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Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Loslassen und Verschwinden

Nie mehr Nacht
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Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (22. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030576
Preis: 10,99 €

Vom Loslassen und Verschwinden

Inhalt:
Markus Lee ist Zeichner. ...

Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (22. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030576
Preis: 10,99 €

Vom Loslassen und Verschwinden

Inhalt:

Markus Lee ist Zeichner. Er soll für eine Zeitschrift vier Brücken in der Normandie zeichnen, die 1944 wichtig für die Aliierten waren. Zur selben Zeit will auch Jesse, Markus’ fünfzehnjähriger Neffe, in die Normandie, weil die Familie seines besten Freundes dort Urlaub macht. Markus’ Schwester, Jesses Mutter Ira, hat sich wenige Monate zuvor das Leben genommen. Markus nutzt die Gelegenheit, eine Beziehung zu Jesse, mit dem er bisher nicht viel zu tun hatte, aufzubauen. Doch der Schmerz über den Verlust seiner geliebten Schwester scheint Markus zu übermannen.

Meine Meinung:
„Nie mehr Nacht“ ist ein leises Buch, das eine enorme Melancholie verströmt. Es besticht durch eine schöne Sprache, die zuweilen leicht poetisch wirkt, dann wieder eher nüchtern, wodurch Mirko Bonné so viel ausdrückt. Die bedrückende Stimmung könnte einen als Leser herunterziehen, wenn da nicht dieser unterschwellige, ganz sachte Humor wäre. Obwohl der 47-jährige Markus in der Ich-Form erzählt, betrachtet man das Geschehen doch relativ distanziert. Und man kann ob der hanebüchenen Verhaltensweisen von Markus oft nur schmunzeln und den Kopf schütteln.

Es ist erschreckend, wie Markus sich entwickelt. Der Verlust der Schwester macht ihm mehr zu schaffen als jedem anderen Mitglied seiner Familie. Die beiden hatten eine besonders enge Verbindung. Fast unmerklich begibt Markus sich immer näher an den Abgrund. Er lässt nach und nach alles los, seine Besitztümer, seine Ziele … Er will verschwinden, genauso wie Ira für ihn verschwunden ist. Menschen, die ihm helfen wollen, stößt er zurück und lässt sie nicht an sich heran.

Dieser Roman ist nicht besonders actionreich, und auch große Überraschungen braucht man nicht zu erwarten. Aber die Handlung wird stetig fortgeführt, eins kommt zum anderen, alles wirkt in sich logisch. Der Tod ist allgegenwärtig, nicht nur Iras Tod, sondern durch die zu zeichnenden Brücken auch der Tod vieler Soldaten während des Zweiten Weltkriegs. Immer wieder kommt Bonné darauf zurück. Hier gab es für meinen Geschmack aber zu viele Wiederholungen.

Fazit:
„Nie mehr Nacht“ ist ein anspruchsvoller Roman, der viel Raum zum Nachdenken gibt. Er ist in einer schönen Sprache verfasst, die gehoben ist, sich aber trotzdem leicht lesen lässt. Ich kann dem Urteil der Jury des Deutschen Buchpreises 2013 nur zustimmen: „Der Glücksfall eines schwebend leichten Romans von großer Tiefe.“

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rückblick auf eine besondere Liebe und ein ungewöhnliches Leben

Das Geheimnis der Queenie Hennessy
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Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030699
Originaltitel: The Love Song of Miss Queenie Hennessy
Preis: 9,99 €

Rückblick ...

Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030699
Originaltitel: The Love Song of Miss Queenie Hennessy
Preis: 9,99 €

Rückblick auf eine besondere Liebe und ein ungewöhnliches Leben

Als Hardcover-Ausgabe erschien das Buch 2014 unter dem Titel „Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry“ mit dem Untertitel „Das Geheimnis der Queenie Hennessy“. Bei der Taschenbuch-Ausgabe wurden nun quasi Haupt- und Untertitel einfach vertauscht, warum auch immer.

Vom Verlag wird dieses Buch als Nachfolgeband zu „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ bezeichnet. In gewisser Weise ist es das auch. Man muss das erste Buch aber nicht kennen, um das zweite zu verstehen.

Ich habe die Pilgerreise vor drei Jahren gelesen und kann mich kaum noch erinnern. Nur so viel: Harold bekommt einen Brief von seiner ehemaligen Kollegin, in dem sie sich von ihm verabschiedet, da sie todkrank ist. Spontan macht Harold Fry sich zu Fuß auf den Weg quer durch ganz England, um Queenie Hennessy noch einmal zu sehen. Dabei erlebt er die wunderbarsten Dinge. Und er schickt Queenie eine Botschaft, in der er sie bittet, auf ihn zu warten. Genau dies wird hier im zweiten Buch auch noch einmal wiederholt.

