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Veröffentlicht am 06.02.2019

Humorvoller Krimi

Klausentod (Egi-Huber-ermittelt 3)
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Klausentod von Nicki Fleischer, Verlag Midnight by Ullstein, hat 238 Seiten auf meinem Reader. Die 27 Kapitel sind mit Überschriften versehen. Im Anhang findet man ein Wörterbuch Russisch-Deutsch und ...

Klausentod von Nicki Fleischer, Verlag Midnight by Ullstein, hat 238 Seiten auf meinem Reader. Die 27 Kapitel sind mit Überschriften versehen. Im Anhang findet man ein Wörterbuch Russisch-Deutsch und die Leseprobe zu Nebelhorn. Zu Beginn gibt es noch eine Klausenliste.
Mitten im Oberstdorfer Klausentreiben findet ausgerechnet der Polizeihauptkommissar Egi Huber einen Toten. Nach Zeugenaussagen war es die Nummer 6 der Klausen, die auch schnell gefunden wurde. Aber wer ist Nummer 6, wenn vorher einige ihre Kostüme und Nummern getauscht haben?
Zum Ärgernis der Oberstdorfer Polizei tauchen Akay Tok von der Kripo Kempten und Dr. Silva Stern, Polizeipsychologin, auf und mit ihnen eine weitere Nummer 6. Es gibt ein totales Nummern- und Kostümchaos. Das Verzeichnis des Heimatschutzvereins nützt da auch nicht viel.
Der Tote war ein einheimischer Multimillionär, der überall seine Hände bzw. sein Geld im Spiel hatte und nicht überall beliebt war.
Es ist herrlich zu lesen, wie die einheimischen Polizisten zusammenhalten, schließlich darf der Mörder nicht aus der eigenen Bevölkerung kommen. Dabei lassen sie sich so einiges einfallen, um die Kemptener Kollegen auszutricksen. Auch der oberste Boss, der Chefmeier, ist ein ganz Gerissener. Er hat sogar eine Abhöranlage installiert, um die fremden Kollegen zu belauschen und immer auf dem Laufenden zu sein. Aber die Kemptener sind auch nicht dumm. Bei den Befragungen gehen Akay und Silvia immer mit einem einheimischen Dorfpolizisten los, um diese besser unter Kontrolle zu haben. Aber Egi und Rudi finden immer Möglichkeiten zu kommunizieren. Die Chats der beiden haben mir auch Lachtränen in die Augen getrieben.
Ausgerechnet beim Masseur erfährt Egi die wichtigsten Dinge und sein Glaube an die unbescholtene Dorfgemeinschaft gerät heftig ins Wanken, als er von allen möglichen Intrigen und Verhältnissen hört. Irgendwie scheint jeder Dreck am Stecken zu haben.
Ich habe nach einer Weile den Kostümüberblick komplett verloren. Aber am Ende hat sich alles aufgeklärt. Die Geschichte und die einzelnen Charaktere finde ich total Klasse. Angefangen von den arroganten Kemptener Kripo-Beamten bis hin zu Luigi, dem kleinen Italiener. Und der Kneter, sehr passend zum Berufsbild, ist mit seiner Tratscherei herrlich. Und die Aktionen mit den Suchhunden war einfach zu komisch, konnte ich mir bildlich super vorstellen und musste wirklich lachen. Ebenso haben mich Uroma Bruni’s Zeichnungen stark beeindruckt, die dem Egi sehr geholfen haben.
Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Abschnitte aus Sicht einer Frau, die irgendwo gefangen gehalten wird.
Die Tradition des Klausentreibens an sich finde ich ziemlich beängstigend, so wie sie hier dargestellt wird. Das beschreibt Uroma Bruni’s Gedicht am Schluss sehr passend.
Das Cover gefällt mir sehr gut und hat mich auch zum Lesen inspiriert.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Sehr spannend

Blinde Rache
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Leo Born „Blinde Rache“ hat 377 Seiten auf meinem Reader, die in 3 Teile mit 65 Kapiteln gegliedert sind.

Nach vier Jahren kehrt Mara Billinsky als Kommissarin der Mordkommission zurück nach Frankfurt. ...

Leo Born „Blinde Rache“ hat 377 Seiten auf meinem Reader, die in 3 Teile mit 65 Kapiteln gegliedert sind.

Nach vier Jahren kehrt Mara Billinsky als Kommissarin der Mordkommission zurück nach Frankfurt. Mit ihrer unkonventionellen Art hat sie sich nicht nur Freunde gemacht. Ihr ehemaliger Chef Hauptkommissar Rainer Klimmt ist auch wieder ihr neuer Chef und ist nicht begeistert. Nachdem sie in einer Einbruchsserie ermitteln soll, kommt endlich der erwartete Mordfall auf ihren Tisch. Der ist allerdings schon vier Wochen alt und es besteht kaum Hoffnung auf Lösung. Ivo Karevic, ein Mafia-Boss, wurde ermordet. Das sieht Mara als ihre Chance. Von ihrem Chef und den anderen Kollegen erhält sie keine Hilfe.
Es gibt weitere Opfer, aber Klimmt sieht keinen Zusammenhang zum Karevic-Fall. Die Opfer scheinen zunächst wahllos ausgesucht zu sein, sie kommen aus unterschiedlichen Milieus.
Als Mara der Fall weggenommen wird, ist sie wütend. Sie ermittelt auf eigene Faust weiter und findet interessante Zusammenhänge heraus. Außerdem kann sie durch ihre Gespräche mit sehr vielen Leuten ihren Kollegen Tipps in anderen Fällen geben, die sehr hilfreich sind.

