Im New York der Gegenwart erhält Gemma seltsame Nachrichten, die auf das Gedicht „My Last Duchess“ von Robert Browning sowie auf ein geheimnisumwittertes Bildnis einer „Dame in Grün“ hinzuweisen scheinen. Als Vierjährige hatte Gemma ihre Eltern durch ein Feuer verloren, bei dem auch sie selbst fast umgekommen wäre, und immer noch leidet sie an den Folgen dieses traumatischen Ereignisses. Nun stellt sie gemeinsam mit dem Browning-Experten Sisley, der ebenfalls mit einigen psychischen Defiziten zu kämpfen hat, eigene Nachforschungen an, welche zu überraschenden Ergebnissen führen.
Im Florenz des Jahres 1854 sucht Robert Browning nach Inspiration für seine nächsten Werke, während seine Frau Elizabeth in ständiger Sorge um ihre Gesundheit ist.
Im 16. Jahrhundert ist eine junge Frau in einer lieblosen Ehe gefangen und leidet auch noch an einer schweren Krankheit. Einzig in dem Maler Sandro findet sie einen Vertrauten.

Diese Geschichten werden abwechselnd erzählt, wobei jene um Gemma aber den weitaus größten Anteil hat. Dies fand ich schade, läge doch auch in den anderen Handlungssträngen Potential für ausführlichere Schilderungen.

Generell konnte mich dieses Buch – im Gegensatz zu den anderen, welche ich von der Autorin bereits gelesen habe – leider nicht wirklich überzeugen.
Zwar sind die meisten der auftretenden Charaktere interessant gezeichnet; insbesondere die Interaktion zwischen Gemma und Sisley, die beide ihre eigenen Probleme haben und schließlich zu einer ganz eigenen Art von Beziehung finden, wird anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. Auch werden diverse Orte und Situationen farbenfroh und lebendig beschrieben.
Die Handlung als solche wirkt allerdings wie ein wenig gelungener Abklatsch der Dan-Brown-Romane. Es ist eine teilweise verwirrende Schnitzeljagd, die von einem Hinweis bzw von einem Schauplatz zum nächsten führt, jedoch nicht zu fesseln vermag.
Die Auflösung enthält dann einige Ungereimtheiten und vor allem das Verhalten einer Person konnte ich überhaupt nicht verstehen.

Trotz einer vielversprechenden Grundidee bleibt so nur ein mäßiger Eindruck.