Während sich die Pilgerreise ganz um Harold Fry drehte, lesen wir nun, was Queenie Hennessy eigentlich mit Harold Fry verbindet, außer dass sie in derselben Firma gearbeitet haben. Queenie war damals in Harold verliebt und liebt ihn bis heute. Sie hat ihm nie etwas davon gesagt, denn Harold ist verheiratet und hat einen Sohn. Obwohl Queenie sich eigentlich damit begnügen wollte, Harold aus der Entfernung zu lieben, machte ihr das Leben einen Strich durch die Rechnung und konfrontierte sie mit Komplikationen.

Während Queenie nun im Hospiz auf Harold wartet, schreibt sie ihm einen langen Brief, in dem sie ihm ihre Gefühle darlegt, in dem sie ein Geständnis macht und ihre Schuld bekennt. Ein Leben lang hat sie sich damit gequält, nun schreibt sie sich alles von der Seele. Nebenbei erzählt sie auch von den anderen Hospiz-Patienten, von den Nonnen und den Betreuern. Mit einer genauen Beobachtungsgabe und viel Einfühlungsvermögen werden die Charaktere zum Leben erweckt. Viele der Patienten begleiten wir, bis der Bestatter sie abholt. So ist die Geschichte einerseits immer wieder sehr traurig, auf der anderen Seite gibt sie aber auch Hoffnung. Besonders schön fand ich die folgende Aussage:

Der Himmel und die Sonne sind immer da. Was kommt und geht, sind die Wolken. (S. 199)

Eigentlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Allerdings war es mir an manchen Stellen zu langatmig. Auch gab es immer wieder Wiederholungen, die nicht nötig gewesen wären.

Der Schluss brachte eine überraschende Wende, was ich toll fand, auch wenn es mir nicht ganz logisch erschien.

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine skurrile und surreale Geschichte

Wunderlich fährt nach Norden
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Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (23. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030378
Preis: 9,99 €

Eine skurrile und surreale Geschichte

Inhalt:
Wunderlich ist 43 ...

Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (23. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030378
Preis: 9,99 €

Eine skurrile und surreale Geschichte

Inhalt:

Wunderlich ist 43 Jahre alt, geschieden, und nun verlässt ihn auch seine neue Liebe, Marie, gleich auf der ersten Seite. Etwas hilflos bleibt Wunderlich zurück. Da meldet sich sein Handy zu Wort. „Guck nach vorn.“, schreibt ihm Anonym. Und das wird nicht die einzige Botschaft eines schier allwissenden Wesens bleiben. So kommt es, dass Wunderlich sich in den Zug setzt und eine Reise in den Norden antritt. Dabei begegnet er einigen Menschen, die er schätzen lernt, obwohl oder weil sie sich in besonderer Weise von der Masse abheben. Wunderlich wird verändert von seiner Reise zurückkehren.

Meine Meinung:
Mir hat der Schreibstil von Marion Brasch sehr gut gefallen. Er wirkt frisch und ehrlich. Er lässt Wunderlich als einen einfachen, aber freundlichen Mann erscheinen. Mir waren der Protagonist und auch die meisten anderen Charaktere recht sympathisch. Viele Menschen, mit denen Wunderlich auf seiner Reise zu tun bekommt, sind etwas ganz Besonderes. Alle tragen ihr Päckchen mit sich herum und jeder hat seine eigene Art, sein Leben zu handhaben. Im Gegensatz zu Wunderlich brüten sie aber weniger über der Zukunft – sie leben im Hier und Jetzt. Das ist etwas, was auch Wunderlich guttun würde und was er von ihnen lernen kann.

Der Roman hat eine humorvolle Note, die sich unter anderem in der Kommunikation zwischen Wunderlich und Anonym äußert, aber auch über manch anderen Dialog kann man schmunzeln. Mit der surrealen Komponente kam ich dagegen nicht so gut zurecht. Mal sind Personen da, dann wieder nicht. Manche kann nur Wunderlich sehen, aber die anderen nicht. Dazu das kommunizierende Handy. Es ist verwirrend, und ich bin mir nicht sicher, was mir die Autorin damit sagen will. Es macht Spaß, das zu lesen, ist etwas Neues, Besonderes. Aber am Ende hat es mich etwas unbefriedigt zurückgelassen, da es keinen Erklärungsversuch gibt.

Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen, runde daher wohlwollend auf 4 auf.

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Geflecht von Lügen und eine dramatische Entwicklung

Bittere Lügen
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Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (10. Dezember 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596197361
Originaltitel: The Boy That Never Was
Preis: 9,99 €

Ein Geflecht von Lügen ...

Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (10. Dezember 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596197361
Originaltitel: The Boy That Never Was
Preis: 9,99 €

Ein Geflecht von Lügen und eine dramatische Entwicklung

Inhalt:

Harry und Robin leben mit ihrem dreijährigen Sohn Dillon in Tanger, Marokko. Das kleine Familienglück liegt in Scherben, als ihr Haus bei einem Erdbeben einstürzt. Der schlafende Dillon war allein im Haus, seine Leiche konnte jedoch nie geborgen werden. Die Eltern versuchen in ihrer Heimat Dublin einen Neuanfang. Doch Harry leidet sehr unter dem Verlust seines Kindes und kann sich mit dessen Tod nicht abfinden. Fünf Jahre später meint er, in Dublin Dillon zu sehen. Weder Polizei noch Robin nehmen ihn ernst.

Meine Meinung:
Größtenteils erleben wir die Geschichte aus zwei Perspektiven, nämlich der von Harry und der von Robin, die sich kapitelweise abwechseln. Am Ende kommt auch noch eine dritte Person zu Wort, die eine wichtige Rolle spielt, was dem Leser aber erst dann bewusst wird.

Hinter dem Pseudonym Karen Perry verbirgt sich das Autorenduo Karen Gillece und Paul Perry. Zusammen haben sie es geschafft, sowohl die weibliche als auch die männliche Sicht- und Verhaltensweisen plausibel darzustellen. Denn Harry und Robin gehen mit derselben Situation ganz anders um. Die Autoren wecken beim Leser Verständnis für beide.

Anfangs fand ich den Roman zwar ganz interessant, aber etwas langatmig. Die Einführung der Protagonisten und des Plots war mir einerseits zu ausschweifend, andererseits aber nicht tiefgründig genug. Statt oberflächlicher Beschreibungen hätte ich mir gewünscht, dass die Autoren etwas mehr in die Tiefe gehen. Auch mehr Emotionen hätten angesichts der Thematik nicht geschadet.

In der zweiten Romanhälfte nimmt die Handlung aber definitiv an Fahrt auf. Hier passiert so viel. Es kommen immer mehr Lügen ans Licht, sodass man schon bald das Gefühl bekommt, dass das einfach nicht mehr gutgehen kann, dass man auf eine Katastrophe zusteuert. Das hat mir richtig gut gefallen, wie sich das so nach und nach für den Leser entwickelt. Es wird immer spannender. Man bekommt immer mehr Einblicke in die Abgründe der menschlichen Psyche. Und auch wenn man das Verhalten der ein oder anderen Person als falsch empfindet, kann man doch nachvollziehen, warum so gehandelt wird, je mehr sich das Geflecht der Lügen zusammenzieht.

Fazit:
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte mich „Bittere Lügen“ schließlich doch stark fesseln und für sich einnehmen. Ein Spannungsroman, der den größten Albtraum aller Eltern beschreibt.

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Weihnachten – das Fest der Liebe und der Abrechnung

Alle unter eine Tanne
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Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030323
Preis: 9,99 €

Weihnachten – das Fest der Liebe und der Abrechnung

Inhalt:
Elli ...

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596030323
Preis: 9,99 €

Weihnachten – das Fest der Liebe und der Abrechnung

Inhalt:

Elli und Robert sind seit drei Jahren geschieden, haben sich aber nicht getraut, es ihren erwachsenen Kindern zu sagen. Jedes Jahr, wenn sich die ganze Familie an Weihnachten im Elternhaus trifft, wird Ellis Freund Micha ausquartiert und Robert zieht für zwei Tage wieder ein. Doch dieses Jahr will Chrissi, Roberts Freundin, das Spiel nicht mehr mitmachen. Sie verlangt, dass die Kinder endlich die Wahrheit erfahren und reiner Tisch gemacht wird. Die Katastrophe ist vorprogrammiert …

Meine Meinung:
„Alle unter eine Tanne“ ist Lo Malinkes Debütroman. Er schreibt sonst Kolumnen und Drehbücher. Und auch dieses Buch kann ich mir wunderbar als Verfilmung (die bereits 2014 verwirklicht wurde) vorstellen, die ich gerne in der Weihnachtszeit anschauen würde. Es ist eine herrliche Komödie, in der jeder sich ein Stück weit wiederfinden kann.

Der Autor wartet mit grotesken Situationen auf, die einem immer wieder ein Schmunzeln entlocken. Auch kommen immer mehr Geheimnisse der Familienmitglieder ans Tageslicht, was sowohl beim Leser als auch bei den Angehörigen überraschte Gesichter hervorruft. Dabei ist alles in einem locker-humorvollen Ton geschrieben, sodass das Lesen viel Spaß macht. Auch wenn es hier zu einem katastrophalen Heiligabend kommt, der schließlich im absoluten Chaos endet, ist doch über allem die Liebe zu spüren und eine versöhnliche Note enthalten. Man kann als Leser das Buch schließlich ganz zufrieden weglegen.

Manche Stellen hätte ich mir etwas gestraffter gewünscht bzw. mit etwas mehr Pepp, aber im Großen und Ganzen ist „Alle unter eine Tanne“ ein wirklich gelungenes Debüt.

★★★★☆