Die Geschichte wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Zum einen gibt es die Mordserie, dann eine Einbruchserie und die Handlungen um Carlos Bork, dem Polizeispitzel. Außerdem gibt es mehrere Personengruppen, von denen man nicht immer weiß, zu wem diese gehören. Gewalttätig sind sie alle. Die Erzählung aus den unterschiedlichen Perspektiven macht das Geschehen noch spannender.

Die Charaktere sind bildhaft beschrieben und man kann sie sich gut vorstellen. Mara mit ihren schwarzen Klamotten wird hinter ihrem Rücken „Krähe“ genannt und ihr Kollege Rosen ist mit seiner defensiven Art auch keine Hilfe für Mara. Er bezeichnet sich selbst als halbherzig und inkonsequent. Mara ist eher eine Einzelkämpferin, was sicher auch daran liegt, dass sie nicht auf ihren Chef und ihre Kollegen zählen kann. Mara hängt sich richtig rein in den Fall bzw. die Fälle. Sie ist bewundernswert geduldig und hartnäckig.
Klimmt ist ein unsympathischer Mensch und als Chef nicht zumutbar. Sein Umgang mit Menschen, speziell mit Mara, ist furchtbar.
Carlos Bork fand ich auch sehr interessant. Er bewegt sich unauffällig im Schatten, verkehrt mit den unterschiedlichsten Gruppierungen, gerät auch mal zwischen die Fronten und lässt sich nicht in die Karten schauen.

Die Lösung des Falles war dann doch überraschend. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Es ist von Anfang an und durchgehend ein sehr spannendes Buch, gute geschrieben und zügig lesbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 28.01.2019

Der große Boss verschwindet

Executive
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Tilman Bullreitner ist der Besitzer des Hotels Topelmühle, welches er für Seminare zur Verfügung stellt. Ein Hotelgast ist verschwunden, der sehr unbeliebte Unternehmer Konrad Maierling. Sein Unternehmen ...

Tilman Bullreitner ist der Besitzer des Hotels Topelmühle, welches er für Seminare zur Verfügung stellt. Ein Hotelgast ist verschwunden, der sehr unbeliebte Unternehmer Konrad Maierling. Sein Unternehmen ist zu einem Seminar im Hotel, welches seine Geliebte, Birgit Zirkowski leitet.
Es gibt einen Sprung ein paar Tage zurück, als alle zum Seminar anreisen, auch noch der Herr Maierling, der es sich auch mit dem Hotelpersonal verscherzt. Til hat ein persönliches Interesse, Maierling zu schaden. Er hat gute Beziehungen zu vielen Leuten, bei denen er Informationen einholen oder Nachforschungen anstellen lassen kann und seine Fallen auslegt.
Es gibt so einige Parteien, die etwas gegen Maierling haben. Er ist ein cholerischer, unsensibler, einfach ein böser Mensch. Eigentliche möchte ihn seine Belegschaft und auch seine Familie aus dem Weg haben.
Neben seiner Tochter Anja hat Maierling noch zwei Söhne und eine Ex-Frau. Es gibt, auch wieder in der Vergangenheit und Zukunft, Abschnitte aus Anja’s Sicht erzählt.
Auch sie und ihre Mutter intrigieren gegen Maierling.

Til ist mir sehr sympathisch. Er ist bestimmt kein Unschuldslamm, was ihn aber noch interessanter macht. Er ist ein intelligenter Mensch und ein sehr großzügiger Chef. Nebenbei noch ziemlich reich. Das Hotel betreibt er nur als Hobby.
Den alten Fridolin sollte man auch nicht unterschätzen. Im ersten Moment wirkt er vielleicht etwas deppert, aber er ist ein gewieftes Schlitzohr und fast schon ein Orakel.

Mit den Zeitsprüngen hatte ich anfangs einige Probleme, aber da die Kapitel mit den einzelnen Tagen und Uhrzeiten überschrieben waren, ging es dann relativ gut.
Die Geschichte ist teilweise im Dialekt geschrieben, was aber trotzdem gut zu verstehen ist.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist kein typischer blutrünstiger Krimi, es gibt nicht einmal wirklich eine Leiche. Aber es ist spannend geschrieben und lässt sich gut und flüssig lesen.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Sehr spannend

Totwasser
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Totwasser von Julia Hofelich hat 289 Seiten auf meinem Reader, die in 42 Kapitel aufgeteilt sind.
Dr. Linn Geller arbeitet nach einem schweren Unfall wieder als Anwältin in einer eigenen kleinen Kanzlei ...

Totwasser von Julia Hofelich hat 289 Seiten auf meinem Reader, die in 42 Kapitel aufgeteilt sind.
Dr. Linn Geller arbeitet nach einem schweren Unfall wieder als Anwältin in einer eigenen kleinen Kanzlei zusammen mit ihrem Kollegen Götz.
Als der bekannte Serien-Schauspieler Nico Benten verschwindet und seine Frau Grace Riccardi den Mord gesteht, soll Linn die Pflichtverteidigung übernehmen. Darüber ist sie sehr verwundert, weil sie eigentlich im Zivilrecht tätig ist. Aber dann erfährt sie, dass ihr der Oberstaatsanwalt Faber das eingebrockt hat. Er kann Linn nicht leiden und hofft, dass sie jämmerlich versagt und das bei einem Fall von solch öffentlichem Interesse.
Für Linn ist es zunächst nicht einfach, denn Grace spricht nicht mit ihr und von Faber bekommt sie nicht alle Informationen. Sie muss also selbst genauer recherchieren, fliegt auch nach Padstow, wo Benten's Serie gedreht wurde, und findet Interessantes heraus. Bei ihren Ermittlungen trifft sie auch auf den englischen Polizisten Harris, den sie sehr attraktiv findet. Ein gemeinsames Abendessen endet im Moor.
Die Beweissammlung für ihre Mandantin gestaltet sich schwierig, sie erhält viel Ablehnung und sogar Drohungen. Zurück in Stuttgart muss sie auch ganz plötzlich um ihre Kanzlei bangen, die erst einige Wochen besteht.
Das Buch ist sehr gut geschrieben, lässt sich flüssig lesen und ist von Beginn an durchgehend spannend.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich. Lynn hat sich noch nicht mit ihren Narben abgefunden. Aber es ist bewundernswert, mit welcher Hartnäckigkeit und gegen jeden Widerstand sie die Verteidigung ihrer Mandantin übernimmt, auch als sie selbst in Gefahr ist.
Der Fall ist sehr vielschichtig, es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, die nicht immer positiv für Lynn's Seite sind. Sie muss bis in die Vergangenheit gehen, um den Fall zu lösen. Ihren Kanzleikollegen Götz konnte ich zwischendurch nicht richtig einordnen, aber das hat sich dann auch geklärt und er ist ein echter Freund. Und der englische DCI ist Lynn nicht nur einmal sehr behilflich und es könnte sich zwischen den beiden mehr entwickeln, falls es weiter Bücher um sie geben sollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Stimmung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2018

Mord im Grenzgebiet

Treibts zua!
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Treibts zua! von Brandstätter und Wenger vom emons Verlag hat 255 Seiten, die nach dem Prolog in 7 Tage von Montag bis Sonntag aufgeteilt sind.
Der Einstieg in das Buch war schon urkomisch. Eine Leiche ...

Treibts zua! von Brandstätter und Wenger vom emons Verlag hat 255 Seiten, die nach dem Prolog in 7 Tage von Montag bis Sonntag aufgeteilt sind.
Der Einstieg in das Buch war schon urkomisch. Eine Leiche wird über die Landesgrenze hin und her geschoben, nur um nicht selbst zuständig zu sein. Das hab ich auch noch nicht gelesen. Hat den Ermittlern aber nicht geholfen, denn es gibt noch weitere Tote auf beiden Seiten.
Lilly aus Bayern und Huber aus Salzburg arbeiten notgedrungen zusammen. Zu Hubert's Leidwesen ist Lilly eine Zugewanderte aus Hamburg und alleinerziehende Mutter. Was alles gegen sein Frauenbild spricht. Die beiden sind sich anfangs nicht grün.
Die beiden ersten Toten sind eine Obdachlose und ein junger Rom. Die Befragten in den unterschiedlichsten Millieus sprechen ganz aufgebracht vom Teufel. Lilly und Huber tappen lange im Dunkeln. Bei allen Opfern wurde ein Medaillon zurückgelassen, deren Zeichen lange Rätsel aufgaben, ehe sie auf Karl den Großen stoßen und dass da wer nach seinem Karolus mordet, seinem offiziellen Signum.
Zwischendurch gibt es kurze Einschübe aus Sicht des Mörders. Der ist für mich bis zum Ende unbekannt geblieben und war schon eine Überraschung.
Mir hat das Buch sehr gefallen. Die Handlung war spannend. Die Dialoge zwischen Lilly und Huber fand ich wirklich sehr amüsant. Die beiden sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die sich aber im Laufe des Falles gut zusammengerauft haben. Näher wurde noch die Wahrsagerin Annemarie Mühlbauer beschrieben, die Lilly auf eine Spur bringt und später noch eine wichtige Rolle spielt.
Lilly‘s bayrischer Kollege Martin erscheint mir etwas faul zu sein. Immer ruft er Lilly an, wenn ein Toter gefunden wurde, obwohl er weiß, dass sie zwei kleine Kinder hat und es für sie schwierig ist, plötzlich weg zu müssen. Aber am Ende ist er doch noch zu gebrauchen und es wird recht dramatisch.
Es war eine gute Mischung aus Spannung, Humor und Wiener Charme.